Sonntag, 29. September 2013

Coney Hatch - Four

Band: Coney Hatch
Album: Four
Spielzeit: 48:17 min.
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 27.09.2013
Homepage: www.coneyhatch.com

WERTUNG: 8 von 10

Tracklist:

1. Blown Away
2. Boys Club
3. Down & Dirty
4. Do It Again
5. Connected
6. Revive
7. We Want More
8. The Devil U Know
9. Marseilles
10. Keep Driving
11. Holding On

Genau das ist der Stoff, der mir immer die Tränen in die Augen treibt und mich als Weichlappen enttarnen lässt. Eine erfolgreiche Band löst sich nach nur 3 starken Studioalben auf, der ehemalige Sänger wird in einem schweren Autounfall verwickelt und fällt ins Koma, während der langwierigen Genesungsphase äußern seine ehemaligen Mitstreiter die Hoffnung, dass sie sich irgendwann reformieren ... irgendwann erinnert sich, der wieder gesunde Vocalist, man reformiert sich und legt 2011, auf dem englischen Firefest Festival, einen viel umjubelten Gig in Originalbesetzung (!!) hin und zwei Jahre später erscheint das lang erwartete Studiolebenszeichen in Form eines neuen Albums.

Nein, das ist keine Film - Story, sondern die unglaubliche Bandvergangenheit der ehemaligen Ahorn Melodic Rock Vorzeigeformation und "Torontos loudest band" CONEY HATCH!! 28 Jahre nach der Veröffentlichung "Friction" (1985) melden sich die Kanadier zurück und präsentieren sich auf "Four" in bester kompositorischer und musikalischer Verfassung!! So richtig Melodic Rock bekommt man inzwischen nicht mehr geboten, denn die Herren fokussieren sich mehr auf Material, dass dem klassischen Hard Rock Lager zuzuschreiben ist. Die neuen Kompositionen sind frisch, recht riffig, erdig orientiert und lassen auch so manchen Exkurs in die Vergangenheit zu, der aber nicht kontinuierlich verfolgt wird. Es wird eher zur Anreicherung, des zumeist kräftigen Rock Futters, verwendet.
Die Band besteht aus:
- Carl Dixon - Gesang und Gitarre
- Steve Shelski - Gitarre
- Andy Curran - Bass und Gesang
- Dave Ketchum - Schlagzeug

Die Vergangenheit hat die Musiker sehr geprägt und dies wirkt sich auch auf den Bandsound aus. CONEY HATCH klingen bissig, rotzig und rockig wie noch nie! Leadgitarrist Shelski feuert gnadenlose Riffs ab, die teilweise schon fast AC/DC - würdig sind, und hinterlässt auch, wenn es melodischer zugeht, einen saustarken Eindruck. Carl Dixon ist stimmlich bestens aufgelegt und mimt den harten Rocker genau so gut wie den souveränen Melodic Rock Sänger. Ab und an erinnert mich seine Gesangsperformance an die von Joe Elliot. Curran und Ketchum bilden eine Rhythmus - Maschinerie, die fest verankert ist und präzise und kernig aufspielt.

"Four" ist fast ausschließlich auf einem Hard Rock Fundament basierend komponiert worden und überrascht durch ihre Vielseitigkeit. Egal ob es den harten, rifflastigen Rock'n'Roll gibt, poppige Versatzstücke verarbeitet werden und / oder melodische Rocknummern sind, die Kompositionen sind stark arrangiert und einen kompositorischen Fehltritt gibt es nicht zu verzeichnen. Und das unterscheidet die vier Protagonisten gegenüber, den unzähligen Möchtegern - Bands, aus und zeigt ihre Klasse! 

Gleich der Opener "Blown Away", ist eine erstklassige Riff - Granate und rockt richtig kräftig. Im Gesang und Refrain schlägt sich die eigene Vergangenheit nieder und die daraus resultierende Mischung aus erdig und melodiös trifft den Geschmacksnerv auf den Punkt genau. Starker Beginn! Dieser wird auch beim rotzigen "Boys Club", welches etwas schleppender dargeboten wird, getroffen. Immer wieder fällt mir die unwahrscheinliche Spontanität und Frische auf, mit der sich die Formation durch die Titel spielt. "Do It Again" ist ein klassischer Hard Rocker, dessen Melodie ab und an, mit leichten Pop - Versatzstücken, liebäugelt. Diese nehmen aber keine überhand und so kann man auch dem Song attestieren, ein außerordentlich gelungener Track zu sein ;-). Danach folgt der Ohrwurm und, für mich persönlich, beste Song auf "Four". "Connected" sprüht vor Energie, einem coolen harten Gitarrenspiel, einem sehr starken Gesangspart, mit unwiderstehlichen Refrain, und erinnert mich an eine Mischung aus gemäßigten AC/DC und DEF LEPPARD. Beim Hören des Titels fühle ich mich mal so richtig wohl!! Anschließend geht es das erste Mal in Richtung Melodic Rock. "Revive" ist ein sehr eingängiger Song, mit einer tollen Melodie, welche zum Mitwippen und -summen einlädt. Geht auch heftigst schwer aus dem Gehörgang ... echt klasse! Bei "We Want More" bröckelt der Putz von der Decke! Ein wummernder Bass, auf die Felle wird heftig eingeschlagen und auch Gitarren bzw. Gesang werden, mit einer für CONEY HATCH ungewohnten Aggressivität, intoniert. Ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich mit dem Kopf mitwippe. Im Kontrast dazu steht der melodiöse Refrain. Die Nummer ist sehr abwechslungsreich und vor allem gut ausgefallen. Beim rotzigen "Marseilles" flirtet man wieder ein bisschen mehr mit dem Sound der Australier und zeigt, dass die heutigen CONEY HATCH so viel Hard Rock sind, wie sie nie waren und die musikalische Ausrichtung steht der Band wahnsinnig gut zu Gesicht!!!

"Four" ist eine wirklich runde Sache geworden, macht unwahrscheinlich viel Spaß und dürfte Altfans und den geneigten Hörer des klassisch ausgerichteten, harten Rocks einfach sehr gut schmecken!!

Mir gefällt das rockige Comeback einfach gewaltig gut und hoffe, dass uns diese kanadische Band, in so einer erstklassigen Form, noch lange erhalten bleibt!

Absolute HÖR- und KAUFEMPFEHLUNG!!

Ich halte 8 ganz fette Punkte für wirklich als angemessen!

