Mittwoch, 25. Januar 2017

Gotthard - Silver






Band: Gotthard
Album: Silver
Spielzeit: 56:12 min.
Plattenfirma: G. Records
Veröffentlichung: 13.01.2017
Homepage: gotthard.com





Wertung:  7 von 10

Tracklist:

01. Silver River 
02. Electrified 
03. Stay With Me 
04. Beautiful 
05. Everything Inside
06. Reason for This 
07. Not fooling Anyone
08. Miss Me
09. Tequila Symphony No.5 
10. Why 
11. Only Love is Real 
12. My oh My 
13. Blame on Me 
14. Walk On (Bonus Track) 
15. Customized Lovin (Bonus Track)  




 
Gotthard haben mittlerweile auch schon stolze 25 Jahre auf ihrem Buckel, die geprägt waren von vielen Höhen und einigen Tiefen, vor allem natürlich dem tragischen Tod von Ausnahme-Fronter Steve Lee in 2010.
Nic Maeder war nicht zu beneiden als er dessen Erbe anzutreten hatte aber nach mittlerweile 3 Scheiben kann man ihm durchaus konstatieren, dass er seine Sache mehr als respektabel macht.
War die erste Scheibe mit ihm noch etwas unausgegoren und sehr rauh, war "Bang!" aus dem Jahr 2013 eine erhebliche Steigerung. Um es vorwegzunehmen: "Silver" schafft es nicht ganz, das hohe Niveau des Vorgängers zu halten. 

Woran liegt es? Zum einen fehlt diesmal ein Übersong ala "Remember It's Me". Andererseits gibt es auch keinen glatten Ausfall zu beklagen. Mein Hauptkritikpunkt ist jedoch, dass für meinen Geschmack definitiv zu viele ruhige Songs im Gepäck sind , die zwar allesamt nicht schlecht sind aber irgendwie den" Flow" eines hochkaratigen Albums stört. Manchmal denkt man sich nur noch "nicht schon wieder eine Ballade". 

Sind die ersten beiden Tracks noch flotte old-school Gotthard-Rocker wird mit der ersten Single "Stay with Me" ein Ganz zurück geschaltet. "Beautiful" ist AOR in Reinkultur und ein guter Ohrwurm aber eben auch eher was für die Kuschelrockfreunde. Nach dem flotten Aufbäumen mit "Everything Inside" ist dann erstmal Schluss mit Rockig:  "Reason for This" sowie "Not Fooling Everyone" sind klassiche Gotthard Balladen. "Miss Me" hat einen etwas bluesigeren Touch  ist aber auch sehr zurückgefahren. Das sind einfach zu viele langsame Stücke hintereinander. Wie gesagt allesamt von sehr hoher Qualität aber man hat manchmal das Gefühl man hat einen Gotthard-Balladensampler und nicht die neue Scheibe vor sich.

Endlich wird es mit "Tequila Symphony No. 5" wieder flotter, zudem auch noch experimenteller, da bei dem Song Beethoven zitiert wird und ein Orchester zum Einsatz kommt, welches hervorragend mit den harten Gitarren harmoniert. Mit der beste Song auf "SIlver".

Dem folgt aber gleich der schwächste auf dem Fuss: "Why" schaltet wieder zwei Gänge herunter und hier ist der Refrain mit dem langgezogenen "Whyyyyyy" manchmal etwas arg nervig - sorry Jungs......
Das folgende "Only Love is Real" ist - wie könnte es auch anders sein - wieder eine Ballade. Auch hier kommt wieder ein Orchester zum Einsatz, aber die mittlerweile fünfte Ballade ist einfach des Guten zuviel. Da fehlt in der Mitte eindeutig (mindestens) ein flotter Rocker, der dem Album wieder mehr Leben einhaucht.

Das versuchen die abschließenden "My Oh My" und vor allem das schnelle "Blame On Me" ohne jedoch das Ruder nochmal ganz herumreißssn zu können. Die Bonustracks "Walk On" (schöner bluesiger Rocker) und das eher nichtssagende "Customized Lovin'" bringen die Scheibe auch nicht mehr vollends auf die Gewinnerspur. Ein wenig Enttäuschung schleicht sich da schon etwas ein. Ich habe weissgott nichts gegen gute Balladen (und die sind hier wirklich durch die Bank hochklassig) aber zuviele auf einmal sind einfach too much. Ich weiss nicht, wer Gotthard da beraten hat, aber etwas ernüchternd ist die Songauswahl dann schon.

