Sonntag, 31. Mai 2015

Halestorm - Into The Wild Life

Band: Halestorm
Album: Into The Wild Life
Spielzeit: 56:47 Min.
Plattenfirma: Atlantic Records
Veröffentlichung: 10.04.2015
Homepage: halestormrocks.com



Wertung: 10 von 10 Punkten



01. Scream
02. I Am The Fire
03. Sick Individual
04. Amen
05. Dear Daughter
06. New Modern Love
07. Mayhem
08. Bad Girl’s World
09. Gonna Get Mine
10. The Reckoning
11. Apocalyptic
12. What Sober Couldn’t Say
13. I Like It Heavy


Special Edition Bonus Tracks:
14. Jump The Gun
15. Unapologetic



Halestorm sind wohl eine, wenn nicht DIE am härtesten arbeitende Band im Rock-Circus überhaupt. Sie touren beinahe ständig und wenn dann doch mal Pause angesagt ist wird eine neue Scheibe eingetütet. Zwischen den regulären Studiowerken gibt es - weil man ist ja nicht ausgelastet - dann noch EP's mit (allesamt tollen!) Coverversionen.

Halestorm sind für mich eine der wenigen "neuen" Bands mit eigenem Charakter UND Star-Appeal, natürlich zu vorderster Front begründet durch Lzzy Hale, der Frontwoman der Truppe. Im Vorfeld  der neuen Veröffentlichung gab es ja Stimmen, die der Band nachsagten, sie wollen nun einen auf Country machen, nachdem sie mit Jay Joyce einen namhaften Produzenten eben dieses Genres verpflichten konnten. Diese Bedenken kann man jedoch ohne weiteres ins Reich der Fabeln zurückweisen. Halestorm rocken weiterhin wenn auch anders. Wie auch "Strange Case...." sich vom selbstbetitelten Erstlingswerk unterschieden hat so ist "Into The Wild Life" eine Weiterentwicklung zum Vorgänger. Ein klares Zeichen dafür, dass man im Hause Halestorm nicht auf Nummer sicher geht und ein weiteres "Here's To Us" auf den Markt schmeisst, welches ja überaus erfolgreich war. 

Halestorm gehen durchaus Risiken ein indem Sie ihren Sound weiter verfeinern. So ist z,B. "Scream" nicht der typische Opener in Form eines schnellen Eröffnungstracks sondern eher im Midtempobereich gehalten. Auffallend die durchaus effektreiche Produktion, welche glasklar und differenziert aus den Boxen tönt. Laut Band wurde ein Großteil der Songs live eingespielt und erst danach verfeinert. Die verfremdeten Vocaleffekte hätte es bei der grandiosen Stimme meines Erachtes zwar nicht bedurft aber dennoch ein guter Einstieg.

"I Am The Fire" ist das erste Highlight der CD. De rSong beginnt eher balladesk, ehe einen der Refrain ziemlich wegpustet und am Ende der Song das Tempo in Richtung Speedgranate wechselt. Rockt wie Sau würde ich sagen. "Sick Individual" erinnert am ehesten an die "alten"Halestorm. Ein schöner Stampfer, der auch live gut abgehen wird. Das  Lzzy- Kreischen wird dabei auch wieder gut dosiert eingesetzt.

"Amen" wurde bereits vorab ausgekoppelt, hierzu gibt es ein aufwändiges witzig gemachtes Video, die leichten Country-Twangs der Gitarre fallen sicher auf sind jedoch nicht als Abkehr vom Rocksound zu werten. Im Gegenteil - auch dieser Song geht live gut ab (was ich mit eigenen Ohren in München erleben durfte)

"Dear Daughter" ist der nächste Song, bei dem die Höchstwertung gar nicht reicht. Waren Halestorm in der Vergangenheit schon für die ein oder andere Top-Ballade zuständig so übertreffen sie sich mit diesem Song fast selber. Clever textlich als Brief einer Mutter an ihre Tochter verpackt zieht Lzzy hier alle Register ihres Könnens und die gefühlvolle Ballade dürfte für Feuerzeuge satt im Live-Convert sorgen, heutzutage aber wohl eher Smartphonedisplays.....