Götz

Jesse Damon - Temptation In The Garden Of Eve

Band: Jesse Damon 
Album: Temptation In The Garden Of Eve
Spielzeit: 51:15 min.
Plattenfirma: AOR Heaven
Veröffentlichung: 27.09.2013
Homepage: www.jessedamon.com

WERTUNG: 7 von 10

Tracklist:
 
1. Garden Of Eve
2. Black Widow
3. Save The World
4. I Need You Forever
5. Save Me
6. A Chance For Us
7. Let It Rock
8. Angel In The Starlight
9. Hold On
10. Little Angel
11. Wishing Well

Der Kollege Martin und ich sind, in musikalischer Hinsicht, sehr oft einer Meinung und auch bezüglich das der Melodic Rock Markt monatlich überschwemmt wird, gehen wir konform. Da muss man als Band / Artist schon etwas besonders bieten, um die Aufmerksamkeit des geneigten MR Fans zu gewinnen. Dies hat sich der SILENT RAGE Sänger und Gitarrist zu Herzen genommen und erfolgreich (???) umgesetzt. Meine hat er auf jeden Fall und sogar die meiner Freundin, die mit Hard Rock bzw. meinem Musikgeschmack nicht immer zurechtkommt!!! Danke Jesse, MANN ... was haben wir uns gefreut, vor Entzücken gejauchzt und gelacht, als wir dieses höchst peinliche und dilettantische Coverartwork erblickt haben. Man sollte Photoshop nicht einfach so auf den Markt schmeißen, sondern vorher intensiv prüfen, wer was damit vorhat, dann könnte uns so Kunstwerke erspart bleiben!

Also bei der Verpackungs-technischen Gestaltung hat Band / Label schon einmal einen 1-A-Köpper in das Bullshit - Becken hingelegt und ich war sehr gespannt, was der blonde Sänger / Gitarrist + prominenten Anhang, musikalisch zu bieten hat. Die Darbietung ist überhaupt nicht zu verachten und steht im krassen Gegensatz zur Frontgestaltung der Hülle. Jesse und Band bieten U.S. amerikanischen Melodic Rock, welcher mal kernig und mal mit einem starken kommerziellen Hauch dargeboten wird. Natürlich schimmern immer wieder Vergleiche zu seiner Hauptband durch, aber das Material hat noch einiges mehr zu bieten. Besonders die Kollaboration mit dem Produzenten Paul Sabu (ONLY CHILD) hinterlässt ihre Spuren. Der singende Sohn des indischen Schauspielers Sabu hat in der Vergangenheit schon u. a. mit LEE AARON, DAVID BOWIE, THE NELSONS und LITTLE CEASAR gearbeitet bzw. Alben produziert und Damon und ihn verbindet die ehemalige Zusammenarbeit bei SILENT RAGE. Auf dem fünften Solowerk von JESSE DAMON spielte er Bass, sorgte für die Backings, agierte als Co-Songwriter und produzierte den Teller auch gleich. Komplettiert wird das Line-Up durch Keyboarder Eric Ragno (u. a. Ex - TALON und Ex - TAKARA) und Schlagzeuger Pete Newdeck, welcher schon bei EDEN'S CURSE die Felle verdrischt.
 

Sabu hat dem Silberling eine hervorragende Produktion verpasst, die des Öfteren an Endprodukte aus der Ära der Hochzeit erinnert, aber stets dem modernen Standard entspricht. Druckvoll, klar und nicht zu glattpoliert. Ich mochte Damon schon bei seinem Hauptarbeitgeber sehr gerne und seine rauchige, mich an einen gewissen Herrn Coverdale erinnernde, Stimme ist prädestiniert für diese Art von Rock. Hat ausdruck, kommt charismatisch rüber und passt wie die Faust auf das Auge! Der Produzent / Sänger beweist, dass er auch als Bassist eine gute Figur macht und sorgt, gemeinsam, mit dem Power - Drummer, für einen ordentlichen Rhythmus - Teppich. Ragno untermalt nicht nur mit seinem Keyboardspiel, sondern nutzt den großzügig gegebenen Freiraum vollkommen aus. Für mich wirkt es sogar ein bisschen zu überladen, was aber nicht dem Musiker zuzuschreiben ist, sondern am Songwriter - Gespann liegt.

Die Kollaboration Damon / Sabu geht, für meinen persönlichen Geschmack, nicht komplett auf. Paul setzt sich mit seinem teilweise melodischen und kommerziellen Hintergrund ein bisschen zu sehr ab und dominiert die Kompositionen etwas zu stark. Versteht mich bitte nicht falsch, denn die Songs sind wirklich nicht schlecht, und sobald Jesse federführend, als Songwriter, agierte, sind richtig tolle, kräftige Rocker herausgekommen!!! Die Arbeiten vom Bassisten sind mir einfach zu Keyboard orientiert und ich werde das Gefühl nicht los, dass diese auch an diesem Instrument entstanden sind.

"Temptation In The Garden Of Eve" beginnt mit dem coolen Rocker "Garden Of Eve". Die Band spielt schön geradeaus, mit einem angenehmen Härtegrad, und Gesang und Refrain gehen schön ins Ohr. Der Song kommt erfrischend aus den Boxen und verfügt über das Maß an catchiness, welches ein Melodic Rocker benötigt, um sich vom Allerwelts - Rock abzusetzen. "Black Widow" verfolgt generell die Marschrichtung weiter, wobei Ragno ganz klar im Vordergrund steht, was leider ein bisschen die Gitarren-/Songpower schmälert. Hätte man die Keys ein bisschen weiter zurückgenommen und dafür ein bisschen mehr Platz für das Gitarrengespann gegeben, wäre der Track zu den Highlights zu zählen. So bleit ein unterhaltender, solider Song. Da ändert das Solo des Gitarristen leider auch nichts dran. Streicher - Samples, überladene Tastentunes und ein Hauch von Pomp beweisen, dass sich Paul Sabu bei "Save The World" durchgesetzt hat. Für meinen Geschmack hätte er, sein Project ONLY CHILD, ruhig vor den Studiotüren lassen können! Etwas rockiger wird es bei "I Need You Forever". Jesse performed richtig stark, der Refrain sitzt wie eine 1 und die Band agiert frisch und druckvoll. Die Nummer gehört zweifelsohne zu den Highlights. HELL, YES ... so mag ich JESSE DAMON! "Save Me" ist ein melodiöser, schneller Kracher, der die Combo von ihrer energischen Seite zeigt. Der Drummer peitscht die Formation richtig schön und variantenreich nach vorne, Keys und Gitarre sind endlich wieder im Einklang und das Solo sitzt und macht Spaß!! Ich kriege den Refrain einfach nicht mehr aus dem Kopf! Klasse Song und definitiv mein Albumfavorit! Die Ernüchterung folgt sofort in Form von "A Chance For Us" und "Let It Rock" bei dem wieder einmal die typischen Trademarks des Produzenten, ausschlaggebend sind. Ok, aber mehr als das sind die Songs einfach nicht, es fehlt einfach an Drive und die Streicher - Samples / Keys verhindern, dass sich die ROCKBAND durchsetzt. Anschließend strauchelt JESSE DAMON ein wenig und rutscht zumeist ins Mittelmaß ab. Da können die Mitmusiker einfach nichts mehr rausreißen. Das Material ist einfach zu "auf Nummer sicher" arrangiert. Mit dem vorletzten Song "Little Angel" zeigt die Formation, dass sie durchaus auch anders kann. Sehr einfallsreiches Drumming, eine tolle Rhythmus - Instrumentierung und der Gesang, des Blondschopfes, begeistern.

