Donnerstag, 27. Februar 2014

Vanden Plas - Chronicles Of The Immortals: Netherworld (Path One)

Band : Vanden Plas
Album : Chronicles Of The Immortals: Netherworld (Path One)
Spielzeit :    56:08 Min.
Veröffentlichung : 21.02.2014
Plattenfirma : Frontiers  Records
Homepage : http://www.vandenplas.de/


Wertung :   4  von 10


Tracklist : 


01 Vision 1ne
02 Vision 2wo * The Black Knight *
03 Vision 3hree * Godmaker *
04 Vision 4our * Misery Affection Preluse *
05 Vision 5ive * A Ghosts Requiem *
06 Vision 6ix * New Vampyre *
07 Vision 7ven * The King And The Children Of Lost World *
08 Vision 8ight * Misery Affection *
09 Vision 9ine * Soul Alliance *
10 Vision 10n * Inside *



Ein fantasisches Artwork, eine Produktion, bei der es sich um den besten Sound  handelt, den ich seit langem auf einem Progwerk gehört habe. Eine Zusammenarbeit mit dem bekanntesten Fantasy-Autor Deutschlands , Wolfgang Hohlbein. Hab ich mich bei obiger Bewertung vertan?
Leider nicht, denn was nützt eine tolle Verpackung , wenn die Songs nicht da sind. Leider, leider ist "Chronicles Of The Immortals: Netherworld", so ziemlich das langweiligste Prog-Album, was ich bislang gehört habe und das ist bei Prog (und nicht nur da) absolut tödlich. Es geht schon damit los, dass es nach einem endlosen gesprochenen spoken word Intro fast 4 Minuten dauert ehe überhaupt einmal richtige Rockmusik zu hören ist. Das mag zwar auf der Bühne wirken, im Wohnzimmer vor der Anlage hab ich da aber schon meinen ersten Gähner hinter mir und möchte dass es endlich losgeht. Nicht zum letzten Mal, dass sich langatmige Momente beim Hören der CD einstellen leider Gottes.
Track zwei hat ebenfalls wieder ein endloses Intro, überhaupt könnte man die Platte als einziges Intro beschreiben: Sie geht irgendwie nie richtig los bzw. wartet man darauf, dass etwas passiert und es tut sich dann: REIN GAR NICHTS. An den musikalischen Fähigkeiten liegt das sicher nicht, die sind sicherlich über jeden Zweifel erhaben. Problematisch ist jedoch, dass - wenn es schon mal leicht zu rocken beginnt - das Ganze spätestens durch eine  ewiggggggggg laaangggggeeeeegezoooggeennnnnnneeeennnnn und laaaaaanggggggssaaaaaaaammmmmmm gesungenen Refrain kaputtgemacht wird. Zudem ist fast jedes Stück gleich aufgebaut, ein spannendes ruhiges Intro und der Refrain ist dann dermaßen zurückhaltend und laid back, dass man wirklich einen Koffeinstoss braucht, um das Ganze auch auf die volle Länge durchzuhalten.
Die gesamte Scheibe leitet sich ja von einer auf  Wolfgang Hohlbein's Fantasy - Reihe "Chronik der Unsterblichen" beruhenden, für die Bühne verfassten Rockoper ab, die unter dem Titel "Blutnacht" erfolgreich mit Vocalisten Andy Kuntz in der Hauptrolle auf die Theaterbretter gebracht wurde. Vorliegende CD ist quasi der Soundtrack dazu. Es mag ja sein, dass das Ganze mit visuellen Eindrücken gekoppelt zündet, auf Tonkonserve alleine ist es für mich das Langweiligste, was ich seit Jahren gehört habe, muss man leider so deutlich sagen.
Wenn mal leise Töne angeschlagen werden, wie auf dem Zwischenspiel "Misery Affection" oder dem nachfolgenden ebenfalls ruhigen (auch wieder nur wie ein Intro wirkendem) "A Ghosts Requiem" klingt das Ganze wie eine Mischung aus "Die Schöne und das Biest" und "König der Löwen". Musicalkitsch pur, zudem im Duett mit Trällerelsen, was das Ganze nur noch cheesiger wirken lässt. 
Der einzige Song, der etwas Schmackes hat ist "Godmaker", zu dem es auch ein gelungenes Video gibt, aber auch hier ist der Refrain eher öde zu nennen, und so geht es bis in die letzte Runde, sofern man überhaupt ohne eingeschlafen zu sein soweit kommt. 
Leute versteht mich nicht falsch, ich liebe Progmusik, da diese spannend und mitreißend klingen kann bzw. sollte. Aber diese verkopfte, partout auf "künstlerisch wertvoll" hin getrimmte Stück Langeweile in Form von "Netherworld" ist wirklich schwer zu ertragen. In den seltenen guten Momenten der Scheibe klauen die Jungs wie die Raben von Dream Theater. Wenn man dann noch anderorten liest, dass sich Vanden Plas auf deren Augenhöhe befinden, muss ich schon wirklich lauthals lachen. Selbst die schlechteste Dream Theater CD (und schlechte gibts da nicht wirklich viel) ist besser als diese Schnarch-Scheibe, da deren Songs zumindest packend sind und einen mitreißen. "Chronicles Of The Immortals" reißt mich allerhöchstens in den tiefsten Schlaf und enttäuscht auf ganzer Linie. Nachdem ich auch nichts mit Fantasy am Hut habe (z.B. irgendwelche Gestalten, die sinnlos stundenlang durch Wälder wandern und bei denen das Ganze noch in Buch oder dreiteilige Filmfassungen verpackt wird - welche Filmreihe war das doch wieder???), kann ich auch mit dieser Seite der Medaille nichts anfangen. Wäre nicht schlimm, wenn wenigstens die Musik stimmig wäre. Ist sie aber nicht.

