Montag, 31. Oktober 2016

The Neal Morse Band - The Similitude Of A Dream


Band : The Neal Morse Band
Album : The Similitude Of A Dream
Spielzeit : 106:35 Min.
Veröffentlichung : 11.11.2016
Plattenfirma : Radiant Records
Homepage : www.nealmorse.com

Wertung : 9 von 10

Trackliste CD1 - 51:59 Min.
  1. Long Day
  2. Overture
  3. The Dream
  4. City Of Destruction
  5. We Have Got To Go
  6. Makes No Sense
  7. Draw The Line
  8. The Slough
  9. Back To The City
  10. The Ways Of A Fool
  11. So Far Gone
  12. Breath Of Angels

Trackliste CD2 - 54:36 Min.
  1. Slave To Your Mind
  2. Shortcut To Salvation
  3. The Man In The Iron Cage
  4. The Road Called Home
  5. Sloth
  6. Freedom Song
  7. I'm Running
  8. The Mask
  9. Confrontation
  10. The Battle
  11. Broken Sky / Long Day (Reprise)

Na und ? Fange ich eben zum zweiten Mal an mit der aktuellen Veröffentlichung der Neal Morse Band, The Similitude Of A Dream. Sämtliche Gedanken, die ich vorgestern niedergeschrieben hatte, waren zwei Tage später plötzlich gelöscht, Technik die begeistert. Aber was soll's, für gute Musik nehme ich mir gerne viel Zeit, immerhin ist der gute Neal seit Jahren ein gutes Vorbild und haut mit verschiedenen Projekten und Bands eine Platte nach der anderen raus. Wer spontan nichts mit dem Namen anfangen kann; Neal Morse hat als Sänger und vielseitiger Handwerker (Gesang, Keyboard, Piano, Gitarre, Mandoline, Percussion) Prog-Bands wie Spock's Beard, Transatlantic und den Flying Colors seinen Stempel aufgedrückt, hinzu kommen Solo-Projekte, diverse Album-Beteiligungen und Kirchenkonzerte. Und nein, er ist nicht mit seinem Namensvetter Steve verwandt, der bei Deep Purple die Gitarre bedient und mit dem zusammen er bei den erwähnten Flying Colors spielt.

The Similitude Of A Dream ist die auf zwei Tonträger verteilte Umsetzung des Buches The Pilgrim’s Progress From This World To That Which Is To Come (Die Pilgerreise aus dieser Welt in die Zukünftige) aus dem Jahr 1678 und somit als lupenreines Konzeptalbum zu bezeichnen. Nun kann man zu dieser Herangehensweise stehen wie man will, manche machen Sinn und andere sind ihr Geld nicht wert, aber Neal Morse hat seine Einstellung zur Religion (er ist spät berufener Christ, dafür aber umso überzeugter), stets gerne zum Thema gemacht und setzt diese Geschichte durchaus glaubhaft um. 

Zur Seite steht ihm erneut seine hochklassige Band, allen voran Schlagzeuger und Freund Mike Portnoy, welcher Presse und Fangemeinde weit vor dem Veröffentlichungstermin bereits einschwor und die neue Platte mal eben auf eine Schiene mit den GANZ großen Klassikern hob: "I honestly think this is THE album of my career, Neal and I have now made 18 studio albums together, and I consider THE SIMILITUDE OF A DREAM the absolute creative pinnacle of our collaborations together. I've always had a soft spot for double concept albums such as Pink Floyd's THE WALL and The Who's TOMMY, and I can bravely say that I think we've created an album here that can sit side by side with those masterpieces. Bold words, I know, but after a career of almost 50 albums, I honestly consider this to be one of the defining works of my career.” 



