Dienstag, 28. Februar 2017

The Blues Band - The Big Blues Band Live Album


Band : The Blues Band
Album : The Big Blues Band Live Album
Spielzeit : 121:06 Min.
Veröffentlichung : 10.03.2017
Plattenfirma : Repertoire Records / H'Art
Homepage : www.thebluesband.net

Wertung : 6 von 10

Trackliste CD1 :
  1. Flatfood Sam
  2. Find Yourself Another Fool
  3. The Duisburg Blues
  4. I Can't Tell It All
  5. I'm Longing For You Baby
  6. Bob's Boogie
  7. Down To The River
  8. Fat City
  9. Hallelujah I Love Her So
  10. Cold Emotions
  11. Killing Me By Degrees
  12. Back Door Man
Trackliste CD2 :
  1. Big Fine Girl
  2. Might As Well Be Me
  3. So Lonely
  4. Someday Baby
  5. Treat Her Right
  6. I Can't Be Satisfied
  7. The Bad Boy
  8. So Bad
  9. Talk To Me Baby

Kurz nachdem mir der Postbote neulich die CD des US-Nachwuchsbluesers Quinn Sullivan (demnächst hier) und die Zukunft dieser Musikrichtung servierte, ließ er mich ein paar Tage später direkt in den Rückspiegel blicken. Die Briten von The Blues Band gehen verdächtig auf Ende 70 zu und dürfen somit respektvoll als Altherrenriege bezeichnet werden. Seit 38 Jahren veröffentlicht die Band Alben und bringt in den nächsten Tagen eine wiederentdeckte Liveaufnahme aus dem Londoner Town & Country Club aus dem Jahr 1991 als Vorgeschmack auf das nächste Studioalbum auf den Markt.

Bekanntestes Mitglied der 5-köpfigen Band dürfte Paul Jones sein. Der Sänger und Harpspieler spielte einst mit Alexis Korner, Mick Jagger und Brian Jones und gründete in der Beatzeit Mitte der 60er gemeinsam mit Manfred Mann dessen gleichnamige Band. Wer erinnert sich nicht an Hits wie Ha Ha Said The Clown, Just Like A Woman oder auch Mighty Quinn. Gemeinsam mit den Gitarristen Tom McGuiness und Dave Kelley, der mit Muddy Waters und John Lee Hooker spielen durfte, Bassist Gary Fletcher und Schlagzeuger Hughie Flint, der später durch Rob Townsend abgelöst wurde, gründete Paul Jones 1979 die Blues Band.

Nun ist es sicher so, dass jeder von Euch seine musikalische Vorlieben innerhalb eines Genres hat. Und dieser unspektakulär-glatte Rhythm & Blues der Blues Band will mich persönlich einfach nicht packen. Ich bin wahrlich kein Verfechter der überflüssigen als auch vielfach widerlegten Meinung, wonach nur schwarze Musiker den Blues haben können, doch mir ist die Musik der Briten einfach zu zahm und zu poliert, ich möchte mindestens das Gefühl haben dass die Musik halbwegs authentisch ist. Und da überzeugt mich die Blues Band weder mit ihren Studioplatten, noch mit dieser Liveaufnahme, die für mich eher nach einer Hochzeitsveranstaltung als nach einem schwitzigen Blueskonzert klingt. 


Die Aufnahmequalität ist soweit in Ordnung, obwohl ein wahrnehmbares Grundrauschen den Hörgenuss schon ein wenig trübt. An der Setlist des Gigs gibt es für Fans der Band hingegen überhaupt nichts zu meckern, mit zwei Stunden bekamen die Gäste des ausverkauften Abends wahrlich etwas geboten. Die Blues Band spielte, verstärkt durch die Bläsersektion The Rumour Brass (>>Graham Parker & The Rumour) und den Kokomo Singers neben Songs des damals neuen Fat City-Albums einen bunten Querschnitt der Bandklassiker als auch Standards von Muddy Waters, Willie Dixon, Ray Charles und Elmore James. Liebhaber dieser Musik werden einen schönen Abend gehabt haben, die Reaktionen des Publikums sprechen für sich. Schön finde ich auch, dass wir ein weitestgehend ungeschnittenes Konzert hören dürfen. Das ist mir persönlich deutlich lieber als hochpolierte und bis zum Erbrechen nachbehandelte "Livealben". 

