Album : Great Western Valkyrie
Spielzeit : 47:40 Min.
Veröffentlichung : 06.06.2014
Plattenfirma : Earache Records
Homepage : www.rivalsons.com
Wertung : 9 von 10
Trackliste :
- Electric Man : (Take You To The Sugar Shack)
- Good Luck : (It's Going To Hurt Right Now)
- Secret : (Just Bring Me A Jar Full Of Shine)
- Play The Fool : (The Way That Girls Talk)
- Good Things : (Boy With A Bomb In His Jacket)
- Open My Eyes : Folding Like A Jack Knife)
- Rich And The Poor : (Her Teeth Bound By Braces)
- Belle Starr : The Gem Inside Sparkles Yet)
- Where I've Been : (The Habit Wasn't Cheap)
- Destination On Course : (Slipped From The Rail)
Wenn Schlagzeuger Mike Miley in seinem Wohnzimmer über die Songs der neuen Rival Sons Platte plaudert, merkt man, wie überzeugt er von der Scheibe ist. Diese "Track By Track Commentary" genannte Angelegenheit ist an sich eine feine Sache, lässt sie doch einen direkten Einblick in die Denkweise des Künstlers zu. Auf der anderen Seite wird uns wohl kaum jemand etwas Objektives oder Negatives über seine neueste Veröffentlichung mitteilen...
So bekommen wir zu hören, dass sein liebster Drumbeat auf Great Western Valkyrie in Play The Fool zu finden ist, der ihn selber an die Technik von Dave Grohl erinnert. Der PreChorus aus Good Luck sei ein "Schlag ins Gesicht" und das Drumming hätte was von Keith Moon. Sein Lieblingstitel, Secret, der mit dem niederschmetternden Gitarrenriff, verursacht Gänsehaut bei ihm und das Open My Eyes-Intro ist "rough, tumbling und bombastic".
Und die Werbeveranstaltung geht selbstredend in einer Tour so weiter, wer sich das reinziehen möchte, kann dies bei Spotify und Youtube gerne tun. Wir klinken uns da mal aus und erzählen euch die Wahrheit, nichts als die reine Wahrheit.
Und die sieht sämtliche Schwächen und Verfehlungen einer Platte vor, wie auch in diesem Fall. Denn Great Western Valkyrie ist deutlich zu kurz ausgefallen. Mit knapp 46 Minuten liegen wir zwar im oberen Drittel, jedoch hätte ich für meinen Teil gern noch einen oder zwei mehr von den durchweg starken Songs gehört. Die Rival Sons haben mit ihrem vierten Album seit 2010 eine leichte Kurskorrektur vorgenommen, die den Sound der Band etwas weg vom fetten Bluesrock in die psychedelische Richtung drängt. Die meist extrem fuzzigen Gitarren tragen diesen Sound im Grunde durch die komplette Platte, nur hin und wieder weicht Gitarrist Scott Holiday davon ab, hier sei insbesondere der Schlussong Destination On Course erwähnt, der mit sieben Minuten auch gleich der längste und ruhigste des Albums ist. Doch auch hier setzt sich der psychedelisch, verworrene Eindruck durch...wabernde Noisecollagen und übereinandergelegte Stimmen runden die Platte zum Schluss der Stimmung entsprechend ab.
Was nicht darüber hinwegtäuschen sollte, das Great Western Valkyrie ein Füllhorn an schönen Momenten anbietet. Hörer der ersten Stunde sollten sich vielleicht trotz gerümpfter Nase die Zeit nehmen und der Band diese Veränderung gestatten. So lässt sich ein Juwel namens Good Luck, mit seinem leicht an Bono (U2) erinnernden Gesang, aber halt in Härtegrad für Männer, entdecken. Überhaupt der Gesang. Meine Güte, was für ein guter Sänger Jay Buchanan doch ist. Stets trifft er die richtige Stimmlage und gibt den ohnehin feinen Kompositionen ihren verdienten Endanstrich. Schön auch, dass die Sons sich dem verschrobenen Garage-Sound der Endsechziger nicht willenlos ergeben, sondern ihre eigenen, unverkennbaren Gene eingekreuzt haben.
Und dazu gehört mit Where I've Been auch eine feinfühlig-melancholische Ballade, in der Jay Buchanan zur Höchstform auflaufen darf und die Gefühle aus der Sicht einer Prostituierten in bestechender Manier nach aussen kehrt. Wenn er Zeilen wie "I gave them my body, now my memory won't let me sleep. Now I lay beside you and when you touch me, I feel i don't deserve you. That's when you remind me..." zum Besten gibt, weiss man im Grunde, dass die Scheibe noch häufiger im Player landen wird.
Meine Empfehlung dieser Tage hört auf den Namen Great Western Valkyrie und ist seit Anfang Juni in gefühlten 2599 Versionen erhältlich. Die Krachgeister von Earache haben offensichtlich erkannt, welches Juwel sie da gesignt haben...
Bernd Fischer