Dienstag, 23. Februar 2016

Megadeth - Dystopia

Band: Megadeth
Album: Dystopia
Spielzeit: 46:45 min.
Plattenfirma: Universal
Veröffentlichung: 29.01.2016
Homepage: www.megadeth.com



Wertung : 8,5 von 10 



Tracklist:

01. The Threat Is Real
02. Dystopia
03. Fatal Illusion
04. Death From Within
05. Bullet To The Brain
06. Post American World
07. Poisonous Shadows
08. Conquer Or Die
09. Lying In State
10. The Emperor

11. Foreign Policy


"Megadave" Mustaine hat sich in letzter Zeit ja eher unbeliebt gemacht, sei es durch zweispältige politische Äußerungen oder durch das Auswechseln seiner (grandiosen) Gitarre/Drums-Fraktion. Chris Broderick und Shawn Drover wurden ersetzt durch Kiko Loureiro (Angra) und Lamb of God's Chris Adler, die auch beide auf der aktuellen Tour an Drums und Gitarre vertreten sind.
Wurde die letzte Scheibe "Super Collider" eher negativ aufgenommen, sind die meisten Stimmen bezüglich "Dystopia" eher im "Daumen-hoch"-Bereich anzusiedeln und das zu Recht.
Sämtliche Songs sind knackig arrangiert und haben wieder den gewissen Megadeth-Charme, der die Truppe aus der Masse hervorstechen lässt. Aus Dave Mustaine wird zwar nie mehr ein guter Sänger werden, sein Organ ist und bleibt jedoch äußerst charakteristisch und passt trotz fehlendem Stimmumfangs irgendwie mehr als gut zur Musik.
Thrash-Elemente sucht man auf "Dystopia" eher vergebens, dafür groovt es an allen Ecken und Enden und der Meister himself hat mit seinem neuen Sidekick Kiko Loureiro wieder einige geniale Riffs aus dem Hut gezaubert.
Das orientalisch angehauchte und wohl den Terroristen "gewidmete" "The Threat Is Real" legt gut vor, ein gewaltiges Statement als Opener. Es fliegen einem pausenlos Licks und Soloparts um die Ohren, die übliche Megadeth-Hektik ist unverkennbar. Der Refrain ist klasse und der Song einer der besten auf "Dystopia".
Der  Titelsong steht dem in nichts nach, höchst melodisch zieht sich das Hauptriff durch den Song und auch hier besticht ein astreiner Refrain mit Qualität, der einem nach mehrmaligem Hören so schnell nicht mehr loslässt.
"Fatal Illusion" beginnt Sabbath-mäßig schwerfällig, ehe er nach einem Bass-Solo von Dave Ellefson Fahrt aufnimmt, wenngleich der Refrain nicht ganz so zündet wie bei den beiden Vorgänger-Songs. 
Mit "Death From Within" wird jedoch gleich ein weiterer Ohrwurm nachgelegt, der Refrain eingeleitet mit tollen Backing vocals ist wieder eine Wonne. Man frägt sich zwar schon, ob ein anderer Sänger nicht noch mehr aus dem Song herausgeholt hätte aber es ist wie es ist und der Song ist 1a.
Das von akustischen Gitarren eingeleitete "Bullet To The Brain" ist wieder von der etwas verkopfteren Sorte und erschließt sich einem erst nach ein paar Durchgängen, das "...had to know" im Chorus knallt aber ebenfalls ordentlich und die Riffs sind und bleiben ein Wahnsinn.
Auch solotechnisch ist Dave wie erwartet weiterhin ein Klasse für sich und die doppelstimmigen Soli klingen auch formidabel. Eine Wonne für jeden Freund von elektrischen Klampfen.
"Post American World" ist ein knackiger Stampfer, auch hier wieder gutes Gespür für Melodien und ein athmosphärischer akustisch gehaltener Mittelteil, der in einem Soloinferno explodiert.

Überhaupt muss man sagen, dass der Sound der Scheibe ein absolutes Highlight darstellt. Die Gitarren kommen knackig aus dem Boxen und auch Chris Adler erledigt eine tollen Job an der Schießbude, die soundmäßig differenziert und nicht zu laut (wie auf so vielen anderen Releases) produziert ist.

"Poisonous Shadows" ist das ruhigste Stück auf "Dystopia" und hat gar Keyboards zur Untermalung, die aber sehr dezent und stilvoll untergebracht sind. Ein sehr atmosphärischer Song, der zu den absoluten Highlights der CD zählt. Perfetto!
Mit "Conquer Or Die" befindet sich auch ein Instrumentalstück auf dem Rundling, anfangs ruhig mit Solo-Akustik-Klampfe gehalten baut der Song langsam Schicht auf Schicht und endet mit famosen Gitarrenduellen zwischen Dave und Kiko.

"Lying in State" ist zwar ebenfalls kein wirklich schlechter Song, fällt aber qualitativ eher in die schwächere Kategorie. Der einzige halbe  "Füller" auf "Dystopia".

Das mit einem weiteren knochentrockenen Riff ausgestattete "The Emperor" überzeugt zum Abschluss nochmal auf ganzer Linie und auch das Fear-Cover "Foreign Policy" hat seinen Charme.

Ebenfalls positiv einzustufen ist das schicke Artwork, wenngleich thematisch arg verschwängert mit der zeitgleich erschienenen neuen Dream Theater-Scheibe "The Astonishing", was wohl eher ungewollter Zufall ist.

Fazit:
Eine der besten Megadeth-Scheiben seit langem. Das Teil wächst mit jedem Hördurchgang und macht einfach Spass. Man darf auf die baldigen Konzerte in unserern Breitengraden gespannt sein. Mustaine muss an sich keinen Trübsal blasen, dass er nicht mehr bei Metallica ist (denn den Eindruck macht er leider seit über 30 Jahren). Hetfield und Co. könnten froh sein wenn sie so ein Sahnescheibchen wie "Dystopia" hinbekämen.
Wer Itunes sein Eigen nennt darf sich (zur Strafe des physischen CD-Kaufs) auch noch zwei Extra-Tracks kaufen (Ironie-Modus aus).