So ist Punktevergabe wenigstens recht einfach:

1 Punkt für das geniale Cover
1 Punkt für die superbe Produktion
1 Punkt für den sehr guten Gesang

sowie 1 Bonuspunkt für den Rezensenten, der diese Scheibe tatsächlich 4mal am Stück ohne Einschlafen überstanden hat.

Die Ankündigung, dass "Path One" der erste von zwei Teilen sein soll, fasse ich einmal als Drohung auf.


Martin




Mittwoch, 26. Februar 2014

Vandenberg's Moonkings

Band : Vandenberg's Moonkings
Album : Moonkings
Spielzeit :   51:29 Min.
Veröffentlichung : 24.02.2014
Plattenfirma : Mascot Records
Homepage : www.moonkingsband.com/


Wertung :   8,5 von 10


Tracklist : 

  1. Lust And Lies
  2. Close To You
  3. Good Thing
  4. Breathing
  5. Steal Away
  6. Line Of Fire
  7. Out Of Reach
  8. Feel It
  9. Leave This Town
10. One Step Behind
11. Leeches
12. Nothing Touches
13. Sailing Ships



Langsam aber sicher kommen die alten Guitar Heroes wieder aus der Versenkung hervor. Meldete sich der lange Zeit komplett abgetauchte Jake E. Lee mit einer leider etwas durchwachsenen Scheibe seiner Truppe Red Dragon Cartel zurück, so ist nun die holländische Gitarrenlegende Adrian Vandenberg an der Reihe, sein Comeback zu feiern. Und dies fällt durchaus überzeugend aus. Seit seiner Zeit als  Tourmitglied der  "1987" - Tour von Whitesnake, als Mitkomponist des  "Slip Of The Tongue" - Albums sowie der (eher als Coverdale Soloalbum zu bezeichnenden) "Restless Heart"-Scheibe hat man von Herrn Vandenberg leider jahrzehntelang so gut wie keine musikalischen Lebenszeichen  mehr gehört. Nach dem Whitesnake -Engagement  war er lediglich noch bei den kurzlebigen Manic Eden aktiv ehe er sich wieder seinem ursprünglichen Beruf als Maler und Airbrush-Artist widmete.
Umso schöner ist anno 2014 jedoch die unverhoffte Auferstehung des mittlerweile 60jährigen Helden, vor allem wenn dabei so gelungene wie das selbstbetitelte Debutalbum seiner Band "Moonkings" herausspringt. Die Scheibe bietet herrlichen rotztrockenen bluesigen Hardrock, der zudem komplett analog produziert wurde und das merkt man der Scheibe auch an.
Mit Bluesrock der traditionellen Sorte kann ich ja bekanntermaßen so ziemlich gar nichts anfangen. So sehr Rockmusik vom Blues kommt so fade finde ich die Scheiben der angeblichen Bluesgötter wie Bonamassa und Konsorten. Die können mir durchaus gestohlen bleiben und ihre stinklangweiligen Platten auch für sich behalten. Die Moonkings gehen das Thema "Blues" sehr viel frischer und härter an, ich würde sagen eine gesunde Mischung aus Badlands und frühen Whitesnake mit einem Schuss Moderne. 
"Lust and Lies" startet die Moonkings-Scheibe mit durchgedrücktem Gaspedal. Ein flotter Opener, der die Richtung der nächsten gut 50 Minuten  vorgibt. Die Produktion ist knalltrocken und erdig, was aber sehr gut zu der Mucke der Truppe passt. Ein großer Pluspunkt der Moonkings, gerade im Vergleich zum Konkurrenzprodukt von Jake E. Lee - ist der fantastische Gesang von Jan Hoving, mit dem Adrian bereits 2011 beim Song "A Number One" (Stadionhymne vom FC Twente Enschede) zusammengearbeitet hat. Der singt sich abwechslungsreich durch 12 Tracks diese knalligen Albums und erinnert nicht selten an Ray Gillen (R.I.P) und den jungen Coverdale.
"Close To You" enthält ein Led Zep-beeinflusstes Riff und es fällt auf, dass die Scheibe so gut wie nicht overdubt wurde,  bei Soli gibt es zeitweise nicht einmal eine Rhythmusgitarre zu vernehmen, was den Livecharakter der Scheibe zusätzlich unterstreicht. Das sind Songs wie für die Bühne gemacht.
"Good Thing" ist ebenfalls sehr lässig und hat einen sehr coolen Gospel-beeinflußten Chorus.
Wer einen Übersong auf der Scheibe sucht wird auch fündig werden, ich wurde es zumindest. Mit "Breathing" wird der Blues mal kurzfristig auf Eis gelegt und eine geniale Powerballade vor dem Herrn geliefert, die in den 80ern einen sicheren Spitzenplatz in den vorderen Chartregionen gehabt hätte. Der Refrain geht einem tagelang nicht aus dem Kopf. Gigantischer Song und bislang DER Rocksong 2014 für mich. 
Weitere Songs entwickeln sich nach mehreren Durchläufen zu wahren Ohrwürmern wie z.B das knackige "Steal Away" oder auch "Line Of Fire" sowie  das hymnische "Feel It", die durchaus Chancen hätten im Classic-Rock-Radio einen Stammplatz zu ergattern. 
Auch Anleihen bei moderneren Combos sind zu finden, wie z.B bei der zweiten Ballade der Scheibe "Out Of Reach", die mich an die besten Shinedown-Balladen erinnert. Sehr gelungen. 
Der einzige Track, der mich nun nicht so wirklich  beeindruckt ist "Leave This Town", der doch etwas am Ohr vorbeirauscht, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Die mit Streichern unterlegte Halbballade "One Step Behind", das erneut an Led Zep erinnernde "Leeches" sowie der flotte Rocker "Nothing Touches" sind ausnahmslos klasse Tracks, die sich gut anhören und Lust auf das Liveerlebnis machen (Tourdaten siehe unten).
Ob es nun unbedingt "Sailing Ships" mit Coverdale am Mikro gebraucht hätte, wage ich zwar einmal zu bezweifeln, da mir der Song im Original auf  Whitesnake's "Slip Of The Tongue"  doch etwas besser gefällt. Coverdale beweist hier, dass er - im Gegensatz zu seinen Live-Auftritten - im Studio noch singen kann, aber ich hätte mir durchaus gewünscht, dass der Song von Jan Hoving interpretiert worden wäre. Aber haken wir das mal unter "Starthilfe von alten Freunden" ab.

