Montag, 28. März 2016

Blood Ceremony - Lord Of Misrule


Band : Blood Ceremony
Album : Lord Of Misrule 
Spielzeit : 44:13 Min.
Plattenfirma : Rise Above Records
Veröffentlichung : 25.03.2016
Homepage : www.facebook.com/bloodceremonyrock

Wertung : 8 von 10

Tracklist :  
  1. The Devil's Widow
  2. Loreley
  3. The Rogue's Lot
  4. Lord Of Misrule
  5. Half Moon Street
  6. The Weird Of Finistère
  7. Flower Phantoms
  8. Old Fires
  9. Things Present, Things Past

"Flötenlastiger Hexen-Rock", so oder ähnlich sollte man "Flute-tinged Witch Rock" wohl halbwegs passend ins Deutsche übersetzen. Blood Ceremony aus Toronto beschreiben ihre Musik zumindest selbst mit diesen Worten. Der Mix aus psychedelischem Doom-Rock und stetigem Bezug zu okkulten Themen ist denn auch Programm bei der Band um die betörende Frontfrau Alia O'Brian. Weitere Auffälligkeit: Ähnlich wie die Dresdner Wucan würzen die seit 2006 bestehenden Kanadier ihren Sound mit dem gelegentlichen Einsatz einer Querflöte und rufen damit natürlich mal wieder eine Band auf den Plan: Jethro Tull.

Damit hat es sich dann im Grunde aber auch schon mit den Ähnlichkeiten mit anderen Bands. Blood Ceremony gehen deutlich härter zur Sache als Tull und bedienen im Gegensatz zu Wucan nicht den Kraut- sorry, Kräuterrocker, sondern eher die Anhänger der Okkultismus- bzw. Hexenkult-Szene. Wer also auf ältere Bands wie Black Widow oder Sir Lord Baltimore steht, dürfte sich mit Blood Ceremony bestens amüsieren. Wobei nicht unterschlagen werden soll daß lockere Einflechtungen psychedelischen Pops der späten 60er die Sache hörbar auflockern. Und so ist Loreley, die zweite Nummer der Platte, ebenso interessant aber anders als der markante, weil Querflöten- und Riff-lastige Opener The Devil's Widow.

Letztlich fällt auf daß Blood Ceremony als Band ein sehr homogenes Bild abgeben. Alia O'Brian lässt ihre Mitstreiter, nicht zuletzt durch den dankenswerterweise ausgeglichenen Mix, nicht zu reinen Statisten verkommen...was auf der Bühne unter Umständen dank Ihrer optischen "Vorzüge" anders aussehen dürfte. Mir macht die Scheibe bereits nach dem zweiten, dritten Durchlauf eine Menge Spaß. Empfehlenswert das schleppende The Rogue's Lot mit tollem Refrain, insbesondere aber Lord Of Misrule. Dessen historisch angehauchte Story, die dem "Abbot of Unreason" (König Hofnarr, Narrenprinz) und dessen Geschichte um einen mittelalterlichen, heidnischen Brauch gewidmet wurde. In dessen Verlauf wurde einem Mann per Losverfahren das Recht zuteil, anderen Männern das Herumlaufen in Frauenkleidern, singen von zotigen Liedern, exzessives Trinken, Spielen um Geld, bis hin zu Würfelspielen auf dem Altar in der Kirche zur Vorweihnachtszeit, dem Feast of Fools, zu erlauben. Solche Kleinigkeiten, gut recherchierte Lyrics und Hintergründe sind es, die neben guter Musik den einen oder anderen packen und fesseln können. Und eben das ist es, was die Platte ausmacht: Die Mischung aus der Musik, die ich mag und einer, wenn auch sehr speziellen, konzeptionellen Grundlage.


Mit einem Riff, welches jeder Southern Rock-Band stehen würde, leiten Blood Ceremony einen Höhepunkt der Platte, Half Moon Street, ein. Die geradezu swingende Nummer besticht durch das unaufdringliche, feine Gitarrenspiel Sean Kennedys, aber letztlich ist es Alia O'Brian, die mit ihrem kraftvoll-spröden Gesang Akzente setzt. Den Rest besorgt die Querflöte im Wechselspiel mit der acidlastigen Gitarre. Entspannt aber düsterlich-faszinierend zieht Stück für Stück dahin, leichte Erinnerungen werden wach an Blackmore's Night, wenn Alia deutlich authentischer als o.g. das tun würden The Weird Of Finistère vorträgt. Die bedächtige Nummer stammt aus der Feder des Gitarristen Sean Kennedy, der diese schon für das 2008er Debut schrieb, jedoch bis jetzt keine passenden Lyrics dafür fand. 

