Montag, 30. November 2015

The Gloria Story - Greetings From Electric Wasteland





Band: The Gloria Story
Album: Greetings From Electric Wasteland
Spielzeit: 41:27 min.
Plattenfirma: Wild Kingdom Records/ Rough Trade
Veröffentlichung: 27.11.2015
Homepage: www.thegloriastory.com


Wertung: 7,5 von 10



Tracklist:

01. BEAST OF A NORTHERN LIGHT
02. BANG BANG (PULL THE TRIGGER)
03. LOOK LEFT, WALK RIGHT
04. WHITEMAN BLUES
05. CARDINAL SIN
06. ROADTRIP
07. ELECTRIC WASTELAND
08. CRUSTY PIE
09. DOWN TO THE LIQUOR STORE
10. HOLD ME TONIGHT
11. I WOULD DIE (IF YOU WANTED)
12. THUNDERCHILD

THE GLORIA STORY sind in Schweden längst keine Unbekannten mehr und auch im restlichen Europa kommt die Mischung aus Classic Party Rock mit starker 70s Schlagseite und ein bisschen Punk Attitüde immer besser an. Ich wurde bereits mit dem Debüt 2011 "Shades Of White" auf die Truppe um Sänger Filip Rapp aufmerksam. Doch damals fand ich noch viele Haare in der Rocksuppe. Zwei Jahre später stand "Born To Lose" in den Läden und ich hab ehrlich nur kurz reingehört und dann wieder beiseite gelegt. Das musste ich jetzt aber ändern. Und so habe ich dem neuen Werk viel viel mehr Zeit gewidmet. 


Woran mich THE GLORIA STORY erinnern? An eine punkige Mischung aus THE SWEET und frühen KISS mit einem Hauch GARY GLITTER. Schon der Opener "Beast From The Northern Light" geht voll auf die Zwölf und macht richtig Spaß. Lässig hingerockt mit einem mehr als nur ordentlichen Refrain. Allerdings fehlt mir persönlich bei Sänger Filip Rapp ein wenig das Talent und Stimmvolumen. Manchmal klingt er ein wenig dünn. Da die Scheibe aber schon so produziert wurde, als ob alles live analog im Studio eingespielt wurde, macht das nicht ganz so viel aus. Die Atmosphäre und Stimmung passt einfach. "Bang Bang (Pull The Trigger)" haut in dieselbe Kerbe ehe bei "Look Left, Walk Right" das Gaspedal etwas gedrosselt wird und mich ein Hauch ACDC umweht.

Dann folgt mit "White Man Blues" ein reiner klassischer Rock N Roll Song, der für mich zu den Highlights auf dem Album gehört, allein diese herrliche Bassline ist bestes Entertainment. Wenn dieser Song nicht live zu einer absoluten Granate wird, habe ich keine Ahnung von Musik, hihi. Mit "Cardinal Sin" und "Roadtrip" folgen zwei Stücke, die ich eher im Mittelmaß ansiedeln muss. Ganz anders beim Titelsong, allerdings muss ich gestehen, dass mich die Songs nicht mehr ganz so in den Bann ziehen (jedenfalls nach dem 20. Hören). Manches kommt mir einfach viel zu bekannt vor. 

Zum Glück kommen mit dem locker flockigen "Down To The Liquor Store" und dem stark nach vorne rockenden "I Would Die (If You Wanted)" noch zwei richtig starke Rocker gegen Ende. Alles in allem sind die knapp über 40 Minuten eine spaßige Angelegenheit und machen Lust darauf THE GLORIA STORY live auf einem der im Dezember stattfindenden Clubkonzerte in Deutschland zu erleben.