Zusammengefaßt eine sehr überzeugende und zeitlose Scheibe, welche mir locker 8,5 Points wert ist.

Zu sehen sind die Moonkings (zu sehr fairen Preisen!) in unseren Breiten in folgenden Locations:
 
10.04 Markthalle, Hamburg
12.04 Turock, Essen
13.04 Hirsch, Nürnberg
15.04 Colos-Saal, Aschaffenburg (DE)
16.04 Backstage Halle, München (DE)




Martin


Mittwoch, 19. Februar 2014

The Brew - Control




Band : The Brew
Album : Control
Spielzeit : 37 Minuten
Veröffentlichung : 21.2.2014
Plattenfirma : Jazzhaus Records
Homepage : www.the-brew.net

Wertung : 9 von 10

Trackliste : 
  1. Repeat
  2. Eject
  3. Mute
  4. Pause
  5. Shuffle
  6. Fast Forward
  7. Skip
  8. Stop
  9. Play
  10. Rewind 
Liest man sich die Trackliste von Control, dem neuen Album von The Brew durch, könnte man auf die Idee kommen, die Bedienungsanleitung für einen CD-Player vor sich liegen zu haben. Im Gegensatz zum trockenen Technikgeschreibsel haben wir es bei der Platte allerdings mit einer weitaus unterhaltsameren Angelegenheit zu tun...

The Brew sind ein lupenreines Powertrio aus dem Nordosten Großbritanniens und liefern mit Control bereits ihr fünftes Studioalbum seit dem 2006er Debut ab. Solltet Ihr bisher nichts von der Band gehört haben: Bassist Tim Smith, Sohn Kurtis am Schlagzeug sowie Gitarrist und Sänger Jason Barwick vermengen eine Vielzahl von Einflüssen, der Name The Brew hat also seine Daseinsberechtigung. Vom blueslastigen Sound vergangener Tage ist man im wesentlichen abgewichen und hat sich mit dem neuen Produzenten Toby Jepson eine fette Portion harten Rocks ins Haus geholt. Tim Smith schwärmt: „Beim ersten Treffen waren wir sofort mit ihm auf einer Wellenlänge, Toby liebt es, live im Studio aufzunehmen. Und das ist genau unsere Kragenweite.“ 



Überhaupt hat die Band eine tolle Atmosphäre hergezaubert, die mäandernden Gitarren und fetten Riffs der Marke Jason Barwick erinnern ebenso wie dessen Gesang im einen Moment an Soundgarden (Eject), Black Sabbath (Pause) oder gar The Who (Fast Forward), dann wieder an Wolfmother...um Minuten später die Kehrtwende in Richtung U2 (Shuffle) oder Kings Of Leon zu vollziehen. So kommen wir in den Genuss einer höchst abwechslungsreichen und spannenden Platte, die für jeden etwas im Koffer hat. The Brew als Plagiatoren hinzustellen, wäre jedoch etwas sehr kurzsichtig, denn die drei Briten brauen mit eigenem Branding. Auf Control vermengen sich unendlich viele Einflüsse, in der Endabrechnung hat die Band jedoch ihren ganz eigenen, harten Charakter gefunden. 
Eins gerät allerdings schwierig: Es ist schlichtweg unmöglich, sich die Songtitel auf Anhieb zu merken. Repeat, Eject, Mute oder Pause lassen auf viel in der Band steckenden Humor schliessen, jedoch spontan kaum Rückschlüsse auf die Songs zu. Wie wenig mir das bei diesem Sammelsurium kurzweiliger Musik ausmacht, könnt Ihr Euch denken...gar nichts.