Insgesamt erinnert die Musik der Blues Band etwas an die Fabulous Thunderbirds, lässt aber leider dessen Spritzigkeit und Spielwitz vermissen. Schade auch die Tatsache dass wir auf den einzigen "Hit" der Band, das Dylan-Cover Maggie's Farm, verzichten müssen. 
In der Endabrechnung packt mich die Platte leider überhaupt nicht, obwohl es grundsätzlich wenig zu motzen gibt, es hat einfach nicht sollen sein.


Bernd Fischer

Sonntag, 19. Februar 2017

Eric Gales - Middle Of The Road


Interpret : Eric Gales
Album : Middle Of The Road
Spielzeit : 49:42 Min.
Veröffentlichung : 24.2.2017
Plattenfirma : Provogue / Mascot Label Group
Homepage : www.ericgalesband.com

Wertung : 7 von 10 

Trackliste:
  1. Good Time
  2. Change In Me (The Rebirth)
  3. Carry Yourself
  4. Boogie Man (feat. Gary Clark Jr.)
  5. Been So Long
  6. Help Yourself (feat. Kristone “Kingfish” Ingram)
  7. I've Been Deceived
  8. Repetition (feat. Eugene Gales)
  9. Help Me Let Go
  10. I Don't Know
  11. Swamp

Wie viele hörenswerte Gitarristen wir hier schon für uns entdeckt und Euch nahegelegt haben...ich weiß es nicht. Die Gitarre ist immerhin DAS Instrument, bei dem unser aller Herz ganz besonders aufgeht. Und jetzt kommt auch noch jemand daher, der nicht nur eine besonders innige Beziehung zu seinem Instrument pflegt, sondern auch noch, wie sein großes Vorbild Jimi Hendrix, eine "left handed & upside down Guitar" spielt. Sprich, Eric Gales spielt eine Linkshändergitarre (als Rechtshänder) und zieht die Saiten von oben nach unten auf. Ganz nebenbei schüttelt er sich Licks, Riffs und Fingerverrenkungen jeglicher Art so selbstverständlich aus dem Ärmel als würde unsereins sich ein Marmeladenbrot schmieren... 

Beweise ? Bitte sehr...

Der Mann hat neben aller Gitarrenkunst aber auch eine reichlich bewegte Vergangenheit in seiner Vita stehen. Nebst Knastaufenthalt wegen Drogen- und Waffendelikten ist er seit einiger Zeit frei von Rauschmitteln und widmet sich nun wieder intensiv seiner Musik. Gales Kindheit ist geprägt durch ein religiöses und musikalisches Elternhaus. Seine älteren Brüder hörten Musik von Albert King, Blues Cheer bis King's X und lehrten ihn das Gitarrenspiel auf erwähnter Gitarre für Linkshänder. Dabei blieb es und so darf der Mann aus Memphis, Tennessee durchaus als Unikat bezeichnet werden.

Sein inzwischen elftes Album steht für die Kehrtwende im Leben des 43-Jährigen:
Um sich wirklich frei zu fühlen, muss man leider erst einige Dinge selbst durchmachen. Und ich fühle ich mich so frei wie nie zuvor in meinem Leben, mehr noch wie als Kind. Du musst Dir erst selbst helfen können, bevor Du anderen helfen kannst.“
Der Titeltrack Middle Of The Road zieht sich wie ein roter Faden durch sein neues Werk. „Es handelt davon, völlig zentriert und mit sich selbst im Reinen zu sein. Wenn Du Dich auf der falschen Seite der Straße oder auf dem Seitenstreifen befindest, fühlst Du Dich nicht gut. Auch nicht, wenn Du auf dem Mittelstreifen herumeierst. Die beste Position auf Deiner Reise ist die absolute Mitte.“, so Gales

Songtitel wie Change In Me (The Rebirth), Help Yourself oder I've Been Deceived sprechen eine deutliche Sprache, musikalisch setzt Eric Gales diese um, wie ein Gitarrist seiner Güte das in aller Regel tut; er dominiert mit seinem Instrument, vernebelt seine Songs aber glücklicherweise keineswegs damit. So bleibt immer wieder Zeit für seine musikalische Vergangenheit, Repetition zum Beispiel wäre mühelos als Sign "☮" the Times (Prince) durchgegangen, das funkige I Don't Know darf als Remiszenz an Doug Pinnick (King's X) gelten, mit dem zusammen er unter dem Projektnamen Pinnick-Gales-Pridgen zwei Alben einspielte. 