Martin



Freitag, 19. Februar 2016

Ludwig Two - Goodbye Loreley

Band : Ludwig Two
Album : Goodbye Loreley
Spielzeit : 67:24 Min.
Plattenfirma : Magic Mango Music / Cargo
Veröffentlichung : 19.02.2016
Homepage : www.ludwigtwo.com

Wertung : 7 von 10 

Trackliste : 

  1. Remember
  2. Looney Eyes
  3. Downhill feat.Pluto XL
  4. Trip to the Sun
  5. Good Vibrations
  6. Take me out
  7. Catch me
  8. Drunk
  9. Boat of Love
  10. Goddess
  11. Sometimes
  12. Master of Universe (Single Edit)
  13. Smoking Elefants
  14. Love has lost
  15. What Feels like Home
  16. Halo feat. Pluto XL

Pop im Rockingboy...muss das denn jetzt auch noch sein ?

Wir hatten ja abseits des täglichen Einerlei hier schon einiges auf unseren Seziertischen, vom Death Metal über Jazz bis hin zur düsteren Chansonette. Als dieser Tage aber ein Überraschungspäckchen mit der CD einer Band namens Ludwig Two reinschneite, habe ich bei den ersten Tönen echt kurz geschluckt...ich bin ja ehrlich.

Aber wisst ihr was, man sollte vielleicht öfter mal über seinen Schatten springen und Neuem eine Chance geben, manchmal lohnt es sich nämlich. Die vier Jungs aus dem oberbayerischen Flusstal Altmühltal nennen Coldplay und Radiohead als Einflüsse, "kopiert wird aber gar nichts" so die selbstbewusste Aussage. Dank einer Crowdfunding-Kampagne konnte man mit Goodbye Loreley eine (die zweite) Platte produzieren, die in den kommenden Tagen veröffentlicht werden kann.


Der Einstieg gestaltet sich mit Remember sehr eingängig und unverfänglich. Die Nummer transportiert eine luftig-glückliche "Ich und mein Pott Kaffee morgens um viertel nach sechs"-Atmosphäre, die ich so nebenbei weghören kann, aber auch nicht mehr. Das um einen tanzbaren Beat herum komponierte Stück ist mir persönlich zu glatt und hat zu wenig Tiefgang. Ich gehöre aber auch warscheinlich nicht zu der Klientel, die Ludwig Two ansprechen möchte. 

Überhaupt zieht sich die Leichtigkeit des Seins wie ein roter Faden durch die Musik der Vier. Looney Eyes besticht durch eine infektiöse Hookline, die frech im Ohr kleben bleibt, das ist Musik die mich an einen Mix aus Jazz-Funk der Marke Level 42 oder Mezzoforte (kann sich noch wer an deren Garden Party erinnern ?) und Synthie-Pop von Camouflage oder Depeche Mode erinnert. Die nächste Gelegenheit kommt also garantiert, sich mal ein paar Songs von Ludwig Two in den MP3 Player zu packen und bei 30 Grad im Schatten mit einem kühlen Longdrink in die Klappstuhl-Lounge zu fläzen...

So rauscht Goodbye Loreley klasse produziert (Hut ab, tolle Leistung!) und dermaßen tiefenentspannt an mir vorbei, dass ich Mühe habe, konzentriert zuzuhören. Mit 3 bis 4 Nummern weniger wäre das Album für mich persönlich greifbarer gewesen. Ich finde aber immer wieder tolle Momente in den Songs, wie etwa in Good Vibrations, hier hören wir eine feine Gesangsleistung von....ja, von wem denn eigentlich ? Ich kann beim besten Willen nicht herausfinden, wer überhaupt und wann singt...irgendwo las ich jedenfalls, dass es zwei Sänger in der Band gibt.

Aber egal, mein Favorit ist das tolle Take Me Out. Das melancholisch-düstere Keyboardgewaber wirkt im Hintergrund dem lockeren Gitarrenlauf entgegen und setzt sich Stück für Stück mit der markanten Schlagzeugarbeit zu einer Nummer mit echtem Wiedererkennungswert zusammen. Der Refrain tut letztlich sein Übriges, ich mag das Stück. Goddess ist ebenfalls eine Empfehlung zum Reinhören, das Stück hat einen coolen Drive und profitiert vom etwas tieferen, souligen Gesang des zweiten Sängers. 

Erwähnen möchte ich noch dass die Band ihr Handwerk wirklich versteht, ich schätze sehr dass eigene Ideen komponiert und professionell umgesetzt werden. Das kann man ja gar nicht genug loben in einer Zeit in der Musik längst zur Massenware verkommen ist und so ärgere ich mich ein wenig dass die Band Ludwig Two einfach nicht die Musik macht, die mir gefällt. Da muss ich mir denn auch eingestehen, dass ich als Schreiber nicht 100% objektiv sein kann.

Trotzdem, ich gebe verdiente 7 Punkte für eine tolle Leistung. Weiter so, Ludwig Two !