Markus


 

Freitag, 27. November 2015

Diviner - Fallen Empires


Band: Diviner
Album: Fallen Empires
Spielzeit: 51:11 min.
Plattenfirma: Ulterium Records
Veröffentlichung: 20.11.2015
Homepage: http://divinerband.com/

Wertung: 9 von 10

Tracklist:

01. Fallen Empires
02. Kingdom Come
03. Evilizer
04. Riders From The East
05. The Legend Goes On
06. Come Into My Glory
07. Seven Gates
08. The Shadow And The Dark
09. Sacred War
10. Out In The Abyss

Wer von euch hat mal wieder Lust auf eine ordentliche Packung traditionellem Power-/Heavy Metal, der seinen Vorbildern wie MANOWAR, ICED EARTH oder JUDAS PRIEST nicht nur huldigt, sondern etwas frischen Wind ins Genre bringt. Denn mit dezenten Thrash Einflüssen erinnern die Griechen manchmal auch an MORGANA LEFAY oder PRIMAL FEAR. Natürlich erfinden die erfahrenen Recken um Sänger Yiannis Papanikolaou (Ex-INNERWISH) nichts neu, aber die Spielfreude sprüht förmlich aus den Boxen. Und manch etablierter Act darf sich auf Grund der songwriterischen Qualitäten DIVINERS nicht nur wegen der Jahreszeit warm anziehen. 


Fett produziert knallt bereits der Opener und Titeltrack mit obligatorischen Double-Bass Attacken und einem ordentlichen Groove aus den Boxen. Gut, der Refrain benötigt einige Hördurchgänge, bis er zündet, dann aber bleibt der Song umso nachhaltiger hängen. Der folgende Midtempo Stampfer "Kingdom Come" trifft anschließend meinen Geschmack wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Dieser Song hat eine eingebaute Headbanggarantie und einen wunderbar melodischen Refrain, der aber trotzdem mit genügend Power ausgezeichnet ist. Hervorragend! JUDAS PRIEST Jünger dürfen dann bei "Evilizer" aufhorchen, hätte auch gut auf einer deren Platten auftauchen können. Ja, die Mischung aus US Metal Einflüssen und klassischem europäischen Heavy Metal bringen DIVINER wirklich auf den Punkt. "Riders From The East" benötigte bei mir mehrere Durchläufe, um zumindest zu gefallen. War mir dann doch etwas zu eintönig. "The Legend Goes On" weist eindeutig MANOWAR DNA auf (mich nerven Huu-Haa-Gesänge ehrlich ein wenig) und ich fühle mich andererseits an glorreiche Zeiten erinnert. Passend dazu kracht mit "Come Into My Glory" nun ICED EARTH aus den Speakern und lässt eine wohlige Gänsehaut über meinen Rücken streichen. Das Video dazu habe ich euch unten angehängt. Dann könnt ihr euch selbst ein Bild machen und müsst nicht meinen Worten glauben. 

Wisst ihr was noch echt geil an diesem Album ist? Es gibt keinerlei Füller, denn jeder der 10 Songs hat seine Momente. Welcher der etablierten Acts (insbesondere MANOWAR) kann dies von seinen letzten Alben behaupten? Nicht einmal das abschließende fast siebenminütige "Out In The Abyss" wird langweilig, nein DIVINER schaffen es über 50 Minuten einen Spannungsbogen aufzubauen, aus dem sie einen erst danach wieder entlassen. Für mich definitiv das Debüt des Jahres 2015 im traditionellen Metal Bereich. Nun fehlen nur ein paar Tour Dates in good old Germany!