Das fünfte Soloalbum ist streckenweise ein richtig gutes Hard Rock Album geworden und hätte, von mir, noch ganz locker einen Zähler mehr bekommen, wenn Sabu sich etwas mehr zurückgehalten und die restlichen Jungs mehr rocken lassen hätte. So zieht sich zu sehr sein Einfluss, wie ein roter Faden, durch den ganzen Silberteller. 

Sieht man von der optischen Unverschämtheit und den gerade genannten Umstand ab, bleibt die Empfehlung sich "Temptation In The Garden Of Eve" anzuhören. Es wird bestimmt so einigen Melodic Rock Fans gefallen!

Von mir gibt es 7 gute Punkte.

Götz

Montag, 23. September 2013

Hartmann - Out In The Cold + 1 (Re-Release)

Band: Hartmann
Album: Out In The Cold + 1 (Re-Release)
Spielzeit: 58:42 min.
Plattenfirma: Avenue Of Allies
Veröffentlichung: 20.09.2013
Homepage: www.oliverhartmann.com

WERTUNG: 9 von 10

Tracklist:

Alive Again
Out In The Cold
Brazen
The Same Again
I Will Carry On
What If I
How Long
The Journey
Who Do You Think That You Are
Listen To Your Heart
Can You Tell Me Where Love Has Gone
Into The Light
Rescue In My Arms 

Sobald ich den Bandnamen HARTMANN höre, geht mein Puls schlagartig in die Höhe, es bildet sich ein Kloß in meinem Hals und ich möchte mich einfach nur unter meiner Bettdecke verstecken! Denn ich muss jedes Mal an die bodenlose Gemeinheit und Ungerechtigkeit denken, die der Gruppe, um den hervorragenden Sänger Oliver Hartmann (u. a. Ex - AT VANCE und AVANTASIA), wiederfahren ist. Das (noch) aktuelle Album wurde im Rockingboy mit nur 6,5 Pünktchen bedacht und dem Rezensenten waren die Nummern einfach zu durchschnittlich! Hätte er doch noch einige Hördurchgänge mehr drangehängt, denn aus verlässlicher Quelle kann ich mitteilen, dass der Schreiberling die Scheibe inzwischen sehr gerne hört und sie, neben dem Debüt, für das stärkste Release aus dem Hause HARTMANN hält!

Tja, man muss auch mal Fehleinschätzungen eingestehen können und sein getroffenes Urteil revidieren können --- und dies mache ich JETZT
Ich hoffe das mich die Gewissensbisse jetzt nicht weiterhin plagen und die Band, meine damalige Einschätzung, mir nicht übel nimmt!

Oliver ist gerade von der AVANTASIA Tour zurückgekehrt, die Sammet und CO. über den ganzen Globus verteilt hat aufspielen lassen, und schon macht er sich, mit seinen Bandmembern gleich auf den Weg ins Studio um den Nachfolger, der von mir gescholtenen "Balance" Scheibe, einzuspielen. Bis zur Veröffentlichung des brandfrischen Materials hat die Combo gleich zwei zuckersüße Überbrückungs-Leckerlies veröffentlicht. Zu einem handelt es sich um die Re-Release des gigantischen Debüts "Out In The Cold" - die ich gerade rezensiere ;-) - und der VÖ der Best Of "The Best Is Yet To Come" (Besprechung folgt!).

Der Erstling erschien 2005 und wurde von in der Bandkonstellation Oliver Hartmann (Gesang, Gitarre und Keyboards), Armin Donderer (Bass) und Bodo Schopf (Schlagzeug) eingespielt. Musikalisch überraschte mich das Trio aber mal ganz enorm, denn mit der Ausrichtung habe ich, zur damaligen Zeit, wirklich nicht gerechnet. Ich kannte Hartmann, bis zu der Zeit, nur als klassischen Heavy Metal Sänger bei AT VANCE und hatte mit einer ähnlichen, musikalischen Marschrichtung gerechnet. Doch der Rüsselsheimer Sänger, Gitarrist und Songwriter zeigte sich von seiner melodischen Seite. "Out In The Cold" bietet / bot melodischen Hardrock / AOR der Extraklasse!

Neben dem ausdruckstarken Gesang Hartmanns - und den fantastischen Backing-/Refrain Chöre - und der tollen musikalischen Leistung seiner beiden Mitstreiter, überzeugen alle Titel durch ein enorm starkes Songwriting. Die Nummern besitzen ausgetüftelte Arrangements, hymnenhafte Melodiebögen, den nötigen Schuss an Ohrwurmqualität und ein ausgewogenes Verhältnis an Melodie und Härte. Alle Songs auf dem ersten Silberling sind großartige Melodic Rock Perlen ohne Kitsch, Schwulst oder gar austauschbaren Melodien und bieten bis heute ein Niveau, welches von sehr vielen Formation nie erreicht wurde bzw. werden kann - leider haben auch HARTMANN diese musikalische und kompositorische Glanztat nur ansatzweise wiederholen können.

Schon mit dem Opener "Alive Again" ist der Gruppe ein sehr starker Einstieg gelungen. Der Rocker verfügt über eine schöne Grundmelodie, die Gitarren sind mit genügend druck ausgestattet, die Keys untermalen verspielt und der Bandkopf klingt rauchig und einem kleinen bluesigen Unterton. Wer bei dieser Nummer nicht mitwippt, der mag auch keinen erstklassigen Hardrock ;-). Der Titeltrack ist eine Gänsehaut - Garantie. Die, mit einem Streicher - Sample unterlegte, Nummer ist eine sehr eingängige und vom Aufbau leicht dramaturgisch arrangierte Nummer, bei der Oliver's emotioneller und packender Gesang und die Chöre das i-Tüpfelchen sind. Dass die Herren auch bei der Auswahl einer Coverversion extrem guten Geschmack hatten / haben, beweist SKUNK ANANSIE's "Brazen". Der Alternative Rocker klingt in der hartmännischen Interpretation wirklich fein und fügt sich gut im Gesamtgefüge des Albums ein. Mit mächtig viel Pomp, Streichereinsätzen und einer einfühlsamen Melodie spielen sich die Herren durch die Halbballade "I Will Carry On". Der Song brennt sich ganz tief in die Gehirnrinde ein und lädt zum "angezündetes Feuerzeug in die Luft halten" ein. Bis heute - und daran wird auch die Zukunft nichts ändern - gehört "What If I" zu den besten Nummern, welche die Band je fabriziert hat. Der Song hat eine Ultraportion Drive, eine starke Gitarrenarbeit, bockstarken Backing - Vocals und reißt, von der ersten Sekunde an, einfach mit. Best, best und noch einmal best!! "How Long" eignet sich wunderbar zum Joggen - nicht das ich dies mache ... könnte ich mir aber gut vorstellen, dass die treibenden Percussions und der groovige Rhythmus einen Sportler antreiben könnten. Auch ohne Sport kann man die Nummer genießen! Fast so mitreißend wie "What If I" ist der "kleine" Hit "Listen To Your Heart" ausgefallen.