Gitarre und Bass spielte Eric übrigens selbst ein, ansonsten ließ er sich von Aaron Haggerty (Schlagzeug), Dylan Wiggins (B3 Orgel), LaDonna Gales (Backgroundgesang) und Maxwell “Wizard” Drummey (Melotron) unterstützen. Middle Of The Road wurde zusammen mit Produzent Fabrizio Grossi in mehreren Studios, darunter das Room A Studio und Fab’s Lab, beide in North-Hollywood, das Cuz Studio and Sound in Cleveland sowie das Cotton Row Studio in Memphis aufgenommen.

Mein Highlight der Platte, nicht nur wegen des Reggae-Ohrwurmcharakters, sondern hauptsächlich wegen der inhaltlichen Rückblende auf seine Vergangenheit mit all seinen Verfehlungen und Tiefschlägen, ist das entspannte Been So Long
„Ursprünglich lautete der Titel ‚It’s Been Too Long‘ – es hat zu lange gedauert, bis ich mir selbst eine Chance gab um wieder aufzublühen. Ich startete meine Karriere 1991, doch erst jetzt habe ich wieder einen freien Kopf für mich und meine Musik. Ich durchlebte einige harte Zeiten und verleugnete mich selbst. Das werde ich nie wieder tun, diesen Teil habe ich hinter mir gelassen. Als ich Lauryn Hill den Rhythmus zu ‚Been So Long‘ schickte, sagte sie sofort ‚Das ist heiß!‘ Ich beschrieb ihr, wie ich mir den Song ungefähr vorstellte: dass es lange her gewesen sei, dass ich in meinem Leben eine richtige Chance bekommen hätte. Durch ihre Mithilfe wurde der Song zu etwas ganz Besonderem. Sie ist eine großartige Künstlerin und es war eine wundervolle Zusammenarbeit.“

Das treibende, etwas monotone Instrumental Swamp beendet die Platte, mit der Eric Gales, dem ich auf diesem Wege alle Kraft der Welt wünsche, seinen Weg raus aus der Drogensucht und Kriminalität verarbeitet. Man kann ihm und allen Menschen in ähnlichen Situationen nur die Daumen drücken, stark zu bleiben und nicht rückfällig zu werden. 

Schwer genug wird es vermutlich werden.

Bernd Fischer

Axxis - Retrolution

Band: Axxis
Album: Retrolution
Spielzeit: 44:52 min.
Plattenfirma: Phonotraxx
Veröffentlichung: 24.02.2017
Homepage: www.axxis.de

WERTUNG: 9 von 10


Tracklist:
01. Burn! Burn! Burn!
02. All my friends are liars
03. Dream Chaser
04. Burn down your house
05. Rock the night
06. The world is mine
07. Do it better
08. Queen of the wind
09. Seven Devils
10. This is my day
11. Somebody died at the party
12. Heavy Metal Brother
13. Welcome to my nightmare

Nachdem AXXIS Sänger Bernhard Weiss erst vor einigen Wochen mit dem Kulturpreis seiner Heimatstadt Lünen ausgezeichnet wurde und damit endlich wieder ein Künstler aus dem Rock-/Metal-Bereich die Anerkennung erhält, die er längst verdient hat, gibt es nun auch neues Material seiner Band AXXIS. Zusammen mit seinem eingespielten Team aus Harry Oellers, Rob Schomaker, Dirk Brand und Stefan Weber liefern die Melodic Metaller mit "Retrolution" genau das ab, was der geneigte Fan erwartet. Nämlich "Retro"-80er Jahre Mucke in das neue Jahrtausend evoluiert. Naja das Wortspiel aus "Retro-" und "Evolution" hätte ich jetzt sicher besser ausflösen können, mir fehlt aktuell aber die Kreativität. Diese findet sich aber zur Genüge auf dem Album. 