Control lässt denn auch kaum Zeit, um über solche Nichtigkeiten nachzudenken, stets kommen von irgendwoher feine Riffs, verzerrte Gitarrensoli (Mute, wie geiiiiil) oder coole Basslines ums Eck geschlichen und gieren nach Aufmerksamkeit. Letztlich ist es dann aber das feine Gespür der Band (die sich die Credits übrigens teilt), für die gesunde Mischung aus rauhem Hardrock-Charme und eingängigen, mehrstimmigen Background-Vocals, die mich auch schon wieder an wen erinnern...aber egal.

Meine Favoriten der Platte könnten gegensätzlicher nicht sein. Pause, der vierte Song macht seinem Namen alle Ehre. Langsam-schleppend zieht sich die Nummer dahin, und wieder ist es Jason Barwick der diese Stimmung mit toller Gesangsleistung zu untermalen weiß. Repeat, die Singleauskopplung, geht bärenstark in die Vollen und zeigt sämtlichen Zweiflern, wo der Briten-Hammer hängt. 


Wer von Euch auf den Geschmack gekommen ist, hier noch schnell die aktuellen Tourdates. Könnte aber eng und schwitzig werden...
  • 13.03. Die Kantine - Köln
  • 18.03. Backstage - München
  • 20.03. Zeche - Bochum 
  • 21.03. Substage - Karlsruhe
  • 22.03. Postbahnhof am Ostbahnhof - Berlin
  • 28.03. Jazzhaus Freiburg - Freiburg



Bernd Fischer










The Brew - Repeat (Video)





Als kleinen Vorgeschmack zur neuen Platte von The Brew gibt es heute bereits das Video zur Single Repeat. Mehr zum Album Control demnächst an gewohnter Stelle. Einstweilen darf ich Euch empfehlen, den Lautstärkeregler weit aufzudrehen...



Dienstag, 18. Februar 2014

Freedom Call - Beyond

Band : Freedom Call
Album : Beyond
Spielzeit :  59:35 Min.
Veröffentlichung : 21.02.2014
Plattenfirma : SPV/Stemhammer
Homepage : http://www.freedom-call.net


Wertung :  7 von 10


Tracklist : 

 1. Union of the Strong
 2. Knights of Taragon
 3. Heart Of A Warrior
 4. Come on Home
 5. Beyond  6. Among the Shadows
 7. Edge of the Ocean
 8. Journey into Wonderland
 9. In the Rhythm of Light
10. Dance Off the Devil
11. Paladin
12. Follow Your Heart
13. Colours of Freedom
14. Beyond Eternity



Meine fränkischen Nachbarn von Freedom Call veröffentlichen ziemlich genau zwei Jahre nach ihrem letzten Studiosilberling (nimmt man die dazwischenliegende Best of CD mal aus) ihr neues Album "Beyond" der nach neuem Stoff lechzenden Fangemeinde. Ist man Anhänger von Edguy, Avantasia oder den frühen (fröhlicheren) Helloween  wird man sicherlich ziemlich angetan sein vom neuesten Opus der Truppe. Als Fan weiss man, was man zu erwarten hat und das wird auch prompt kredenzt: Eingängier flotter und nicht zu harter Power-Metal der sympathischen Sorte schallt uns dabei aus den Boxen. 
Mit "Union Of The Strong" wird das Motto der kommenden knapp 60 Minuten eingeleitet, ein Song, der wie viele auf der CD ziemlich ähnlich aufgebaut ist: Ein nettes Intro (hier in Form des vorweggenommenen Chorusses) und nicht viel später nimmt der Song per Double-Bass Fahrt auf. Die Produktion- gerade im Drum-Bereich - finde ich persönlich etwas matschig und undifferenziert, was aber auch an meiner mp3-Vorabversion liegen kann, da erlaube ich mir also noch kein abschließendes Urteil.
Wie eingangs erwähnt klingen viele der 14 neuen Songs auf Dauer doch etwas ähnlich von der Struktur her und manchmal würde man sich wünschen, dass doch etwas weniger Double-Bass- Gedresche vorhanden wäre aber es ist wie es ist. Jedenfalls kann man Freedom Call nicht absprechen, für eingängige und einprägsame Melodien zu sorgen, die gibt es auf "Beyond" in Hülle und Fülle. 
Seit jeder spielen die Keyboards bei Freedom Call eine dominante Rolle, nur klingen die an manchen Stellen, wie bei Track 2 ("Knights Of Taragon") doch wie etwas billige Trompetenersätze.
Positiv sind die an manchen Stellen keltisch/folkig anmutenden Passagen, wie zum Beispiel beim an Manowar's "Carry On" erinnernde "Come On Home", das durchaus hitverdächtig rüberkommt und live sicher gut abgehen wird. Die Band hat ein gutes Händchen für Hymnen, kommt dabei aber nicht so verbissen rüber wie die ach so "true'en" Helden (?) von Manowar.
Das knapp 8minütige Titelstück stellt für mich das Highlight der CD dar, welches auch auf die lange Dauer recht abwechslungsreich gestaltet ist und keine Langeweile aufkommen lässt.
"Among The Shadows" würde auf jeder Helloween-Scheibe nicht negativ auffallen.
"In The Rythm Of Light" streift gar AOR/Melodicrock Gefilde, zwar auch wieder mit den etwas kitschigen Keyboard-Sounds aber nichtsdetrotz ein starker Track, der nicht nur im Hochgeschwindigkeitstempo daherkommt. "Dance Off The Devil " mit seinen "Africa Africa " Chören gerat anfangs etwas arg seicht , rettet sich aber mit seinem folkigen Zwischenteil doch noch gerade so über die Runden. 
Das Gute an der Scheibe ist gleichzeitig auch das Negative: Es fallen keine Songs negativ auf, andererseits fehlt - bis auf allenfalls den Titeltrack - ein richtiger Killer-Song. Statt 14 Songs wäre vielleicht auch eine etwas kürzere Version angemessener gewesen, so schleichen sich dann leider doch ein paar Längen ein. 

