Interpret : Eric Gales
Album : Middle Of The Road
Spielzeit : 49:42 Min.
Veröffentlichung : 24.2.2017
Plattenfirma : Provogue / Mascot Label Group
Homepage : www.ericgalesband.com
Wertung : 7 von 10
Trackliste:
- Good Time
- Change In Me (The Rebirth)
- Carry Yourself
- Boogie Man (feat. Gary Clark Jr.)
- Been So Long
- Help Yourself (feat. Kristone “Kingfish” Ingram)
- I've Been Deceived
- Repetition (feat. Eugene Gales)
- Help Me Let Go
- I Don't Know
- Swamp
Wie viele hörenswerte Gitarristen wir hier schon für uns entdeckt und Euch nahegelegt haben...ich weiß es nicht. Die Gitarre ist immerhin DAS Instrument, bei dem unser aller Herz ganz besonders aufgeht. Und jetzt kommt auch noch jemand daher, der nicht nur eine besonders innige Beziehung zu seinem Instrument pflegt, sondern auch noch, wie sein großes Vorbild Jimi Hendrix, eine "left handed & upside down Guitar" spielt. Sprich, Eric Gales spielt eine Linkshändergitarre (als Rechtshänder) und zieht die Saiten von oben nach unten auf. Ganz nebenbei schüttelt er sich Licks, Riffs und Fingerverrenkungen jeglicher Art so selbstverständlich aus dem Ärmel als würde unsereins sich ein Marmeladenbrot schmieren...
Beweise ? Bitte sehr...
Der Mann hat neben aller Gitarrenkunst aber auch eine reichlich bewegte Vergangenheit in seiner Vita stehen. Nebst Knastaufenthalt wegen Drogen- und Waffendelikten ist er seit einiger Zeit frei von Rauschmitteln und widmet sich nun wieder intensiv seiner Musik. Gales Kindheit ist geprägt durch ein religiöses und musikalisches Elternhaus. Seine älteren Brüder hörten Musik von Albert King, Blues Cheer bis King's X und lehrten ihn das Gitarrenspiel auf erwähnter Gitarre für Linkshänder. Dabei blieb es und so darf der Mann aus Memphis, Tennessee durchaus als Unikat bezeichnet werden.
Sein inzwischen elftes Album steht für die Kehrtwende im Leben des 43-Jährigen:
“Um sich wirklich frei zu fühlen, muss man leider erst einige Dinge selbst durchmachen. Und ich fühle ich mich so frei wie nie zuvor in meinem Leben, mehr noch wie als Kind. Du musst Dir erst selbst helfen können, bevor Du anderen helfen kannst.“
Der Titeltrack Middle Of The Road zieht sich wie ein roter Faden durch sein neues Werk. „Es handelt davon, völlig zentriert und mit sich selbst im Reinen zu sein. Wenn Du Dich auf der falschen Seite der Straße oder auf dem Seitenstreifen befindest, fühlst Du Dich nicht gut. Auch nicht, wenn Du auf dem Mittelstreifen herumeierst. Die beste Position auf Deiner Reise ist die absolute Mitte.“, so Gales.
Songtitel wie Change In Me (The Rebirth), Help Yourself oder I've Been Deceived sprechen eine deutliche Sprache, musikalisch setzt Eric Gales diese um, wie ein Gitarrist seiner Güte das in aller Regel tut; er dominiert mit seinem Instrument, vernebelt seine Songs aber glücklicherweise keineswegs damit. So bleibt immer wieder Zeit für seine musikalische Vergangenheit, Repetition zum Beispiel wäre mühelos als Sign "☮" the Times (Prince) durchgegangen, das funkige I Don't Know darf als Remiszenz an Doug Pinnick (King's X) gelten, mit dem zusammen er unter dem Projektnamen Pinnick-Gales-Pridgen zwei Alben einspielte.
Gitarre und Bass spielte Eric übrigens selbst ein, ansonsten ließ er sich von Aaron Haggerty (Schlagzeug), Dylan Wiggins (B3 Orgel), LaDonna Gales (Backgroundgesang) und Maxwell “Wizard” Drummey (Melotron) unterstützen. Middle Of The Road wurde zusammen mit Produzent Fabrizio Grossi in mehreren Studios, darunter das Room A Studio und Fab’s Lab, beide in North-Hollywood, das Cuz Studio and Sound in Cleveland sowie das Cotton Row Studio in Memphis aufgenommen.
Mein Highlight der Platte, nicht nur wegen des Reggae-Ohrwurmcharakters, sondern hauptsächlich wegen der inhaltlichen Rückblende auf seine Vergangenheit mit all seinen Verfehlungen und Tiefschlägen, ist das entspannte Been So Long:
„Ursprünglich lautete der Titel ‚It’s Been Too Long‘ – es hat zu lange gedauert, bis ich mir selbst eine Chance gab um wieder aufzublühen. Ich startete meine Karriere 1991, doch erst jetzt habe ich wieder einen freien Kopf für mich und meine Musik. Ich durchlebte einige harte Zeiten und verleugnete mich selbst. Das werde ich nie wieder tun, diesen Teil habe ich hinter mir gelassen. Als ich Lauryn Hill den Rhythmus zu ‚Been So Long‘ schickte, sagte sie sofort ‚Das ist heiß!‘ Ich beschrieb ihr, wie ich mir den Song ungefähr vorstellte: dass es lange her gewesen sei, dass ich in meinem Leben eine richtige Chance bekommen hätte. Durch ihre Mithilfe wurde der Song zu etwas ganz Besonderem. Sie ist eine großartige Künstlerin und es war eine wundervolle Zusammenarbeit.“
Das treibende, etwas monotone Instrumental Swamp beendet die Platte, mit der Eric Gales, dem ich auf diesem Wege alle Kraft der Welt wünsche, seinen Weg raus aus der Drogensucht und Kriminalität verarbeitet. Man kann ihm und allen Menschen in ähnlichen Situationen nur die Daumen drücken, stark zu bleiben und nicht rückfällig zu werden.
Schwer genug wird es vermutlich werden.
Bernd Fischer
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