Während beim Opener "Burn! Burn! Burn!" nicht nur der klassische Hardrock regiert, sondern ein klares Blues-Gerüst darunter gelegt wurde, überrascht mich "All My Friends Are Liars" mit fast schon Angus Young-artigem Gitarrenspiel und einem fröhlichen Refrain, der schon beim ersten Hördurchgang zum Mitsingen animiert. Und was wichtig ist, auch nach 20maligem Hören, reißt der Song noch immer mit. Wie überhaupt die positive Grundstimmung des kompletten Albums keinen kalt lassen dürfte. Mich jedenfalls nicht. Und das ist genau das, was gute Musik ausmacht - sie berührt emotional. "Dream Chaser" benötigt ein paar Durchgänge mehr, ist etwas sleaziger gehalten und ein wenig zuckersüß hinsichtlich der Melodien. Doch der nun folgende Spannungsaufbau der Halbballade "Burn Down Your House" macht vieles wieder wett. Absolut genial, wenn mir persönlich auch die Keyboards dabei etwas zuviel sind. "Rock The Night" ist klassischer AXXIS-Stuff und dürfte live für viel Stimmung sorgen. 

Doch was dann kommt, ist einfach überragend. Denn das famose "The World Is Mine" mit leichten Western-Blues-Anleihen, der stampfende Bluesrock-Song "Do It Better" mit einem genialen Refrain und die gefühlvolle Ballade "Queen Of The Wind" sind allesamt einfach großartig. "Seven Devils" ist anschließend klassisch und gut, ehe mit "This Is My Day" wieder ein Volltreffer folgt. Ich habe "This Is My Day" einfach mal den "Tschakka-Song" getauft. Denn egal mit welcher Stimmung du früh auch aus dem Bett kriechst und vielleicht ein mulmiges Gefühl über den kommenden Tag in der Bauchgegend hast - (es steht ein Gespräch mit deinem Chef an) - Lautstärke weit noch oben drehen und dich kann nichts mehr aufhalten. 

Danke AXXIS für diesen Kracher. Und danke für 13 starke Songs, fast 30 Jahre Live-Aktivitäten, unzähligen Hits und einem 14. Album namens "Retrolution", das sich wirklich gewaschen hat. Wird für mich mal wieder Zeit die Jungs auch live wieder zu Genießen, wär nicht das erste Mal :-) "Retrolution" zählt für mich zu den Highlights in diesem Jahr und reiht sich in der AXXIS-Discographie zu Klassikern wie "Kingdom Of The Night" oder "Eyes Of Darkness" ein.

Markus

Sonntag, 12. Februar 2017

Virgin Steele - Visions Of Eden (Re-Release)


Band : Virgin Steele
Album : Visions Of Eden
Spielzeit : CD1 79:37 Min. - CD2 79:30 Min.
Veröffentlichung : 17.02.2017
Plattenfirma : SPV / Steamhammer 
Homepage : www.virgin-steele.com

Wertung : 5 von 10
Trackliste :


  1. Immortal I Stand ( The Birth Of Adam)
  2. Adorned With The Rising Cobra 
  3. The Ineffable Name
  4. Black Light On Black
  5. Bonedust
  6. Angel Of Death
  7. God Above God
  8. The Hidden God
  9. Childslayer
  10. When Dusk Fell
  11. Visions Of Eden

Über Sinn oder Unsinn, ältere Alben zu überarbeiten (Remastern/Remixen), lässt sich ja trefflich streiten. Bei vergriffenen Raritäten macht das Sinn...schlecht gemixte oder muffig klingende Alben zum Besseren aufzupeppen, ist ebenfalls eine gute Idee. Steven Wilson macht das ja im Prog-Sektor derzeit exzellent vor. Aber was soll ich davon halten, wenn eine Platte bereits elf Jahre nach der Erstveröffentlichung an der Reihe ist ? 

Virgin Steele-Mastermind David DeFeis legt seine Werke ja seit Jahren in chronologischer Reihenfolge neu auf und spendiert ihnen oftmals eine feudale Anzahl von Bonustracks, Remixes usw.. Wir berichteten vor gut einem Jahr noch über den gelungenen House Of Atreus Re-Release und rechneten aufgrund der noch "taufrischen" Folgealben eher mit einer längeren Pause in dieser Angelegenheit. Aber Mr.DeFeis zieht das offensichtlich durch und präsentiert dieser Tage den Nachfolger Visions Of Eden. Da wir neugierig sind, ließen wir das Teil natürlich kommen...