Nichtsdestotrotz ein gutes Album, insbesondere toll produziert von Meister Bauernfeind, der ja sonst mehr für seine Metalproduktionen bekannt ist. Umso verwunderlicher ist, dass "Silver" so extrem ruhig ausgefallen ist. Bleibt zu hoffen, dass die Truppe zumindest live wieder rockt was das Zeug hält. Pretty Maids im Vorprogramm dürften Ansporn genug dafür sein.


Martin



Samstag, 21. Januar 2017

Interview Amaral (english)



Shortly after reviewing the new AMARAL Longplayer "Nocturnal" we got the chance to ask the duo consisting of Eva Amaral (vocals) and Juan Aguirre (guitars) some questions. And so we did, because I was really fond of the band and very impressed by the sound and the songwriting of the whole album.


Rockingboy: Thank you very much for the opportunity to ask you some questions. I was really impressed by your latest album "Nocturnal", which was my first "contact" with Amaral. You are really successful in Spain (#3 Charts), but common unknown here in Germany. Do you think that it is more difficult for spanish spoken music to have success in other countries? Or did you ever think of writing songs with english lyrics?


Eva and Juan: We feel that Germany is pretty open minded when it comes to listening music in a different language. In our first gigs there, we found ourselves playing in front of a audience getting the energy and the sound of the band, passing above the words.
We don´t refuse adapting some songs to the english. It could be a exciting challenge. The main thing doing that it should be preserve the whole meaning of the lyrics, the whole Amaral spirit and philosophy.



Rockingboy: Because I don't speak spanish at all, can you tell me about the intention behind the lyrics of the whole album "Nocturnal"? Is there a concept behind or does every song stand for its own?



Eva & Juan: We couldn´t speak about a closed concept in the album but we could say it's all about connection between people in our cities when the daylight is falling and the night comes. It's a time when people connects with more intensity. In our country there are many people living by night. Maybe more than in the north of Europe.


Rockingboy: Can you tell us something about the beginning of Amaral back in 1998? How did you met each other? And when did you decide to make music together? 


Eva & Juan: We were teenagers, playing badly, learning so fast and getting big doses of fun every time we played. It wasn't a real decisión. It was more like getting an unknown way. Our philosophy about expression, preserving and transmiting energy was born in those days. It came before the sound.






Rockingboy: Obvious there will be more than one highlight in your long career till now.  Can you tell me some of them?


Eva & Juan: We began in the underground scene of Zaragoza, our hometown. With the third album our lives changed completely because the band grew incredibly. In spite of that we kept our ideas about what Amaral is and we fought hard for keeping safe and sound our identity. Success is great but if you keep your rules.
One of the highlights of Amaral was the first time we played in Berlin, Hamburg or Amsterdam. We love to play and record music but we love to travel all around the world too.


Rockingboy: You made a second album with acoustic versions of the songs as a special bonus for the worldwide release. Who had this idea? 

Eva & Juan: We made the second album revisiting 'Nocturnal' like a bonus as you say. It was born trying little arrangements in our studio or in the soundchecks during the Nocturnal Tour. The process for getting the songs nude provide us lots of fun.

Rockingboy: You are now starting a small tour through Europe (UK, The Netherlands, Germany). What can the fans there expect? Any special show or pure fascinating music?


Eva & Juan: We will be doing our best every night, trying to do the best possible show and make everyone enjoy ourselves as much as possible

This should be reason enough to make a stop at the shows and is the end of our short interview. Here are the live dates for you:

05.02.2017 - London, UK - Shepherd's Bush Empire
06.02.2017 - Bristol, UK - Thekla
07.02.2017 - Nottingham, UK - Rescue Rooms
12.02.2017 - Berlin, Germany - Lido
13.02.2017 - Amsterdam, Netherlands - Melkweg
14.02.2017 - Freiburg, Germany - Jazzhaus
15.02.2017 - Cologne, Germany - MTC


And here are the latest AMARAL musicvideos:


Interview Amaral


Kurze Zeit nachdem wir das neue AMARAL Album „Nocturnal“ rezensiert haben, bekam ich die Chance das Duo bestehend aus Eva Amaral (Gesang) und Juan Aguirre (Gitarre) mit einigen Fragen zu löchern. Diese habe ich natürlich genutzt, da ich von der Band, vom Sound und dem Songwriting schlichtweg begeistert bin.