Und tatsächlich, wir bekommen in mehr als 100 Minuten alles serviert, und ich meine wirklich alles, was den Liebhaber des melodischen Progressiven Rocks begeistert. Dramatik, Emotionen, Harmonien, tolle Kompositionen, mehrstimmige Gesänge, vertrackte Songstrukturen und alle, die auf dem ersten Album The Grand Experiment die nötige Portion Härte vermissten, here you are. Stellt Euch einfach vor, Genesis, Yes, Queen, Marillion und wie sie nicht alle heißen, hätten während der Aufnahmen kurz vorbeigeschaut und eine musikalische Spende hinterlassen, das Ergebnis hieße The Similitude Of A Dream und das meine ich keinesfalls despektierlich. Ich bin restlos begeistert ob des Füllhorns von Ideen und Fertigkeiten, sowohl von Neal Morse himself, als auch von Pianist Bill Hubauer, Gitarrist Eric Gilette oder Bassist Randy GeorgeMike Portnoy natürlich nicht zu vergessen. Hier hören wir Musik auf allerhöchstem Niveau, Können und Fleiß heißen die Zutaten. 

Eine Sache macht mir das absolute Hörvergnügen indes ein wenig schwer; und zwar wäre das Doppel- wohl besser ein Einzelalbum geworden. Besonders die erste, trotz des harten, packenden Draw The Line, deutlich sanftere Scheibe, zieht sich phasenweise ein wenig in die Länge. Der Charakter der Stücke ähnelt sich sehr und man möchte nicht mehr wirklich von Abwechslung oder gar Spannung reden. Trotz solcher Hymnen wie The Breath Of Angels (man nehme ein Glas lieblichen Rotweins und zünde eine Kerze an), wirkt es ein wenig anstrengend, dem Faden zu folgen. Das dürfen und werden die vielen Anhänger selbstredend komplett anders sehen. 

Teil zwei des opulenten Werkes lässt mich plötzlich zweifeln, ob ich mich nicht doch verhört haben könnte. Slave To Your Mind schallt dermaßen knackig und treibend aus meinen Lautsprechern dass ich mir verwundert erstmal ein Bier aufmache, könnte ja noch mal spannend werden. Und siehe da, plötzlich riecht es nicht mehr nach Hugo Boss sondern nach Schweiß. OK, den tupft Mr.Morse immer wieder ab, doch die zweite Scheibe macht auf einmal richtig Laune ! Der Übergang zum hymnischen Shortcut To Salvation erfolgt fließend und als wäre nichts gewesen, lässt die Band mit The Man In the Iron Cage einen bleiernen Zeppelin fliegen. Die Orgel schmiergelt, die Gitarren-Riffs hinterher und Mike Portnoy kesselt in feinstem Andenken an John Bonham den Vorschlaghammer auf die Felle. Dabei vergisst Neal Morse natürlich nicht, der eigenen Linie treu zu bleiben, technische Fingerfertigkeiten, Breaks, Keyboardteppiche und wechselnde Stimmungslagen übereinander zu schichten und wieder zu entwirren. Im weiteren Verlauf folgen folkig angehauchte, in bester Who-Manier rockende und mit wunderschönen Piano-Ouverturen beginnende Songs; es ist mir eine wahre Freude ob dieser unerwarteten Wende. 

Letztlich frage ich mich erneut, warum musste es unbedingt ein Doppelalbum werden ? Ein Konzentrat aus allem und The Similitude Of A Dream hätte mich nicht nur hintenraus überzeugt, so reicht es immerhin noch zu stolzen neun Punkten, aber das von Mike Portnoy angekündigte Opus Magnum ist es dann doch nicht geworden. 

Als Anspieltipp hört Ihr bitte unbedingt in die ebenfalls zusammenhängenden Songs The Mask und Confrontation rein, ein Traum in Prog und natürlich...von der zweiten CD.


Bernd Fischer

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Albert Hammond - In Symphony



Band: Albert Hammond
Album: In Symphony
Spielzeit: 53:07 min.
Plattenfirma: BMG
Veröffentlichung: 21.10.2016
Homepage: www.alberthammond.com

Wertung: ohne Wertung


Tracklist:

01. It Never Rains In Southern California
02. I'm A Train
03. When I Need You
04. Give A Little Love
05. Alejate
06. To All The Girls I Loved Before
07. Estrellita
08. When You Tell Me That You Love Me / One Moment In Time
09. Nothing's Gonna Stop Us Now
10. Don't Turn Around
11. The Free Electric Band
12. The Air That I Breathe


