Montag, 31. Oktober 2016

The Neal Morse Band - The Similitude Of A Dream


Band : The Neal Morse Band
Album : The Similitude Of A Dream
Spielzeit : 106:35 Min.
Veröffentlichung : 11.11.2016
Plattenfirma : Radiant Records
Homepage : www.nealmorse.com

Wertung : 9 von 10

Trackliste CD1 - 51:59 Min.
  1. Long Day
  2. Overture
  3. The Dream
  4. City Of Destruction
  5. We Have Got To Go
  6. Makes No Sense
  7. Draw The Line
  8. The Slough
  9. Back To The City
  10. The Ways Of A Fool
  11. So Far Gone
  12. Breath Of Angels

Trackliste CD2 - 54:36 Min.
  1. Slave To Your Mind
  2. Shortcut To Salvation
  3. The Man In The Iron Cage
  4. The Road Called Home
  5. Sloth
  6. Freedom Song
  7. I'm Running
  8. The Mask
  9. Confrontation
  10. The Battle
  11. Broken Sky / Long Day (Reprise)

Na und ? Fange ich eben zum zweiten Mal an mit der aktuellen Veröffentlichung der Neal Morse Band, The Similitude Of A Dream. Sämtliche Gedanken, die ich vorgestern niedergeschrieben hatte, waren zwei Tage später plötzlich gelöscht, Technik die begeistert. Aber was soll's, für gute Musik nehme ich mir gerne viel Zeit, immerhin ist der gute Neal seit Jahren ein gutes Vorbild und haut mit verschiedenen Projekten und Bands eine Platte nach der anderen raus. Wer spontan nichts mit dem Namen anfangen kann; Neal Morse hat als Sänger und vielseitiger Handwerker (Gesang, Keyboard, Piano, Gitarre, Mandoline, Percussion) Prog-Bands wie Spock's Beard, Transatlantic und den Flying Colors seinen Stempel aufgedrückt, hinzu kommen Solo-Projekte, diverse Album-Beteiligungen und Kirchenkonzerte. Und nein, er ist nicht mit seinem Namensvetter Steve verwandt, der bei Deep Purple die Gitarre bedient und mit dem zusammen er bei den erwähnten Flying Colors spielt.

The Similitude Of A Dream ist die auf zwei Tonträger verteilte Umsetzung des Buches The Pilgrim’s Progress From This World To That Which Is To Come (Die Pilgerreise aus dieser Welt in die Zukünftige) aus dem Jahr 1678 und somit als lupenreines Konzeptalbum zu bezeichnen. Nun kann man zu dieser Herangehensweise stehen wie man will, manche machen Sinn und andere sind ihr Geld nicht wert, aber Neal Morse hat seine Einstellung zur Religion (er ist spät berufener Christ, dafür aber umso überzeugter), stets gerne zum Thema gemacht und setzt diese Geschichte durchaus glaubhaft um. 

Zur Seite steht ihm erneut seine hochklassige Band, allen voran Schlagzeuger und Freund Mike Portnoy, welcher Presse und Fangemeinde weit vor dem Veröffentlichungstermin bereits einschwor und die neue Platte mal eben auf eine Schiene mit den GANZ großen Klassikern hob: "I honestly think this is THE album of my career, Neal and I have now made 18 studio albums together, and I consider THE SIMILITUDE OF A DREAM the absolute creative pinnacle of our collaborations together. I've always had a soft spot for double concept albums such as Pink Floyd's THE WALL and The Who's TOMMY, and I can bravely say that I think we've created an album here that can sit side by side with those masterpieces. Bold words, I know, but after a career of almost 50 albums, I honestly consider this to be one of the defining works of my career.” 



Und tatsächlich, wir bekommen in mehr als 100 Minuten alles serviert, und ich meine wirklich alles, was den Liebhaber des melodischen Progressiven Rocks begeistert. Dramatik, Emotionen, Harmonien, tolle Kompositionen, mehrstimmige Gesänge, vertrackte Songstrukturen und alle, die auf dem ersten Album The Grand Experiment die nötige Portion Härte vermissten, here you are. Stellt Euch einfach vor, Genesis, Yes, Queen, Marillion und wie sie nicht alle heißen, hätten während der Aufnahmen kurz vorbeigeschaut und eine musikalische Spende hinterlassen, das Ergebnis hieße The Similitude Of A Dream und das meine ich keinesfalls despektierlich. Ich bin restlos begeistert ob des Füllhorns von Ideen und Fertigkeiten, sowohl von Neal Morse himself, als auch von Pianist Bill Hubauer, Gitarrist Eric Gilette oder Bassist Randy GeorgeMike Portnoy natürlich nicht zu vergessen. Hier hören wir Musik auf allerhöchstem Niveau, Können und Fleiß heißen die Zutaten. 

Eine Sache macht mir das absolute Hörvergnügen indes ein wenig schwer; und zwar wäre das Doppel- wohl besser ein Einzelalbum geworden. Besonders die erste, trotz des harten, packenden Draw The Line, deutlich sanftere Scheibe, zieht sich phasenweise ein wenig in die Länge. Der Charakter der Stücke ähnelt sich sehr und man möchte nicht mehr wirklich von Abwechslung oder gar Spannung reden. Trotz solcher Hymnen wie The Breath Of Angels (man nehme ein Glas lieblichen Rotweins und zünde eine Kerze an), wirkt es ein wenig anstrengend, dem Faden zu folgen. Das dürfen und werden die vielen Anhänger selbstredend komplett anders sehen. 

Teil zwei des opulenten Werkes lässt mich plötzlich zweifeln, ob ich mich nicht doch verhört haben könnte. Slave To Your Mind schallt dermaßen knackig und treibend aus meinen Lautsprechern dass ich mir verwundert erstmal ein Bier aufmache, könnte ja noch mal spannend werden. Und siehe da, plötzlich riecht es nicht mehr nach Hugo Boss sondern nach Schweiß. OK, den tupft Mr.Morse immer wieder ab, doch die zweite Scheibe macht auf einmal richtig Laune ! Der Übergang zum hymnischen Shortcut To Salvation erfolgt fließend und als wäre nichts gewesen, lässt die Band mit The Man In the Iron Cage einen bleiernen Zeppelin fliegen. Die Orgel schmiergelt, die Gitarren-Riffs hinterher und Mike Portnoy kesselt in feinstem Andenken an John Bonham den Vorschlaghammer auf die Felle. Dabei vergisst Neal Morse natürlich nicht, der eigenen Linie treu zu bleiben, technische Fingerfertigkeiten, Breaks, Keyboardteppiche und wechselnde Stimmungslagen übereinander zu schichten und wieder zu entwirren. Im weiteren Verlauf folgen folkig angehauchte, in bester Who-Manier rockende und mit wunderschönen Piano-Ouverturen beginnende Songs; es ist mir eine wahre Freude ob dieser unerwarteten Wende. 

Letztlich frage ich mich erneut, warum musste es unbedingt ein Doppelalbum werden ? Ein Konzentrat aus allem und The Similitude Of A Dream hätte mich nicht nur hintenraus überzeugt, so reicht es immerhin noch zu stolzen neun Punkten, aber das von Mike Portnoy angekündigte Opus Magnum ist es dann doch nicht geworden. 

Als Anspieltipp hört Ihr bitte unbedingt in die ebenfalls zusammenhängenden Songs The Mask und Confrontation rein, ein Traum in Prog und natürlich...von der zweiten CD.


Bernd Fischer

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