Bernd

Donnerstag, 18. Februar 2016

Monster Truck - Sittin' Heavy


Band: Monster Truck
Album: Sittin' Heavy
Spielzeit: 45:29 min.
Plattenfirma: Mascot Label Group/Provogue
Veröffentlichung: 19.02.2016
Homepage: www.ilovemonstertruck.com



WERTUNG: 9 von 10


Tracklist:
       
01. Why Are You Not Rocking?
02. Don't Tell Me How to Live
03. She's A Witch
04. For The People
05. Black Forest
06. Another Man's Shoes
07. Things Get Better
08. The Enforcer
09. To The Flame
10. New Soul
11. Enjoy The Time


Mit ordentlich Vorschusslorbeeren landeten aktuell die Kanadier MONSTER TRUCK mit Ihrem neuen Album "Sittin' Heavy" in meinem CD Player. So konnten Jon Harvey, Jeremy Widermann, Brandon Bliss und Steve Kiely 2013 den Juno Award als "Breakthrough Group Of The Year" einheimsen. Und das nach dem Erfolg Ihres Debüts "Furiosity" völlig zu Recht (kam bis auf Platz 13 der kanadischen Charts). Denn die Jungs reiten nicht nur auf der momentanen Retro-Rock Welle, nein, wenn ich mir "Sittin' Heavy" anhöre, sind Sie einer der Gründe dafür. Denn MONSTER TRUCK haben einfach den nötigen Groove, um Ihre Mischung aus 70s Rock, Stoner und ein bisschen Doom so ansprechend zu präsentieren. Dazu kommt abermals der erdige Sound, den Ihnen Eric Ratz (der schon mit den CANCER BATS, BILLY TALENT oder DANKO JONES gearbeitet hat) abermals gezimmert hat.


Beginnend mit der fast schon provokanten Frage "Why Are You Not Rocking?" zeigt auch bei "Sittin' Heavy" die Formkurve steil nach oben. "Rock N Roll Might Save Your Life.." - diese Textzeile aus dem Opener könnte symptomatisch für das komplette Werk der Kanadier stehen. Ein gelungener Einstieg, der dann mit dem Hit "Don't Tell Me How To Live" seine wunderbare Fortsetzung findet. Ein zentnerschwerer Groove veredelt mit einem mächtigen Gitarrenriff sowie einem Ohrwurmrefrain lassen in meinen Ohren einen der besten Songs 2016 entstehen. "She's A Witch" zieht anschließend das Tempo etwas an, ehe bei "For The People" mehr als nur ein Hauch Southern Rock a la LYNYRD SKYNYRD durchscheint. Und das von Kanadiern, tztz. Egal, der Song ist klasse. Keine Ahnung, ob "Black Forest" etwas mit dem deutschen Schwarzwald zu tun hat, jedenfalls werden MONSTER TRUCK plötzlich etwas gemütlicher, heimeliger bzw. doch wieder mehr in Richtung Stoner Rock des Debüts. 

Doch wie ihr sicherlich merkt, ich finde auch hier kaum Kritikpunkte. Lediglich, dass zu meinen absoluten Favoriten im Retro-Rock Bereich, den Spaniern ELDORADO, nur ein minimales Quäntchen fehlt. Für Abwechslung ist aber geboten, denn Stücke wie "Things Get Better" bleiben einfach im Ohr hängen, Monotonie ist trotz des Stoner Rock Einfluß ein absolutes Fremdwort. Als letzten Anspieltipp möchte ich "The Enforcer" nennen, das mit seinen Chören und einem grandiosen Refrain nochmal Punkte macht. 

Doch genug geschrieben für heute, kommen wir zum Fazit. Und das kann in diesem Fall nur heißen: Vorsicht! MONSTER TRUCK haben mit "Sittin' Heavy" einen Anwärter auf das Album des Jahres 2016 im Gepäck. Für alle Retro-Rock, Classic Rock, Stoner Rock Fans und was auch immer in jedem Fall ein Pflichtkauf. Ihr wollt euch selbst überzeugen? Dann hört weiter unten mal in den kompletten Album-Stream rein und beeilt euch - keine Ahnung, wie lange der Stream noch online sein wird.

Markus




Dienstag, 16. Februar 2016

Steel Panther - Live From Lexxi's Mom's Garage

Band: Steel Panther
Album: Live From Lexxi's Mom's Garage
Spielzeit: ca. 65 min. (nur Stream)
Plattenfirma: Kobalt Label Services
Veröffentlichung: 26.02.2016
Homepage: www.steelpantherrocks.com


WERTUNG: 8 von 10


Tracklist:
1.Show Intro/Say Yeah! (Live Acoustic)
2.Party Like Tomorrow Is The End Of The World (Live Acoustic)
3.Fat Girl (Thar She Blows) (Live Acoustic)
4.If You Really, Really Love Me (Live Acoustic)
5.Gloryhole (Live Acoustic)
6.Bukkake Tears (Live Acoustic)
7.The Burden of Being Wonderful (Live Acoustic)
8.Weenie Ride (Live Acoustic)
9.That's When You Came In (Live Acoustic)
10.Michael Don't Know (Live Acoustic)
11.Community Property (Live Acoustic)
12.Grindy and Sexy (Live Acoustic)
13.Death To All But Metal (Live Acoustic)

Da es aktuell so aussieht, als müssten die STEEL PANTHER Fans (kurz auch Fanthers genannt) bis nächstes Jahr warten, um ein neues Studio Album der Glam Metaller in Händen zu halten, so wird die Wartezeit nun durch ein interessantes Package verkürzt. Ein akustischer Live-Gig (mit gecastetem Publikum - dafür gibt es ordentlich Silikon auf die Augen) aus der Garage von Lexxi's Mom gibt es nun sowohl als CD als auch als DVD. Also kein klassisches Best-Of Album, nein die Stücke wurden allesamt halbakustisch eingespielt, teilweise umarrangiert (bei den Balladen nicht nötig gewesen) und in neuer Form veröffentlicht. Erwartungsgemäß funktionieren die Balladen auch akustisch fast schon perfekt, die härteren Stücke wollen bei mir zumindest nicht ganz so zünden. Da stellt sich mir wie so oft die Frage, ob man Metal-Songs wirklich in ein akustisches Gewand pressen sollte. 