Nichtsdestrotz macht die Scheibe durchaus Laune und ist als Überbrückungs-CD zur neuen Edguy-Scheibe mehr  als tauglich. Bleibt zu hoffen, dass die Jungs auch bei den kaufenden Kunden punkten und sich auch wieder livehaftig zeigen werden. Die Scheibe wird auch als opulentes Box-Set erscheinen

Martin


House Of Lords - Precious Metal

Band : House Of Lords
Album : Precious Metal
Spielzeit : 50:37 Min.
Veröffentlichung : 21.02.2014
Plattenfirma : Frontiers Records
Homepage :  http://www.jameschristianmusic.com/home.html


Wertung :  8 von 10


 Tracklist:

01. Battle
02. I'm Breakin' Free
03. Epic
04. Live Every Day (Like It's The Last)
05. Permission To Die
06. Precious Metal
07. Swimmin' With The Sharks
08. Raw
09. Enemy Mine
10. Action
11. Turn Back The Tide
12. You Might Just Save My Life



Wenn man das letzte Jahr im Melodicrock einmal Revue passieren lässt, so kann man die Anzahl der wirklich überdurchschnittlichen Veröffentlichungen an einer Hand abzählen. Unsäglich platte, nichtssagende Veröffentlichungen wechseln sich ab mit schon x-mal gehörten und aufgewärmten Toto- und Journey-Clones oder den ewig gleich klingenden schwedischen Projekt-Truppen.
Eine der positiven Ausnahmen im letzten Jahr waren die Veröffentlichungen aus dem Hause James Christian und seiner Holden Robin Beck. Dass James Christian ein fleißiger Zeitgenosse ist, beweist er immer wieder, so auch anno 2014 mit der neuen Veröffentlichung seiner Stammtruppe House Of Lords. Deren letzter Streich konnte bei mir zwar auch nicht mehr wirklich punkten, dennoch durfte man angesichts der Vorab-Schnippsel gespannt sein auf die neue Scheibe "Precious Metal". 
Die hohen Erwartungen werden nicht enttäuscht. "Battle" ist gleich eine Granate vor dem Herrn, die sich auch auf den frühen Klassikeralben nicht zu verstecken braucht. Auffällig ist die gute Produktion, die war beim letztjährigen Solostreich von James einer der (wenigen) Schwachpunkte. "I'm Breaking Free" hält das hohe Niveau, ein ebenfalls flotter Streich mit guter Melodie ausgestattet.  "Epic" ist für Melodic-Rock- Verhältnisse ungewöhnlich wuchtig ausgefallen und wird manchen Weichspül-Freunden wohl zu hart ausgefallen sein, mir gefällt es super. Mit "Love Every (Day Like It's The Last)" wird erstmal die Bremse angezogen, ein laid-back AOR-Song, bei dem mir der Chorus aber nicht allzu gelungen rüberkommt.
"Permission To Die" kann zwar dem Eröffnungstrio auch nicht ganz das Wasser reichen, bedient aber die Midtempo-Fraktion, auch hier gehts gitarrentechnisch recht heftig zur Sache. James Christian ist in stimmlicher Top-Verfassung und beweist immer wieder aufs Neue, dass er ein alter Melodic-Veteran mit sicherem Gespür für einprägsame Melodien ist.
Der Titelsong ist überraschenderweise der ruhigste Track des ganzen Albums, hier bekommt man den gefühlvollen James Christian zu hören, der Chorus ist hier zwar hart an der Kitschgrenze aber dennoch kein schlechter Song.
"Swimming with The Sharks" ist - wie der Titel bereits verrät, ein Lied mit Biss, ein schneller Rocker, der zusammen mit dem Opener das Highlight von "Precious Metal" darstellt. "Raw" kann da nicht ganz mitteilen, ein stampfender Track, der aber nicht so recht überzeugen kann.
Bei "Enemy Mine" traut man anfangs seinen Ohren gar nicht, Autotune und Popeffekte leiten den Song ein. Was ist das denn? Zum Glück bessert sich das Ganze im Verlauf des Songs, welcher ein Duett mit Robin Beck darstellt und sich im erneut ohrwurmverdächtigen Chorus doch noch zu einem Winner entwickelt, der jedoch eher auf das letzte (sehr gute!) Solo-Album von Mrs. Beck gepasst hätte. Bei House of Lords etwas fehl am Platze aber man kann es auch als kurzweilige Abwechslung positiv sehen.
 Das tradioneller gehaltene "Action" fällt nicht sonderlich auf und auch das ruhigere "Turn Back the Tide"  gehört wohl eher zu den Songs, die der Meister wahrscheinlich im Schlaf schreiben kann. Nicht schlecht aber auch nicht besonders herausragend.
"You Might Just Save My Life" ist da als Rausschmeisser wieder von anderem Kaliber, ein Titel, den man sich auch gut live vorstellen könnte. Leider führt die gemeinsame Tour von House of Lords und Robin Beck nur einmal nach good ol' Germany.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dasss Precious Metal das beste House Of Lords-Album seit "World Upside Down" darstellt und sogar an manchen Stellen mit den absoluten Klassikern der Truppe konkurrieren kann. Eine positive Überraschung im meist recht tristen Melodic-Einheitsbrei! Danke Mr. Christian!