Markus


 

Montag, 23. November 2015

Queen - A Night At The Odeon - Hammersmith 1975

Band: Queen
Album: A Night At The Odeon - Hammersmith 1975 (Cd & SD BluRay)
Spielzeit:      73:11 (CD)/ ca. 100 min  (DVD)

Plattenfirma: Virgin/Universal  
Veröffentlichung: 20.11.2015
Homepage: queenonline.com





Wertung: 
Zeitloses Live-Dokument in atemberaubender 
Bild- und Tonqualität




Tracklist:

1. Now I'm Here
2. Ogre Battle
3. White Queen (As It Began)
4. Bohemian Rhapsody
5. Killer Queen
6. The March Of The Black Queen
7. Bohemian Rhapsody (Reprise)
8. Bring Back That Leroy Brown
9. Brighton Rock
10. Guitar Solo
11. Son And Daughter
12. Keep Yourself Alive
13. Liar
14. In The Lap Of The Gods... Revisited
15. Big Spender
16. Jailhouse Rock Medley
17. Seven Seas Of Rhye *
18. See What A Fool I've Been *
19. God Save The Queen

 * nur CD

BluRay Bonusmaterial:
Live in Japan '75
Looking Back At The Odeon (Interview) 




Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft geht es weiter mit den Queen-Live-Archiv-Vveröffentlichungen. Diesmal ist ein Konzert an der Reihe, welches sicher am allerhäufigsten überhaupt auf Bootlegs erhältlich war, und zwar das Weihnachtskonzert 1975 aus dem ehrwürdigen Hammersmith Odeon in London.
Queen hatten gerade Bohemian Rhapsody veröffentlicht und gingen langsam durch die Decke und "A Night At The Opera" (das bis dato teuerste Album überhaupt) stand in den Startlöchern, es der Single gleichzutun. 

Optisch weit entfernt von den 80er Queen (also kein "Schnurrbart-Freddie") legten die Fantastischen Vier (nein NICHT die Sprachmusikanten) los wie Derwische mit "Now I'm here" und ordentlich Pyrounterstützung.
Der Sound ist schlichtweg fantastisch. Man konnte da zwar  sicherlich auf gute Bänder der damaligen Radioaufnahmen zurückgreifen, aber was man  noch rausgeholt hat im Vergleich zu den wie oben angesprochen in Hülle und Fülle kursierenden Bootlegs ist schon atemberaubend.

Und auch das Bild kann sich sehen lassen. Unfassbare 40 Jahre als ist das Material. Klar, dass da kein HD zu erwarten ist (die BluRay ist eine sog. "SD-BluRay") aber das Bild ist ebenfalls nachbearbeitet worden und steht dem Sound kaum nach.

So kommt man in den Genuss eines frühen 70er Jahre Konzerts der Band, als die richtigen Megahits noch eher rarer gesäht waren und so zwangsläufig auf die (eh meist besseren) Albumtracks zurückgegriffen werden musste. Das war später, als man zur Jukebox -Hitmaschine mutierte, dann leider nicht mehr drin. Alle Zuschauer, die Queen damals live erlebt haben sind schlichtweg zu beneiden. Bereits damals war klar, dass diese Truppe sich gewaltig vom Otto-Normal-Rockmusikanten unterschied. Sei es die filigrane Gitarre von Brian May, der hier wieder sein über die Jahre hinweg immer weiterentwickeltes "Brighton Rock" - Gitarrensolo anstimmt, über Roger Taylors Powerdrumming, dem bis heute sträflich unterbewerteten Bassisten John Deacon und natürlich dem besten Frontman aller Zeiten, Freddie Mercury.

Aufgrund der Tatsache, dass das Konzert damals (ja tatsächlich am 24.12.1975!)im TV live übertragen wurde und nach 60 Minuten Schluss war, ist es um einiges kürzer als eine Queen -Show in der üblichen Länge. Zudem fehlen als Bildmaterial leider "Seven Seas Of Rhye" und "See What A Fool I've Been", da waren die Kameras damals schon aus, aber zum Glück liefen die Bandmaschinen weiterhin mit und man kann diese zwei Juwelen zumindest noch auf CD über die Heimanlage geniessen.

Die Setlist überschneidet sich zwar ziemlich mit dem Rainbow-Mitschnitt, der 2014 erschien und außer "BoRhap" gibts leider (außer dem Outro "God Save The Queen") keine weiteren Stücke von "A Night At the Opera", aber das stört den Kunstgenuß nicht im geringsten.