Ebenfalls nicht alltäglich an der Scheibe ist die Tatsache, dass die Songs meist ohne Pause ineinander übergehen, teilweise mit extra Outros als Übergang.. Dies kreiert eine tolle Atmosphäre und die Songreihenfolge ist prima gewählt.

"New Modern Love" ist der einzige Song der nicht so 100% bei mir zünden will, was das granatenstarke und auch für Heavyfans geeignete "Mayhem" (welches wie "I Like It Heavy" schon bei der letzten Tour mit im Gepäck war)aber locker wieder wettmacht.

"Bad Girl's World" erinnert (wie eine Handvoll weiterer Songs) etwas an eine rockige P!NK, für mich kein schlechtes Zeichen, stimmlich braucht sich Lzzy da sicher auch nicht zu verstecken, songwriterisch schon gar nicht. Zwar ein sehr poppiger Track aber unheimlich gut gemacht.Von der ruhigeren Sorte sind auch "What Sober Couldn't Say" und "The Reckoning", die die Hartwurstfraktion sicher etwas abschrecken dürften aber die Tracks haben das gewisse Etwas um sie aus dem Einheitspoprockbrei herauszuheben.

Zu "Apocalyptic" (mit X-Rated Lyrics) gibt es ebenfalls ein Video, welche leider einmal ehr in Deutschland auf youtube ohne Ip-Blocker nicht zu sehen ist. Der Song  war lange Zeit hoch in den Radio-Rockplaylisten und das zu Recht.

Mit dem riffbetonten "I Like It Heavy" geht die bislang beste Halestormscheibe offiziell zu Ende. Die Scheibe ist eine klare Fortentwicklung ihres Sounds, hat Klasse und Rasse zuhauf und ist stimmungsvoll zusammengestellt. Diejenigen, die murren, dass ein paar Songs zu poppig geraten sind, wird man verschmerzen können. Die Scheibe ist zu Recht kurz nach der Veröffentlichung in die Top 5 Billboard Charts eingestiegen und die Band befindet sich (wie sollte es auch anders sein) schon wieder auf Tour.

Für die Freunde der Deluxe-Editionen gibt es noch zwei Zuschläge: Das Bon-Jovi-mäßige "Unapologetic" sowie das flotte "Jump The Gun". Für das, was hier als Bonustracks verbraten wird,  wären andere Bands froh,  auf ihrem Hauptalbumbieten zu können.

Halestorm haben alles richtig gemacht, wer sie noch nicht live gesehen hat sollte das schleunigst nachholen. Es lohnt sich. Für "Into The Wild Life" gibt es ohne Umschweife eine glatte 10 von mir.


Martin



Jim Peterik/Marc Scherer - Risk Everything

Band: Jim Peterik/Marc Scherer
Album: Risk Everything
Spielzeit: 52:16 min
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 17.04.2015
Homepage: http://jimpeterik.com/


 Wertung : 8,5 von 10


 Tracklist:
  1. Risk Everything
  2. Chance Of A Lifetime
  3. Cold Blooded
  4. Desperate In Love
  5. Thee Crescendo
  6. The Dying Of The Light
  7. How Long Is A Moment
  8. Brand New Heart
  9. Broken Home
  10. Milestones
  11. Independence Day

Nach längerer Funkstille gibt es endlich einmal wieder neues von Jim Peterik zu vermelden. Seit dem letzten Pride Of Lions-Werk war nicht mehr viel von ihm zu hören und zu sehen, was sich ja in Europa meist auf CD-Veröffentlichungen beschränkt, denn Touren ist in unserer heutigen Musiklandschaft auch für einen (zumindest in Melodic-Kreisen hochgeschätzten) Jim Peterik wohl finanziell nicht drin, ausser man tourt unter dem Survivor-Banner, aber da ist er ja schon lange nicht mehr mit von der Partie.