Diesmal möchte ich ein Album kurz vorstellen, welches im Grunde überhaupt nicht hier auf die Seite passt und wahrscheinlich werden sich einige von euch verwundert die Augen reiben, warum ich hier Worte über diese "Rentnermucke" verliere. Ist mir aber ehrlich auch egal, denn hier geht es um Musik und was ALBERT HAMMOND hier auf Silberling gebracht hat, verdient beachtet zu werden. Zusammen mit Orchester schuf ALBERT neue Interpretationen solch unterschiedlicher aus seiner Feder stammenden Oldies wie "It Never Rains In Southern California" oder "The Air That I Breathe" (HOLLIES). Ersteres ist dann auch ein fast schon genialer Einstieg in das ALbum und kann mich mit seinen neu gesetzten Harmonien zur Gänze überzeugen, ehe Mr. HAMMOND mit dem flotten "Im A Train" beweist, dass er auch schnellere Stücke perfekt mit dem Orchester-Gewand ummanteln kann. 


Die neue Version "When I Need You" (von HAMMOND für LEO SAYER geschrieben) mag zwar etwas kitschig geworden sein, der Romantik Faktor dieses eh schon ohrenschmeichelnden Song wurde jedoch um mindestens 50% erhöht und ganz ehrlich, wenn das nicht der kommende Hochzeits-Walzer auf so mancher zukünftigen Feier wird, läuft etwas völlig verkehrt in dieser Welt. So viel Gefühl habe ich seit Jahren nicht mehr in einem Song gehört. Wahre Kindheitserinnerungen werden mit dem HAMMOND/WEST Hit "Give A Little Love" wach, den ich als kleiner Junge tatsächlich geliebt hatte und immer mitträllerte, wenn er im Radio lief. Natürlich mit völlig falschem Text, da Englisch noch nicht auf dem Stundenplan stand. Und die symphonische Version schafft es auch anno 2016 mir so manchen wohligen Schauer über den Rücken laufen zu lassen. Dazu kommt eine Produktion in den Abbey Road Studios von Rob Mathes, die definitiv das Prädikat Weltklasse verdient hat, sämtliche Instrumente sind auf den Punkt genau zu hören und wenn ich mir den Sound direkt an meiner Hifi-Anlage zu Gemüte führe, kommen epische Momente auf. Das nun folgende "Alejate" war mir zuvor nicht so bekannt, die HAMMOND Version ist mir dann auch etwas zu kitschig geworden. Und auch für das folgende "To All The Girls I Loved Before" bin ich mindestens noch ein/zwei Jahrzehnte zu jung. 

Leider hat sich mit "Estrellita" auch ein Stück auf "In Symphony" eingeschlichen, bei dem ich leider immer sofort die Skip-Taste drücken muss. Das Stück ist ein völliger Fremdkörper auf dem Album und mir ist es ehrlich egal, dass es von HAMMOND eine nette Geschichte zu dem Song gibt: "Mein Onkel nahm mich auf, als ich 8 Jahre alt war und diese Nummer sang. Er ließ diese Aufnahme auf Schelllackplatten pressen, die er auf Gibraltar verkaufte. Ich behielt ein Exemplar davon, aber ich wusste eigentlich nie, warum. Jetzt weiß ich’s, denn in der Version, die sich auf meinem neuen Album befindet, singe ich mit mir selbst." Das Medley aus "When You Tell Me That You Love Me" und "One Moment In Time" läutet dann sehr ruhig die letzten 25 Minuten ein, die im Grunde einfach nur noch genial sind. Sei es das von JEFFERSON STARSHIP bekannte "Nothing's Gonna Stop Us Now", welches nun ein völlig veränderte Klangfarbe hat, oder der 70er Jahre Klassiker "The Free Electric Band", sämtliche nun folgenden Stücke sind einfach nur großartige Musik, intoniert von einem Sänger, der sein Handwerk mehr als nur versteht. 