Genauer möchte ich zumindest auf eine Handvoll der Tracks eingehen. "Weenie Ridie" ist in neuer Ausstattung noch gefühlvoller geworden und ja, auch wenn der Metaller in mir sich dagegen wehrt, saugut geworden. Die zarte Streicherbegleitung passt wirklich wunderbar. Auch einer der größeren Hits der Jungs um Sänger Michael Starr, "Party Like Tomorrow Is The End Of The World" funktioniert erstaunlich gut in der abgespeckten Version. Hätte ich so nicht erwartet. Das viele Geplapper zwischen den Songs ist man von STEEL PANTHER schon gewohnt, die nicht all zu witzigen Einspieler auf der DVD sind ebenfalls nicht völlig überraschend, mich persönlich nervt beides. Könnte daher kommen, dass ich bereits länger dem Teenager-Alter entwachsen bin, hihi. 

Aber egal, bei STEEL PANTHER kommt es hauptsächlich auf den Spaß an und den macht "Live From Lexxi's Mom's Garage" definitiv, auch wenn nicht alles Gold ist, was da glänzt. Eins muss ich noch loswerden. Ein Song wie "Death To All But Metal" funktioniert in keiner akustischen Version, auch in dieser nicht. Da fehlt einfach die pure Energie des Originals und ein paar Ampere Strom. Dafür gibt es mit "That's When You Came In" einen klasse BON JOVI-mäßigen Song zum ersten Mal zu Gehör, der wirklich Bock auf neues Material macht. Damit kann ich diese unterhaltsamen 65 Minuten (oder so ähnlich) jedem Fan der STEEL PANTHER ans Herz legen. Vielleicht auch als verspätetes Valentinstagsgeschenk für die bessere Hälfte, wenn diese die ständigen sexuellen Anspielungen nicht stören.
 

Markus

 

Freitag, 12. Februar 2016

Supersonic Blues Machine - West Of Flushing, South Of Frisco



Band : Supersonic Blues Machine
Album : West Of Flushing, South Of Frisco
Spielzeit : 55:53 Min.
Plattenfirma : Provogue / Mascot Label Group
Veröffentlichung : 26.02.2016
Homepage : supersonicblues.com

Wertung : 8 von 10

Trackliste :
  1. Miracle Man
  2. I Ain't Fallin' Again
  3. Running Whiskey (feat.Billy Gibbons)
  4. Remedy (feat. Warren Haynes)
  5. Bone Bucket Blues
  6. Let It Be
  7. That's My Way (feat. Chris Duarte) 
  8. Ain't No Love (In The Heart Of The City)
  9. Nightmares And Dreams (feat. Eric Gales)
  10. Can't Take It No More (feat. Walter Trout)
  11. Whiskey Time (Running Whiskey's Extended Ending)
  12. Let's Call It A Day (feat.Robben Ford)
  13. Watchagonnado
Die vielen Vorschusslorbeeren haben es für die Jungs von Supersonic Blues Machine sicher nicht leichter gemacht, aber so ist die Branche eben; drei namhafte Musiker betreten ein Tonstudio und die Dinge nehmen ihren Lauf. Im Fall des Trios um Fabrizio Grossi (Bass), Lance Lopez (Gitarre, Gesang) und Kenny Aronoff (Schlagzeug) dürfte schnell klar sein, warum das so ist. Man schaue sich dazu die bisherigen Aktivitäten der Jungs und die edle Riege der Gastmusiker (siehe Trackliste) an. Noch Fragen ?

Und so wartet die Rockwelt derzeit sehnsüchtig auf Hörbares, vielleicht auch deshalb, weil West Of Flushing, South Of Frisco bereits seit mehreren Jahren vor sich hinköchelt. Ende Februar hat das Warten aber ein Ende, wir durften aber vorab schon mal reinhören und verraten Euch, was Ihr vom knapp einstündigen Debutalbum erwarten dürft.

Basser Grossi, dessen Vita Ihr Euch hier ansehen könnt, erklärt es kurz und knapp mit seiner eigenen Formel, seiner Rückkehr zum Blues: "...es ist wie mit der Pasta in der italienischen Küche. Fügen Sie so viele Zutaten hinzu wie Sie wollen, irgendeine Soße...die Pasta ist und bleibt der Kern des Ganzen.Ah ja...

Und so bleibt der Blues die Basis von West Of Flushing, South Of Frisco. Dessen moderne, harte Variante, bluesbasierte Rockmusik mit einem Schuss Southern Comfort um es genauer zu sagen. Knackiger Bluesrock auf der einen Seite, mit, wie in I Ain't Falling Again, mehrstimmigen Gesangseinlagen im Wechsel mit Lopez' Gesang. Was mich ein wenig an Call & Response - Gesänge längst verganger Zeiten erinnert, als sogenannte Field Hollers die Entstehung dessen, was wir heute Blues nennen, einleiteten. Meiner Meinung nach ist das richtig gut gemacht worden, wurden Moderne und Vergangenheit wunderbar miteinander verquickt

Auf der anderen Seite Songs wie der Bone Bucket Blues; ein schneller Boogie, der sein Fundament, natürlich...im Blues hat. Hier hätte übrigens ein gewisser John Lee Hooker sicher Spaß dran gehabt. Dessen Boogie Chillen hatte ja einst die Little Ol' Band from Texas zu ihrem sehr geilen La Grange inspiriert...und ZZ Top sind es denn auch, die sich im Sound der Supersonic Blues Machine mehr als einmal wiederfinden.



Ihre Vielfältigkeit stellen die Jungs aber auch anderweitig unter Beweis. Zum Beispiel mit dem Bobby Bland-Cover Ain't No Love In The Heart Of The City. Die Soulnummer aus dem Jahr 1974 wurde bereits vier Jahre nach ihrer Veröffentlichung durch einen gewissen David Coverdale veredelt. Dessen Version dürfte den meisten Hardrockfans vom Whitesnake-Debutalbum bekannt sein. Lopez' nasal-röhrendes Organ passt ebenfalls ganz gut zu dem Stück, der entspannte 5 Minüter setzt einen schönen Gegenpol zum ansonsten eher energiegeladenen Rest des Albums.  
Die Eingangs zitierten Zutaten sind hingegen immer die selben: Lopez' elektrische Gitarre, die ganz allein für sich übrigens schon ein Reinhören wert wäre, der pumpende Bass und ein unspektakuläres, aber präzises Schlagzeug. Orgel, Bluesharp und Lopez' Gesang runden den Gesamteindruck wunderbar ab.