Mit "Out In The Cold" ist HARTMANN, zur damaligen Zeit schon ein Kracher gelungen, den ich heute gerne als Klassiker bezeichnen möchte. Nur tolle Melodien, Ohrwürmer und einen sensationell aufgelegten Sänger bekommt man, mit so einer riesigen Qualität, nur sehr selten geboten.

Wer das Debüt noch nicht im Regal stehen hat, sollte schnellstmöglich zugreifen! Beim Kauf von "Out In The Cold + 1" kann der Melodic Rock Anhänger einfach nichts falsch machen.

Für die Scheiblette gibt es keine Hör- und Kaufempfehlung , sondern: "Los, Ihr Rocker! Die Scheibe müsst Ihr haben!!"

Mensch, watt wäre et geil, wenn HARTMANN, mit dem neuen Album, noch einmal ein mächtiges Rockbrett nachlegen würden!!

An der Re-Release gibt es kein einziges Makel. Das macht mir die Bewertung extrem einfach! 

9 ultra-wohlverdiente und felsenfeste Punkte!!

Götz

Sonntag, 22. September 2013

The Theander Expression - Strange Nostalgia

Band: The Theander Expression
Album: Strange Nostalgia
Spielzeit: 45:09 min.
Plattenfirma: Avenue Of Allies
Veröffentlichung: 20.09.2013
Homepage: ./.

WERTUNG: 7,5 von 10

Tracklist:

Conception Of Life
Strange Nostalgia
Insanity Cell
Like A Chameleon
Sanguine
Feelings Of Luxury
Mr. Know-It-All
Masterpiece In The Dark
Meet Me There Tonight
Champagne Wishes And Caviar Dreams

Und wieder AOR / Melodic Rock Futter aus dem Hause des feinen Aveneue Of Allies Label, da macht mein Weichei - Herzchen wieder Luftsprünge. Der 27 jährige schwedische Studiomusiker und Projekt-Kopf / Namensgeber Andrée Theander scheint gegenüber zeitgemäßen musikalischen Strömungen extrem resistent zu sein. Anders kann ich mir die dargebotene Marschrichtung nicht erklären. THE THEANDER EXPRESSION spielen AOR / Westcoast wie er Mitte / Ende der '80er Jahre oft im Radio gespielt wurde und schotten sich gegenüber jeglichen modernen Einfluss, hermetisch ab.

Wie viele Genre - Kollegen haben die üblichen Helden, wohl einen sehr großen Eindruck auf Andrée gemacht. Hier ein bisschen TOTO, dort ein bisschen CHICAGO und dazu noch ein Schuss SURVIVOR etc., etc., etc. und fertig ist die ultramelodiöse und ohrwurmverdächtige Rocksuppe, welche einen sehr angenehmen Hörgenuss garantiert.
Bei der Auswahl seiner Mitmusiker bzw. Sänger hat der Schwede alles richtig gemacht. Göran Edman (u. a. YNGWIE MALMSTEEN) brauche ich wohl nicht mehr vorstellen und auch seine Vorliebe für reinrassigen AOR dürfte, spätestens seit dem Mitwirken bei den beiden großartigen CROSSFADE (SWE) Alben, kein Geheimnis mehr sein. Theander hat den Barden dazu bewogen, gleich vier Titeln, seine Stimme zu verleihen. Für den Gesang der verbleibenden 6 Nummern ist der eher unbekannte Christian Hedgren zuständig gewesen. Beide Herren liefern einen ausgezeichneten Job ab, wobei Edman die Nase vorne hat. Er ist halt durch und durch Profi mit extrem viel Erfahrung und diese hört man seiner Performance natürlich auch an. Der Reigen an kompetenter Studiounterstützung wird durch den Bassisten Linus Abrahamso, Keyboarder Michael Ottosson und Schlagzeuger Herman Furin ( u. a. FERGIE FREDERIKSEN und WORK OF ART) komplettiert. Des Weiteren heuerte Herr Theander Peter Gardener und Yiva Nilson, die für die Streicher - Segmente bei dem Track "Meet Me There Tonight" zuständig waren, an.

"Strange Nostalgia" dürfte Liebhabern des gemäßigten AOR / Westcoast Sounds besonders gut gefallen, denn Andrée fokussiert sich besonders auf eine sanftere Gangart und hat sich beim Komponieren sehr viel Mühe gegeben, diesem Klientel, eine abwechslungsreiche und qualitativ hochwertige Mischung zu servieren. Und das ist dem Skandinavier auch gut gelungen!

Zu den Nummern, die aus dem grundsoliden Gesamtwerk herausstechen gehört:
- der flotte Opener "Conception Of Life". Die Profis gehen mit einer sehr sympathischen Spritzigkeit und Spontanität ans Werk. Theander und Ottosson ergänzen sich sehr gut und keines der beiden Instrumente, versucht das andere zu übertrumpfen. Sehr ausgewogen und gleichberechtigt musizieren die beiden Herren bei dieser Nummer. Auch Hedgren's kräftige und klare Stimme kann einen positiven Eindruck hinterlassen. Schöne, stimmungsfördernde Nummer, die Spaß macht!

- Edman schwingt das Mikro bei dem absoluten Albumhighlight "Sanguine". Und wie geil er das macht! Der druckvolle Rocker ist Göran auf den Leib geschrieben. Auch der Gitarrist glänzt durch ein vielseitiges Spiel. Der Song besitzt einen guten Spannungsbogen, eine geschickte Einflechtung eines ruhigen Parts um anschließend, eingeleitet durch ein Gitarrensolo, wieder durchzustarten. Die Nummer ist kompakt, gut komponiert und musikalisch grandios intoniert ... mehr braucht ein erstklassiger MR Titel nicht!

- Der Midtempo Rocker "Mr. Know-It-All ist ein Ohrwurm der Extraklasse und erinnert mich an eine Mischung aus FOREIGNER und TOTO. Christian Hedgren und Andrée stechen heraus und überzeugen mit ihren Performances. Guter, eingängiger Rocker.

