Sonntag, 12. Februar 2017

Virgin Steele - Visions Of Eden (Re-Release)


Band : Virgin Steele
Album : Visions Of Eden
Spielzeit : CD1 79:37 Min. - CD2 79:30 Min.
Veröffentlichung : 17.02.2017
Plattenfirma : SPV / Steamhammer 
Homepage : www.virgin-steele.com

Wertung : 5 von 10
Trackliste :


  1. Immortal I Stand ( The Birth Of Adam)
  2. Adorned With The Rising Cobra 
  3. The Ineffable Name
  4. Black Light On Black
  5. Bonedust
  6. Angel Of Death
  7. God Above God
  8. The Hidden God
  9. Childslayer
  10. When Dusk Fell
  11. Visions Of Eden

Über Sinn oder Unsinn, ältere Alben zu überarbeiten (Remastern/Remixen), lässt sich ja trefflich streiten. Bei vergriffenen Raritäten macht das Sinn...schlecht gemixte oder muffig klingende Alben zum Besseren aufzupeppen, ist ebenfalls eine gute Idee. Steven Wilson macht das ja im Prog-Sektor derzeit exzellent vor. Aber was soll ich davon halten, wenn eine Platte bereits elf Jahre nach der Erstveröffentlichung an der Reihe ist ? 

Virgin Steele-Mastermind David DeFeis legt seine Werke ja seit Jahren in chronologischer Reihenfolge neu auf und spendiert ihnen oftmals eine feudale Anzahl von Bonustracks, Remixes usw.. Wir berichteten vor gut einem Jahr noch über den gelungenen House Of Atreus Re-Release und rechneten aufgrund der noch "taufrischen" Folgealben eher mit einer längeren Pause in dieser Angelegenheit. Aber Mr.DeFeis zieht das offensichtlich durch und präsentiert dieser Tage den Nachfolger Visions Of Eden. Da wir neugierig sind, ließen wir das Teil natürlich kommen...

Irgendwann in der Zeit nach dem erfolgreichen House-Projekt müssen Herrn DeFeis wohl ein wenig die Ideen ausgegangen sein. Mit Hymns To Victory und The Book Of Burning erschienen 2001 und 2002 zwei Compilations, auf denen neue Versionen älterer Songs und Klassiker präsentiert wurden. Mir gefiel das damals ganz gut, aber der aufmerksame Hörer bemerkte schon einen ersten Wandel. Die Zweitverwertung des prächtigen VS-Backkataloges ersetzte zunehmend den kreativen Prozess, zudem erwuchs in David DeFeis offensichtlich der Glaube, dass er als alleiniger Produzent seiner Werke am besten geeignet wäre und die Verwendung von Drum-Computern, Schwurbelbässen und Yogurette-Gitarren ein Segen für die Musikwelt sei.

Leider begann mit Visions Of Eden (das erstaunlich gute Kompositionen enthält), der leise Abstieg der ehemaligen Powermetal-Institution Virgin Steele. Fake-Drums hin-oder her, wenn man das schon macht, warum dann nicht vernünftig ? Wer mag sich ernsthaft ein Geräusch anhören, welches zwar irgendwie an eine Bass-Drum erinnert, in Wirklichkeit aber nahezu zehn Minuten lang wie ein Duracell-Männchen auf Speed im immergleichen, monotonen Beat dahinrattert ? Wer möchte sich fast achtzig Minuten lang krampfhaft konzentrieren um die seltenen Momente, in denen die Gitarre von Josh Block zu hören ist, nicht zu verpassen ? Einen Bassisten gibt es laut Booklet erst gar nicht, auf diesen Knopf hat David DeFeis wohl auch persönlich gedrückt, wobei, irgendwie ist das dann auch schon wieder egal. Dafür sprechflüstert der einstige Sangesgott jetzt größtenteils, statt zu powern. 

Gelegentliche Momente hat Visions Of Eden letztlich doch, wie erwähnt tummeln sich wundervoll komponierte Songs auf der Platte, zudem verarbeitet DeFeis auch diesmal wieder ein Thema (Adam&Eva, Apfel, Rippe und so weiter), mit dem man sich stundenlang befassen kann, was die Sache für mich als alter VS-Fan umso schwerer macht. 

Bonedust zum Beispiel. Ein (hurra, eine GITARRE!!!), hartes Rotz-Riff, ein künstliches aber doch irgendwie an ein echtes Schlagzeug erinnerndes Stakkato-artiges Etwas, Tempowechsel, Breaks und ein knorkes Gitarrensolo im Mittelteil. Der Song bleibt auf jeden Fall hängen und macht Hoffnung auf mehr, denn Songs schreiben kann der klassisch ausgebildete Sohn einer Musikerfamilie wie kaum ein anderer. Angel Of Death treibt einem fast die Tränen der Rührung in die Augen, DeFeis singt nahezu solo, begleitet sich mit seinem Keyboard selber. Der Haken an der Sache ist aber; er schlachtet die meisten Nummern bis zum Erbrechen aus. Irgendwie ist man stets froh, wenn Feierabend ist.

Ein paar Tage, bevor ich die aktuelle Version im Briefkasten hatte, habe ich mir Visions Of Eden noch ein paar mal angehört, nur um frische Eindrücke zu bekommen. Umso größer das Erstaunen als die aktuelle Version lief und sich außer einem größeren "Dynamikumfang" (so nenne ich das Anheben von Lautstärke jetzt einfach mal ), nicht allzu viel getan hat. Insgesamt klingt der Remix schon knackiger, keine Frage. So lassen sich plötzlich Crash-Becken orten (die übrigens jetzt rechts liegen und nicht mehr irgendwo im linken Kanal) und alles wirkt insgesamt griffiger. Da ich aber angesichts der schlechten Urfassung insgeheim mit mehr gerechnet habe, bin ich schon ziemlich enttäuscht, denn letztlich dreht man jetzt den Lautstärkeregler nur ein wenig runter, weil die CD sonst zu laut klingt. Ich bin aber kein Tontechniker und kann nur meine subjektiven Eindrücke schildern. 


Zur Veranschaulichung habe ich einmal die ursprüngliche Version (oben) von Bonedust mit Audacity sichtbar gemacht und dann die von CD1 der vorliegenden Neuauflage darunter gelegt. Um es kurz zu machen...über eine Neuanschaffung werden VS-Fans natürlich nicht nachdenken, alle anderen müssen sich die Frage stellen, ob man die Knete nicht auch anderweitig investieren könnte.  

Im Booklet findet sich leider kein Wort zum Grund der Aktion, kein Hinweis auf Fehler, die 2006 gemacht wurden, die jetzt wie und weshalb verbessert wurden. Nichts dergleichen.

Für mich ist dieser Re-Release somit eher eine Enttäuschung. Ich gebe 6 Punkte für die Platte selber und ziehe einen wieder ab für die Überflüssigkeit der Aktion.


Bernd Fischer

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