Irgendwann in der Zeit nach dem erfolgreichen House-Projekt müssen Herrn DeFeis wohl ein wenig die Ideen ausgegangen sein. Mit Hymns To Victory und The Book Of Burning erschienen 2001 und 2002 zwei Compilations, auf denen neue Versionen älterer Songs und Klassiker präsentiert wurden. Mir gefiel das damals ganz gut, aber der aufmerksame Hörer bemerkte schon einen ersten Wandel. Die Zweitverwertung des prächtigen VS-Backkataloges ersetzte zunehmend den kreativen Prozess, zudem erwuchs in David DeFeis offensichtlich der Glaube, dass er als alleiniger Produzent seiner Werke am besten geeignet wäre und die Verwendung von Drum-Computern, Schwurbelbässen und Yogurette-Gitarren ein Segen für die Musikwelt sei.

Leider begann mit Visions Of Eden (das erstaunlich gute Kompositionen enthält), der leise Abstieg der ehemaligen Powermetal-Institution Virgin Steele. Fake-Drums hin-oder her, wenn man das schon macht, warum dann nicht vernünftig ? Wer mag sich ernsthaft ein Geräusch anhören, welches zwar irgendwie an eine Bass-Drum erinnert, in Wirklichkeit aber nahezu zehn Minuten lang wie ein Duracell-Männchen auf Speed im immergleichen, monotonen Beat dahinrattert ? Wer möchte sich fast achtzig Minuten lang krampfhaft konzentrieren um die seltenen Momente, in denen die Gitarre von Josh Block zu hören ist, nicht zu verpassen ? Einen Bassisten gibt es laut Booklet erst gar nicht, auf diesen Knopf hat David DeFeis wohl auch persönlich gedrückt, wobei, irgendwie ist das dann auch schon wieder egal. Dafür sprechflüstert der einstige Sangesgott jetzt größtenteils, statt zu powern. 

Gelegentliche Momente hat Visions Of Eden letztlich doch, wie erwähnt tummeln sich wundervoll komponierte Songs auf der Platte, zudem verarbeitet DeFeis auch diesmal wieder ein Thema (Adam&Eva, Apfel, Rippe und so weiter), mit dem man sich stundenlang befassen kann, was die Sache für mich als alter VS-Fan umso schwerer macht. 

Bonedust zum Beispiel. Ein (hurra, eine GITARRE!!!), hartes Rotz-Riff, ein künstliches aber doch irgendwie an ein echtes Schlagzeug erinnerndes Stakkato-artiges Etwas, Tempowechsel, Breaks und ein knorkes Gitarrensolo im Mittelteil. Der Song bleibt auf jeden Fall hängen und macht Hoffnung auf mehr, denn Songs schreiben kann der klassisch ausgebildete Sohn einer Musikerfamilie wie kaum ein anderer. Angel Of Death treibt einem fast die Tränen der Rührung in die Augen, DeFeis singt nahezu solo, begleitet sich mit seinem Keyboard selber. Der Haken an der Sache ist aber; er schlachtet die meisten Nummern bis zum Erbrechen aus. Irgendwie ist man stets froh, wenn Feierabend ist.

Ein paar Tage, bevor ich die aktuelle Version im Briefkasten hatte, habe ich mir Visions Of Eden noch ein paar mal angehört, nur um frische Eindrücke zu bekommen. Umso größer das Erstaunen als die aktuelle Version lief und sich außer einem größeren "Dynamikumfang" (so nenne ich das Anheben von Lautstärke jetzt einfach mal ), nicht allzu viel getan hat. Insgesamt klingt der Remix schon knackiger, keine Frage. So lassen sich plötzlich Crash-Becken orten (die übrigens jetzt rechts liegen und nicht mehr irgendwo im linken Kanal) und alles wirkt insgesamt griffiger. Da ich aber angesichts der schlechten Urfassung insgeheim mit mehr gerechnet habe, bin ich schon ziemlich enttäuscht, denn letztlich dreht man jetzt den Lautstärkeregler nur ein wenig runter, weil die CD sonst zu laut klingt. Ich bin aber kein Tontechniker und kann nur meine subjektiven Eindrücke schildern. 


Zur Veranschaulichung habe ich einmal die ursprüngliche Version (oben) von Bonedust mit Audacity sichtbar gemacht und dann die von CD1 der vorliegenden Neuauflage darunter gelegt. Um es kurz zu machen...über eine Neuanschaffung werden VS-Fans natürlich nicht nachdenken, alle anderen müssen sich die Frage stellen, ob man die Knete nicht auch anderweitig investieren könnte.  

Im Booklet findet sich leider kein Wort zum Grund der Aktion, kein Hinweis auf Fehler, die 2006 gemacht wurden, die jetzt wie und weshalb verbessert wurden. Nichts dergleichen.