Survivor ist das Stichwort, denn was der Gute zusammen mit dem mir bislang doch recht unbekannten Marc Scherer hat er ein sehr gutes Melodicscheibchen auf den Markt gebracht, welches sich in seinen besten Momenten durchaus mit dem Survivor -D'Oevre messen kann und das ist schon ein wirkliches Kompliment, das man ihm mit dieser Veröffentlichung machen kann.

Entgegen dem Titel gibt es auf "Risk Everything" sicherlich keine großartigen Experimente, aber die Songs haben durchaus das gewisse Etwas welche das Album vom üblichen Melodic-Einheitsbrei abheben und den gewissen "oha"-Effekt bieten.
Allen voran die Eingangshymne in Form des Titelstücks, welches auch auf einem 80er-Jahre Survivor Album positiv aufgefallen wäre. Die Produktion ist wie von Peterik gewohnt schön klar und fett und Marc Scherers Stimme ist ein weiterer Pluspunkt. Er hat eine klare hohe Stimme, die für Mel-Rock wie gemacht scheint, ohne jedoch das teilweise unangebrachte Vibrato in der Stimme zu haben wie es Toby Hitchcock von Pride Of Lions teilweise überstrapaziert. Ein wirklicher Genuss.
Die erste Hälfte der Scheibe gehört mit zum besten aus dem Haus Frontiers in diesem Jahr und hat ein sehr hohes Niveau. Sei es nun das ebenfalls famose "Chance Of A Lifetime", das treibende "Cold Blooded"  oder das balladesk beginnende "Desparte in Love", welches sich in einen ebenfalls treibenden Rocker ala Pride Of Lions verwandelt - alles Knaller vor dem Herrn. 
"Thee Crescendo" ist AOR in seiner pursten Form und Peterik at his best. Ich würde sogar soweit gehen, dass die Scheibe - zumindest die ersten zwei Drittel- mit zum Besten gehören was Peterik seit langer, langer Zeit zustande gebracht hat. Quasi eine Zusammenfassung seines bisherigen Schaffens in neue tolle Songs verpackt. 

Der eine oder andere würde vielleicht anmerken, dass die Stücke ein doch ziemlich gleiches Strickmuster aufweisen, ich würde das jedoch generell als eigene Handschrift von Peterik sehen. Ein Peterik-Song bleibt eben einer und wenn man seine Trademarks hat ist das durchaus positiv zu verbuchen, gibt es doch heutzutage viel identitätslose Mucke. Dies ist hier ganz klar nicht der Fall.

Einziger Wehrmutstropfen dieser doch sehr guten CD ist die Tatsache, dass nach der (überraschenderweise einzig wirklichen) Ballade "How Long Is A Moment" der Scheibe am Schluss auf der Ziellinie doch etwas die Luft ausgeht. "Brand New Heart" ist noch eine weitere treibende flotte Hymne, "Broken Home" und vor allem das eher uninspirierte "Milestones" halten nicht ganz das hohe Niveau der Vorgängernummern, wenngleich das wirklich Jammern auf extrem hohem Niveau ist. 
Der Rausschmeisser "Your Independence Day" zieht da die Qualitätskurve wieder etwas nach oben, einer von mehreren Uptemposongs im typische Peterik-Optimismus-Stil. Toll gemacht.

Fazit: Ein Peterik-Werk, welches es in sich hat und mit Marc Scherer eine tolle Stimme versehen mit hochwertigen Melodic-Songs. Prima gemacht, macht Spass! Alle Daumen hoch!



Martin





 

Status Quo - Aquostic Live @ The Roundhouse


Band : Status Quo
Album : Status Quo - Aquostic Live @ The Roundhouse
Spielzeit : 86 Min (2CD) + 100 Min. (DVD)
Plattenfirma : earMUSIC 
Veröffentlichung : 10.04.2015
Homepagewww.statusquo.co.uk

Wertung : 6 von 10

Trackliste CD1 :
  1. And It's Better Now
  2. Break The Rules
  3. Again And Again
  4. Paper Plane
  5. Mystery Song
  6. Little Lady
  7. Rock'n'Roll
  8. Caroline
  9. What You're Proposing
  10. Softer Ride
  11. Down Down
  12. Pictures Of Matchstick Men