- Das weiter oben schon genannte "Meet Me There Tonight". Dabei handelt es sich um eine sehr schöne, mit Streicher unterlegte Ballade und einer sehr hörenswerten Percussionarbeit. Hier agieren die Musiker mit sehr viel Gefühl für Details und man sollte sich den Track des Öfteren anhören, um seine Vielseitigkeit wirklich wahrzunehmen. Weitaus mehr als nur eine Lalala - Kuschel Rock Nummer. Spitze!!!

Das Debüt hat wirklich so einige nostalgische Momente und ist  sehr stark in den '80er Jahre verwurzelt. Mich stört es keineswegs, denn die Nummern sind hörenswert, die Instrumentalisierung auf einem hohen Niveau und zwei gute Stimmen veredeln die Songs. Was braucht ein Melodic Rock Liebhaber mehr um einige schöne Hörstunden zu genießen?

Ich vergebe 7,5 plüschige und sanfte Punkte.

Götz

Flying Colors - Live In Europe



Band : Flying Colors
DVD : Live In Europe
Spielzeit : 110 + 45 Min.
Veröffentlichung : 14.10.2013
Plattenfirma : Mascot / Music Theories 
Homepage : www.flyingcolorsmusic.com

Wertung : 10 von 10

Trackliste :


  1. Blue Ocean
  2. Shoulda Coulda Woulda
  3. Love Is What I'm Waiting For
  4. Can't Find A Way
  5. The Storm
  6. Odyssey
  7. Forever In A Daze
  8. Hallelujah
  9. Better Than Walking Away
  10. Kayla
  11. Fool In My Heart
  12. Spur Of The Moment
  13. Repentance
  14. June
  15. All Falls Down
  16. Everything Changes
  17. Infinite Fire
Bonus : "First Flight" 45 Minute Documentary


Rückblende - März 2012 : Die Flying Colors flattern mir in Form der gleichnamigen, ersten CD ins Haus und verzücken mich total. Eine Freude, die ich übrigens bis heute konserviert habe...noch immer rotiert der Silberling fleissig in meinem Player. Ich würde übrigens wieder die Höchstwertung zücken.

September 2013 : Steve Morse, Casey McPherson, Neal Morse, Dave Larue und Mike Portnoy setzen zum erneuten Schlag auf mein Glückshormon-Zentrum an. Diesmal in Form einer Live-DVD. Live In Europe heisst das Ding und zeigt einen Auftritt aus Tilburg (Holland) vom 20.September letzten Jahres.

Leute, was soll ich sagen ? Mich hat es erneut voll gepackt...auch wenng diesmal der Überraschungseffekt nicht mehr da ist wie Anno '12, haut mich die Darbietung der glorreichen Fünf wieder vom Hocker. 17 Songs voller Virtuosität und Leidenschaft, Spielfreude und handwerklicher Perfektion reissen nicht nur das Publikum in Tilburg mit, sondern dürften neben mir auch manchem Betrachter dieser DVD die Freudentränen in die Augen treiben. Selten habe ich es erlebt das Songs in solch rasantem Tempo zum Klassiker mutiert sind, doch Perlen wie Blue Ocean, The Storm, Kayla, Fool In My Heart (übrigens von Drummer Mike Portnoy gesungen) oder auch das abschliessende Infinite Fire fräsen sich einfach in die Hirnwindungen und bleiben dort als melodische Prog-Rock-Ohrwürmer hängen.



Dabei fängt das Konzert für Sänger Casey McPherson durchaus etwas holprig an, hat er doch leichte Startschwierigkeiten und benötigt zwei, drei Songs um die hohen Tonlagen sauber zu erreichen. Was danach jedoch folgt ist eine gesangliche Darbietung, die manchem Nachwuchssänger schlaflose Nächte bereiten könnte. McPherson darf ein zerbrechlich wirkendes aber einzigartiges Organ sein Eigen nennen, allein für die Stimme des Mannes würde sich die Anschaffung dieser DVD lohnen. 
Aber, es sind seine Mitmusiker, die den Braten fett machen. Keyboarder Neal Morse und Drummer Mike Portnoy (schöner Bart) steigen hie und da in den Gesang ein, Basser Dave Larue zupft seine Basslines sauber rauf und runter und Steve Morse bringt die Leute wie gewohnt mit seinen 6-Saiten zum Staunen. Hinzu kommen die lockeren und sympatischen Ansagen von Mike Portnoy die sofort eine Nähe zum Publikum herstellen.
Um es kurz zu machen, Ihr bekommt Soli, technische Finessen, gefühlvolle Momente und harte Rocker ebenso wie progressive Frickeleien ohne Ende geliefert und ich darf Euch an dieser Stelle die ultimative Lobhudelei ersparen und eine unbedingte Kaufempfehlung nahelegen, wäre das OK ?

Neben dem bereits bekannten Programm der selbstbetitelten ersten Platte präsentieren die Flying Colors denn auch einige Schmankerl aus der Vergangenheit der einzelnen Musiker. So ist es erneut Casey McPherson, der die Setlist um eine ganz feine Nummer seiner Band Alpha Rev erweitert : Can't Find A Way. Ein Song zum Steine erweichen, zum Heulen vor Glück und Marienkäfer-auf-die-Nase-setzen...selten habe ich derart Sentimentales, Melancholisches und Eingängiges in Kombination gehört. Wahnsinn.
Es folgt im Grunde Highlight auf Highlight, die Klassiker (Hallelujah!!!!!) bzw. zukünftigen Klassiker geben sich nur noch die Klinke in die Hand. Damit ich mich nicht ständig wiederhole, verzichte ich auf die erneute Auflistung, doch eins ist sicher: Das bereits angekündigte zweite Album wird sich am Erstling messen lassen müssen und das Liverepertoire der Flying Colors ist bereits mit einem Longplayer im Rücken ein Ohrenschmaus der erstmal überboten werden will !

Da stelle ich mir die Frage wo das enden soll. Das vorliegende Konzert jedenfalls ist eine tolle Eigenwerbung für fünf perfekt harmonierende Musiker und darf in verschiedensten Formaten von Euch erworben werden. Als Blu-Ray, DVD, CD, HD iTunes, MP3 oder 3-fach Vinyl dürften sämtliche Bedürfnisse und Fan-Wünsche abgedeckt werden. Das vorliegende Format DVD reicht mir persönlich völlig aus, weder an der Bild- noch an der Tonqualität oder Kameraführung (erfreulich ruhig) kann ich etwas aussetzen. Ob dabei im Studio nachgeholfen wurde, lässt sich schwer beurteilen, jedenfalls erreichen sowohl die handwerkliche Darbietung der Musiker als auch die Tonqualität (abgesehen von erwähnter anfänglicher "Gesangsschwäche") verdächtig perfekte Qualitäten.