Dann die Gastauftritte von Warren Haynes, Billy Gibbons, Walter Trout etc.. Diese gehören heute ja ohnehin zum guten Ton einer Veröffentlichung der Mascot-Familie, quasi deren "Wer hat Zeit, wer macht mit" - Pflichtprogramm. Was ich aber nicht ansatzweise verwerflich finden möchte, da die Beiträge der "All-Stars" der ohnehin tollen Platte das gewisse Etwas verleihen. Walter Trout veredelt das schwül-fiebrige Can't Take It No More mit Gesang und Gitarre und Running Whiskey lässt unter Billy Gibbons' Beteiligung keinen Zweifel daran dass wir es hier mit einer Platte zu tun haben, die mit jedem Atemzug Ur-amerikanische Manierismen ausatmet.

Mein persönliches Album-Highlight hört jedoch auf den Namen Let It Be. Ganz ohne Fremdbeteiligung webt im Hintergrund eine Orgel ihre lässigen Teppiche, vorne wummert eine fette Bassline und mittendrin ein tiefenentspannter Lance Lopez, dessen Gitarre immer wieder Akzente in Form schöner Riffs und noch entspannteren Soli setzt. So will ich das hören...

Bernd



Donnerstag, 11. Februar 2016

Riffocity - Disciples Of The Storm

Band: Riffocity
Album: Disciples Of The Storm EP
Spielzeit: 26:32 min.
Plattenfirma: Eigenproduktion
Veröffentlichung: 01.2016
Homepage: www.facebook.com/RIFFOCITYbandgr


WERTUNG: 5 von 10

Tracklist:
01.Discipling
02.Iron Will
03.Holethros
04.The Past That Storms
05.The Patriot

Über Facebook hat mich diese nordgriechische Band kontaktiert und ist der Meinung Ihre EP müsste unbedingt rezensiert werden. Na klar, warum nicht, dachte ich mir, vielleicht entdecken wir mal wieder ein kleines Juwel am Thrash-Metal Himmel. Und so habe ich mir diese 5 Stücke desöfteren zu Gemüte geführt. Und was soll ich sagen? RIFFOCITY machen nicht viel verkehrt. Jedenfalls, wenn man auf die alten Helden steht und SLAYER oder FORBIDDEN in den 80er Jahren zu seinen Favoriten zählt. Moderne Einflüsse sind jedenfalls wenige zu vernehmen. 


"Discipling" macht genau dort weiter, wo FORBIDDEN anno 1990 mit "Twisted Into Form" aufgehört haben. Allerdings muss ich gleich anmerken, dass deren Klasse von RIFFOCITY leider nicht erreicht werden. "Iron Will" läuft dann leider völlig an mir vorbei. Man hat den Eindruck, als würden die Griechen vergessen auf den Punkt zu kommen. Die Riffs an sich sind ja ganz nett, aber auch hier werde ich das Gefühl nicht los, alles schon mal gehört haben. Und bei den Gitarrensoli hat man den Eindruck, die Band würde nebeneinander her spielen. Das ist vom Songwriting sicher besser zu lösen, ein Gitarrensolo sollte nicht als Fremdkörper im Song verstanden werden können. 

Glücklicherweise ballert das folgende "Holethros" um einiges gefälliger aus den Boxen. Klar, die Zutaten sind nicht anders, doch endlich höre ich einen ausgereiften Song, der auch mit ein paar guten Hooks aufwarten kann. Und zudem auf den Punkt kommt, ohne Umschweife. Mit mehr Stoff in dieser Hinsicht dürfte die Suche nach einer Plattenfirma wahrscheinlich sogar von Erfolg gekrönt sein. "The Past That Storms" ist nicht ganz so stark wie der Vorgängertrack, hat aber ebenfalls Potenzial und mit dem abschließenden stark an SLAYER erinnernden "The Patriot" machen RIFFOCITY auch nicht so viel verkehrt. 

Allerdings fehlt mir über die gesamte Spielzeit die eigene Identität oder neue Ideen, die RIFFOCITY von anderen Thrash-Metal Bands unterscheiden könnte. Das pure Nacheifern der Idole führt bei mir dagegen noch mal zu einem Punktabzug, womit wir bei mittelmäßigen 5 von 10 Punkten hängen bleiben. Potenzial ist zu erkennen, sobald man sich von den übermächtigen Vorbildern gelöst hat, dürften RIFFOCITY eine zweite Chance bekommen. 

Markus


Dienstag, 9. Februar 2016

Sir Donkey's Revenge - Retrosexual


Band: Sir Donkey's Revenge
Album: Retrosexual
Spielzeit: 39:15 min.
Plattenfirma: STF Records
Veröffentlichung: 22.01.2016
Homepage: www.sirdonkeysrevenge.ch


WERTUNG: 5,5 von 10


Tracklist:
01.Technosapiens
02.Wolf
03.Hamster
04.Beldam
05.Junkyardstories
06.Riot
07.Foxhunt
08.Supergalactic
09.Technolution
10.Robby5X

Nachdem ich in letzter Zeit eigentlich fast nur richtig geile Scheiben zur Rezension da hatte (Shakra, Supersuckers), musste diese Serie zwangsläufig irgendwann ein Ende haben. Die Schweizer Debütanten SIR DONKEY'S REVENGE haben nun die unleidige Aufgabe, genau dafür herhalten zu müssen. Naja, sonderlich leicht machen es sich die Eidgenossen von Haus auf nicht, denn seit vielen Jahren gibt es im klassischen Crossover (Metal meets Hip Hop) kaum noch herausragende Alben. An die alten Helden wie RAGE AGAINST THE MACHINE, DOG EAT DOG oder auch CLAWFINGER kommt seit langem niemand mehr ran. Jedenfalls meiner Meinung nach. Und auch SIR DONKEY'S REVENGE schaffen es nicht, trotz einiger vielversprechender Ansätze. Vom Sound und Songwriting orientiert sich der Vierer übrigens noch am ehesten an RATM.


