Album: Janet Gardner
Spielzeit: 38:43 min.
Plattenfirma: Pavement Music
Veröffentlichung: 18.08.2017
Homepage: https://www.facebook.com/profile.php?id=100009102087408
Wertung: 7 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Rat Hole
02. Hippycrite
03. If You Want Me
04. Candle
05. Your Problem Now
06. Let It Be Over
07. Lost
08. The Grind
09. Best Friend
10. The Good Or The Bye
02. Hippycrite
03. If You Want Me
04. Candle
05. Your Problem Now
06. Let It Be Over
07. Lost
08. The Grind
09. Best Friend
10. The Good Or The Bye
Langsam aber sicher melden sich die Rockladies der 80er auch wieder zurück. Nach Lee Aaron steht nun Vixen's Frontfrau Janet Gardner in den Startlöchern mit ihrer ersten, selbstbetitelten Soloscheibe. Vixen sind ja in neuer Besetzung seit einiger Zeit wieder am Start, doch nunmehr startet Mrs. Garder ihr Solodebut, welches sie gemeinsam mit ihrem Partner und Gitarrero Justin James eingetütet hat.
Wer erwartet, dass er hier fluffligen, angestaubten Melodicrock/AOR erhält, liegt erstmal grundfalsch. Zwar sind die Trademarks ihrer Hauptband durchaus vorhanden, jedoch sehr dezent eingesetzt. Vielmehr geht es hier härtetechnisch durchaus zur Sache und das alles in einem sehr modernen Soundgewand.
Stimmlich weiss Mrs. Gardner auf jeden Fall auch in 2017 noch zu überzeugen, doch was kann die Scheibe insgesamt?
"Rat Hole", ein Song der das amerikanische Gesundheitssystem anprangert, setzt das Ausrufezeichen für die nächsten knapp 40 Minuten. Ein flotter Heavyrocker mit etlichen modernen Soundeffekten, dennoch mit Melodie und guter Hookline. So kann es weitergehen.
"Hippycrite" ist ein heimlicher Hit, der durchaus von den Füchsinnen stammen könnte , allerdings auch mit einem Zacken Härte mehr.
Bei "If You Want Me" fühlt man sich nun dann doch in den 80ern zurück - zumindest melodietechnisch, der AOR-lastige Track ist jedoch sehr modern produziert, manchmal etwas ZU modern wie ich finde und auch der Sound ist irgendwie zu vollgepropft mit Effekten und klingt zum Teil etwas gewollt und steril, etwas, an dem die ganze Scheibe doch etwas leidet. Manchmal ist weniger mehr (5 Euro dafür ins Phrasenschwein).
"Candle" ist ein anfangs eher ruhig gehaltener Track, der auch wieder etwas an den zu prominent eingesetzten Soundeffekten leidet, im Mittelteil aber ordentlich Fahrt aufnimmt. Janets Stimme wurde aber weitgehend naturbelassen, so dass das Stück doch auf der Habenseite verbucht werden kann,
"Your Problem Now" ist ein gelungener Kompromiß aus tiefergestimmten Gitarren und guter Melodie. Der Chorus sitzt und die Gitarren geben ordentlich Gas, während die aggressive Gesangsseite von Mrs. Gardner zum Vorschein kommt.
Bei "Let it Be Over" dürfte bei manchem Traditionalisten die Schmerzgrenze überschritten sein, was moderne Sounds angeht. Das ganze ist eher Pop mit viele a-cappella-Stellen, den auch das gelungene Gitarrensolo nicht mehr so richtig retten kann.
"Lost" macht den vorigen Ausfall dann locker wieder wett, eine schöne Hymne mit einem geschmeidigen hitverdächtigem Chorus.
"The Grind" tendiert dann eher wieder in die Industrial-Richtung, ein recht konfuses Ding von Song, den man eher leider unter "Totalausfall" einreihen muss. Spätestens hier geht einem der aufgeblasene Sound doch arg auf die (Ohr-)Nerven. Der verfremdete Gesang im Chorus muss nun bei einer klasse Stimme, wie sie Janet nun mal hat, wirklich nicht sein.
Leider furchtbar.
Als ob sie es selber eingesehen hätten, biegen die letzten beiden Songs dann wieder qualitätskonform auf die Zielgerade der CD ein.
"Best Friend" ist eine Akustikballade, bei der sämtliche Produktions-Effekthaschereien über Bord geworfen wurden und die zeigen, dass es Janet und Göttergatte durchaus auch so können. Der Rausschmeißer "The Good Or The Bye" ist dann ein rotzig-punkiger Rocker, der auch weitgehend auf Produktionstricks verzichtet, was der Platte hörbar bei manchen anderen Stücken gutgetan hätte.
Fazit: Die Scheibe ist durchaus abwechslungsreich, krankt aber teilweise an der arg gewollt-modernen Soundausrichtung, die oftmals einfach zu undifferenziert klingt. Die Songs sind durchaus vorhanden, wenn auch mit zwei Totalausfällen ("The Grind" und "Let It Be Over") garniert.
Nachdem die starken Stücke jedoch bei Weitem in der Überzahl sind und Janet stimmlich souverän agiert, geb ich mit Wohlwollen noch eine 7. Der traditionelle 80er Melodicrocker in mir würde sich jedoch ein Vixen-Album im klassischen Stil wünschen. Was nicht ist kann ja noch werden.
Bis dahin hat man durchaus Spass mit Janets Solo-Scheibe.
Martin