Daher lege ich euch allen "In Symphony" für all die kuscheligen Winterabende vorm heimischen Kamin mit der Liebsten im Arm ans Herz. Denn wenn ich höre, was für ein Mist auf den aktuellen Kuschelrock-Scheiben enthalten ist, so hat Mr. HAMMOND den Weg in eure Platten- und CD-Spieler tausendfach mehr verdient. Und wie gesagt, der Romantik-Faktor dieses Albums übersteigt alles, was ich in meinen fast 40 Jahren gehört habe.

Markus

Sonntag, 23. Oktober 2016

Symphonity - King Of Persia


Band: Symphonity
Album: King Of Persia
Spielzeit: 53:23 min.
Plattenfirma: Limb Music
Veröffentlichung: 30.09.2016
Homepage: www.symphonity.com

Wertung: 7 von 10

Tracklist:

01. King Of Persia
02. The Choice
03. In The Name Of God
04. Flying
05. A Farewell That Wasn't Meant To Be
06. Children Of The Light
07. Siren Call
08. Live To Tell The Tale
09. Unwelcome
10. Out Of This World


Etwas spät bin ich über diese deutsch-tschechische Kooperation gestolpert. Schließlich ist unser Nachbarland nicht wirklich für eine riesige Metalbanddichte bekannt (mir sind im Grunde nur die verrückten KABAT in Erinnerung geblieben, und die singen in Ihrer Landessprache). SYMPHONITY sind bereits mit Ihrem dritten Album am Start und dürfte allen Fans von RHAPSODY, THUNDERSTONE, aber auch SONATA ARCTICA ein Lächeln entlocken. Warum aber für den Einstieg den Titeltrack "King Of Persia" gewählt hat, wird für mich etwas unverständlich bleiben. Denn mit seinem 9 Minuten Länge und den progressiv-angehauchten Strukturen inklusive langer Gitarrensoli stellt er einen etwas sperrigen Einstieg dar. Positiv hervorzuheben ist aber hier bereits das musikalische Können der Protagonisten, die mit Ihren beiden Sängern Olaf Hayer (Ex-TREASURE SEEKER) und Gast Herbie Langhans (SINBREED, AVANTASIA) zwei Könner Ihres Fachs an Bord haben, wobei mir letzterer bei seinen Stücken noch einen Tacken besser gefällt. Liegt aber vielleicht auch daran, dass er mich live bei AVANTASIA kürzlich völlig umgeblasen hat. 


"The Choice" wildert dann gewaltig in alten STRATOVARIUS-Sphären, kann mich aber überzeugen. So muss epischer Symphonic Metal einfach klingen, straight nach vorne mit einem geilen Refrain. "In The Name Of God" erinnert mich dann wieder stärker an RHAPSODY, was durch die Gastspiele von Luca Turilli auf dem Vorgängeralbum nicht von ungefähr kommen sollte. Das anschließende "Flying" würde auch auf jedem AVANTASIA Album eine gute Figur machen und stellt für mich den Höhepunkt des Albums dar. Hier passt einfach die Mischung aus ruhigeren Parts und einem epischen Refrain, der dich gegen die Wand drückt und zum Mitgrölen animiert. Mit dem abwechsungsreichen "A Farewell That Wasn't Meant To Be", das trotz seiner Länge niemals Langeweile aufkommen lässt und dem treibenden "Live To Tell The Tale" haben SYMPHONITY zwei weitere heiße Eisen im Feuer bzw. auf das Album gepackt. Und doch bleibt bei mir manches nicht wirklich hängen. Das speedige "Children Of The Light" habe ich in ähnlicher Weise wahrscheinlich einfach zu oft bereits gehört. Das balladeske "Siren Call" lässt mich dann leider ebenfalls gähnen und die beiden abschließenden Stücke "Unwelcome" und das ziemlich einschläfernde Instrumental "Out Of This World" ziehen die Bewertung dann noch einmal nach unten. 

Denn so gut die Ansätze auch sind, SYMPHONITY schaffen es leider nicht ganz in den Olymp der ganz großen Bands aufzusteigen. Dazu fehlt dann etwas die Kontinuität im Songwriting, die genialen Momente sind zu rar gesät. Und doch bin ich froh die deutsch-tschechische Kombo für mich entdeckt zu haben, den gerade für den Hunger zwischendurch sind die guten Stücke auf "King Of Persia" prädestiniert und eine willkommene Abwechslung zu den etablierten alteingesessenen Acts, die auf manchen Alben auch nicht zu 100% Höchstform auflaufen. Gebt SYMPHONITY ebenfalls eine Chance, dann könnten irgendwann auch bei den Jungs einige Klassiker des Genres zu Buche stehen. Das Talent ist mehr als genug vorhanden.