Martin




Montag, 17. Februar 2014

Die Rückkehr von Adrian Vandenberg - schon jetzt komplett anzuhören!

Da kündigt sich ein wirkliches Großereignis an! Adrian Vandenberg feiert seine Rückkehr ins Musikbusiness und das was da aus den Boxen schallt klingt wirklich vorzüglich.



Hier die offizielle Pressemitteilung:

Vandenberg’s MoonKings mit Album Pre-Listening und Video zu “Breathing“

Viele dachten, dass er sich von der Musik verabschiedet hätte. Dass er sich von seiner Gitarre zurückziehen würde. Dass er sich selbst dazu verpflichtet hätte, nur noch wunderschöne Bilder zu malen. Doch seine Leidenschaft für den Rock’n’Roll blieb. Es war lediglich eine Frage der Zeit und diese ist nun gekommen: Adrian Vandenberg meldet sich mit seiner brandneuen Band zurück: Vandenberg’s MoonKings. Die Band veröffentlicht ihr Debüt, ein Hard Rock Album, weltweit am 21. Februar 2014 durch die Mascot Label Group.

Adrian ist sehr glücklich darüber, endlich wieder ein Teil der internationalen Musikszene zu sein. „Mein letztes Album machte ich 1998 mit Whitesnake. Jetzt, wo ich meine Rückkehr angekündigt habe, bin ich wirklich überwältigt von den tausenden begeisterten Reaktionen, die ich weltweit erfahren habe. Es verblüfft mich, wie treu die Fans über diese lange Zeit hin geblieben sind. Es ist so bizarr.“ sagt Vandenberg und fügt mit einem Lächeln hinzu: „Und deswegen ist das MoonKings Album meiner Meinung nach das beste, das ich je aufgenommen habe. Vielleicht erwarten die Leute den alten, traditionellen Classic Rock, doch ich wollte eine Brücke bauen zwischen dem größten Rock der Siebziger und dem von heute. Ich habe das Gefühl, dass das sehr gut funktioniert hat.“

Mit neuer Band, Sänger Jan Hoving und den recht jungen Protagonisten Mart 'Martman' Nijen-Es (Schlagzeug) und Sem 'The Sham' Christoffel (Bass) geht es dann auch frisch zur Sache, wie man hier schon mal vorab im Album Pre-Listening und brandneuen Video zu “Breathing“ sehen und hören kann…


Video “Breathing“:

http://www.youtube.com/watch?v=dv9UxxWMPBQ&feature=youtu.be

Auch live werden Vandenberg’s MoonKings in Deutschland zu sehen sein…



Rocks & Musix präsentieren:

Vandenberg's MoonKings

10.04. Hamburg - Markthalle

12.04. Essen - Turock

13.04. Nürnberg - Hirsch

15.04. Aschaffenburg - Colos-Saal

16.04. München - Backstage Halle



Mehr Infos unter der gerade neu erstellten Page der Band:

http://www.moonkingsband.com/


Freitag, 14. Februar 2014

Matt Schofield - Far As I Can See


Interpret : Matt Schofield
Album : Far As I Can See
Spielzeit : 47:33 Min.
Veröffentlichung : 17.02.2014
Plattenfirma : Provogue / Mascot
Homepage : www.mattschofield.com

Wertung : 8 von 10

Trackliste : 
  1. From Far Away
  2. Clean Break
  3. Getaway
  4. Breaking Up Somebodies Home
  5. The Day You Left
  6. Oakville Shuffle
  7. Hindsight
  8. Everything
  9. Yellow Moon
  10. Tell Me Some Lies
  11. Red Dragon 

Wer von Euch auf gitarrenlastige Musik steht (wer tut das nicht) und dabei nicht auf Hardrock oder Metal fixiert ist, sollte sich jetzt ein paar Minuten Zeit nehmen. Denn das fünfte, Far As I Can See betitelte Studioalbum, des in Manchester geborenen Blues-Gitarristen Matt Schofield, erscheint Mitte Februar via Provogue / MascotSchofield reiht sich schon lange ein in die Riege hochtalentierter Gitarristen und hat es wirklich verdient, auch ausserhalb der Szene Gehör zu finden...