Trackliste CD2 :
  1. Down The Dustpipe
  2. All The Reasons
  3. Reasons For Living
  4. Rollin' Home
  5. Don't Drive My Car
  6. Claudie
  7. Rain
  8. Marguerita Time
  9. Na Na Na
  10. Whatever You Want
  11. Rockin' All Over The World 
  12. Rock 'til You Drop
  13. Burning Bridges (On And Of And On Again)

Es ist durchaus möglich daß ich etwas gehemmt oder voreingenommen bin. Erstens bin ich kein Hardcore-Fan der Band, die mir und meinen Kumpels wunderbare Momente verschaffte...vor weitaus mehr als einem Vierteljahrhundert wohlgemerkt geschahen absonderlichste Dinge auf unserem schönen westfälischen Fleckchen Heimaterde. Es war die Zeit der Jugendfeten am Vorabend des alljährlichen Schützenfestes. Da durfte die Dorfjugend ohne elterliche Kontrolle saufen, rauchen und neben allerlei Schlager- und Popschmonsens zu vorgerückter Stunde richtig "harte" Musik wie Ram Jam, Golden Earring und eben Status Quo zelebrieren. Die lässig in den Mundwinkel geklemmte Fluppe (selbstgedrehte DRUM oder SAMSON natürlich), ein 0,2l Rolinck Pilsener in der Hand, Spagat bis die Plinte runter bis zu den Adidas Allround platzte und die Pete Townshend für arme Leute-Gedenkwindmühle waren Audruck dafür dass die Musik gut war. Und Status Quo gingen immer. Keine Fete ohne Quo, und welche Songs da liefen dürfte hinlänglich bekannt sein. Die Songs haben sich halt in die Gehörgänge meiner Generation gefressen.

Soviel zu den Umständen meiner Status Quo-technischen Vorbelastung. Die Band hat natürlich etwas mehr zu bieten als 08/15 Partyrock, doch, und so geht es bestimmt nicht nur mir, ich persönlich verbinde die Musik halt mit Schweiss, Zigarettenqualm und Stimmung in der Bude. Und so geht die ergraute Eminenz des Boogie Rock mit einem leichten Handicap ins Rennen dieser Rezension.

Ach ja, zweitens fehlt ja noch. Zweitens haben einige Vorgänger die Acoustic-, Unplugged- oder was weiss ich für stromlose Live Alben-Messlatte verdammt hoch gelegt, so zum Beispiel Nirvana, Eric Clapton oder Neil Young, die in diesem speziellen Format wahre schon Seelenstripteases hinlegten.

Status Quo haben ihren Auftritt jedenfalls gut vorbereitet. Die Location, das altehrwürdige Londoner Roundhouse, diente nicht ohne Grund vielen bekannten Bands als geeignete Location für ihre Plattenaufnahmen. "Live at the Roundhouse" gilt in Rockfan-Kreisen als ernstzunehmendes Qualitätsmerkmal für eine hervorragende Akustik. Led Zeppelin, Pink Floyd, die Rolling Stones, Kraftwerk, Opeth usw. traten dort auf und schnitten die Gigs oft mit um sie später zu veröffentlichen. So auch Status Quo.


Im Oktober 2014 gab es eine BBC-Sondersendung zur Promotion des 31ten Studio-Albums der Band, die mit mehr als 1,3 Millionen Views im Internet innerhalb von fünf Tagen zum Riesenerfolg mutierte. Und dass eine Band, die mehr als 50 Jahre Erfahrung und mehr als 60 Top40 Single-Platzierungen in GB hatte, an einem solchen Abend ein selbstbewusstes Programm aufstellt, dürfte sich von selbst verstehen. 

Ergo nahmen Freddie Edwards, Rick Parfitt, Francis RossiAndrew Bown, John "Rhino" Edwards und Drummer Leon Cave nebst einer Vielzahl weiterer Musiker gemütlich auf ihren Stühlen Platz, um vor vollem Haus die Träume ihrer treuesten Anhängerschar wahr werden zu lassen.  

