Band: Lanfear
Album: The Code Inherited
Spielzeit: 45:55 min.
Plattenfirma: Pure Legend Records
Veröffentlichung: 01.07.2016
Homepage: www.lanfear.eu
WERTUNG: 8,5 von 10
Tracklist:
1. The Delusionist
2. The Opaque Hourglass
3. Evidence Based Ignorance
4. The Code Inherited
5. Self-Assembled
6. Converging Saints
7. Remain Undone
8. Summer Of ‘89
LANFEAR liefen mir zum ersten Mal 2008 so richtig bewusst über den Weg und Ihr Album "X To The Power Of Ten" lief damals wochenlang in meinem Player. Der gut gelungene Mix aus Melodic Metal mit viel Power und progressiven Einschüben machte verdammt viel Spaß. Daraufhin habe ich mir auch die anderen Scheiben der Süddeutschen geholt, musste aber gestehen, dass mir der damals neue Sänger Nuno De Barros Fernandes besser gefiel als dessen Vorgänger Tobias Althammer bzw. Stefan Zoerner. Komischerweise habe ich 2012 die Veröffentlichung von "This Harmonic Consonance" etwas verschlafen, daher freue ich mich aktuell umso mehr auf "The Code Inherited".
Und das Warten hat sich gelohnt. Denn im direkten Vergleich haben LANFEAR kompositorisch noch eine Schippe drauf gelegt. Klar benötigt auch "The Code Inherited" mehrere Durchläufe, um so richtig zu zünden, doch die progressiven Elemente lassen das Album mit jedem Durchlauf wachsen. Beginnen wir mit dem sehr melodischen "The Delusionist", welches nach einem keyboardlastigen Kurzintermezzo mit richtig fett Power aus den Boxen brettert. Besonders gelungen ist der Wechsel von Bridge zu Refrain. Das folgende "The Opaque Hourglass" ist der bisher reifste Song von LANFEAR und spielt nicht nur die nationale Konkurrenz problemlos an die Wand. Auch international müssen sich LANFEAR nicht mehr vor Größen wie FATES WARNING verstecken. Ja, LANFEAR sind endgültig in der Champions Liga angekommen. "Evidence Based Ignorance" kann das Niveau leider nicht ganz so hoch halten, dennoch dürften es 2016 viele Bands schwer haben diese Mixtur ähnlich stark hin zu bekommen. "The Code Inherited" ist mit über 10 Minuten Spielzeit das längste Stück in der Bandgeschichte, weist aber in meinen Ohren doch kürzere schwächere Momente aus. "Self-Assembled" bietet anschließend glücklicherweise wieder gewohnt starke Kost und überzeugt mit unvergesslichen Melodien sowie einer hammermäßigen Instrumentalleistung. "Remain Undone" zählt für mich ebenfalls zu den Highlights des Albums, wogegen das abschließende fröhliche "Summer of 89" mit seinem reinen Melodic Metal, fast schon Hard Rock Touch etwas aus der Reihe fällt und stilistisch nicht wirklich zum Rest des Albums passt.
Und doch ist "The Code Inherited" ein verdammt gutes Album geworden und wenn LANFEAR nicht endlich zumindest der nationale Durchbruch gelingt, dann läuft etwas gewaltig schief in Good Old Germany.
Markus
Band: Motörhead
Album: Clean Your Clock
Spielzeit: ca. 68min (CD)
Plattenfirma: UDR/Warner
Veröffentlichung: 10.06.2016
Homepage: www.imotorhead.com
Wertung: Historisches Dokument wenn auch traurig
Tracklist:
01. Bomber
02. Stay Clean
03. Metropolis
04. When The Sky Comes Looking For You
05. Over The Top
06. Guitar Solo
07. The Chase Is Better Than The Catch
08. Lost Woman Blues
09. Rock It
10. Orgasmatron
11. Doctor Rock
12. Just ‘Cos You Got The Power
13. No Class
14. Ace Of Spades
15. Whorehouse Blues
16. Overkill
Lemmy ist tot-lang lebe Lemmy. Und schon geht das Resteverwerten an könnte man mit spitzer Zunge behaupten. Das Jahr 2016 (Lemmy war ja leider schon 2015 dran) zeigt deutlich, dass auch die Legenden nicht unsterblich sind, denn die prominenten Todesfälle im Musikbereich sind heuer schon sehr heftig.
Ob es nun unbedingt angezeigt ist, eines der letzten Motörheadkonzerte aufgenommen 5 Wochen vor seinem Tod in Bild und Ton zu veröffentlichen soll nun nicht von mir moralisch bewertet werden. Fakt ist dass Lemmy todkrank gezeichnet sein Dng durchzieht und sicher nicht mehr die Energie an den Tag legt, wie zu seinen fitteren Zeiten. Aber auch das war klar. Ebenso wie die Tatsache dass man die alten Gassenhauer zu hören bekommt wegen denen jeder zu einem Motörheadkonzert pilgert.
Angereichert mit einigen Stücken des letzten Studioalbums bekommt der Fan ein kurzweiliges Livedokument vorgesetzt, dass sicherlich seine Daseinsberechtigung hat. Geplant war es ja noch zu Lebzeiten. Und sowohl Bild (der DVD) als auch Sound sind über alle Zweifel erhaben, und das obwohl das Konzert im soundmäßig eher berüchtigten Zenith in München mitgeschnitten wurde, wo schlechter, blecherner Sound aufgrund des Zuschnitts der Fabrikhalle regelmäßig an der Tagesordnung ist.
Zu den Songs muss man wohl nicht mehr viele Worte verlieren. Ein Klassiker reiht sich an den nächsten und auch ein paar spärliche neuere Songs werden eingestreut.
Lemmy war 5 Wochen nach diesen Konzert tot und zwangsläufig ist es ihm natürlich anzuhören dass er nicht mehr auf der Höhe ist und sich mehr oder minder durch die Show gequält hat. Er wollte ja einmal auf der Bühne sterben, weil das sein ein und Alles war und er bis zum Schluss Spass dran hatte auch wenn es ihm gesundheitlich hundeelend ging. Ich kann es mir bis heute nicht vorstellen, dass die Ärzte erst so spät feststellten, dass er total verkrebst war.
Das Bilddokument auf DVD ist natürlich noch eine Spur schockierender. Da sieht man einen todkranken Mann auf der Bühne, der sich kaum bewegt aber immer noch versucht , so gut es geht, den zahlreichen Fans das zu geben wonach sie verlangen, nämlich eine Motörheadshow voll auf die Zwölf. Wer da aber nicht sieht, wie es um ihn stand, der ist blind oder will es nicht wahrhaben. Ob man das nun in epischer Breite vermakrten muss (mit dem üblichen Nuclear Blast Overkill mit Boxsets, coloured Vinyl etc.) sei einmal dahingestellt. Manche würden Motörhead und Lemmy sicherlich lieber so in Erinnerung behalten zu Zeiten, als Lemmy noch fit war. So hab ich bei dem Ganzen doch etwas zwiespältige Gefühle. Auf der einen Seite ist es sicherlich ein bewegendes Abschiedsdokument, andererseits schon fast voyeuristisch, das mitanzusehen, so gut die Musik ist und die Band sich auch müht.
Den Kauf muss jeder mit sich ausmachen. Es bleibt eine gute Motörhead-Show - mit einer Träne im Knopfloch und einem Kloß im Hals bei manchen Songs/Bildeinstellungen muss man als Hörer/Seher aber dennoch rechnen.
RIP Lemmy
Martin