Band : Frijid Pink
Album : Defrosted
Spielzeit : 40:17 Minuten
Veröffentlichung : März 2017
Plattenfirma : Repertoire Records
Homepage : www.frijidpink.com
Wertung : 8 von 10
Trackliste:
- Black Lace
- Sing A Song For Freedom
- I'll Never Be Lonely
- Bye Bye Blues
- Pain In My Heart
- Sloony
- I'm Movin'
- I Haven't Got The Time
Anfang der 70er. Überall und ständig entstehen neue Bands und freche Musikstile. Die Jugend revoltiert schon länger gegen konservative Eltern, lange Haare werden noch länger und jeder hofft dass die Volksmusik endlich ausstirbt. Die wahre Revolution findet allerdings meist in den Köpfen statt, alternativ auf der Stereoanlage, sofern man eine hat. Black Sabbath, Led Zeppelin und Pink Floyd stellen die Musikwelt auf den Kopf, prägen diese für alle Zeiten und belegen auf der Beliebtheitsskala zurecht die ersten Plätze.
Rückblickend kann man sagen, Frijid Pink hatten es schwer. Die Jungs aus der Motor-City Detroit waren geprägt vom harten Garagenrock der Stooges und MC5, aber nicht konsequent genug, dies zu 100% durchzuziehen. Dafür hatten sie die lukrative Idee, einen uralten Folk-Song, der 1964 durch die Animals weltberühmt wurde, zu covern und auf ihr erstes Album zu packen. The House Of The Rising Sun brachte Frijid Pink Millionen (der Bandname ist übrigens eine Kombination aus im Haar klebender Wandfarbe fürs Badezimmer und einer Kühlschrankmarke namens Frigid, dessen "g" man gegen ein "j" tauschte, weil sich das "more German" anhörte) und wurde Fluch und Segen zugleich. Wie so oft, wurde die Band fortan auf diese eine Single, die das erste Album tierisch anschob, reduziert. Der knarzige, gitarrenlastige Acid-Bluesrock-Mix der restlichen Nummern interessierte die Massen nicht sonderlich und so hielt der Erfolg nicht lange.
Defrosted, die zweite LP der Band, schaffte es nur noch bis auf Platz 149 der Billbord-Charts, es fehlte einfach dieser Überhit. Dennoch wird die Platte bis heute von Anhängern dieser Musikrichtung regelrecht abgefeiert und das hat gute Gründe. Black Lace eröffnet das Album schleppend aber sehr hart, die Gitarrenriffs von Gary Thompson und Kelly Greens Gesang fräsen sich sofort ins Ohr. Die Singleauskopplung Sing A Song For Freedom schafft es bis auf Platz 55 der Charts, doch es sind Songs wie der Procol Harum-Gedächtnissong I'll Never Be Lonely, die mich begeistern. Wer hier nicht an A Whiter Shade Of Pale denkt, hat es an den Ohren, aber die Gesangsleistung von Kelly Green ist sensationell, das Ding hat eine wahnsinnige Atmosphäre und erzeugt Gänsehaut bei mir. Wer sich fragt, woher deutsche Gruppen wie Jane zwei Jahre später ihren Sound hatten, höre dringend mal rein.
Der Bye Bye Blues bekleidete später die B-Seite der Heartbreak Hotel (Presley) Single, die 1972 erschien und beendet die erste Seite recht trocken. Änlich wie Black Lace eröffnet Pain In My Heart die zweite Seite mit einem für damalige Verhältnisse knüppelharten Soundgewitter. Wer auf die Gitarrentechnik eines Alvin Lee (Ten Years After) schwört, sollte sich das Instrumental Sloony schleunigst reinziehen, was Gary Ray Thompson hier abzieht, ist der helle Wahnsinn. Im gleichen atemberaubenden Tempo wird er begleitet von Tom Harris am Bass und Rich Stevers am Schlagzeug. Die zappelige Speed-Boogie-Nummer fliegt in einem Affenzahn am Hörer vorbei und macht Laune auf mehr. Die befriedigt I'm Movin voll und ganz, hier wird kraftstrotzender Proto-Metal gespielt. Das Ding groovt wie Sau und sollte meiner Meinung nach im gleichen Atemzug wie andere Nummern erwähnt werden, wenn es um die Gründertage dieser Musikrichtung geht. Ein bisschen weniger auf den Punkt aber immer noch mit erhöhtem Härtegrad beschliesst I Haven't Got The Time ein ganz feines Album aus den Anfangstagen unserer heißgeliebten Musik. Die Rythmusgitarre erinnert hierbei ein wenig John Lee Hooker's Boogie Chillen-Riff.