Für mich ist dieser Re-Release somit eher eine Enttäuschung. Ich gebe 6 Punkte für die Platte selber und ziehe einen wieder ab für die Überflüssigkeit der Aktion.


Bernd Fischer

Mittwoch, 1. Februar 2017

Thunder - Rip It Up

Band: Thunder
Album: Rip It Up
Spielzeit: 51:13 min.
Plattenfirma: earMusic
Veröffentlichung: 10.02.2017
Homepage: www.thunderonline.com


WERTUNG: 7 von 10


Tracklist:
1. No One Gets Out Alive
2. Rip It Up
3. She Likes The Cocaine
4. Right From The Start
5. Shakedown
6. Heartbreak Hurricane
7. In Another Life
8. The Chosen One
9. The Enemy Inside
10. Tumbling Down
11. There's Always A Loser

Ziemlich genau vor 2 Jahren hat mich das "Quasi-"Comeback der Briten THUNDER fast vom Hocker gerissen und ich konnte fette 9 Punkte für das wundervolle "Wonder Days" zücken. Hier die Rezension dazu. Auch heute, etwa 720 Tage später, lege ich die Scheibe noch sehr gerne in den Player und höre mir starke Hardrock-Songs wie den Titeltrack oder das geniale "Resurrection Day" immer wieder an. Um so mehr freute es mich, dass wir Fans diesmal nicht geschlagene 6 Jahre auf neuen Stoff warten musste. Ehrlich gesagt, befürchte ich fast, mit viel zu hohen Erwartungen an "Rip It Up" heran gegangen zu sein. 


Denn auch nach mehr als zwei Dutzend intensiven Hördurchläufen reisst mich "Rip It Up" nicht so mit, wie zuvor Album Nummer 10. Elf Stücke sind auf dem elften Album und natürlich haben THUNDER es nicht verlernt, blues-getränkten Hardrock einzuspielen. Mir fehlen jedoch diesmal die wirklichen Höhepunkte und einige der Songs klingen schon verdammt ähnlich. 

Und dabei beginnt auch "Rip It Up" wirklich nicht schlecht. Schon das erste Riff bei "No One Gets Out Alive" ist irre eingängig und eine richtig geile Melodie ist auch vorhanden. Doch der entscheidende Funke springt nicht sofort über. Dafür zündet anschließend der Titeltrack, trotz einer doch stark einfach gehaltenen Strophe, mit einem geilen Refrain und THUNDER liefern einen Mid-Tempo-Stampfer, der sich gewaschen hat. Sänger Danny Bowes klingt natürlich nicht mehr nach dem Jungspund von 1989/90, weiss seine Stimme aber perfekt dosiert einzusetzen. Davon lebt z.B. auch "She Likes The Cocaine", welches mir zusätzlich mit einem geilen Rock N Roll Touch und hämmernden Tastenanschlägen gefällt. Mit "Right From The Start" beginnt dann aber mein Lächeln einzufrieren. Die Ballade ist mir ehrlich viel zu eintönig geraten und THUNDER schaffen es nicht, mich in irgendeiner Weise emotional zu berühren. Läuft einfach vorbei. Gleiches gilt für das folgende "Shakedown", das zwar entfernt an eine Mischung aus ACDC und CHRIS REA erinnert (fragt mich bitte nicht nach dem Warum, das sind die einzigen beiden Assoziationen, die ich persönlich vor mir habe).  

Natürlich haben THUNDER nach 30 Jahren im Geschäft (mit zwei Auflösungs-Pausen) Ihr Geschäft nicht verlernt, doch ich werde das Gefühl nicht los, dass die Ideen diesmal nicht so flossen und der Kreativität Grenzen gesetzt wurden. Besonders "Tumbling Down" wiederholt sich im Grunde ständig selbst, und das mitten im Song. Was bleibt sind insgesamt 3-4 gute bis starke Songs und leider sonst viel Mittelmaß. Wie gesagt war meine Erwartungshaltung vielleicht zu hoch, aber ich kann diesmal guten Gewissens für ein Album knapp über Durchschnitt wirklich nur 7 Punkte geben. Verdammt schade. Denn mit einem zweiten "Wonder Days" hätten die Briten bewiesen, dass nicht nur Whisky mit der Zeit immer besser wird. 

Markus