Acoustic Live ist an diesem Abend aber vor allem die bühnentaugliche Umsetzung des Albums, welches im Laufe der Zeit zum verdienten Verkaufsschlager mutierte: Aquostic:Stripped Bare. Und dort zeigt sich leider auch, dass fünf auf dem Stuhl klebende Herren im Laufe eines Abends an ihre Grenzen kommen können. Was dem Roundhouse-Besucher evtl. wegen der Stimmung in der Halle verborgen blieb, ist auf der Mattscheibe leider allzu schnell klar...bereits nach wenigen Minuten kann ich mir ein Gähnen kaum noch verkneifen und spätestens mit dem verschunkelten Again And Again wird mir klar, dass dieses Konzept für mich nicht aufgehen wird. 

Ich denke unweigerlich an vergangene Zeiten zurück und vermisse den Dreck und meine gröhlenden Kumpels. Natürlich bin in all den Jahren nicht nur ich, sondern auch Rossi, Parfitt und Co. älter geworden, aber in meiner Erinnerung lege ich gerade On The Level oder Never Too Late auf den Plattenteller. Die Bude qualmt zwar, als Rossi in Paper Plane die große Runde fragt, ob jemand in seinem "deutsche car..." mitfahren möchte, doch mir persönlich mangelt es bei aller Unterstützung durch Akkordeon, Percussion oder Backgroundgesang an dem musikalischen Ausgleich der mangelnden Bewegungsmöglichkeiten der Band.
Wie schön wäre es gewesen, hätte Francis Rossi nur einen einzigen Song solo gebracht, oder hätte es für einen Gastsänger bzw. -sängerin gereicht. Ein Schlagzeug-, Gitarren-, oder Basssolo...ein Instrumental ? Leider nein, die Möglichkeiten sind vielfältig, doch trotz aller Qualität kehrt Langeweile ein. Ständig die gleiche Tonlage, die selbe Leier. Da helfen dann auch die schönen Harp-Einlagen von Andy Bown, die Streichersektion und Rossi's lockere Ansagen in schönstem britischem Akzent nix mehr.

Nun denn, 86 (CD) bzw. 100 (DVD) Minuten werden echte Fans zufriedenstellen, da bin ich mir sicher. Das Roundhouse-Publikum scheint jedenfalls voll auf seine Kosten gekommen zu sein. Ich greife im Zweifellsfall auf meine Plattensammlungs-Quo zurück, mache mir ein Bier auf und lege die Füße auf den Tisch. Bin zwischenzeitlich alledrings auf Dortmunder Union Export umgesattelt...



Prösterchen !


Bernd Fischer

Nelson - Peace Out


Band : Nelson
Album : Peace Out
Spielzeit : 57:24 Min.
Plattenfirma : Frontiers Records
Veröffentlichung : 18.05..2015
Homepage: http://www.matthewandgunnarnelson.com/
 

Wertung : 8 von 10


Tracklist:

1. Hello Everybody
2. Back In The Day
3. Invincible
4. Let It Ride
5. I Wanna Stay Home
6. On The Bright Side
7. Rockstar
8. Autograph
9. What’s Not To Love?
10. You And Me
11. Bad For You
12. Leave The Light On For Me



Nelson sind für mich die ultimative Gute-Laune -Truppe. Wer eine ihrer Scheiben anhört und danach noch schlecht drauf ist ist entweder dauerdepri oder bereits tot. 
Zyniker würden sagen, dass die Jungs klassische One-Hit-Wonder sind bzw. waren und in der Tata war ihr MIllionenseller "Love and Affection sowie der zugehörige Longplayer "After The Rain" ihr verkaufstechnisches Highlight, die nachfolgenden Veröffentlichungen fanden - wenn überhaupt - leider nur noch in Asien eine größere Käuferschicht, was nicht bedeutet, dass es sich dabei um schlechte Alben handelt, im Gegenteil! Eine richtig üble Scheibe haben Nelson noch nie aufgenommen und auch "Peace Out" ist ein gelungener Longplayer.