Eine Sache noch, die Bonus-Dokumentation "First Flight" gibt interessante Einblicke in das Studiotreiben der Band und dürfte Fans als auch Einsteigern einige neue Erkenntnisse bieten. Wann hat man sonst die Möglichkeit einen weltberühmten Gitarristen wie Steve Morse mit Sandalen an den Füßen beim Musizieren zu beobachten und mitzuerleben wie perfekte Songs in der Übungsphase klingen ? Darüber hinaus werden wir Zeuge der allerersten Livedarbietung des Debuts, sehen "The Littlest Larue" beim Gehörschutz-Tanz (wie niedlich) und sehen Interviews, Autogrammstunden und alles was dazugehört...ach...wisst Ihr was ? Schaut doch selber rein und lasst Euch einfach überraschen.


Nun denn, wie Ihr sicher gemerkt habt, bin ich erneut total begeistert und daher bleibt mir auch jetzt nur die Höchstwertung über: 10 fette Punkte für Flying Colors - Live In Europe.




Bernd Fischer

Freitag, 20. September 2013

Pretty Maids - Pink Cream 69 - Bonfire - Nürnberg, Rockfabrik

Wie uns Pretty Maids, Pink Cream 69 und Bonfire in der Rofa in Nürnberg gefallen haben könnt ihr hier lesen

(einfach auf das Bild klicken!)

wysiwyg image

Gov´t Mule : Shout!



Band: Gov´t Mule
Album: Shout!
Spielzeit: 41:07 min.CD 1;
Plattenfirma: Provogue / Mascot Label Group / Rough Trade
Veröffentlichung: 23.09.2013
Weltweites Netz: http:// www.mule.net

WERTUNG: 9 von 10

Trackliste:

1. World Boss
2. No Reward
3. Whisper In Your Soul
4. Capture
5. Scared To Live
6. Stoop So Low
7. Forsaken Savior
8. Done Got Wise
9. When The World Gets Small
10. Funny Little Tragedy
11. Bring On The Music

CD 2
1. World Boss (Ben Harper)
2. Funny Little Tragedy ( Elvis Costello)
3. Stoop So Low (Dr. John)
4. Captured (Jim James)
5. Whisper In Your Soul (Grace Potter)
6. Scared To Live (Toots Hibbert)
7. No Reward (Glenn Hughes)
8. Bring On The Music (Ty Taylor)
9. Forsaken Savior (Dave Matthews)
10. Done Got Wise (Myles Kennedy)
11. When The World Gets Small (Steve Winwood)

Wenn was klar ist, wie ´n ½ Liter Glas kühles Kristallweizen, perlend auf dem sonntäglichen Mittagstisch, dann ist das der Fakt, dass die neue Pferdehintern – Platte eine fette, mit partiell souligem Einschlag veredelte Südstaatenbreitseite geworden ist, die auch einem Mule – Neueinsteiger eine faire Chance gibt, sich auf Anhieb auf diesem öligen, bourbongetänkten, abendsonnendurchflutenden, staubigem Kornspeicher wohlzufühlen.
Wer das abwerbend wirkende, Debilität  assoziierende  – Graffiti -  Cover verbrochen hat, habe ich nicht rausgefunden, sollten die dafür Geld genommen haben? Egal.
Warren Haynes, dieses seit den letzten Jahren scheinbar ungebremste Gitarrenkreativcenter, umgeben von den kongenialen Desperados  Jorgen Carlsson am Bass, Danny Louis an Keys und Gitarre (neuerdings ist er an den sechs Saiten quirlig dabei, und das bekommt der Band sehr gut!),  und dem Outlaw Matt Abts an den Pearl – Drums bilden auf “Shout!“  erneut eine kernige, authentisch agierende Phalanx.
Aus der die Gitarrensolos von Haynes derartig herausschimmern, herausbrechen,  dass ich geneigt bin,  hier von den Bestechenden, Prägnantesten, Brillantesten dieses noch sehr jungen Rock - Jahrtausends zu reden.
Man nehme nur mal „Captured“, wen das nicht anrührt, der hatte nie ein Herz. Lief bereits sein letztes Soloalbum „Man in Motion“ bei mit tagelang im Repeatmodus, so knüpft Hayne hier stielsicher, makellos und völlig unprätentiös an.
Aus welchem Fundus nimmt der Typ nur diesen scheinbar unerschöpflichen Juwelenbesatz an Gitarrenharmonien? Bereits beim Startpaket  „Word Boss “ lässt das Schlitzohr kurz seine Genialität aufblitzen, verteilt diesen Gitarrenkonfekt jedoch über die wunderbar lange Spielzeit des (regulären ersten) Albums gönnerhaft und konstant, und dies, dass darf man zu keinem Zeitpunkt unerwähnt lassen, eingebettet in eine traumhafte Kulisse aus wunderbarem Songwriting. Soooo gehen blühende Landschaften!
Songs wie Forsaken Savior sind gleichwohl Indikatoren eines funktionierenden Bandgefüges, die „Shout!“,  diese  Perle des Southernrock erst ermöglichen.
Dezenter aber gleichzeitig effizienter kann man Keybordpassagen in diesem Genre nicht einbetten, geschehen wie in „When The Word gets Small“.
Abwechslungsreiche jedoch niemals effektheischend arbeitet die Rhytmussektion, dabei vergessen die  Burschen Carlsson und Abts jedoch niemals, dass sie nur den verdammten Planwagenzug sicher ins gelobte Land zu bringen haben.


Dabei mischen Mule auf „Shout!“ die Stile, werfen ein wenig Reggae in die Waagschale („World Boss“), deklinieren gelegentlich straighten Bluesrock („Done Got Wise“) und werden deshalb keinesfalls vorhersehbar. Immer wenn es droht vielleicht schwülstig zu werden, brechen sie auf und streuen nölige Akzente auch innerhalb der Songstrukturen.
Auf „Shout“ habe ich keinen einzigen Schwachpunkt ausmachen können. Ein absolutes Klasse – Album.
Hätte es einer 2. CD mit (hochkarätigen) Interpretationen der Mule – Songs bedurft? Ach Gottchen, lass mer die Frage einfach mal zum Schluß so stehen. N bisschen Spannung darf doch noch bleiben…

Stephan Schneider

Donnerstag, 19. September 2013

Sparklands - Videoclip zu "The Game" & kompletter Albumstream


Vor zwei Tagen ist die Rezension zum wahnsinnig guten Debüt ("Tomocyclus" - Rezi findet Ihr hier) von SPARKLANDS online gegangen und jetzt gibt es weiteres Futter.

Die AOR Hopefuls haben einen Live - Studio Clip zum Opener "The Game" abgedreht.
Wer jetzt noch mehr Appetit auf das morgen erscheinende Album bekommen hat, kann sich dieses hier und in voller Länge anhören und bei gefallen bestellen.

Wir wünschen Euch viel Spaß mit dem Clip und dem tollen Album!! Rock On!