Das Bonusmaterial beschränkt sich auf ein gut 20minütiges Interview vom damaligen Präsentator der Liveshow, Bob Harris, mit Brian May und Roger Taylor. Dieses scheint bislang unveröffentlicht zu sein aber auch schon ein paar Jahr auf dem Buckel zu haben, denn Brian May trägt da seine Haare noch gefärbt im Gegensatz zum Grau heutzutage. Wahrscheinlich war die Veröffentlichung bereits länger geplant und das Interview deswegen schon früher gedreht. Zusätzlich gibt es noch drei Songs in etwas "rauher" Qualität von der 1975er Japan-Tour aus dem Budokan in Tokyo.
 

Zu den wenigen "Ärgernissen" der Veröffentlichungen zähle ich (einmal mehr) die Covergestaltung: Im Gegensatz zum Inhalt wirkt dies doch sehr billig gemacht, einfach  mit Photoshop noch Freddie dazugeklatscht und fertig. Viel besser ist da die Menugestaltung der BluRay gelungen, da hätte man sich ein Beispiel nehmen sollen. Und die wievielte Veröffentlichung ist dies nun, bei der nur Freddie alleine auf dem Cover zu sehen ist ? Er war sicher das Aushängeschild, aber Queen hatte vier Mitglieder und Brian May und Roger Taylor werden ja bei ihren heutzutage eher zweifelhaften Live-Aktivitäten nicht müde zu sagen, dass der Name "Queen" beibehalten werden kann, da sie ja auch Queen sind bzw. waren. Nun ja.....

Ebenfalls etwas ärgerlich an der ansonsten guten Booklet-Aufmachung ist das etwas hakelig- knappe Digipack, bei dem man das (anders als das Cover gestaltete) Booklet mit vielen raren Schwarzweiss-Fotos mühsam rauspulen muss und so leicht die Verpackung einreisst.




 
Das ganze Set gibt es in folgenden Formaten:

CD, DVD, SD Blu-ray, CD+DVD (BluRay)-Digipack, Doppel-Lp und digital-only  sowie als ziemlich überteuertes Super Deluxe Box Set mit ein paar Extras wie Buch und sonstigem Schnick-Schnack. Somit ist wiederum für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas dabei.

Essentiell für qualitätsbewußte Rockmusikkonsumenten.



Martin



 

Sonntag, 22. November 2015

Girlschool - Guilty As Sin


Band: Girlschool
Album: Guilty As Sin
Spielzeit:  34:53 min.
Plattenfirma: UDR Music
Veröffentlichung: 13.11.2015
Homepage: www.girlschoolband.com


WERTUNG: 6,5 von 10


Tracklist:
1. Come The Revolution
2. Take It Like A Band
3. Guilty As Sin
4. Treasure
5. Awkward Position
6. Staying Alive
7. Perfect Storm
8. Painful
9. Night Before
10. Everybody Loves (Saturday Night)


Als eine der dienstältesten All-Girl Bands im Rock Business kommen die nicht abergläubischen Engländerinnen von GIRLSCHOOL am 13.11. mit Ihrem dreizehnten Album von der Insel auf unseren Kontinent. Bisher konnten mich die Mädels nie hundertprozentig überzeugen, standen aber immer für ordentliche Alben. Und um es vorweg zu nehmen, daran ändert auch das aktuelle Album nichts. Schließlich wurde mit "Come The Revolution" ein guter Einstieg gewählt, der gekonnt zwischen Classic Rock und punkigen drei-Akkorde Hardrock pendelt. Da der Refrain aber von Anfang an zündet, habe ich nicht viel auszusetzen. "Take It Like A Band" dürfte dann allen MOTÖRHEAD Jüngern mehr als nur gefallen. Dass Lemmy die Band mag, müsste mittlerweile bekannt sein, mit diesem Song huldigen GIRLSCHOOL dem guten. 