Doch beginnen wir mal am Anfang. "Technosapiens" startet mit einem affenmäßigen Intro, ehe ein recht einprägsamer Groove inkl. entsprechendem Riff die Scheibe ganz ordentlich starten lässt. Der Refrain ist auch nicht schlecht, der große Aha-Effekt fällt aber leider aus. Das folgende "Wolf" verschleppt dann das Tempo gleich mal. Klingt sofort eine Sparte düsterer, ohne aber die in meinen Ohren nötige Härte zu erreichen. Dafür könnte der Refrain live durchaus für einige Hüpfer sorgen. "Hamster" ist dann trotz des ziemlich bescheuerten Texts (jaja, Hamster reimt sich auf Gangster) musikalisch richtig geil geworden, da man sich auf die Basics besinnt. Noch besser wird dann nur das folgende "Beldam" - hier trifft Coolness auf die richtige Portion Härte. Mehr solcher Stücke und die Bewertung würde viel höher stehen. 

Das Problem sind dann aber die restlichen 6 Stücke, die alle mehr oder weniger gelungen ziemlich vor sich hinplätschern und damit die Scheibe definitiv in die dunklen Gefilde des Mittelfelds drücken. Besonders "Foxhunt" finde ich persönlich schon sehr schwach und kann mich selten dazu zwingen nicht die Skip Taste zu drücken. Ist aber wie immer Geschmackssache. Nichtsdestoweniger bleibt "Retrosexual" nicht nur auf Grund des selten dämlichen Covers, sondern auch auf Grund der darauf enthaltenen Musik im Schlamm der Mittelmäßigkeit stecken. Nur für hartgesottene Crossover Fans, die nicht genug kriegen können, alle anderen legen lieber wieder die alten Helden auf. 

Markus


 

Sonntag, 7. Februar 2016

Dream Theater - The Astonishing (2 CD)

Band: Dream Theater
Album: The Astonishing
Spielzeit:  130:23 min. (2 CD)
Plattenfirma: Roadrunner Records
Veröffentlichung: 29.01.2016
Homepage: http://www.dreamtheater.net


WERTUNG: 8 von 10 Punkten

Act I
01. “Descent of the NOMACS”
02. “Dystopian Overture”
03. “The Gift of Music”
04. “The Answer”
05. “A Better Life”
06. “Lord Nafaryus”
07. “A Savior in the Square”
08. “When Your Time Has Come”
09. “Act of Faythe”
10. “Three Days”
11. “The Hovering Sojourn”
12. “Brother, Can You Hear Me?”
13. “A Life Left Behind”
14. “Ravenskill”
15. “Chosen”
16. “A Tempting Offer”
17. “Digital Discord”
18. “The X Aspect”
19. “A New Beginning”
20. “The Road to Revolution”
Act II
01. “2285 Entr’acte”
02. “Moment of Betrayal”
03. “Heaven’s Cove”
04. “Begin Again”
05. “The Path That Divides”
06. “Machine Chatter”
07. “The Walking Shadow”
08. “My Last Farewell”
09. “Losing Faythe”
10. “Whispers in the Wind”
11. “Hymn of a Thousand Voices”
12. “Our New World”
13. “Power Down”
14. “Astonishing”


Read More: Dream Theater Unveil 'The Astonishing' Artwork + Tracklist | http://loudwire.com/dream-theater-the-astonishing-artwork-track-listing/?trackback=tsmclip

Act I
01. “Descent of the NOMACS”
02. “Dystopian Overture”
03. “The Gift of Music”
04. “The Answer”
05. “A Better Life”
06. “Lord Nafaryus”
07. “A Savior in the Square”
08. “When Your Time Has Come”
09. “Act of Faythe”
10. “Three Days”
11. “The Hovering Sojourn”
12. “Brother, Can You Hear Me?”
13. “A Life Left Behind”
14. “Ravenskill”
15. “Chosen”
16. “A Tempting Offer”
17. “Digital Discord”
18. “The X Aspect”
19. “A New Beginning”
20. “The Road to Revolution”
Act II
01. “2285 Entr’acte”
02. “Moment of Betrayal”
03. “Heaven’s Cove”
04. “Begin Again”
05. “The Path That Divides”
06. “Machine Chatter”
07. “The Walking Shadow”
08. “My Last Farewell”
09. “Losing Faythe”
10. “Whispers in the Wind”
11. “Hymn of a Thousand Voices”
12. “Our New World”
13. “Power Down”
14. “Astonishing”


Read More: Dream Theater Unveil 'The Astonishing' Artwork + Tracklist | http://loudwire.com/dream-theater-the-astonishing-artwork-track-listing/?trackback=tsmclip

Tracklist:

Act I
01. Descent Of The NOMACS
02. Dystopian Overture
03. The Gift Of Music
04. The Answer
05. A Better Life
06. Lord Nafaryus
07. A Savior In The Square
08. When Your Time Has Come
09. Act Of Faythe
10. Three Days
11. The Hovering Sojourn
12. Brother, Can You Hear Me?
13. A Life Left Behind
14. Ravenskill
15. Chosen
16. A Tempting Offer
17. Digital Discord
18. The X Aspect
19. A New Beginning
20. The Road To Revolution