Dienstag, 17. September 2013

Sparklands - Tomocyclus

Band: Sparklands 
Album: Tomocyclus 
Spielzeit: 55:10 min.
Plattenfirma: Avenue Of Allies
Veröffentlichung: 20.09.2013
Homepage: www.sparklands.com

WERTUNG: 8,5 von 10

Tracklist:
 
The Game
Skyline
Joanne
Oasis
Shattered Dream
Afterlife
State Of Mind
The Feeling Is Gone
Sparklands
Let Sparks Fly
Lost In Space And Time
Let It Out
Open Your Eyes
Tomocyclus

Wenn Ihr demnächst einen Kurztrip ins Land der Tulpen und Wohnwagen macht, wundert Euch nicht, falls eine breit grinsende Frau Antje, mit einem Affenzahn, vorbeiradelt. Dies kann an einem überhöhten Genuss von Gouda und / oder Kräuterzigaretten liegen, aber auch nur daran, dass die Gute - verbotenerweise - gerade das Debüt ihrer Landsmänner über MP3 Player hört. Viel haben unsere Nachbarn, was Melodic Rock angeht, in der Vergangenheit nicht gerissen, was aber nicht heißt, dass es in den Niederlanden keine guten AOR Formationen gibt. Das es durchaus sehr talentierte Gruppen gibt untermauern SPARKLAND mit ihrem Debüt "Tomocyclus", welches nach den Namen des Bootes des verstorbenen Vaters, der Brüder Riekerk, benannt wurde.

Das besagte Geschwisterpaar Thomas (Gesang) und Robert (Gitarre und Keyboards) zeichneten sich, seit Anfang der '90er Jahre, als hervorragende Songwriter aus. Von ihrem Talent profitieren unter anderem Ralph Van Manen bzw. AVALON. Es wurde höchste Zeit, dass die beiden Jungens ihr Können, unter eigenem Banner, präsentierten. Mit Zuhilfenahme der Musiker Simon Gitseis (Keyboards), Martijn Groeneveld (Keyboards) und Minco Eggersman (Schlagzeug) entstand das Debüt und dürfte Genre - Liebhaber aufhorchen lassen.

SPARKLANDS sehen sich ganz in der Tradition der großen '80er Jahre Szenehelden und verfeinern den klassischen AOR Sound mit einigen tollen Arrangements, einem starken Gesang / Backings bzw. mehrstimmigen Gesang und einer fantastischen Gitarrenarbeit. Dabei bewegt sich die Band / das Projekt nicht auf der eingefahrenen SCHEMA F Schiene, sondern reichert ihren Sound geschickt, mit Westcoast Music und einigen moderneren Rockelementen, an. Dies geschieht auf einer beeindruckenden Art und Weise. Beide Zusatzkomponenten nehmen zu keiner Zeit überhand und man kann die Formation als eine junge und sehr talentierte Mischung aus FM, TOTO, CHICAGO und GIANT bezeichnen.

Sehr beeindruckend ist der Gesang von Thomas. Seine glasklare, charismatische und sanfte Stimme strahlt bei allen Songs, eine sehr wohltuende Gelassenheit und Wärme aus. Dabei zieht er das Material definitiv nicht in den Weichspülsektor herunter. Er hat sich einfach einen sehr individuellen Gesangsstil angeeignet, welcher perfekt zu den Kompositionen passt. Brüderchen Robert steht ihm in nichts nach und begeistert an der Sechsaitigen. Er setzt sich gekonnt in Szene. Der Mann schüttelt haufenweise tolle Melodien aus dem Ärmel, bietet klasse Soli, verblüfft durch eine enorme Vielseitigkeit und hat ein wahnsinnig feines Gefühl für sein Instrument (höre die Akustik - Gitarre beim Titelsong).

Die Gruppe besteht nicht nur aus hervorragenden Musikern, sondern die Herren sind auch ausgezeichnete Songwriter. Die Arrangements sind hervorragend ausgearbeitet, das Material ist ein Sammelsurium an tollen Hooklines, eingängigen Passagen und grandiosen Songaufbauten mit gekonnten Spannungsbögen. Die Verschmelzung der Stile gelingt zu 100 %. Hier wirkt nichts aufgesetzt oder fremdartig, egal ob die Nummer eher modern komponiert wurde oder sich Westcoast Einflüsse bemerkbar machen. ABER das sind nicht die Gründe, welche mich so begeistern! Man merkt / hört jedem Titel die Liebe und den Enthusiasmus  für die Musik an. Dieses Gefühl habe ich bei den wenigsten Bands, die heutzutage ein Album veröffentlichen!!

"The Game" ist gleich ein flotter und unbeschwerter Einstieg. Die Niederländer bieten hier stadionkompatiblen, qualitativ hochwertigen Rock mit knackigen Gitarren, gleichwertig aufspielenden Keyboards und wunderschönen, mehrstimmigen Refrainpassagen. Das ist ein sehr gelungener Starter. Das darauf folgende "Skyline" führt die musikalische Marschrichtung konsequent fort. Auch hier begeistern die Refrains und Thomas einzigartiger Gesangsstil schlägt richtig gut hörbar durch. "Joane" lebt durch eine sehr abwechslungsreiche Percussion- und Keyboardarbeit und kokettiert mit Westcoast - Einflüssen. Der Track geht in Richtung TOTO und CHICAGO. Lukather und Co. würde der Track sehr gut zu Gesicht stehen. Anschließend agiert die Formation wieder etwas flotter und begeistert mit "Oasis", welches über eine SAUSTARKE und ideenreiche Gitarrenarbeit verfügt. Auffällig sind die Arrangements, die einfallsreich umgesetzt werden und moderne Strömungen nicht verbergen können. Dies wird durch den Gesang noch ein Stück weiter bestärkt. Klasse Nummer! Danach erfolgt, in Form der Ballade "Shattered Dream", eine kleine Verschnaufpause. In der Nummer schlummert wieder einiges, was es zu entdecken gibt! Besonders die Performance von Thomas nimmt einen in seinen Bann. Dass die Herren keine musikalischen Scheuklappen kennen, beweisen sie mit dem stärksten Track auf der CD. "The Feeling Is Gone" ist ein düsterer, moderner Midtempo - Rocker, bei dem sowohl die Alternative Rock eingefärbten Gesangspassagen und Gitarren im krassen Gegensatz zu dem sehr AOR - typischen Refrainlinien stehen. Die feinen Percussion- und Schlagzeugspielereien sorgen dafür, dass der Track noch kreativer wirkt, als er eh schon ist. Ich kann mich an der Nummer nicht satthören!! Im Anschluss lädt das wunderschöne und gefühlvolle Instrumental "Sparklands" zum Träumen und Entspannen ein. Robert ist der Hauptdarsteller bei der Nummer und beweist seine Klasse als Gitarrist. Danach folgen mit "Let Sparks Fly", "Lost In Space And Time" und "Let It Out" weitere Hochkaräter, die es ganz locker mit dem Material von GIANT und FM aufnehmen können. Hier trifft Gefühl auf Virtuosität und musikalischem Leistungssport. Die Midtempo Songs verfügen über einen rockigen Touch, einprägsamen Gesang und dem Gespür für ohrwurmartige, aber nicht alltägliche Arrangements. Den Abschluss markiert die emotionsgeladene, sentimentale Akustik - Ballade und gleichzeitiger Titelsong "Tomocyclus", welche eine wohlige Gänsehaut erzeugt. Dies liegt am fantastischen und warmen Gesang und dem wirklich großartigen und gefühlvollen Gitarrenspiel. Sehr, sehr, sehr schönes Ende einer absolut gelungenen AOR Scheibe!!