Rockingboy: Erstmal vielen herzlichen Dank für die Möglichkeit euch ein paar Fragen zu stellen. Ich bin von eurem neuesten Album „Nocturnal“ wirklich beeindruckt. Obwohl Ihr in Spanien damit sogar auf Platz 3 der Charts gelandet seid, habe ich vorher noch nicht von euch gehört und wage zu behaupten, dass ihr in Deutschland noch nicht ganz so bekannt seid. Könnte das daran liegen, dass es spanischsprachige Musik in anderen Ländern schwerer hat sich durchzusetzen? Und habt Ihr im Zuge dessen mal darüber nachgedacht, englischsprachige Songs zu schreiben? 
 
Eva und Juan: Wir haben das Gefühl, dass Deutschland sehr offen dafür ist, Musik auch in anderen Sprachen zu genießen. Bei unseren ersten Gigs dort spielten wir vor einem Publikum, welches die Energie und unseren Sound spürte, ohne die Worte verstehen zu müssen. Wir möchten aber nicht vollständig ausschließen, dass wir einige unserer Songs ins Englische adaptieren werden. Das könnte eine spannende Herausforderung werden. Die Hauptsache dabei ist aber, dass die wörtliche Bedeutung der Texte, der komplette AMARAL Spirit und die Philosophie dahinter erhalten bleiben.

Rockingboy: Da ich leider keinerlei Spanisch spreche, könnt Ihr mir ein wenig über die Intention hinter den Lyrics des vollständigen Albums „Nocturnal“ erzählen? Steckt ein Konzept dahinter oder steht jeder einzelne Song für sich selbst?

Eva & Juan: Es gibt kein geschlossenes Konzept in dem Album, aber es geht immer über die zwischenmenschlichen Verbindungen in unseren Städten, in genau dem Moment wenn das Tageslicht schwindet und die Nacht zum Vorschein kommt. Das ist eine Zeit, in der Menschen vieles um einiges intensiver fühlen.In unserem Land gibt es viele Menschen, deren Leben sich hauptsächlich in der Nacht abspielt. Vielleicht sogar mehr als im Norden Europas.



Rockingboy: Könnt Ihr mir auch ein wenig über die Anfänge der Band 1998 erzählen? Wie habt Ihr euch kennen gelernt? Und wann habt Ihr beschlossen zusammen Musik zu machen?

Eva & Juan: Wir waren Teenager, spielten anfangs richtig schlecht, lernten aber schnell und hatten jedes Mal noch mehr Spaß wenn wir spielten. Es war im Grunde keine bewusste Entscheidung. Es war mehr wie einen unbekannten Pfad einzuschlagen. Unsere eigentliche Philosophie dahinter, nämlich Energie auszudrücken, zu erhalten und zu transportieren wurde damals geboren. Erst danach kam der Sound.

Rockingboy: Sicherlich gibt es mehr als ein Highlight in Eurer langen Karriere bis heute. Könnt Ihr uns ein paar davon mitteilen?

Eva & Juan: Wir starteten ursprünglich in der Untergrund Szene von Saragossa, unserer Heimatstadt. Mit dem großen Erfolg unseres dritten Album („Estrella De Mar“ 2002, Anm.) wurde unser Leben komplett umgekrempelt und unser Bekanntheitsgrad wuchs unglaublich. Im Zuge dessen versuchten wir die Idee, die hinter AMARAL steckt zu bewahren und dafür mussten wir sehr hart kämpfen. Auch um unsere Identität und unseren Sound. Erfolg ist großartig aber nur, wenn du weiterhin deinen eigenen Regeln folgst. Einige der Höhepunkte von AMARAL war sicherlich als wir zum ersten Mal in Berlin, Hamburg oder Amsterdam aufgetreten sind. Wir lieben es unsere Musik zu spielen und im Studio aufzunehmen, aber wir lieben es ebenfalls um die ganze Welt zu reisen.


Rockingboy: Ihr habt als speziellen Bonus für die weltweite Veröffentlichung von „Nocturnal“ eine zweite CD mit akustischen Versionen der Songs dazu gepackt. Wer kam auf diese Idee?