"Hello Everybody" ist der ideal Konzertopener, flott und auf den Punkt und total nach Cheap Trick klingend. Bereits hier fällt jedoch der arg trocken produzierte Sound auf, der mit persönlich nicht so ganz zusagt, gehört zu einer schmissigen Melodicrockscheibe für mich doch immer ein richtig fetter Sound anstatt einer eher abgespeckten Klangausstattung.

Etliche Songs stellen textlich eine Art Vergangenheitsbewältigung ihrer kurzen Megastar-Zeiten zu Beginn der 90er dar, als da wären das schmissige "Back In The Day", "Rockstar" oder "Autograph", alles jedoch mit einem Augenzwinkern unterlegt. 

Auf "Peace Out" befinden sich auffallend viele Uptemponummern, die durchwegs ein hohes Niveau aufweisen. Ein Blick ins Booklet gibt zu verstehen, dass es sich offenbar zum Großteil um Lieder aus vergangenen Jahren handelt, denen der letzte Schliff verpasst wurde um 2015 letztlich veröffentlicht zu werden.

Die Kuschelrockfraktion kommt lediglich bei "On The Bright Side" und beim abschließenden bombastischen "Leave The Light On" auf ihre Kosten, ansonsten regiert die rockige Fraktion.

Bis auf das doch recht lasche und mit einem schwachen Refrain ausgestattetet "You and Me" kann ich keinen richtigen Füller ausmachen, andererseits gibt es auch keinen wirklichen Übersong auf "Peace Out".

Nichtsdestotrotz macht die Scheibe Spass und ist die ideale Einstimmung auf einen hoffentlich tollen Sommer.

Glaubt man den Angaben im Booklet, so könnte die vorliegende Scheibe die letzte Nelson-Scheibe überhaupt sein, aber ob da das letzte Wort gesprochen ist glaube ich persönlich ja noch nicht. Schade wäre es in jedem Fall.


Martin



Montag, 25. Mai 2015

Virgin Steele - Nocturnes Of Hellfire & Damnation



Band : Virgin Steele
Album : Nocturnes Of Hellfire & Damnation
Spielzeit : 79:34 Min.
Plattenfirma : Steamhammer / SPV
Veröffentlichung : 19.06.2015
Homepage : www.virgin-steele.com

Wertung : 8 von 10

Tracklist :
  1.  Lucifer's Hammer
  2. Queen Of The Dead
  3. To Darkness Eternal
  4. Black Sun - Black Mass
  5. Persephone
  6. Devilhead
  7. Demolition Queen
  8. The Plague And The Fire
  9. We Disappear
  10. A Damned Apparition
  11. Glamour
  12. Delirium
  13. Hymns To Damnation
  14. Fallen Angels

Was soll ich lange um den heissen Brei reden. Ich bin langjähriger Fan dieser fantastischen Band und hätte einer Fortsetzung des schwachen letzten Albums The Black Light Bacchanalia garantiert auch noch irgendetwas Positives abgewonnen. So sind wir Fans, was wir erstmal liebgewonnen haben...

Ich verpreche Euch aber, so objektiv wie möglich an die Sache heranzugehen. Wer noch nicht herausgefunden hat, worum es geht: Die Rede ist natürlich von Virgin Steele, dem Projekt eines begnadeten Mannes mit Hang zur Klassik und barbarisch-romantischen, altgriechischen Mythen und Mysterien. David DeFeis setzt diese musikalisch um und verspinnt teils kitschige Liebesgeschichten mit knüppelharten Gitarrenriffs und seiner mehrere Oktaven umfassenden Gesangsstimme. Das alles fast immer unter Einsatz seines mehr oder weniger präsenten Keyboards. So entstand seit der Veröffentlichung des ersten, selbstbetitelten Albums im Jahre 1982 ein Gesamtwerk, welches zu 80% Qualitätsmucke und tolle, dramatische Songs mit hohem Wiedererkennungswert enthält.

Die restlichen 20% erhielten wir Fans leider vor allem mit den beiden letzten Alben. Visions Of Eden und vor allem The Black Light Bacchanalia enttäuschten viele Anhänger ob ihrer kalten, nahezu sterilen Produktion und Atmosphäre. DeFeis' Gesang ähnelte in dieser Phase eher einem maulkorbtragenden, altersschwachen Dackel als einem kraftstrotzenden, hungrigen Wolf der nichts anderes will als seine Beute zu packen.