Markus


 

Donnerstag, 13. Oktober 2016

Alligator Rodeo - Alligator Rodeo


Band : Alligator Rodeo
Album : Alligator Rodeo
Spielzeit : 32:28 Min.
Veröffentlichung : 28.10.2016
Plattenfirma : Deafground Records
Homepage : www.facebook.com/alligatorrodeoband

Wertung : 7 von 10

Trackliste :

  1. Ether
  2. Heritage
  3. Iso
  4. Time
  5. Pitiful Men
  6. Voodoo Lady
  7. Voodoo Doll

Mit Alligator Rodeo stehen drei junge Leute aus Ostwestfalen in den Startlöchern und bringen Ende des Monats ihr selbstbetiteltes Debutalbum heraus. Auf dem via Deafground Records erscheinenden Silberling regiert harter, groovender Riffmetal mit einer abgrundtiefen Portion Düsternis. Man könnte auch sagen, jetzt wo die Nächte länger werden und die Welt wieder Grau trägt, hält Sludge-Doom made in Detmold Einzug in unsere Wohnzimmer. Dazu passt das komplett schwarz-weiß gehaltene Coverartwork des Designers Florian Stucki aka Digital-Vandalism im Übrigen ganz hervorragend.

Detmold. Musik. War da was ? Leider nein. Und je länger ich nachdenke und recherchiere, desto mehr wird mir klar, dass mir kein Musiker und keine Band aus dieser Stadt bekannt wären. Man möge mir verzeihen und mich korrigieren, wenn ich da wen vergessen hätte und wer weiß, vielleicht können Till Sadlowski, Tobias Möller und Theo Starke das ja ändern. Die Musik von Alligator Rodeo ist natürlich nicht massenkompatibel, hat aber das Zeug dazu und pendelt irgendwo zwischen dem schweren Doom der britischen Cathedral und dem groovenden Thrash der Texaner Pantera, insbesondere deren Nachfolger Down. Sänger und Gitarrist Till hat passenderweise Momente in denen er Lee Dorrian sehr ähnelt, aber auch Phil Anselmo dürfte Tills Gehörgänge irgendwann einmal beeindruckt haben. 



Warum auch nicht, schliesslich muss er sich mit seiner Leistung nicht verstecken. Im Gegenteil, er harmoniert wunderbar mit dem gut wahrnehmbaren Bass von Tobias, welcher wiederum ein stimmiges Paket mit Theos Schlagzeug abgibt. Ich bin angenehm überrascht, wie gut die Band miteinander harmoniert und wie gut die Scheibe von Björn Brodner von den 7Klang Studios produziert und gemixt wurde. Sämtliche Instrumente lassen sich lokalisieren und gehen nicht in irgendeinem Soundbrei unter. Gut gemacht !

Dennoch ist im Gesamtpaket schon noch Potential nach oben. Man vergleicht halt, ob man nun will oder nicht, immer mit den Platzhirschen und so darf sicher noch ein wenig am Songwriting (etwas mehr Abwechslung hätte mir sehr gut gefallen) als auch am Timing gearbeitet werden. Aber hey, wir reden hier von einem Debutalbum, das tolle Songs wie Voodoo Doll, eine schleppend startende, fette Doom-Nummer mit einem Gitarrenriff aus Toni IommiKohlenkellerganz ans Ende packt. Wir sprechen von Pitiful Men, dem Song den Cathedral garantiert noch gerne auf ihr zweites Album gepackt hätten. 

Alles in Butter also in Detmold. Jungens, ihr habt das richtig gut gemacht und ja, unbedingt weitermachen und bei Misserfolgen nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Ich will jedenfalls noch was hören von Euch !!!