Wie Labelkollege Robben Ford (Review), der vor ein paar Tagen ebenfalls eine neue Platte auf den Markt geworfen hat, hat Matt Schofield sein Herz an den Blues mit gelegentlichen Griffen in die Soul- bzw. Jazzkiste verloren. Schofields frühe Einflüsse, und da hat die Plattensammlung seines Vaters eine gewichtige Rolle gespielt, sind jedoch komplett durch den Blues geprägt. Jimi Hendrix, B.B.King, Albert Collins und Jimmie Vaughan, wen haben diese Leute nicht begeistert...

Und so verwundert es kaum, daß ich heute mit dem Ende der Platte anfange, welches wohl Schofields ultimative Huldigung eines seiner Idole darstellen soll. Red Dragon, die fast 10-minütige Schlussnummer heult und haucht nämlich nur einen Namen: JIMI. Allein diese tiefe Verneigung vor einer Legende ist die Anschaffung von Far As I Can See wert, und ich übertreibe nicht wenn ich behaupte dass Matt Schofield sich hiermit ein markantes Denkmal gesetzt hat, selbst wenn Voodoo Chile ständig um die Ecke schielt...

Den "Rest" des Albums jedoch als Beiwerk zu bezeichnen, wäre allerdings mehr als fahrlässig, denn auch hier finden sich sehr viele hörenswerte Momente. Wie erwähnt, Schofield mischt seinen Blues gern mit Elementen anderer Musikrichtungen. Insbesondere sei hier der New Orleans-Jazz erwähnt, dessen Stilelemente, die Trompete und auch das Saxophon, sich in Songs wie Hindsight sehr schön wiederfinden. Hindsight ist ohnehin ein hörenswertes Stück, hier brilliert nicht nur die Brassmusik, sämtliche Mitmusiker dürfen sich zeigen.

Schofields langjähriger Weggefährte Jonny Henderson (Hammond), der superbe kanadische Schlagzeuger Jordan John und Mr.Schofield himself bilden ein tolles Organ-Trio und leisten sich üblicherweise, dank Hendersons Fähigkeit dies mit der linken Hand zu übernehmen, den Luxus auf einen Bassisten zu verzichten. Für die Aufnahmen zum Album griff Schofield aber auf seinen alten Freund Carl Stanbridge zurück. 

Schön an As Far As I Can See ist, dass die Momente sich die Klinke in die Hand geben dürfen. Clean Break, das zweite Stück steht wie Hindsight für die jazzige, flotte Note im Schofield'schen Blues, während der zweite Longtrack des Albums, The Day You Left, in der  Halbzeit zum Chillen einlädt. Die Neville Brothers (und damit sind wir wieder in New Orleans, der Heimat der R&B- und Soulbrüder) liefern dann die Vorlage für einen weiteren Ruhepol in Form eines sehr schönen Covers: Yellow Moon. Selbst wenn das Original unerreicht bleibt; die schwül-dampfige Hochsommerstimmung des Mississippi-Deltas bleibt trotz der Interpretation erhalten. 

Über allen Songs schwebt, wie sollte es auch anders sein, das feine und unaufdringliche Gitarrenspiel von Matt Schofield. Überhaupt haben wir es mit einer sauberen Arbeit zu tun, an der es kaum etwas auszusetzen gibt. Die saubere Produktion und Abmischung machen aus Far As I Can See eine lohnenswerte Anschaffung, die Fans dieser Musikrichtung sich bestimmt gern ins Plattenregal stellen werden.

Zum Abschluss einer feinen Platte, die ab dem 17. Februar erhältlich sein wird, lasse ich den roten Drachen nochmal durchs Wohnzimmer fliegen und frage mich, warum ich Matt Schofield bisher so sträflich ignoriert habe. Von meiner Bewertung ziehe ich (um nochmals den Kreis zur letzten Robben Ford Platte zu schliessen), für das Fehlen der etwas kräftigeren Momente, ein wenig ab. Wer die ohnehin nicht braucht, hat alles richtig gemacht, für mich bleiben immer noch stolze acht von zehn Punkten.