Nun liegt Nocturnes Of Hellfire & Damnation entpackt auf meiner Festplatte und ich jauchze vor Glück. Die Band besteht neben ihrem Mastermind aus Edward Pursino an der Gitarre, Josh Block am Bass und Frank Gilchriest* am Schlagzeug. Die Vier haben dankenswerterweise einen Riesenschritt in die richtige Richtung (nämlich zurück) gemacht und knallen mir soeben den furiosen Opener Lucifer's Hammer um die Ohren. Mr. DeFeis hat seine verlorengeglaubten Eier wiedergefunden, das wird gleich klar. Das Schlagzeug hört sich wieder an wie ein echtes Schlagzeug und nicht mehr wie eine Bontempiorgel. Bratzgitarren statt zurückhaltendem Gezupfe...hach wie schön das Leben doch ist. Das Ganze erinnert mich zaghaft an selige Invictus-Zeiten in rauh produziert. Ja, mir scheint fast, dass der gute David den Spies einfach mal umgedreht hat um sämtlichen Kritikern eins auf die Fresse zu geben.

Doch damit nicht genug, neben erwähnter Anlehnung an die Invictus / House Of Atreus I+II Phase kommt mit Black Sun - Black Mass ein Song ans Tageslicht, der vielleicht dem einen oder anderen Fan bekannt vorkommen dürfte. Black Mass hiess der Opener einer ziemlich obskuren Death-Metal Platte, die DeFeis alias "Damian Rath" 1985 mit seinem Exorcist Sideprojekt intonierte. Nightmare Theatre wird bei Discogs derzeit ab 35,-€ gehandelt.


Zurück zu Nocturnes Of Hellfire & Damnation. Der Querschnitt des Albums ist erstaunlich rauh und heavy ausgefallen. We Disapper groovt anfangs ungewohnt riffbetont daher, bevor ein wunderschöner Mittelteil diese Stimmung ablöst. Ed Pursino hat mehrere starke Auftritte, die in dieser Form ebenfalls vermisst wurden und David DeFeis' Gesang reicht teils gedoppelt oder gedreifacht, teils ohne technische Unterstützung an vergangene Zeiten heran. Das darauffolgende gesprochene A Damned Apparition verweist an selige Invictus-Zeiten, was für viele Anhänger dieser Band Balsam für die Seele gleichkommen wird...

Die Neue kommt in drei verschiedenen Versionen und Artworks auf den Ladentisch. Wer mich kennt weiss, wie ich zu diesem Thema stehe, aber egal. Die vorliegende Rezension entspricht bezüglich der Trackliste sowohl der 2LP- (blaues Vinyl), als auch der CD-Version im Jewelcase. Die LPs kommen inklusive einer CD, soweit ich das erkennen kann aber nicht inklusive der Bonustitel. Die CD-Digipak-Version wird diese Bonus-CD enthalten, über die ich an dieser Stelle nicht berichten kann, da nicht vorhanden. Was ich ebenfalls schlecht beurteilen kann ist die Produktion bzw. Soundqualität. Ich höre mir sämtliche Musik eigentlich auf einer halbwegs vernünftigen Stereoanlage an und muss in diesem Fall einer Sounddatei lauschen, die ich mir auf einen CD-Rohling gebrannt habe. Ehrlich gesagt bin ich eher enttäuscht als zufrieden. Das Ganze kommt ein wenig muffig und drucklos herüber, was aber umständehalber mit Vorsicht zu geniessen ist. Schade, aber nicht zu ändern.

Warten wir also auf den 19.Juni und lehnen uns bis dahin entspannt zurück. Alles in Allem knüpft Nocturnes Of Hellfire & Damnation erfreulicherweise wieder an bessere Zeiten an und bedarf einiger Durchläufe um es komplett zu entdecken.

Ich lausche derweil noch den letzten Sekunden der entspannten Schlussnummer Fallen Angels und vergebe gute acht Punkte für ein starkes "Comeback".