Bernd Fischer

Mittwoch, 5. Oktober 2016

Eldorado - Mother Water / Pristine - Derek

Heute kann ich euch als kleinen Vorgeschmack auf das neue Album "Riding The Sun" von ELDORADO das Musikvideo zum Song "Mother Water" präsentieren. Das Album ist eben bei mir eingetroffen, die Rezension folgt, sobald ich mich näher damit beschäftigen konnte. 

Aber ein Fest für alle Classic Rock Fans wird es auf alle Fälle.

Hier das Video:


Und falls ihr noch nicht genug von Classic Rock habt, kann ich euch die Norweger von PRISTINE ans Herz legen, die ja von uns bereits ausführlich getestet wurden. Hier geht es zur Rezi: PRISTINE

Die haben nun ein Video zum Opener "Derek" gedreht. Die Band selbst sagt zum Song:

„“Derek“ handelt von einem Begriff, mit dem wir in Norwegen groß wurden: „Jantelov“ bzw. das Gesetz von Jante. Dieses Gesetz handelt vom angeborenen Bösen im Menschen  und die Fähigkeit, andere herunterzumachen. Es basiert auf dem Neid der Menschen und darauf, seinem Nachbarn nicht gerade das Beste zu wünschen. Anstatt sich über den Erfolg von jemandem zu freuen, wollen manche Leute andere immer nur unterdrücken. Wir wuchsen in kleinen Dörfern in Norwegen auf, wo „Jantelov“ allgegenwärtig war. In diesem Song haben wir diese Art der Schikanierung durch einen verbitterten, alten Mann personifiziert, der in den Wäldern mit seiner alten Schaufel lebt. Er ist auf der Suche nach dem perfekten Ort und dem perfekten Zeitpunkt und würde alles dafür tun, dich unter die Erde zu bringen."

Aktuell auf Tour mit THE BREW:
05.11. DE - Berlin, Columbia Theater
07.11. CZ -  Prag, Nova Chmelnice
08.11. 
AT - Wien, Szene
09.11. DE - München, Backstage
10.11. DE - Essen, Turock
11.11. DE - Hamburg, Markthalle
12.11. DE - Köln, Kantine
15.11. DE - Konstanz, Kula
16.11. DE - Ulm, Roxy
17.11. DE - Tuttlingen, Stadthalle
18.11. CH - Lyss, Kufa
19.11. DE - Freiburg, Jazzhaus


Mir gefällt der LED ZEPPELIN Touch des Songs, den Ihr euch hier ansehen könnt:

Montag, 3. Oktober 2016

Beth Hart - Fire On The Floor


Band : Beth Hart
Album : Fire On The Floor
Spielzeit : 48:23 Min.
Plattenfirma : Provogue / Mascot Label Group
Veröffentlichung : 14.10.2016
Homepage : www.bethhart.com

Wertung : 8 von 10

Trackliste:
  1. Jazz Man
  2. Love Gangster
  3. Coca Cola
  4. Let's Get Together
  5. Love Is A Lie
  6. Fat Man
  7. Fire On The Floor
  8. Woman You've Been Dreaming Of
  9. Baby Shot Me Down
  10. Good Day To Cry
  11. Picture In A Frame
  12. No Place Like Home

Wenn der Tag ein guter Tag zum Heulen ist, der Jazz-Man Coca Cola trinkt und Dir die Frau, von der Du geträumt hast, sagt "Hey ! My Baby Shot Me Down !" und Du antwortest "I'm The Fat Man, The Love Gangster...and There's No Place Like Home and if I say Let's Get Together there will be Fire On The Floor"  

Du bist ein wenig irritiert ? Ich gebe es zu, ich hatte die Tracklist der aktuellen Beth Hart CD vor mir liegen und die CD im Player. Da überkam es mich mit der wirren Wortspielerei, denn die Platte ist richtig geil. Es gibt sicherlich eine winzige Bedingung: Man muss drauf stehen...

