Band: Pagan Altar
Album: Mythical & Magical
Spielzeit: 67:56 Min.
Veröffentlichung: 28.02.2013
Plattenfirma: Cruz Del Sur Music SRL
Homepage: www.paganaltar.com
Wertung: 7 von 10
Tracklist:
- Intro
- Samhein
- The Cry Of The Banshee
- The Crowman
- Daemoni Na Noche
- The Sorcerer
- Flight Of The Witchqueen
- Dance Of The Druids
- The Erl King
- The Witches Pathway
- Sharnie
- The Rising Of The Dark Lord
Wer von euch Bock hat auf traditionellen Doom-Metal mit starkem Epic-Fundament, wer auf Bands wie Warlord, Lordian Guard, Witchfinder General oder Bedemon steht, der sollte jetzt die Löffel aufstellen. Pagan Altar haben nämlich ihr 2006er Album Mythical And Magical neu aufgelegt und diese Tatsache hebt die Laune diverser Fans sicher unheimlich an. Wer mit dem Namen Pagan Altar jedoch nichts anfangen kann, dem sei gesagt dass es sich bei der 1976 gegründeten Band aus Brockley (Süd-London) um einen lange inaktiven Vertreter oben genannter Branche handelt. Die Jungs um Sänger Terry Jones und dessen Bruder Alan (Gitarre) haben im Jahre 1982, also quasi der Hochphase der NWOBHM lediglich ein Demo namens Pagan Altar veröffentlicht. Das noch im selben Jahr aufgenommene erste Album namens Volume 1 wurde erst 1998 offiziell veröffentlicht, denn 1985 löste sich die Band, gefrustet durch chronische Misserfolge und Ignoranz der Plattenindustrie, völlig entnervt auf. Wie sehr sich die Schicksale einiger Bands doch ähneln...
Terry und Alan Jones brachten 2004 aber noch mal den Mut auf, mit neuem Personal zurückzukehren. Zunächst wurde eine EP (The Time Lord) mit Material aus dem Jahre 1978 veröffentlicht, und noch im selben Jahr erschien mit The Lords Of Hypocrisy das langerwarte zweite Album. 2006 folgte das nun erneut aufgelegte, dritte Werk namens Mythical & Magical, um das es hier gehen soll.
Nun ist es ja bekanntermaßen so dass die Schönheit immer im Auge des Betrachters liegt. So auch in diesem Falle. Sänger Terry Jones hat ein sagen wir mal...gewöhnungsbedürftiges Organ. Seine nasale Stimme findet in der Hörerschaft eben keine ungeteilte Zustimmung, was ich verstehen kann. Die Mischung aus King Diamond, Ozzy und Udo Dirkschneider mit Wäschklammer auf dem Riechorgan scheint nicht jedem zu gefallen. Doch es ist das Gesamtpaket das aus Mythical & Magical etwas Besonderes macht. Hervorzuheben ist hier die tolle Gitarrenarbeit von Alan Jones und die warme, folkig-düstere Atmosphäre die die Songs verströmen. Überhaupt haben es der Band die Welt der Feen, Hexenmeister und Druiden angetan. Nummern wie Cry Of The Banshee, ein wundervoller Songs über schreiende Todesfeen oder The Scorcerer lassen den Hörer eintauchen in die zauberhaft-schaurige Welt von Pagan Altar.
Mythical & Magical auf eine tolle Gitarrenarbeit und schauriges Auftreten zu reduzieren würde der Leistung der Band aber eindeutig ungerecht werden. Pagan Altar haben es eben verstanden, eine Mischung aus hartem Düsterrock und eingängigen, wie sagt man so schön, "catchy" Melodien zu finden. Diesbezüglich solltet Ihr unbedingt in den siebten Song, Flight Of The Witchqueen, reinhören. Hier entfaltet sich diese Kombination auf wunderbare Weise, auch hat Terry Jones hier einen besseren Moment erwischt. Seine Stimme hat anfänglich etwas mehr Tiefe und Kraft und ein toller Chorus rundet die Sache geschmackvoll ab. In Dance Of The Druids zeigt sich dann das tolle Songwriting in voller Breite. Der anfänglich ruhige Songaufbau steigert sich im Laufe von sieben Minuten in ein repektables, von Twin-Gitarren á la Molly Hatchet geprägtes Finale. Das folgende The Erl King imponiert ebenso, akustische und elektrische Gitarren liegen hier im Wechselspiel, ein atmosphärisches Keyboard und der sanfte Gesang einer leider nicht weiter erwähnten (warum eigentlich nicht ?) Sängerin runden das Gesamtbild um eine weitere Facette ab, um kurz darauf mit The Witches Pathway wieder an Geschwindigkeit und Härte deutlich zuzulegen. Mit dem instrumentalen Sharnie zeigt Alan Jones dann in der vorletzen Nummer sein ganzes Können. Was für ein tolles Gitarrenstück, Hut ab Herr Jones. Der abschliessende 9-Minüter The Rising Of The Dark Lord bringt keine neuen Erkenntnisse mehr, fällt aber auch nicht entscheidend ab. Und so fliegen die fast 70 Minuten regelrecht an mir vorbei und ich frage mich, warum ich die Band jahrelang übersehen habe.
Mag sein, dass Terry Jones' Gesang dann eben doch den Punkt ausmacht der zum großen Erfolg fehlt. Sollte dies der Fall sein, bleibt zu befürchten dass Pagan Altar auch zukünftig den Schritt vom Geheimtipp zum Top-Act wohl nicht schaffen werden. Gönnen würde ich es den Briten aber auf jeden Fall.
Bernd Fischer