Beim Titeltrack muss ich gestehen, dass mir die immer gleichen Wiederholungen des immer gleichen Standard-Riff nach dem siebten oder achten Durchgang gewaltig auf den Zeiger gehen. Und damit komme ich auch zu meinem bisherigen größten Kritikpunkt. GIRLSCHOOL kann man echt nicht als kreativste Band der Welt bezeichnen, mir persönlich sind aber viele Songs viel zu einfach nach Schema F aufgebaut und so schleicht sich immer wieder das Gefühl ein, ich hätte den Song schon mal irgendwo gehört. Was ich definitiv schon gehört habe, ist Song Nummer 6. Richtig, GIRLSCHOOL covern den Discohit schlechthin "Staying Alive" von den BEE GEES. Und das geht leider voll in die Hose. Allein für diesen Quark muss ich ehrlich schon einen halben Punkt abziehen, einen weiteren darf ich für den Abschlussfüller "Everybody Loves (Saturday Night)" abziehen, was für ein langweiliger Stuss auf Dauerrotation! Und das, um wenigstens 35 Minuten Spielzeit für das Album herauszuquetschen. Ok, bei der limited Edition bekommt ihr noch 2 Bonussongs, die mir aber nicht vorliegen. Doch Value for Money sieht anders aus. Ich könnte natürlich echt darüber weg sehen, wenn man 35 Minuten only Killer Songs hat, haben die Ladies aber nicht.

Neben den ersten beiden Stücken kann mich lediglich das lässig hingerotzte/hingerockte "Treasure" überraschen und vollends überzeugen. Als weiteren guten Song möchte ich noch "Painful" bezeichnen, wenn man den simplen Songaufbau und die teilweise Vorhersehbarkeit der Stücke außer Acht lässt. Schade, da haben mich andere Bands schon ganz anders mit drei Akkorden begeistert. Und doch kann ich trotz aller Kritik noch 6,5 Punkte ziehen, denn mit immerhin 4 richtig guten Songs könnten GIRLSCHOOL zumindest live gemixt mit ein paar Klassikern vom "Hit And Run" Album auf der Tour mit MOTÖRHEAD und SAXON für Stimmung sorgen.

Markus


 

Mittwoch, 18. November 2015

The Who - Live At Hyde Park (DVD)

Band: The Who
Album: Live In Hyde Park
Spielzeit: ca. 150 min.
Plattenfirma: Universal

Veröffentlichung: 20.11.2015
Homepage: thewho.com



Wertung: 

Oldies but Goodies - immer noch absolut konkurrenzfähig! 



Tracklist:

 1) I Can't Explain
  2) Who Are You
  3) The Kids Are Alright
  4) Pictures Of Lily
  5) I Can See For Miles
  6) My Generation
  7) Behind Blue Eyes
  8) Bargain
  9) Join Together
 10) You Better You Bet
 11) I m One
 12) Love Reign O' er Me
 13) Eminence Front
 14) Amazing Journey / Sparks
 15) Pinball Wizard
 16) See Me, Feel Me / Listening To You
 17) Baba O' Riley
 18) Won't Get Fooled Again




Unfassbare 50 Jahre bestehen The Who mittlerweile. Mittlerweile sind durch das Ableben von Keith Moon sowie John Entwhistle  bekanntlich ja "nur" noch Roger Daltrey und Pete Townsend die Hauptprotagonisten der Truppe. Natürlich gab es lange Pausen und The Who standen bereits mehrfach vor dem Aus oder kündigten Abschiedstouren an. Nichtsdestotrotz stehen sie weiterhin auch anno 2015 auf den Bretternm, die die Welt bedeuten.