Fans der Band und solche, die es werden wollen, dürfen sich nun auf die Neuauflage des zweiten Albums Defrosted und dessen Nachfolger Earth Omen freuen. Auf 180 Gramm Vinyl, sehr sauber verarbeitet und klanglich top remastert, präsentiert Repertoire Records die beiden hörenswerten Platten seit März. Auf Downloadcodes oder Textbeilagen verzichtet man ebenso wie auf gefütterte Innenschutzhüllen, nicht lebenswichtig aber die Wertigkeit der Platten hätte das angehoben. Bonustracks fehlen ebenso, was ich persönlich nicht so schade finde, so erhält man sich den ursprünglichen Charakter der Platte.
Bernd Fischer
Rückblickend kann man sagen, Frijid Pink hatten es schwer. Die Jungs aus der Motor-City Detroit waren geprägt vom harten Garagenrock der Stooges und MC5, aber nicht konsequent genug, dies zu 100% durchzuziehen. Dafür hatten sie die lukrative Idee, einen uralten Folk-Song, der 1964 durch die Animals weltberühmt wurde, zu covern und auf ihr erstes Album zu packen. The House Of The Rising Sun brachte Frijid Pink Millionen (der Bandname ist übrigens eine Kombination aus im Haar klebender Wandfarbe fürs Badezimmer und einer Kühlschrankmarke namens Frigid, dessen "g" man gegen ein "j" tauschte, weil sich das "more German" anhörte) und wurde Fluch und Segen zugleich. Wie so oft, wurde die Band fortan auf diese eine Single, die das erste Album tierisch anschob, reduziert. Der knarzige, gitarrenlastige Acid-Bluesrock-Mix der restlichen Nummern interessierte die Massen nicht sonderlich und so hielt der Erfolg nicht lange.
Defrosted, die zweite LP der Band, schaffte es nur noch bis auf Platz 149 der Billbord-Charts, es fehlte einfach dieser Überhit. Dennoch wird die Platte bis heute von Anhängern dieser Musikrichtung regelrecht abgefeiert und das hat gute Gründe. Black Lace eröffnet das Album schleppend aber sehr hart, die Gitarrenriffs von Gary Thompson und Kelly Greens Gesang fräsen sich sofort ins Ohr. Die Singleauskopplung Sing A Song For Freedom schafft es bis auf Platz 55 der Charts, doch es sind Songs wie der Procol Harum-Gedächtnissong I'll Never Be Lonely, die mich begeistern. Wer hier nicht an A Whiter Shade Of Pale denkt, hat es an den Ohren, aber die Gesangsleistung von Kelly Green ist sensationell, das Ding hat eine wahnsinnige Atmosphäre und erzeugt Gänsehaut bei mir. Wer sich fragt, woher deutsche Gruppen wie Jane zwei Jahre später ihren Sound hatten, höre dringend mal rein.
Der Bye Bye Blues bekleidete später die B-Seite der Heartbreak Hotel (Presley) Single, die 1972 erschien und beendet die erste Seite recht trocken. Änlich wie Black Lace eröffnet Pain In My Heart die zweite Seite mit einem für damalige Verhältnisse knüppelharten Soundgewitter. Wer auf die Gitarrentechnik eines Alvin Lee (Ten Years After) schwört, sollte sich das Instrumental Sloony schleunigst reinziehen, was Gary Ray Thompson hier abzieht, ist der helle Wahnsinn. Im gleichen atemberaubenden Tempo wird er begleitet von Tom Harris am Bass und Rich Stevers am Schlagzeug. Die zappelige Speed-Boogie-Nummer fliegt in einem Affenzahn am Hörer vorbei und macht Laune auf mehr. Die befriedigt I'm Movin voll und ganz, hier wird kraftstrotzender Proto-Metal gespielt. Das Ding groovt wie Sau und sollte meiner Meinung nach im gleichen Atemzug wie andere Nummern erwähnt werden, wenn es um die Gründertage dieser Musikrichtung geht. Ein bisschen weniger auf den Punkt aber immer noch mit erhöhtem Härtegrad beschliesst I Haven't Got The Time ein ganz feines Album aus den Anfangstagen unserer heißgeliebten Musik. Die Rythmusgitarre erinnert hierbei ein wenig John Lee Hooker's Boogie Chillen-Riff.
Fans der Band und solche, die es werden wollen, dürfen sich nun auf die Neuauflage des zweiten Albums Defrosted und dessen Nachfolger Earth Omen freuen. Auf 180 Gramm Vinyl, sehr sauber verarbeitet und klanglich top remastert, präsentiert Repertoire Records die beiden hörenswerten Platten seit März. Auf Downloadcodes oder Textbeilagen verzichtet man ebenso wie auf gefütterte Innenschutzhüllen, nicht lebenswichtig aber die Wertigkeit der Platten hätte das angehoben. Bonustracks fehlen ebenso, was ich persönlich nicht so schade finde, so erhält man sich den ursprünglichen Charakter der Platte.
Bernd Fischer
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