Eva & Juan: Wie du bereits sagst, machten wir das zweite Album als Bonus. Die Idee wurde geboren, als wir kleine Arrangements im Studio ausprobierten bzw. während der Soundchecks im Zuge der „Nocturnal“ Tour. Der Prozess, die Songs auf das Wesentliche zu reduzieren und damit „nackt“ einzuspielen, hat uns wirklich viel Spaß gemacht.

Rockingboy: Ihr startet jetzt im Februar eine kleine Europatour (Großbritannien, Holland, Deutschland). Was können die Fans dort erwarten?

Eva & Juan: Wir werden jeden Abend unser Bestes geben und versuchen die bestmögliche Show abzuliefern, damit wirklich jeder unsere Musik so gut wie irgend möglich genießen kann.

Na, wenn das nicht Grund genug ist, auf einem der Konzerte von AMARAL vorbei zu sehen. Wir danken für die Aufmerksamkeit und bieten euch hier noch die Livedaten sowie die beiden neuesten Musikvideos:



05.02.2017 - London, UK - Shepherd's Bush Empire
06.02.2017 - Bristol, UK - Thekla
07.02.2017 - Nottingham, UK - Rescue Rooms
12.02.2017 - Berlin, Deutschland - Lido
13.02.2017 - Amsterdam, Holland - Melkweg
14.02.2017 - Freiburg, Deutschland - Jazzhaus
15.02.2017 - Köln, Deutschland - MTC



Mittwoch, 18. Januar 2017

Deaf Havana - All These Countless Nights





Band: Deaf Havana
Album: All These Countless Nights
Spielzeit: 45:03 min.
Plattenfirma: SO Recordings/Rough Trade
Veröffentlichung: 27.01.2017
Homepage: www.deafhavanaofficial.com

Wertung: 7,5 von 10



Tracklist:

1. Ashes, Ashes
2. Trigger
3. L.O.V.E.
4. Happiness
5. Fever
6. Like A Ghost
7. Pretty Low
8. England
9. Seattle
10. St. Paul's
11. Sing
12. Pensacola, 2013

Das neue DEAF HAVANA Album "All These Countless Nights" ist mein erster Kontakt mit dieser britischen Band, die auch schon seit etwa 11 Jahren existiert und nach der Veröffentlichung des letzten Albums "Old Souls" 2013 und einer Top 10 Charts Platzierung in Großbritannien ein Jahr später kurz vor der Auflösung stand. “Ich war kurz davor alles hinzuschmeißen,” sagte Sänger Veck-Gilodi, “ich wollte einfach nicht mehr in der Band sein.” Glücklicherweise haben die Briten sich wieder zusammen gerauft, Sänger James hat seine Alkohol- und Drogengeschichten angeblich wieder im Griff und "All These Countless Nights" ist fertig eingespielt. Denn entstanden ist ein Post-Rock-Alternative Album, welches bei mir zumindest des Öfteren im Player landen wird. 


Bereits der Opener "Ashes, Ashes" weiß nach sanftem Beginn mit einer gelungenen Melodieführung, treibenden Drums und einem richtig guten Refrain zu überzeugen. Noch besser ist dann aber das folgende "Trigger", welches in meinen Augen wirklich das Zeug zum Radiohit hat. So muss gekonntes Songwriting anno 2017 aussehen, mit einem Gespür für die feinen Details, klasse gesetzten Breaks und einem Ohrwurm-Refrain. "Trigger" vereint wirklich eine Melange aus klassischem Rock a la BRUCE SPRINGSTEEN und modernen Sounds wie sie uns COLDPLAY darbieten. Gut, das Niveau halten DEAF HAVANA leider nicht über das komplette Album und bereits das nun folgende "L.O.V.E." läuft an mir völlig vorbei. Glücklicherweise kriegen die Briten aus Norfolk gleich wieder die Kurve und liefern mit "Happiness" eine wunderbare gefühlvolle Ballade, die Menschen in meinem Alter zum Träumen einlädt und sicher so manches Herz zum Dahinschmelzen bringt. Zumindest, wenn der Hörer weiblich und zwischen 15 und 25 ist. Wage ich einfach mal in den Raum zu stellen.