Bei Ansicht des im DVD-Format vorliegenden Konzerts zum 50jährigen Jubiläum aus dem Hyde Park muss man froh sein, dass sich die beiden noch nicht aufs Rententeil zurückgezogen haben. Beide haben bereits einen "7"er vor Ihrem Alter stehen, sind aber dennoch fit wie ein Turnschuh und sowohl die Stimme von Herrn Daltrey als auch Meister Townshends Gitarrenkünste sind immer noch über alle Zweifel erhaben.

Der Output an Studioalben ist bei The Who durchaus übersichtlich. Auf ganze 11 Studioalben hat man es gebracht. Die Anzahl an Compilations und Live-Alben ist dagegen kaum mehr zu zählen. Auch "Live in Hyde Park" gibt es  allen möglichen Fassungen. DVD und Bluray, als Doppel CD oder als Deluxe-Box-Set mit großformatigem Buch.

Die DVD macht auf jeden Fall Spass. Angefangen vom äußeren Rahmen, einem herrlichen Spmmertag bei bestem Wetter bis hin zum top abgemischten Sound und einer Setliste, die an sich keine Wünsche offen lässt. 
Sicherlich werden die Die-Hards bemängeln, dass hier weitgehend nur die bekanntesten Who-Songs zum Tragen kommen und nicht so oft gespielte Tracks wie "Eminence Front" vom eher verschmähten "It's Hard"-Opus eher die Ausnahme darstellen. Aber mal ehrlich - wer würde freiwillig zugunsten einer obskuren B-Seite auf Klassiker wie "My Generation", "I Can See For Miles" oder meinen persönlichen Liebling "You better You Bet"  verzichten? Sicherlich die Wenigsten. 

Je später der Abend (die Band fängt bereits bei Tageslicht an, was sicherlich dem strengen "curfew" im Hydepark geschuldet ist, dessen zeitliche Überschreitung horrendes Geld kostet (wer erinnert sich nicht an Bruce Springsteens Auftritt von vor ein paar Jahren, als ihm der Saft abgedreht wurde), umso klassischer werden die Songs. 

Anfangs dominiert das eher schlichte Bühnenbild, welches insbesondere durch die beiden riesigen Bäume beeindruckt. Später bei Dunkelheit kommen die drei riesigen Leinwände umso besser zur Geltung, die dann mit gelungenen Videosequenzen, unter anderem auch mit Moon und Entwhistle beeindrucken.



Die absoluten Highlights stellen wie so oft die Quadrophenia und Tommy-Tracks dar. "Pinball Wizard" oder "See Me, Feel Me" werden einem wohl nie langweilig werden, vor allem, wenn sie so frisch dargeboten werden wie von unseren rüstigen Altrockern.

Selbst der berühmte Schrei bei "Won't Get Fooled Again" sitzt noch ziemlich gut und so vergehen die gut zwei Stunden der DVD wie im Fluge und man bekommt sofort Lust und Laune darauf, einmal wieder eine alte Who-CD aufzulegen. Das Bonusmaterial besteht zwar lediglich aus dem seltsamerweise aus dem Hauptkonzert herausgeschnittenen "The Seeker"  und ansonsten nur noch aus drei mehr oder minder gelungenen, mit den Live Versionen von  "You Better You Bet" und  "The Kids Are Alright"untermalten Videocollagen/Shortclips sowie einen Clip zu "Squeeze Box". Wer bis zum Abspann durchhält, der bekommt noch einen Rausschmeisser von Iggy Pop geboten. Witzig!



Die geplante grössere Tour von The Who zum fünfzigsten wurde ja aufgrund einer ernsthaften Meningitis-Erkrankung von Roger Daltrey auf das nächste Frühjahr verschoben. Bleibt zu hoffen, dass nach längerer Who-freier Zeit einmal wieder ein paar Konzerte für Deutschland herausspringen werden. Derzeit sieht es leider nicht ganz so danach aus, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.

"Live in Hyde Park"  ist jedenfalls die beste Werbung dafür.