Und in der Tat, Fire On The Floor ist ein fantastisches Album mit ganz wenigen Schwächen geworden. Nicht nur dass mein Wohnzimmer von einem der packendsten Opener der letzten Jahre, dem Jazz Man, geflutet wird und ich schon bei dieser ersten Nummer anfange zu swingen. Beth Hart zitiert einen Musikstil, den man in irgendeiner dunklen Kiste oben auf dem Dachboden wähnt: Vocal Jazz. Sarah Vaughan, Ella Fitzgerald und vor allem Billie Holiday heissen die Ikonen, denen die gute Beth besonders gut zugehört haben muss. "Ich liebe diese Atmosphäre, diese leichte, lockere Erotik", so ihre eigene Beschreibung. Die Sängerin aus Los Angeles setzt aber immer wieder einen drauf und haut ein Album raus, mit dem sie sich endgültig in die Riege der stärksten Stimmen der letzten Jahre einreihen dürfte. Ihr Stimmumfang, und das wissen unsere Leser ja spätestens seit ihrer Kollaboration mit Joe Bonamassa (Don't Explain, Seesaw klick, Live In Amsterdam), ist enorm und erlaubt der Mittvierzigerin eine abwechslungsreiche Songauswahl, wie ich sie seit Tagen auf Fire On The Floor höre.



Und wie sieht Beth Hart, die den Tod des Produzenten ihres letzten Albums verkraften musste, die neue Platte ?  "Die zwölf Songs sind in gewisser Weise Eskapismus. Wir steckten noch tief in der Mixingphase für "Better Than Home", da wusste ich, dass ich ein weiteres Album aufnehmen musste. Der Produzent Michael Stevens starb damals an Krebs und es war es sehr schmerzhaft für mich, das Album zu schreiben und aufzunehmen. Daher wollte ich die Songs für "Fire On The Foor" möglichst schnell zum Leben erwecken. Früher hörte ich alles von Gospel über Soul, Klassik bis hin zu Rockbands wie Soundgarden. Es gibt so viele wunderbare Genres. "Better Than Home" ist eines meiner besten Alben, doch es war auch eine brutale Erfahrung. "Fire On The Floor" hat mehr Energie und mehr Eier in der Hose. Ich brauchte wirklich einen Ausgleich, ich musste dieses Album machen...ich bin zufrieden damit."

Aber, war da nicht mal was in Sachen Beth Hart und Bluesrock ? Naja, eine Abkehr von der reinen Blues-Lehre kann man der Sängerin aus Los Angeles ohnehin nicht bescheinigen, da sie bereits auf ihren ersten Platten immer wieder ein Gespür für sanfte und emotionale Momente bewiesen hat. Tatsache ist, dass sowohl Beth als auch ihr Umfeld sich verändert haben. So gibt sie ihren Songs heute die nötige Luft zum Atmen, hat Produzenten und Musiker, die diesen feinen Unterschied umsetzen können. Fire On The Floor hat im Home Studio von Oliver Leiber ein perfektes Soundgewand verpasst bekommen, so dass man in Songs wie Woman You've Been Dreaming Of die berühmte Stecknadel fallen hören kann. Michael Landau (Gitarre), Waddy Wachtel (Gitarre), Brian Allen (Bass), Rick Marotta (Schlagzeug), Jim Cox (Piano), Dean Parks (Akustikgitarre) und Ivan Neville (Hammond B3) trugen einen großen Teil zum Gelingen bei. Michael Landau und Waddy Wachtel sind Legenden und als ich begriff dass wir sie hatten, konnte ich es erstmal nicht glauben. Wenn Du keine guten Musiker hast, bekommst Du auch kein gutes Album oder ?”



Und so entstanden 12 Songs, die von Beths Entwicklung vom Gospel über Soul und Klassik bis hin zum harten Rock ihrer Lieblingsband Soundgarden, den sie vor allem wegen deren Sänger Chris Cornell schätzt, mehr oder weniger profitieren. Songs wie No Place Like Home, die vor Heimweh fast schmerzen oder Baby Shot Me Down, ein Salsa-schwangeres Highlight, unspektakulär aber intensiv und vor allem mit einer Gesangsleistung, die ihresgleichen sucht. 

Ich verliebe mich immer wieder viel zu schnell in Musik aber Fire On The Floor ist eine Platte geworden, die man nicht liegen lassen sollte. 


Bernd Fischer