"Fever" ist mit seiner düsteren Grundstimmung und dem sehr nachdenklichen Text emotional gesehen ein ganz anderes Kaliber und genau das macht "All These Countless Nights" für mich interessant, denn das Album ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle und kommt für mich daher sehr ehrlich und offen rüber. Auch "Pretty Low" stellt wieder die melancholische Seite der Band dar und zählt zu den weiteren Highlights. Und als letzten großartigen Song gibt es mit "Sing" noch einen fröhlichen Radiosong, dessen Video ich euch unten angefügt habe. 

Doch wie bereits gesagt, können mich nicht alle Stücke wirklich restlos überzeugen, wobei DEAF HAVANA 2017 beweisen, dass Sie guten Songs schreiben können, deren Message man Ihnen auch abnimmt. Für jeden, der sich mit gutem modernen Rock beschäftigen möchte, der nicht gleich an der oberflächlichen Seite kleben bleibt, kann ich "All These Countless Nights" empfehlen.

Markus


 

Pride Of Lions - All I See Is You (Musikvideo)

Als Vorgeschmack auf das neue PRIDE OF LIONS Album "Fearless" präsentieren Jim Peterik und Sänger Toby Hitchcock das Musikvideo zu "All I See Is You". Bis auf den ungewöhnlichen Anfang mit Jim am Mikro, gefällt mir der fröhliche Song ganz gut. It's Cheezy Easy Listening Melodic Rock.




Und wer nicht genug kriegen kann, kann hier auch noch in "Silent Music" vom neuen Album reinhören, wenn auch ohne 80er Jahre Frauen im Bild :-)


Dienstag, 17. Januar 2017

The Band Of Heathens - Duende


Band: The Band Of Heathens
Album: Duende
Spielzeit: 39:02 Min.
Veröffentlichung: 13.01.2017
Plattenfirma: Blue Rose Records
Homepage: www.bandofheathens.com

Wertung : 7 von 10

Trackliste:

  1. All I'm Asking
  2. Sugar Queen
  3. Last Minute Man
  4. Deep Is Love
  5. Keys To The Kingdom
  6. Trouble Came Early
  7. Daddy Longlegs
  8. Cracking The Code
  9. Road Dust Wheels
  10. Green Grass Of California

The Band Of Heathens (Gemeinschaft der Heiden) vertreten eine Musikrichtung, die es in den letzten Jahren geschafft hat, mehr und mehr an Popularität zu gewinnen. Americana kommt (unschwer zu erraten) aus den Staaten und vermengt wichtige Musikstile wie Blues, Country, Folk und Rock mal mehr, mal weniger. Dementsprechend sind TBOH bei Blue Rose Records, DEM Label für Roots- bzw. Country-Rock, ganz passend untergekommen. Mit Duende wird dieser Tage der fünfte Studio-Longplayer veröffentlicht.

Die Geschichte der Band aus Austin, Texas liest sich ganz interessant. 2007 teilten sich die drei Songwriter Colin Brooks, Ed Jurdi und Gordy Quist Abend für Abend als Solo-Interpreten die Aufmerksamkeit des Publikums. Es dauerte jedoch nicht lange festzustellen, dass man auch als Trio durchaus Spaß haben könnte. Bassist Seth Withney stieß hinzu und fertig war Name The Good Time Supper Club. Der Name hielt aber nur kurz, denn eine Lokalzeitung kündigte die Band fälschlicherweise als The Heathens an. Nachdem Drummer John Chipman und Keyboarder Trevor Nealon das Projekt ergänzten, war die Urversion der heutigen Band fertig.

Ed (Gesang, Gitarre), Gordy (Gesang, Gitarre) und Trevor (Piano, Keyboard) bilden den Kern der Heathens und werden heute von Drummer Richard Millsap und Bassist Scott Davis verstärkt. Die Musik als getragenen Songwriter- / Gitarren-Pop-Rock zu bezeichnen, damit tritt man der Band sicher nicht zu sehr auf die Füße. Immerhin gelingt der Einstieg in Duende mit All I'm Asking dermaßen eingängig und beschwingt, dass man fast geneigt ist, sich den Sommer herbei zu reden, die kurzen Hosen aus dem Schrank zu holen um mit der Liebsten händchenhaltend über Blumenwiesen zu hüpfen. 