Act II
01. 2285 Entr'acte
02. Moment Of Betrayal
03. Heaven’s Cove
04. Begin Again
05. The Path That Divides
06. Machine Chatter
07. The Walking Shadow
08. My Last Farewell
09. Losing Faythe
10. Whispers In The Wind
11. Hymn Of A Thousand Voices
12. Our New World
13. Power Down
14. Astonishing




Progfreunde sind es ja durchaus gewöhnt, eine Platte ihrer bevorzugten Musikrichtung erst einmal lange auf sich wirken zu lassen ehe sich die Songs einem überhaupt erschließen. Manchmal tun sie es, manchmal aber auch nicht. Aber genau das ist es ja gerade, was den Reiz einer Progscheibe ausmacht, wenn man sich denn darauf einlässt, sich eingehend mit dem Produkt zu beschäftigen. Die Prog-Veteranen von Dream Theater machen es einem auf "The Astonishing" sogar noch etwas schwerer: Ein Doppelalbum mit 34 Songs (zwar zum Teil keine vollwertigen Songs sondern Intros und Übergänge mitgezählt) mit einer Spieldauer von 2 Stunden und 10 Minuten, und das Ganze noch eingebettet in eine Story mit verschiedenen Charakteren. Entweder man wirft da gleich von Vornherein das Handtuch oder man versucht sich durchzubeissen und hofft, dass einem irgendwann das grosse Licht aufgeht.

Bei Dream Theater hatten sich ja nach Mike Portnoys überraschendem Ausstieg mit " A Dramatic  Turn Of Events" erstmals Abnutzungsspuren größerer Art gezeigt. Mit der Scheibe wurde ich nie richtig warm. Der selbstbetitelte Nachfolger war dann schon wieder ein Schritt in die richtige Richtung, wenngleich auch hier einige Stücke der Marke "Dream Theater nach Zahlen" vorhanden waren. 

Auf "The Astonishing" gibt es nun erstmals seit "Scenes from a Memory" ein vollwertiges Konzeptalbum und das in Vollbedienung. Die Story ist ein klassiches "Gut vs. Böse", in dem angeprangert wird, dass heutzutage gar keine Zeit mehr für Musik bleibt. Der Hauptprotagonist Gabriel ist auf einer Mission, dies zu ändern, wird auf seinem Weg aber von finsteren Gestalten oftmals daran gehindert. Natürlich spielt auch eine Frau mit. Die Geschichte wird gut erzählt und ist neben den 8 Hauptcharakteren auch mit einem Erzähler ausgestattet, so dass man auch mit seinem Hausgebrauchs-Englisch der Geschichte gut folgen kann. Ich war (und bin) der Meinung, dass die Hauptsache immer noch die Musik sein sollte, denn andernfalls würde ich mir ein Buch kaufen. Die Geschichte ist von daher für mich eher zweitrangig, wenngleich sie bei dem neuen Doppler des Traumtheaters natürlich die Musik bestimmt.

Und die ist über weite Strecken überraschend melancholisch ausgefallen, manche Spötter sprachen bereits von "Kuschelprog". Soweit würde ich nun nicht gehen und wer Dream Theater kennt, weiß, dass sie gerade mit ihren ruhigen Stücken auf jeder bisherigen Veröffentlichung gut Punkte einfahren konnten. So auch hier, wenngleich man sich durchaus wünschen würde dass Majestro Petrucci ab und an ein bisschen mehr shreddern würde.

Unmöglich wird es bei dieser Scheibe, bei der Fülle ein "Track by Track" Review zu fahren, denn dazu wird einige Zeit vergehen, bis man die Scheibe intus hat. Doch auch bereits nach ein paar Hördurchgängen bleiben einige Songs in den Gehörgängen haften, was auf den letzten Vorgängerscheiben nicht immer der Fall war. 

Wie es sich für ein derartiges Bombastwerk gehört ist auch ein Orchester am Start sowie ein Gospelchor. Interessant wird es werden, wie das Ganze live umgesetzt wird, denn es ist ja geplant, die Scheibe in ihrer Gesamtheit auf der kommenden Tour vorzustellen. Ambitioniert ist das auf jeden Fall.

So bleibt einem als Reviewer nur die Möglichkeit nach den ersten Höreindrücken einmal zusammenzufassen, was einem gefallen hat und was nicht:


Pro "The Astonishing":  
Alleine der Mut anno 2016 so ein Brett aufzufahren abseits des musikalischen Fast Foods bedarf schon gehörigen Respekts: Diejenigen, die sich zwei Stunden und mehr aktiv einer CD samt Konzept widmen, wird es heutzutage nicht mehr allzuviel geben. Und genau das ist auch Hauptthema des lyrischen Konzepts, wie es auch in der ersten Auskopplung "The Gift Of Music" zum Ausdruck kommt.
Ebenfalls auf der Habenseite zu verbuchen ist die ausgeglichene nicht zu laut gemasterte Produktion und insbesondere auch der Drumsound. Da hatte Neuzugang Mark Mangini bei seinen ersten beiden Scheiben irgendwie immer Pech, dass das Ganze entweder zu klinisch oder einfach zu laut klang. Hier stimmt der Gesamtsound vorzüglich und die CD ist eine der bestproduziertesten Dream Theater Platten aller Zeiten.
James LaBrie hat die schwere Aufgabe, neben dem Erzähler alle 8 vorkommenden Charaktere zu verkörpern und er zieht sich dabei durchaus achtbar aus der Affäre und bemüht sich um entsprechende stimmliche Abgrenzung.Sicherlich könnte man hinterfragen, ob ein oder zwei Gastsänger vielleicht angebracht gewesen wären aber wäre das dann wirklich noch Dream Theater geblieben? Schwer zu sagen. Für LaBrie wird es sicher nicht einfach, die nächste Tour zu überstehen, hat er doch jede Menge Texte an den Mann/die Frau zu bringen.
Wie bereits angesprochen, kristallisieren sich bereits nach kurzer Zeit erste Songperlen heraus und das ganze klingt nicht zu arg verkopft und kompliziert sondern überraschenderweise sehr zugänglich. Songs wie das bereits angesprochene "Gift Of Music", das ruhige "When Your Time Has Come" (sehr genial!) oder das an Pink Floyd zu The Wall-Zeiten erinnernde "Brother Can You Hear Me" haben durchaus das Zeug, auf lange Sicht zu Dream-Theater-Klassikern zu werden. Auch "Our New World" hat Hitqualitäten und bewegt sich abseits der bisherig beschrittenen Traumtheater-Pfade.
Der rote Faden ist auf "The Astonishing" durchaus erkennbar, es ziehen sich etliche musikalische Themen durch die gesamte Scheibe und man kann sich vorstellen, dass die gesamte Konzeption und der Aufnahmeprozess der CD immense Zeit in Anspruch genommen haben muss. Hut ab!