Martin      

 

Donnerstag, 12. November 2015

Flying Colors - Second Flight: Live At The Z7

Band: Flying Colors
Album: Second Flight: Live At The Z7 (2 CD/DVD)
Spielzeit: ca. 150 min.
Plattenfirma: Mascot Label Group (rough trade)

Veröffentlichung: 13.11.2015
Homepage: http://flyingcolorsmusic.com/



Wertung: 
Sowohl für Einsteiger als auch für Hardcore-Fans gleichermaßen geeignet!


Tracklist:

01. Overture
02. Open Up Your Eyes
03. Bombs Away
04. Kayla
05. Shoulda Coulda Woulda
06. The Fury Of My Love
07. A Place In Your World
08. Forever In A Daze
09. One Love Forever
10. Colder Months
11. Peaceful Harbor
12. The Storm
13. Cosmic Symphony
14. Mask Machine
15. Infinite Fire




Die "Supergroup" um Neil und Steve Morse sowie Mike Portnoy kommt nach ihrem zweiten Studioalbum im Letzten Jahr bereits mit ihrer zweiten Livescheibe um die Ecke gebogen. Ich sehe solche Veröffentlichungen grundsätzlich  ja durchaus kritisch, denn inwieweit es Sinn macht nach jeder Studioscheibe ein Livewerk hinterherzuschieben, wage ich doch durchaus einmal zu bezweifeln. Aber das kennt man sowohl von Transatlantic (da gabs ja teilweise mehr als 1 Livewerk hintereinander) oder auch von den Göttern Rush.  Auf der einen Seite wird beklagt, dass niemand mehr physische Tonträger kauft, andererseits überschwemmt man den Markt mit zu vielen Veröffentlichungen. Zwiespältige Geschichte......

Wie auch immer - wenn die Qualität stimmt und das ganze auch noch visuell (sprich auf DVD/BluRay) begleitet wird, was für mich die weitaus interessantere Alternative als "nur" die Audio-CD darstellt, kann man trotzdem zufrieden sein. Und das Prädikat  kann man "Second Flight" durchaus geben.

Als Rezensionsexemplar liegt mir eine Promoausgabe der Doppel-CD mit DVD vor. Der Tonträger und die DVD sind von der Tracklist her identisch und besteht aus einer ausgewogenen Mischung aus den beiden Studioscheiben. Leider gibt es kein anderes Material aus dem sonstigen Schaffen der Protagonisten, was durchaus zu bedauern ist bei deren umfangreichen Backkatalog, welcher bei der Tour zum ersten Album zwangsläufig Einzug in die Setlist fand mangels ausreichenden eigenen Materials.

Leider wird auf den Silberlingen noch mehr deutlich, dass der zweite Studiodreher dem ersten bei Weitem nicht das Wasser reichen kann. Insbesondere der Longtrack "Cosmic Symphony" kommt für mich überhaupt nicht wirklich in die Puschen und Perlen wie "Kayla" oder "Shoulda Coulda Woulda" findet man auf "Second Nature" auch nicht wirklich. Irgendwo war für mich auf dem Zweitling eindeutig herauszuhören , dass die Scheibe ausschließlich per Internet entstand und die Band kein einziges Mal zusammen gespielt hat. Zwar kam immer noch ein überdurchschnittliches Album dabei heraus aber sowohl song- als auch produktionstechnisch war die letztjährige Veröffentlichung  für mich im Nachhinein eher ein Rückschritt.

Was den Sound angeht so kommen die neueren Songs jedenfalls weitaus frischer aus den Boxen, insbesondere der extrem trockene Drumsound ist hier nicht negativ zu verzeichnen. Warum hat das Studiowerk nicht so geklungen? Abweichungen zu den Studioversionen kann ich nicht gerade viele feststellen, großartige Improvisationen sind eher Fehlanzeige, eher werden die Stücke 1:1 nachgespielt, was man sowohl positiv als auch negativ sehen kann. Ich gehöre da eher zur zweiten Kategorie und mag es lieber, wenn sich die Liveversion erheblich von der Studioversion unterscheidet, wie es zum Beispiel bei Queen früher der Fall war. Aber es ist wie es ist, tolle Musiker sind das ja auf jeden Fall und jeder für sich ein Virtuose vor dem Herrn.