Bernd Fischer






















Sonntag, 2. Februar 2014

Robben Ford - A Day In Nashville



Interpret : Robben Ford
Album : A Day In Nashville
Spielzeit : 45:22 Min.
Veröffentlichung : 03.02.2014
Plattenfirma : Provogue / Mascot
Homepage : www.robbenford.com

Wertung : 9 von 10

Trackliste :
  1. Green Grass, Rainwater
  2. Midnight Comes Too Soon
  3. Ain't Drinkin' Beer No More
  4. Top Down Blues
  5. Different People
  6. Cut You Loose
  7. Poor Kelly Blues
  8. Thump And Bump
  9. Just Another Country Road

Aaaaaah....wie herrlich. Endlich Wochenende. Kein Stress...das Handy ist ausgeschaltet, ich nehme mit 'nem kühlen Bierchen in der Hand entspannt Platz vor der Stereoanlage, lege die Füße auf den Tisch und bin neugierig darauf, was mir der Postbote heute geliefert hat.  
Das Päckchen mit der neuen CD von Robben Ford ist angekommen, der sympathische 63-jährige aus dem sonnigen Kalifornien veröffentlicht nämlich dieser Tage via Provogue / Mascot sein neuestes Album "A Day In Nashville". Die CD noch schnell rein in den Player und abwarten...

Der Titel der Scheibe ist im wahrsten Sinne des Wortes Programm, denn der Blues-, Jazz-, und Fusionrock-infizierte Gitarrist hat doch tatsächlich nur einen einzigen Tag in Nashville, Tennessee gebraucht, um mit seinen hochkarätigen Mitstreitern, Bassist Brian Allen, Drummer Wes Little (Sting) und Gitarrist Audley Freed (Black Crowes, Gov't Mule) eine klasse Platte einzuspielen. Ergänzt wird die Band durch Ricky Peterson an der "Schweineorgel" Hammond-B3 und Barry Green an der Posaune. "So etwas macht man eigentlich nicht mehr. Neun Songs, so viel neue Musik...das nimmt normalerweise sehr viel Zeit in Anspruch. Ich setzte mich hin, nahm Demos auf, auf denen ich sang und Akustikgitarre spielte und schickte sie meiner Band zu. Ich dachte, wenn wir das durchziehen könnten, das wäre doch etwas!" 

Und was soll ich sagen...sie haben es durchgezogen. Neun Songs und eine dreiviertel Stunde später bin ich schwer begeistert. Robben Ford ist ein dermaßen guter Gitarrist, daß ich die Füße voller Respekt erstmal wieder vom Tisch herunternehme. Plötzlich wird mir klar, daß ich den höchsten Sphären der Gitarrenkunst lauschen durfte und sich etliche Mitstreiter im Vergleich zu diesem Mann wie lausige Anfänger anhören. Auch wenn ich die sechs Saiten selber nicht beherrsche, erlaube ich mir ein Urteil: Grandios ! Es ist mir schlichtweg unmöglich, einen Fehler zu entdecken, Taktgefühl und dieses sensationelle Gespür für Rhythmik und Harmonie sind ihm wohl in die Wiege gelegt worden. Anders kann ich mir ein solches Maß an Perfektion nicht erklären. 




Technik allein ist aber nicht die Zauberformel, welche die Schönheit von "A Day In Nashville" ausmacht. Mr.Ford ist ganz nebenbei mit einer hellen, aber herzlich-warmen Gesangsstimme ausgestattet und belohnt den Hörer mit einem vielfältigen Programm, indem er immer wieder vom Highway abbiegt und mitunter in Gefilde abdriftet, die der Titel der Platte eher nicht vermuten lässt. Vom erwarteten Country-Einfluss ist nichts zu hören, selbst pure Bluessongs, wie das atmosphärisch-schleppende Midnight Comes Too Soon, sind die Ausnahme auf einer Platte voller Richtungswechsel. Ob nun das schunkelige Ain't Drinkin' Beer No More, welches mich an Brook Benton's "Kiddio" (übrigens schön von John Lee Hooker gecovert) erinnert, das funkig-jazzige Instrumental Top Down Blues oder ein swampiges Cut You Loose, das alles fügt sich erstaunlich passabel zusammen. Schön auch, daß nicht nur Robben Ford an der Gitarre brillieren darf, sämtliche Musiker haben ihre Momente. Insbesondere Ricky Peterson ist es jedoch, der neben Ford die Show macht, der vielbeschäftigte Musiker setzt aus dem Hintergrund immer wieder dezente Akzente und färbt den Sound der Platte mit seiner Hammond wunderbar warm und herzlich. 
Das locker-flockige Cut You Loose, darf mit einem herrlich entspanntem Duell beider Hauptprotagonisten gern als Anspieltipp herhalten. Mit Different People präsentiert Robben Ford dann auch noch eine wunderschöne Ballade und liefert mit der vorletzten Nummer, dem jazzig-spröden Instrumental Thump And Bump, und dem bluesigen Stampfer Just Another Country Road einen interessanten Ausklang ab. 

Und so ist "A Day In Nashville" ein Album ohne herausragende Höhepunkte, dafür aber mit durchgehend sehr hohem Niveau geworden, das zum entspannten, aber intensiven Hören einlädt. Jazz-, als auch Blueshörer dürften sich gleichermaßen angesprochen fühlen.

Einziger Kritikpunkt von meiner Seite, was allerdings Jammern auf hohem Niveau bedeutet: Mir hätten ein, zwei kräftigere Songs sehr gut gefallen, um zwischen aller Leichtigkeit des Seins das herzhaft-bodenständige, inzwischen leicht angewärmte Dortmunder Union, noch besser geniessen zu können. Prost.


Bernd Fischer