Contra "The Astonishing":
 Auch wenn man sich gezielt auf die Scheibe einlässt so ist man an mancher Stelle alleine schon durch die Fülle an Songs fast schon etwas überfordert als Hörer. Und das Ding mehrfach durchzuhören ist in der Tat schon teilweise etwas anstrengend. Allerdings ist es auch wiederum schwierig, nur einzelnes Songs herauszupicken für eine Playlist, da dann der Faden zum Gesamteindruck verloren geht. Alles in allem eine Gratwandererung und ich sehe durchaus die Gefahr darin, dass sich der eine oder andere Hörer abwendet, weil er von allem etwas erschlagen wird.
Der Einfluß von Keyboarder Jordan Rudess auf den Sound der Scheibe ist immens. Die Tasteninstrumente sind allgegenwärtig und es beginnt fast kein Stück ohne Piano-Intro, was auf lange Sicht dann doch etwas nervig und eintönig erscheint, auch wenn es meist nur Einleitungen sind.
Wie erwähnt ist die Scheibe durchaus melancholisch angelegt und die balladesken Songs sind in erheblicher Überzahl im Vergleich zu  die flotten Rockern, die man eher mit der Lupe suchen muss. Manchmal wünscht man sich, dass Petrucci öfter von der Leine gelassen wird. Einen Ferrari in der Garage sollte man auch ausfahren sonst stottert der Motor. 
Manche der ruhigen Songs schrammen auch knapp am Kitschfaktor vorbei und wären in einem Musical besser aufgehoben als auf einer Rockscheibe, aber dafür ist "The Astonishing" auch eine Rock-Oper. Und da gehört so etwas wohl dazu.
Ich traue es mich kaum zu sagen, aber trotz des Umfangs der einzelnen Stücke hätte ich mir an mancher Stelle gewünscht, dass die eine oder andere Songidee etwas länger verfolgt worden wäre. Es gibt auf der gesamten Scheibe keinen herausstechenden Longtrack (das längste Stück ist knapp 8 Minuten lang) so dass manches doch etwas fragmenthaft wirkt. Andererseits würde man sich bei anderen Tracks wünschen, dass schneller zum Punkt gekommen wird, da vieles wie ein langgezogenes Intro wirkt und dann nicht wie erhofft der erwartete Hammer kommt. Das ist mir irgendwie dann doch zu auseinandergerissen.
Das Artwork der Platte finde ich (mir liegt nur die Digipack -Version vor) doch etwas unausgegoren. Wer da bei der Qualitätskontrolle gepennt hat und die Credits mit weisser Schrift auf weissen Wolken durchgewunken hat, sollte entlassen werden, da ist wirklich nichts lesbar. Und das in der Mitte eingeklebte Booklet, welches man nicht herausnehmen, kann finde ich auch nicht wirklich prickelnd. Da wäre mehr rauszuholen gewesen.


Erstes Fazit nach ein paar Hördurchgängen:
"The Astonishing" ist eine Scheibe mit der man sich beschäftigen MUSS. Ein Nebenbei-Hören ist schlichtweg unmöglich. Ob sich da jeder darauf einlässt (trotz der Prog-Zielgruppe) lasse ich mal dahingestellt, ich habe die Befürchtung, dass sich der eine oder andere Hörer durchaus etwas erschlagen fühlt von diesem Gesamtwerk.
Andererseit Hut ab vor soviel Mut, ein derartiges Opus in diesen musikalischen Fast-Food-Zeiten herauszuhauen. Es wird spannend werden zu sehen, wie die Rock-Oper von der Käufermasse angenommen wird und ob sich das geplante Umsetzen eines "The Astonishing only"-Konzertabends ohne alte Klassiker auszahlen wird. Durchaus spannende Fragen, welche sicher bald geklärt werden.
Bis dahin hoffe ich, dass der Doppeldreher weiterhin wächst und so vielleicht noch ein Extra-Bewertungspunkt, den ich noch in Reserve lasse hinzukommen wird.    

Martin

 
 
Act I
01. “Descent of the NOMACS”
02. “Dystopian Overture”
03. “The Gift of Music”
04. “The Answer”
05. “A Better Life”
06. “Lord Nafaryus”
07. “A Savior in the Square”
08. “When Your Time Has Come”
09. “Act of Faythe”
10. “Three Days”
11. “The Hovering Sojourn”
12. “Brother, Can You Hear Me?”
13. “A Life Left Behind”
14. “Ravenskill”
15. “Chosen”
16. “A Tempting Offer”
17. “Digital Discord”
18. “The X Aspect”
19. “A New Beginning”
20. “The Road to Revolution”
Act II
01. “2285 Entr’acte”
02. “Moment of Betrayal”
03. “Heaven’s Cove”
04. “Begin Again”
05. “The Path That Divides”
06. “Machine Chatter”
07. “The Walking Shadow”
08. “My Last Farewell”
09. “Losing Faythe”
10. “Whispers in the Wind”
11. “Hymn of a Thousand Voices”
12. “Our New World”
13. “Power Down”
14. “Astonishing”


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