Kommen wir zur DVD, die durchaus einige Schmankerl zu bieten hat. Das Konzert wurde mit jeder Menge Kameras gefilmt ohne jedoch zu arg hektische Schnitte abzuliefern, was in letzter Zeit leider etwas zur Unsitte geworden ist und nicht nur mir den Sp an so mancher Veröffentlichung verdorben hat. Hier wird die gesunde Mischung aus verschiedenen Einstellungen optimal ausgereizt. Im Soundmenu gibt es zwei Dolby-Surround 5.1-Mixe und zwar den "Frontrow" -Mix und den Mix vom Soundboard aus. Ich muss jedoch sagen, dass sich die zwei Tonversionen nur dadurch unterscheiden, dass die Soundboardfassung vom Gesang her etwas klarer rüberkommt ansonsten sind die Unterschiede eher marginal. Ich muss jedoch sagen dass mir der stinknormale "PCM"-Zweikanalmix am besten gefällt, da dieser erheblich lauter und auch  druckvoller als die beiden doch eher zahmen Surround-Mixes sind. Letztlich aber Geschmacks- und Gehörssache.

Eine Wonne ist es, Steve Morse bei seiner Gitarrenakrobatik zu begutachen, der Mann ist meines Erachtens gewaltig unterbewertet und spielt dermaßen filigran, dass man als Hobbyklampfer am liebsten seine Gitarre vor lauter Frust ins Eck stellen und nie mehr anrühren würde. Die Leichtigkeit von Meister Portnoys Drumming, und das bei den vertracktesten Passagen, ist auch immer wieder eine Augenweide, einfach ein absoluter Weltklassemann. Und Caesy McPherson macht sowohl an der Gitarre als auch den Stimmbändern einiges her, seine Stimme hat das gewisse Etwas und er macht einen sympathischen, wenngleich auch manchmal etwas zurückhaltenden Eindruck, was aber bei den Schwergewichten, die ihn da begleiten, durchaus verständlich ist. Die Ansagen übernimmt fast den ganzen Abend lang Mr. Portnoy, was doch leicht gewöhnungsbedürfitg ist auf Dauer, wenn das der Drummer übernimmt. Aber Boss ist nunmal Boss! 
Dave LaRue am Viersaiter sollte man auch  nicht vergessen, ein Mann weitab vom tumben Bass-Gezupfe.


Zum Glück wird auf größere Soloeinlagen weitgehend zugunsten der Songs verzichtet, was sicherlich kein Verlust ist. Das Schweizer Publikum, doch etwas für seine Lethargie bekannt (was auch Herr Portnoy bei seiner ersten Ansage augenzwinkernd bemerkt) geht recht gut mit und hatte ohne Zweifel sichtlich Spass an der Performance der Jungs. Am Ende gibts sogar eine La-Ola Einlage - chapeaux!

Die 150 Minuten vergehen jedenfalls wie im Flug und wer dann immer noch nicht genug hat kann sich an den bereits zum Teil von youtube bekannten Video-Clips zu zu "Kayla", "Mask Machine" (Muse lassen hier wie immer besonders grüssen!), "The Fury of My Love" sowie "A Place In Your World"  vergnügen, welche als einziges Bonusmaterial untergebracht wurden.
  
Wer sich die Vollbedienung geben will kann sich neben der 2CD/DVD (oder Bluray) Combo-Version auch noch eine 3fach Vinyl-Ausgabe zulegen.

Der geneigte Fan greift da beherzt zu!


Martin