Mit Old Fires holen Blood Ceremony noch mal die schnellen Hardrock-Riffs und mehr Geschwindigkeit zurück an Bord, bevor Alia mich plötzlich in der Abschlussnummer Things Present, Things Past an Christine McVie von Fleetwood Mac erinnert. Die melancholische Nummer schließt die Platte mehr als würdig ab, selbst wenn die Querflötentöne mich stellenweise an einen VHS-Blockflötenkurs erinnern. Ich mag die Scheibe und empfehle sie daher gern weiter, die ausgewogene und transparente Produktion, durch die sämtliche Instrumente zu ihrem Recht kommen, gefällt mir ebenso gut wie das Konzept der Platte und das düstere, interessante Songwriting. 

Gut gemacht, weiter so.


Bernd

Donnerstag, 24. März 2016

Joe Bonamassa - Blues Of Desperation




Band : Joe Bonamassa
Album : Blues Of Desperation
Spielzeit : 61.29 Min.
Plattenfirma : Provogue / Mascot Label Group
Veröffentlichung : 25.03.2016
Homepage : www.jbonamassa.com

Wertung : 7 von 10

Trackliste:
  1. This Train
  2. Mountain Climbing
  3. Drive
  4. No Good Place For The Lonely
  5. Blues Of Desperation
  6. The Valley Runs Low
  7. You Left Me Nothin' But The Bill And The Blues
  8. Distant Lonesome Train
  9. How Deep This River Runs
  10. Livin' Easy
  11. What I've Known For A Very Long Time

Und täglich grüßt das Murmeltier. Ein weiteres Jahr zieht ins Land, unser aller Lieblingsgitarrist veröffentlicht mal wieder ein neues Album, die Hallen sind gut gefüllt und die Fans liegen ihm sowieso schon lange zu Füßen. Also alles töfte im Hause Bonamassa samt Anhängerschar...sollte man meinen.

Blues Of Desperation heisst die neue Studioveröffentlichung, Blues der Verzweiflung oder so. Und wenn ich es mal so sagen darf, bin ich schon ein wenig der Verzweiflung nahe bei der Platte und mach's für Euch erstmal kurz und knackig: Die Scheibe ist spannender, intensiver und kurzweiliger als viele seiner letzten Werke aber Haus- und Hofproduzent Kevin Shirley hat's ordentlich vermasselt. 

Vorweg, ich bemühe mich ja stets, die mir zugesandte Musik mit dem gebührenden Respekt in Form diverser intensiver Hördurchgänge zu testen, selbst wenn's dafür mal wieder etwas länger dauert. Zu einer richtig guten Scheibe gehört für mich neben der musikalischen Darbietung auch die Produktion und der Mix. Sicher sind diese Hör-Eindrücke subjektiv, doch mir ist es eben ein Gräuel eine Platte aufzulegen, die sich anhört als hätte man fünf Wolldecken über die Lautsprecher geworfen. Hinzu kommt ein Schlagzeug, welches stellenweise kaum hörbar ist, von Crashbecken oder einer Hi-Hat mal ganz zu schweigen, die hört man teilweise gar nicht. Ich bin weit davon entfernt, ein Soundfetischist zu sein, doch was der hochgelobte Kevin Shirley da abgeliefert hat, geht für mich gar nicht. Um sicherzugehen dass ich mir das alles nicht einbilde, habe ich Kumpel Berti die Promo-CD probehören lassen. Keine Sorge, ich war dabei, es sind keine illegalen Kopien erstellt worden. Seine Meinung zur Platte fällt deutlich krasser aus "Ich bin durch mit Bonamassa...", was sich im Wesentlichen auch auf die Soundqualität bezieht. 

Umso ärgerlicher, weil Bonamassa ansonsten eine wirklich tolle Platte hingelegt hat. Er hat sich verdammt starke Songs schreiben lassen, liefert tolle Riffs ab, rockt was das Zeug hält und spielt herzerweichende Gitarrensoli. Als wolle er beweisen, dass eine Dampflok einen 100m Hürdenlauf schafft, legt er mit This Train einen furiosen Start-Ziel Sprint hin. Das Schlagzeug pumpt die Nummer Stück für Stück nach vorne, Bonamassa singt schön wie immer und spielt eine feine Gitarre, die peu á peu an Härte gewinnt. Das Klavier lockert die Nummer ebenso auf wie der sehr dezent eingesetzte Backgroundgesang. Cool. 
Die Bandbesetzung hat der Meister bewusst auf den Kopf gestellt, frischer Wind sollte her und dieser tut der Musik gut, die Atmosphäre wirkt rauher und kraftvoller als noch auf Different Shades Of Blue.