Einen Emotions-Supergau müssen wir aber nicht befürchten, denn es ist weitaus mehr als die Leichtigkeit des Seins, die Duende ausmacht. Die Sonne bricht zwar immer wieder durch und verwöhnt uns mit hormonschwangeren Songs wie Deep Is Love, einer Verneigung vor den Beatles, doch es geht auch anders: "Ich habe das Gefühl, dass das Album all unsere Einflüsse und alles, was wir in den Jahren mit der Band getan haben, zusammenbringt. Jeder Aspekt unserer Karriere ist eingeflossen...unsere Wurzeln, nachdenkliche Singer-Songwriter-Sachen, Vollgas-Rock'n'Roll, das gehört alles zu uns." so Ed Jurdi

So ist es. Zum Beispiel Trouble Came Early, die Nummer rockt...zumindest so wie The Band Of Heathens sich das unter "Vollgas-Rock'n'Roll" vorstellen. Da hat es eine fast dreckige E-Gitarre und fast polternde Drums, Uptempo, ein schönes Gitarrensolo und ein wunderschönes Barrelhouse-Piano. M
an meint für einen Moment, Ryan Adams stecke den Kopf durch die Tür. Dann die totale Kehrtwende. Daddy Long Legs lädt George Clinton, Sly Stone und Prince zum psychedelischen Funk-Stelldichein ein und lässt mich verwundert nachsehen, ob es sich überhaupt noch um die Band Of Heathens handelt.

Plötzlich wird klar, der Reiz liegt in dem, was die Jungs aus alledem machen. Egal welche Gefühlslage sich in welchem Song entwickelt, man nimmt ihnen diese Musik einfach ab. Die stärksten Momente haben The Band Of Heathens immer dann, wenn ihre Songs, wie in Last Minute Man, nachvollziehbare Geschichten transportieren. In diesem Fall die von Ed Jurdi, einem notorischer Zuspätkommer dem es aber reichlich egal ist...

Wer also Musik mag, die leicht konsumierbar ist und Inhalt hat, möchte bitte reinhören in Duende. Wer dringend eine schweißtreibende Energieleistung braucht, sollte sich anderweitig orientieren. Mein persönliches Fazit fällt positiv aus, selbst wenn ich es gern ein ganz klein wenig rauher und sperriger mag.

Bernd Fischer

Mittwoch, 11. Januar 2017

Amaral - Nocturnal


Band: Amaral
Album: Nocturnal
Spielzeit: 54:23 min. (Main Album); 45:33 min (Bonus CD)
Plattenfirma: Superball Music
Veröffentlichung: 27.01.2017
Homepage: www.amaral.es

Wertung: 8,5 von 10


Tracklist:

1. Llévame Muy Lejos
2. Obertura (Unas Veces Se Gana...)
3. Unas Veces Se Gana Y Otras Se Pierde
4. Nocturnal
5. La Ciudad Maldita
6. Lo Que Nos Mantiene Unidos
7. 500 Vidas
8. Cazador
9. Nadie Nos Recordará
10. La Niebla
11. Laberintos
12. Chatarra
13. En El Tiempo Equivocado
14. Noche De Cuchillos

CD2: Nocturnal Solar Session (Bonus CD – Acoustic version of album tracks)
1. Llévame Muy Lejos
2. Unas Veces Se Gana Y Otras Se Pierde
3. Nocturnal
4. La Cuidad Maldita
5. Lo Que Nos Mantiene Unidos
6. 500 Vidas
7. Cazador
8. Nadie Nos Recordará
9. La Niebla
10. Laberintos
11. Chatarra
12. En El Tiempo Equivocado
13. Noche De Cuchillos

AMARAL sind in deutschen Landen bisher noch kein all zu großer Begriff. Das ist in Ihrer Heimat Spanien zum Glück völlig anders. Dort erschien das nun bei uns auch endlich erscheinende Album "Nocturnal" bereits Ende 2015 und stieg in der ersten Woche auf Platz der 3 spanischen Charts ein. Um sich dann bis heute geschlagene 54 Wochen in den dortigen Top 100 zu halten. Mit den Singles hatten Sängerin Eva Amaral und Gitarrist Juan Aguirre zwar nicht ganz so viel Erfolg, das mag aber auch an der musikalischen Ausrichtung liegen. Denn die Mischung aus Alternative Rock und sehr poppigen Klängen für die das Duo steht entfaltet erst in Albumlänge seine Faszination. Und das schafft "Nocturnal" nach mehr als einem Dutzend Hördurchgängen bei mir immer mehr. Gut, allzu progressive Strukturen warten nicht auf den Hörer und manche Melodie mag auch zuckersüß sein, von verdammt guten Songwriting verstehen AMARAL etwas. 

