Band : The Blues Band
Album : The Big Blues Band Live Album
Spielzeit : 121:06 Min.
Veröffentlichung : 10.03.2017
Plattenfirma : Repertoire Records / H'Art
Homepage : www.thebluesband.net
Wertung : 6 von 10
Trackliste CD1 :
- Flatfood Sam
- Find Yourself Another Fool
- The Duisburg Blues
- I Can't Tell It All
- I'm Longing For You Baby
- Bob's Boogie
- Down To The River
- Fat City
- Hallelujah I Love Her So
- Cold Emotions
- Killing Me By Degrees
- Back Door Man
Trackliste CD2 :
- Big Fine Girl
- Might As Well Be Me
- So Lonely
- Someday Baby
- Treat Her Right
- I Can't Be Satisfied
- The Bad Boy
- So Bad
- Talk To Me Baby
Kurz nachdem mir der Postbote neulich die CD des US-Nachwuchsbluesers Quinn Sullivan (demnächst hier) und die Zukunft dieser Musikrichtung servierte, ließ er mich ein paar Tage später direkt in den Rückspiegel blicken. Die Briten von The Blues Band gehen verdächtig auf Ende 70 zu und dürfen somit respektvoll als Altherrenriege bezeichnet werden. Seit 38 Jahren veröffentlicht die Band Alben und bringt in den nächsten Tagen eine wiederentdeckte Liveaufnahme aus dem Londoner Town & Country Club aus dem Jahr 1991 als Vorgeschmack auf das nächste Studioalbum auf den Markt.
Bekanntestes Mitglied der 5-köpfigen Band dürfte Paul Jones sein. Der Sänger und Harpspieler spielte einst mit Alexis Korner, Mick Jagger und Brian Jones und gründete in der Beatzeit Mitte der 60er gemeinsam mit Manfred Mann dessen gleichnamige Band. Wer erinnert sich nicht an Hits wie Ha Ha Said The Clown, Just Like A Woman oder auch Mighty Quinn. Gemeinsam mit den Gitarristen Tom McGuiness und Dave Kelley, der mit Muddy Waters und John Lee Hooker spielen durfte, Bassist Gary Fletcher und Schlagzeuger Hughie Flint, der später durch Rob Townsend abgelöst wurde, gründete Paul Jones 1979 die Blues Band.
Nun ist es sicher so, dass jeder von Euch seine musikalische Vorlieben innerhalb eines Genres hat. Und dieser unspektakulär-glatte Rhythm & Blues der Blues Band will mich persönlich einfach nicht packen. Ich bin wahrlich kein Verfechter der überflüssigen als auch vielfach widerlegten Meinung, wonach nur schwarze Musiker den Blues haben können, doch mir ist die Musik der Briten einfach zu zahm und zu poliert, ich möchte mindestens das Gefühl haben dass die Musik halbwegs authentisch ist. Und da überzeugt mich die Blues Band weder mit ihren Studioplatten, noch mit dieser Liveaufnahme, die für mich eher nach einer Hochzeitsveranstaltung als nach einem schwitzigen Blueskonzert klingt.
Die Aufnahmequalität ist soweit in Ordnung, obwohl ein wahrnehmbares Grundrauschen den Hörgenuss schon ein wenig trübt. An der Setlist des Gigs gibt es für Fans der Band hingegen überhaupt nichts zu meckern, mit zwei Stunden bekamen die Gäste des ausverkauften Abends wahrlich etwas geboten. Die Blues Band spielte, verstärkt durch die Bläsersektion The Rumour Brass (>>Graham Parker & The Rumour) und den Kokomo Singers neben Songs des damals neuen Fat City-Albums einen bunten Querschnitt der Bandklassiker als auch Standards von Muddy Waters, Willie Dixon, Ray Charles und Elmore James. Liebhaber dieser Musik werden einen schönen Abend gehabt haben, die Reaktionen des Publikums sprechen für sich. Schön finde ich auch, dass wir ein weitestgehend ungeschnittenes Konzert hören dürfen. Das ist mir persönlich deutlich lieber als hochpolierte und bis zum Erbrechen nachbehandelte "Livealben".
Insgesamt erinnert die Musik der Blues Band etwas an die Fabulous Thunderbirds, lässt aber leider dessen Spritzigkeit und Spielwitz vermissen. Schade auch die Tatsache dass wir auf den einzigen "Hit" der Band, das Dylan-Cover Maggie's Farm, verzichten müssen.
In der Endabrechnung packt mich die Platte leider überhaupt nicht, obwohl es grundsätzlich wenig zu motzen gibt, es hat einfach nicht sollen sein.
Bernd Fischer