Donnerstag, 12. Juli 2012

Novalis - Augenblicke


Interpret : Novalis
Titel : Augenblicke
Erstveröffentlichung : 1980
Re-Release : 2012
Spielzeit : 35:52 Minuten
Homepage : www.mig-music.de

Wertung: 7 von 10

Meine letzte Novalis-Rezension zum Re-Release des '79er Albums "Flossenegel" fiel ja recht euphorisch aus, hatte die Band mit dem Vorhaben ein Konzeptalbum zu schaffen zwar keine revolutionären Wege eingeschlagen, dies aber dermaßen konsequent und toll umgesetzt daß in der Endabrechnung durchaus die Rede von einem Meisterwerk sein durfte.

Ein Jahr später, 1980, beschloss die Gruppe der damals aufkommenden Arbeitsweise gerecht zu werden und die Prozedur des Songwritings und der Songentstehung zu verändern; soll heissen, das gemeinsame, nächtelange Ausarbeiten derselben gehörte der Vergangenheit an. Die Musiker schrieben fortan ihre Texte und Musik zuhause für sich allein, man traf sich danach erst wieder um die Resultate (Demos) anzuhören und dann eine Auswahl zur weiteren Bearbeitung zu treffen. Rückblickend darf man sagen daß diese Vorgehensweise vor- und nachteilig gewesen ist.
Eine Folge der Veränderungen waren kürzere und somit kompaktere Songs, was für die Musiker von Novalis sicher als Akt der Befreiung zu werten ist...schliesslich dauerten deren Songs bis dahin gerne 6 Minuten oder länger. 
Andererseits verlor sich infolgedessen die Leichtigkeit und Lockerheit ein wenig, die Zeit für ausschweifende Träumereien wurde somit reduziert. Ebenso war sehr klar erkennbar welcher Musiker hinter welchem Song steckte...so hatte Sänger Fred Mühlböck stets ein Händchen für die romantischen Texte und Songstrukturen gehabt, wohingegen Lutz Rahn und Detlef Job ganz anders, technischer und knackiger komponierten.


Novalis 1980

30 Jahre später ist auch für den Einsteiger noch klar erkennbar welcher Musiker welche Songs komponiert hat. Auf der einen Seite die instrumentalen Songs wie der Opener "Danmark" oder die Singleauskopplung "Cassandra", auf der anderen Seite epische, hintergründige und tiefgehende Stücke wie "Ich hab noch nicht gelernt zu lieben" oder "Als kleiner Junge", die die Fans von Novalis kannten, liebten und somit erwarteten.

Doch jeder Band muss zugestanden werden, einen Entwicklungsprozess durchlaufen und sich verändern zu dürfen. Und alles in allem darf gesagt werden daß sich diese Veränderung gelohnt hat. Die Straffung hat den Sound der Band erweitert, "Augenblicke" ist ein frisches und interessantes Album geworden, kurzweilig und doch verträumt genug um eine halbe Stunde innezuhalten und deutschsprachige Musik der Extraklasse zu geniessen.

Dies sage ich aus der Sicht eine Musikhörers der auf vielen Baustellen zuhause ist, der Musik aus der Heimat immer zugesprochen hat und im Laufe der Jahre immer gerne etwas Neues ausprobiert hat. Vielleicht ist diese Form der Musik, die Verquickung der deutschen Sprache mit balladesken, nahezu poetischen Inhalten für das heutige, junge Publikum nicht mehr ganz zeitgemäß, doch gerade darin verbirgt sich für den einen oder anderen Hörer vielleicht auch der Reiz in Augenblicke mal reinzuhören.

Mal etwas anderes auszuprobieren und ähnlich wie Novalis Anno 1980 andere Wege zu beschreiten kann ich nur empfehlen.

Mein Anspieltipp ist der Titel "Ich hab' noch nicht gelernt zu lieben", der Song repräsentiert das Album sehr gut. Knackige (für Novalis Verhältnisse) Gitarrenriffs auf der einen Seite und eingängige Refrains und tiefgehende Worte auf der anderen. Hört selber, es lohnt sich.




Die Tracklist:

  1. Danmark
  2. Ich hab' noch nicht gelernt zu lieben
  3. Cassandra
  4. Herbstwind
  5. Mit den Zugvögeln
  6. Sphinx
  7. Als kleiner Junge
  8. Magie einer Nacht
  9. Begegnungen
Schlussendlich gebe ich der Platte gute 7 Punkte. Die volle Höchstwertung kann ich nicht geben weil diese an stilprägende Platten geht, was Augenblicke nicht ist und weil der Übergang der instrumentalen Tracks zu den Songs mit Gesang gelegentlich etwas hölzern erscheint. 

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