Doch beginnen wir mit dem Opener "Llévame Muy Lejos", welches neben einem ohrwurm-artigen Refrain mit der tollen Stimme von Sängerin Eva besticht. Schade, dass ich die spanischen Texte nicht verstehe, denn die positive Grundstimmung des Songs hat mich zumindest neugierig gemacht, wovon er handeln könnte. Doch egal. Vielleicht ist AMARAL dadurch der Durchbruch außerhalb Spaniens bisher verwehrt geblieben, doch ich hoffe auf Besserung. Die 90 sekündige Überleitung zu "Unas Veces Se Gana Y Otras Se Pierde" spare ich mir lieber, doch der nun folgende Song mit dem unausprechlich langen Titel ist eine schöne ruhige Popballade geworden, die mir aber etwas zu sehr nach Standard-Songwriting klingt. Ganz anders der Titelsong, der zumindest auf mich Sogwirkung hat. Gut, im Grunde stehen AMARAL tatsächlich für "Mainstream"-Musik, wenn die aber so gut und voller Herzblut wie beim dramatischen "La Ciudad Maldita" aus den Boxen kommt, kann ich nicht widerstehen. Weitere absolute Highlights in meinen Ohren sind das mit hervorragenden Melodien ausgestattete "500 Vidas" und mein definitiver Favorit "Cazador", welches mich mit seiner Einfachheit fesselt und zwangsweise mitsingen lässt. Ebenfalls zu erwähnen ist auch das folkig-rockige "Laberintos", welches bis auf den schwächelnden Drum-Sound, von der ersten bis zur letzten Sekunde überzeugen kann. 

Dies gilt jedoch nicht für alle 14 Stücke, was vielleicht auch zuviel verlangt wäre. Doch manche der 54 Minuten laufen doch ein wenig höhepunktlos an mir vorbei. Als besonderen Bonus für die weltweite Veröffentlichung gibt es außerdem sämtliche Stücke noch in einer akustischen Version auf einer Extra CD dazu. Damit hat man bei uns in Deutschland auf alle Fälle verdammt viel gute Musik fürs Geld bekommen und ich kann dicke fette 8,5 Punkte zücken. Ich hoffe sehr darauf, dass AMARAL nun der weltweite Durchbruch oder zumindest der verdiente Erfolg zusteht. Verdammt gut.

Markus

 

Sonntag, 8. Januar 2017

Rich Hopkins & Luminarios - My Way Or The Highway



Band : Rich Hopkins & Luminarios
Album : My Way Or The Highway
Spielzeit : 55:05 Min.
Plattenfirma : Blue Rose Records
Veröffentlichung : 27.01.2017
Homepage : www.richhopkinsmusic.com

Wertung : 8 von 10

Trackliste :
  1. Angel Of The Cascades
  2. Gaslighter
  3. Want You Around
  4. If You Want To
  5. Lost Highway
  6. Meant For Mo'
  7. Hell or High Water (Married Go 'Round)
  8. I Don't Want To Love You Anymore
  9. Journey To Palenque
  10. Chan Kah
  11. Gnashing Of Teeth
  12. Walkaway Again

Nicht nur dass Songwriter, Sänger und Gitarrist Rich Hopkins aus Tucson, Arizona seit Jahren Platte um Platte veröffentlicht, Fans regelmäßig mit intensiven Konzerten beglückt und bei alledem stets sehr sympatisch herüberkommt...es ist vor allem die nahezu familiäre Atmosphäre, die seine Anhänger an Gattin und Bandkollegin Lisa Novak und dem 58-Jährigen lieben. Belohnt wird dies mit einer sehr treuen Gefolgschaft, besonders in Deutschland. Die besondere Aufmerksamkeit der Musikindustrie oder gar Auftritte vor größerem Publikum blieben Rich Hopkins jedoch weitestgehend verwehrt. Je nach Sichtweise darf das als Schicksal oder Segen betrachtet werden. Fest steht, sollte es eines Tages einen Titel für sträflich unterbewertete Musiker geben, wäre Rich Hopkins ein Anwärter auf eine Platzierung ganz weit oben.

