Samstag, 13. Mai 2017

Frijid Pink - Earth Omen


Band : Frijid Pink
Album : Earth Omen
Spielzeit : 39:11 Minuten
Veröffentlichung : März 2017
Plattenfirma : Repertoire Records
Homepage : www.frijidpink.com

Wertung : 7 von 10

Trackliste :

  1. Miss Evil 
  2. Sailor
  3. Earth Omen 
  4. Lazy Day
  1. Train Woman
  2. Eternal Dream
  3. New Horizon
  4. Rainbow Rider
  5. Mr.Blood
Nachdem die Verkaufszahlen von Defrosted, dem Nachfolger des erfolgreichen Debutalbums, zu wünschen übrig ließen, wurde eilig das Elvis-Cover Heartbreak Hotel als Single hinterhergeschickt. Immerhin hatte das beim ersten Album mit House Of The Rising Sun super funktioniert. Es blieb allerdings beim Versuch, denn im Gegensatz zu Europa floppte das Teil in den Staaten...Platz 72 ist nicht wirklich als üppiger Erfolg zu werten. 

Frijid Pink haben Fehler gemacht. Zum Beispiel hatten sie es verpasst, sich die Gunst der Fans in ihrer Detroiter Heimat zu sichern. Andere Bands wie SRC, die Amboy Dukes, FrostThe Bob Seger System, MC5 und die Stooges verschafften sich durch harte Arbeit an der Basis und mit gegenseitiger Unterstützung Respekt unter den Leuten. Frijid Pink hingegen präsentierten sich zwar international, ignorierten aber die lokalen Festivals. Das führte im Moment der ausbleibenden Erfolge zu nervösen Fehlentscheidungen, die darin gipfelten mit Music For The People eine halbgare Gospel-Soul-Single zu veröffentlichen. Gary Ray Thompson und Kelly Green waren strikt dagegen, wurden aber überstimmt und dermaßen aufgebracht, daß sie kurzerhand beim Parrot-Labelboss Walt McGuire einen neuen Schlagzeuger und Bassisten einforderten. Dieser ließ die beiden aber wegen Vertragsbruchs auflaufen, immerhin hatten sie für ihr Anliegen die laufende Tour unterbrochen und so trennten sich die Wege von Frijid Pink. Thompson und Green formten später eine neue Band namens Bullfrog

Doch auch der Rest der Band stand dumm da, denn McGuire entließ auch sie aus dem laufenden Vertrag. Bassist Tom Harris und Drummer Rich Stevers beschlossen jedoch, als Frjid Pink weiter zu machen, neue Leute zu suchen und wurden fündig. Sänger Jon Wearing stieß zur Band und wurde durch den Keyboarder Larry Zelenka und Gitarrist Craig Webb ergänzt. Die runderneuerten Frijid Pink setzten sich zusammen, um im California-Studio der Osmond-Brothers das dritte Album, Earth Omen, aufzunehmen.

Ergebnis ist eine sehr interessante Platte, welche allen Fans, die auch mal in der Historie unserer Musik wühlen möchten, gefallen dürfte. Die im Vergleich zu seinem Vorgänger cleanere Gesangsstimme von Jon Wearing erzeugt eine ganz neue Atmosphäre im Frijid-Sound. Miss Evil startet mit einem tollen Orgel-Intro von Larry Zelenka und schnell wird klar dass vom fräsenden Fuzzrock abgelassen und etwas mehr Melodie aufgenommen wurde. Gitarrist Craig Webb zeigt ebenfalls gleich, was er kann, seine Spielweise ist unspektakulär aber sehr effektiv. Die Band groovt phasenweise sehr geil, Orgel, Gitarre und Schlagzeug jammen gegen Ende der ersten Nummer regelrecht nebeneinander her und ziehen das Tempo nach Belieben hoch und runter. Leider können Frijid Pink dieses Niveau nicht immer halten und werfen mit Sailor eine reichlich schläfrige Nummer in den Ring. Das tolle Solo von Craig Webb rettet da dann irgendwie auch nix mehr. Gesellschaftskritisch gibt sich die Band mit dem Titelsong, "Oh Lord what have we done, first we killed the sea and now we kill the sun..." das ist Hardrock der frühen 70er, mehrstimmige Refrains, Tempiwechsel, Orgel, Gitarre und catchy Melodien. Uriah Heep lassen grüßen. 
Überhaupt Craig Webb, der Mann hat es heftig drauf und untermalt das ansonsten durchschnittliche Lazy Day mit seinem an eine Dulcimer (Hackbrett) erinnerndes Spiel...ich bin ja selber kein Gitarrist aber hier passt allein deswegen der Arsch auf den Eimer.




Seite zwei, Train Woman besticht durch einen abgrundtiefen Basslauf, ein cooles Gitarrenriff und die megafette Orgel von Mr.Zelenka. Himmel, wie geil sich das anhört, wenn der Mann in die Tasten haut...warum hat man den Namen eigentlich nie wahrgenommen ??? Und wie auf Bestellung folgt mit Eternal Dream wieder eine gähnend langweilige Nummer, die wohl irgendwie psychedelisch wirken soll, aber bestenfalls ein mitleidiges Grinsen erzeugt. Auch New Horizon fällt ab, die Les Humphries Singers haben sich von dem Gospel-Soul vielleicht inspirieren lassen (oder umgekehrt?), ich würde im Falle einer CD eher weiterskippen. Die Verarbeitung der LP und des Covers lässt übrigens keine Wünsche offen, auch in diesem Fall gibt es weder einen Downloadcode noch Bonustracks, ist halt so. 

Die vorletzte Nummer, Rainbow Rider zieht tempomäßig nochmal etwas an und gitarrentechnisch wird es deutlich verzerrter, allerdings fehlt mir hier die klare Linie. Der Song bleibt nicht wirklich hängen, ganz im Gegensatz zur Schlussnummer Mr.Blood. Da ist sie wieder, meine geliebte Orgel, nicht ganz so dick wie neulich aber sehr präsent in der Deep Purple mäßigen Uptemponummer und mit feinem Solo im Mittelteil...hach wie schön.

Warum auch immer und aus meiner Sicht völlig unverständlich, war Earth Omen ein kapitaler Flop. Der MGM-Ableger Lion Records hatte Frijid Pink gesignt, bei der Promotion der Platte aber total versagt. "Lion dropped the Ball, didn't push it, didn't give it to the Reps to push in the Music Stores. The didn't do anything. It was just left to lie and rot..." so der frustrierte Kommentar von Rich Stevers. Dabei hatte die Platte vieles von dem, was sich die Fans wünschten...eine saubere und tighte Produktion, harte Rockmusik und ein paar tolle Songs. 

So ungerecht ist das Musik-Business.


Bernd Fischer

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