Mit "Tomocyclus" ist SPARKLANDS ein richtig gutes und unterhaltsames AOR Album gelungen, welches an Vielseitigkeit schon Seltenheitswert besitzt. Besonders die zweite Hälfte lässt keine Wünsche offen. Mit diesem Debüt bekommt der Melodic Rock Liebhaber genau das, was er "verdient".  Ausgezeichnete Kompositionen, einen extrem starken Sänger und eine sehr kompetent aufspielende Band. Den Jungs gehört die AOR / MR Zukunft, das steht für mich so fest wie das Amen in der Kirche!

Genrefans sollten unbedingt in die Scheibe reinhören bzw. sich den Teller kaufen!!

Von meiner Seite gibt es 8,5 wunderschöne, blühende Tulpen.

Götz

Samstag, 14. September 2013

Find Me - Wings Of Love





Band : Find Me  
Album : Wings Of Love  
Spielzeit : 54:14 Min.  
Plattenfirma : Frontiers  
Veröffentlichung : 30.08.2013



WERTUNG:   6,5 von 10


Tracklist:


01  Road To Nowhere
02  Another World
03  Dancing To A Broken Heartbeat
04  Eternally
05  Firefight
06  On The Outside
07  One Soul
08  Powerless
09  Bottom Of My Heart
10  Unbreakable
11  Wings Of Love
12  Your Lips



Irgendwie habe ich manchmal ein etwas gespaltenes Verhältnis zu Frontiers. Einerseits halten sie als eine der wenigen (oder gar als einzige) Plattenfirma die Flagge des Melodicrocks hoch und mittlerweile sind fast alle (ehemaligen) Megastars der Szene bei Ihnen unter Vertrag. Das ist durchaus lobenswert. Auch kommen ab und an einige Juwelen von Bands neueren Datums auf den Markt. 
Andererseits wird der Markt immer mehr überschwemmt von mehr oder weniger sinnvollen "Projekten", bei denen mal mehr mal weniger große Namen dabei sind, die sich für eine Scheibe zusammenfinden, um sich dann auch gleich wieder zu trennen. 
Auch hier gibt es Ausnahmen (z.B. Place Vendome), die zumindest im Studio eine längerer Halbwertzeit haben. Die meisten Projekte sind jedoch sehr kurzlebig. Touren kommen ja so gut wie nie zustande, was natürlich auch eine finanzielle Frage ist.
Vorliegende CD von "Find Me" fällt ebenfalls in die Kategorie "Projekt". Am Start sind dabei die üblich  verdächtigen der Songwriterschmiede von Frontiers in Form von Daniel Flores (Issa, The Murder of My Sweet, Seventh Wonder), Sören Kronqvist (Crash the System, Sunstorm), Erik Mårtensson (Eclipse, W.E.T., Jimi Jamison), Alessandro Del Vecchio (Hardline) sowieTom und James Martin (Vega, Sunstorm).
Am Mikro, und das ist das Interessanteste und auch Beste an der Scheibe, ist Robbie LaBlanc (Blanc Faces) zu finden, einem AOR-Sangestitan vor dem Herrn.
Frontiers-Präsi Serafino Perugino hat die illustre Schar an Musikern zusammengetrommelt mit dem Ziel, das perfekte Melodic-Album zu machen. Das ist aber nun mal nicht wirklich gelungen muss man konstatieren.
Legt die Scheibe mit "Road To Nowhere" (wenn auch sehr vorhersehbar) einigermaßen rockig und überraschend gut produziert los, ist schon an zweiter Stelle der erste "Füller" zu finden. "Another World" ist ein gesichtsloser Melodic-Rock-nach-Zahlen-Song, wie er bislang auf unzähligen Projekten von Frontiers verbraten wird. Skip. "Dancing To A Broken Heartbeat" macht da wieder etwas Boden gut, der Refrain ist locker-flockig und hitverdächtig. "Eternally" ist - oh Wunder - die erste Ballade, eine recht langweilige Nummer, die ich ebenfalls als Melodic-Stangenware bezeichnen würde. "Firefight" führt das qualitative bergauf-bergab-Spiel weiter, hat nette 80er-Chöre, wenn auch der Refrain etwas abkackt. "Standing On The Outside" hat wiederum den typischen Nettheits-Faktor, aber auch wie die vorherigen Songs (ausser "Eternally") wieder im gleichen Rythmus und somit  macht sich bereits bei Song 6 doch leichte Langeweile breit, die auch "One Soul" mit seinen Klischee-Lyrcis (wie oft musste man schon "Desire" zusammen mit "Fire" in einem Songtext hören *schnarch*) aufrecht erhält.
Bei "Powerless" ist endlich einmal ein langsamerer Rythmus vorhanden, der das Ganze etwas auflockert, wenngleich der Track an sich auch nicht besonders herausragt. "Bottom Of My Heart" ist der flotteste Song der Scheibe, aber auch da fehlt mir das gewisse Etwas. Das ist typische Frontiers Standardware, gesichts-und identitätslos. Von den restlichen drei Songs ist an sich nur noch "Unbreakable" auffällig, der zumindest den Hauch von Eigenständigkeit vermittelt.

Irgendwie beschleicht sich beim Hören der Scheibe bei mir der Verdacht, dass es sich hier um Überbleibsel von Songs der oben genannten Songwriter handelt, die bislang keine Verwendung gefunden haben und nun eben im Rahmen eines weiteren "Projekts"  verbraten werden.  Der Sinn solcher Veröffentlichungen erschließt sich für mich nicht wirklich, denn von Megasellern sind die Verkaufszahlen sicher auch weit entfernt. Aber irgendwie muss es sich für die Plattenfirma offenbar doch rechnen, sonst würde der Markt nicht so überschwemmt werden.
Es wird sicherlich Anhänger geben, denen die Scheibe besser gefallen wird als mir, also sollte man als Melodic-Fetischist durchaus einmal reinhören. Mehr als 6,5 Punkte ist mir diese doch sehr biedere Auftragsarbeit leider nicht wert.

Martin