Bernd Fischer

* laut Info-Text ist Frank Gilchriest der Drummer. Frank Gilchriest jedoch streitet dies ab. Sobald Klarheit besteht, korrigieren wir unseren Text.

Sonntag, 24. Mai 2015

Pig Irön - Sermons From The Church Of Blues Restitution


Band: Pig Irön
Album: Sermons From The Church Of Blues Restitution
Spielzeit: 50:18 min.
Plattenfirma: Off Yer Rocka
Veröffentlichung: 27.03.2015
Homepage: www.facebook.com/PIGIRONMC

Wertung: 6 von 10



Tracklist:

1. Wildcat Birdhead
2. One Million Mega Hurts
3. One Final Kiss
4. The Spell
5. The Devil In The Woodpile
6. Come To Me

7. High As A Pine
8. Tapestry
9. Take Your Burden To The Lord
10. Restitution Blues


Sehr lange Zeit habt ihr hier auf unserer Seite nicht mehr wirklich viel neuen Lesestoff bekommen. Dafür möchte ich mich entschuldigen, doch nun bin ich seit 3 Wochen in meinem neuen Job tätig und der Umzug ist auch endlich hinter mir. Damit habe ich wieder Zeit mich für euch mit guter Rockmusik zu beschäftigen. Und möchte euch gleich mal einiges zu einem bodenständigen erdigem Rockalbum erzählen.

Die Rede ist von PIG IRÖN und derem neuen Album mit dem endlos langen Titel "Sermons From The Church Of Blues Restitution". Was auf dem Cover stark nach 80er Jahre Heavy Metal aussieht, entpuppt sich als Classic Rock mit leichten Southern Rock Einschüben. Beim ersten Hördurchgang sind bei mir dann auch die Mundwinkel stark gen Himmel gewandert. Toller Sound, die Band versteht ihr Handwerk und der Opener "Wildcat Birdhead" weiß mit einem schönen lässigen Riff zu gefallen. Leider fehlt mir dann der griffige im Ohr bleibende Refrain. Egal, dachte ich mir. Einfach weiter, klingt ja vielversprechend. "One Million Mega Hurts" legt vom Härtegrad eine Schippe drauf und reißt mich dann mit seiner Energie auch wirklich mit. Als dann mit "One Final Kiss", um es gleich vorweg zu nehmen, das absolute Highlight des Albums meinen Ohren schmeichelt und nach über 6 Minuten dies noch immer tut, fühle ich mich fast dazu verführt von einem Rockjuwel zu sprechen. 

Wie ihr euch aber sicher denken könnt, kommt nun das große Aber. Denn die restlichen sieben Songs haben allesamt das gleiche Problem wie der Opener "Wildcat Birdhead" - es bleibt auch nach zigmaligem Hören einfach nichts hängen. Natürlich haben PIG IRÖN nicht alles auf einmal verlernt aber das Songwriting ist ein großes Problem bei den Briten. Live könnten einige der Stücke sogar krachen, auf Schillerscheibe tun sie es leider nicht. Durch das leichte Classic Rock Revival momentan sehen sich PIG IRÖN auch einer relativ großen und qualitativ guten Konkurrenz gegenüber und genau diese Duelle verlieren die Briten spätestens im Elfmeterschießen. Stücke wie die folkige Ballade "The Spell", das siebenminütige "Come To Me" haben zwar alle gute Momente zu bieten, können diese aber alle nicht über die gesamte Spielzeit halten. Und wenn man die sich doch ziemlich ähnelnden Gitarrenläufe zum siebten Mal hört, schalte ich zumindest manchmal glatt ab und lasse das Album völlig an mir vorbei laufen.

Als Hintergrundmusik bei einem Biker Treffen ist die Scheibe aber durchaus geeignet und zwei klasse Songs haben sich auch darauf verirrt. Viel mehr ist "Sermons From The Church Of Blues Restitution" dann für den geneigten Rocker nicht. Fans von BLACK LABEL SOCIETY, die dringend was für Ihre Anlage benötigen, dürfen aber gerne reinhören.


Markus