Dabei sind die Songs über Menschen, die Rich Hopkins auf seinen Reisen durch Südamerika kennenlernt und gemeinsam mit Lisa Novak, einer vorzüglichen Songwriterin, in Worte fasst, absolut hörenswert. Wer mag sich nicht an sein Paraguay-Epos (1997, The Glorious Sounds of Rich Hopkins & Luminarios) erinnern ? El Otro Lado / The Other Side (2006) war gar ein Konzeptalbum über die illegale Immigration von Mexiko in die Staaten. In seine Veröffentlichungen sind immer wieder feinfühlige Bezüge zu sozialkritischen Themen aus Hopkins' Lebensumfeld, insbesondere die Sorgen und Nöte der Menschen, eingeflossen. Den lieb gemeinten Titel "Godfather of Desert Rock" mag man denn auch nehmen wie man will, selbst wenn Vergleiche mit dem Loner nicht von der Hand zu weisen sind, hat Rich Hopkins doch einen ganz eigenen, unverkennbaren Stil. 

Und das ist gut so. My Way Or The Highway erscheint Ende des Monats, es ist das 14. offizielle Studio-Album mit seiner Begleitband Luminarios. Überraschte der Vorgänger Tombstone (2015) manchen Zuhörer noch mit leicht gesteigertem Härtegrad und Western-Thematik, macht Rich Hopkins mit diesem Album eher einen Schritt zurück und schlägt mit dem Opener Angel Of The Cascades deutlich seichtere Töne an. Er verwöhnt uns aber gemeinsam mit Gattin Lisa mit einer wunderschönen Reise durch den Südwesten der USA und zu den Wasserfällen ins mexikanische Chiapas. Überhaupt ist die Scheibe ein in Musik gegossener Reisebericht, unterbrochen von gegenseitigen Liebesbekundungen und emotionalen Geschichten. Und wie so oft, schafft es Rich Hopkins von Beginn an, seine Themen spürbar herüberzubringen. Wenn er nämlich eins kann ist es, authentische Musik zu produzieren. Darin ist er ein wahrer Meister, man möchte sich vom Fleck weg neben ihn und Lisa an den Tisch setzen, den Klängen seiner akustischen Klampfe und den Storys lauschen. Bei Alledem darf man nicht vergessen, Rich Hopkins hat einen Hang zu Gitarrensoli epischen Ausmaßes, seinen (Mittel) Weg aber schon vor langer Zeit gefunden. Hört in If You Want To rein und Ihr wisst was ich meine. Leicht verwundert bin ich, daß er trotz des getragenen Americana-Country-Rock auf seinen Fahnen, den Mut aufbringt, einen Rap-Song aufzunehmen. Natürlich nicht, ohne in Meant For Mo' die Gitarre, die lebenswichtige DNA seiner Musik, einzuflechten. Rich Hopkins ging eines Tages wohl eine Symbiose mit seinem Instrument ein, er entlockt ihm gleichermaßen liebevoll eine nahezu intime Sanftheit ebenso wie staubtrockene Fuzz-Attacken.

All das fokussiert sich auf den Platten des Rich Hopkins immer und immer wieder in scheinbar endlosen Nummern, so wird aus Gnashing Of Teeth ein sieben Minuten langer Monolog über den Sinn des Lebens im Allgemeinen und Zähneknirschen im Speziellen. Und er erklärt uns die lange Fahrt auf dem Lost Highway ohne ein einziges Wort zu verlieren, er lässt halt seine Gitarre sprechen. 

Mein Januar-Held heißt schon am Anfang des Monats Rich Hopkins und ja, ich vergebe ihm den Rap-Song.

Rich Hopkins & The Luminarios sind übrigens ab Mai auf ausgedehnter Deutschland-Tour. Wer Zeit hat, sollte sich auf den Weg machen, ich kann aus Erfahrung sagen, daß es sich lohnt. Wer weiß, vielleicht sieht man sich...


Sämtliche Termine findet Ihr auf der Seite des deutschen Fanclubs: www.richhopkins-germanfanclub.de



Bernd Fischer