 
Nach dem Tempo dann die Härte. Mountain Climbing. Monsterriff trifft Monsterbass trifft Monsterschlagzeug, soweit es denn wahrnehmbar ist. Der erwähnte Damenchor im Refrain und vor allem, ich betone es gern erneut, Bonamassa's tolles Gitarrenspiel und Gesang machen aus dem ansonsten schlichten Midtempo-Rocker eine hörenswerte Angelegenheit. Das kann er, das hat er drauf, dafür lieben ihn die Massen letztlich zurecht. Man ist ja geneigt, immer wieder zu erzählen, wie toll der Joe das alles kann. Die musikalische Geilheit des Briten ist erschreckend, er hat sich Songwriter gesucht, die es drauf haben, er hat sich Musiker gesucht, die das alles umsetzen, er selber ist ein Paradebeispiel für handwerkliches Können...was er vergessen hat: Sich einen gescheiten Mann an den Reglern zu suchen.

Denn schon mit der dritten Nummer, Drive, vergeht mir die Lust ein wenig. Ich möchte mich nicht wiederholen, stelle aber leider ständig fest daß mir die Aufnahmequalität von Blues Of Desperation gar nicht gefällt. Damit aber denn auch jetzt genug zu dem Thema, denn schon legt er mit dem coolen No Good Place For The Lonely die Messlatte ein Stück höher, baut dezente Streicher plus Wahnsinnssolo ein und haut einfach mal eben einen künftigen Klassiker raus. Er hat eben die Songs im Gepäck, die seine Anhänger glücklich machen. Sein Mix aus Rock, Blues und Melancholie ist derzeit einzigartig in der Musikszene, ob die Anhänger des "echten" Blues das nun hören wollen oder nicht. Dazu kommt natürlich die ebenso clevere wie offensive Werbestrategie, die seinen Bekanntheitsgrad in den letzten Jahren zur echten Marke gepusht hat. Ist vielleicht verpönt aber nicht verboten.

Blues Of Desperation, der Titelsong, könnte aus der Feder von Page/Plant stammen und  spielt fast unverschämt mit Zitaten derer Musik. Ich mag's trotzdem, ausserdem ist er nicht der Erste der das macht. Aber Bonamassa wäre nicht er selbst, hätte er nicht auch immer einige Momente der Entspannung auf seinen Veröffentlichungen. Auch diesmal ist das so, The Valley Runs Low, ein nahezu zärtliches Stück, eingängig wie sonstwas und mit tollen "ich bleib direkt im Ohr hängen"-Momenten, rundet das Füllhorn der tollen Songs perfekt ab.

Mit dem folgenden How Deep This River Runs gibt es im hinteren Drittel den vermeintlichen Höhepunkt der Platte. In sechseinhalb Minuten baut sich ein furioses Spektakel zwischen Schlagzeug und Gitarre auf, natürlich dominiert von einem der vielen Gitarrensoli des Joe Bonamassa, wie auch sonst. Bonamassa zaubert, rockt, groovt und soliert sich durch das einstündige Album und jeder weiss, dass auch diese Platte wieder ein Erfolg wird. 

Ich leide letztlich leise vor mich hin, wundere mich, dass in ersten Rezensionen keine Rede vom dumpfen Sound ist und hoffe daß es irgendwann mal einen besseren Produzenten im Hause Bonamassa gibt. Ich setze auf die Zukunft und hoffe daß dieses tolle Album eines Tages eine zweite Chance in Form eines vernünftigen Remasterings oder Remixes erhält. 


Bernd 

Sonntag, 20. März 2016

Magick Touch - Elektrick Sorcery



Band: Magick Touch
Album: Elektrick Sorcery
Spielzeit: 35:12 min.
Plattenfirma: Edged Circle Productions
Veröffentlichung: 22.04.2016
Homepage: http://magicktouch.no/


WERTUNG: 8 von 10


Tracklist:
01. Love Rocket
02. Underwater Prison
03. Trouble & Luck
04. Joker Vs. Ace
05. Wildfire
06. Reprise
07. Dead Man In Chicago
08. Out Of Reality
09. Swansong
10. Loose Cannon


Einen Geheimtipp aus dem hohen Norden Europas, genauer gesagt aus Norwegen, habe ich heute für alle Classic Rock Maniacs unter euch. Denn das Power Trio MAGICK TOUCH (ja, die haben einen leichten ck-Einschlag) liefern mit "Elektrick Sorcery" ein Album ab, welches den Spirit der 70er Jahre in jeder Sekunde atmet ohne dabei altbacken zu klingen. Die Spielfreude von HK Rein (voc./git.), Bård “Heavy” Nordvik (dr.) und Christer Ottesen (bass, voc.) ist einfach ansteckend. Dazu kommt, dass das Songwriting wirklich gelungen ist. 


Bereits beim Opener "Love Rocket" kommen Erinnerungen an THIN LIZZY oder frühe KISS auf. Der Einstand ist definitiv geglückt. Das folgende "Underwater Prison" nimmt dann den Fuß vom Gaspedal und groovt dafür ohne Ende. Schon beim zweiten Hören geht der Refrain richtig gut ins Ohr. Man glaubt teilweise gar nicht, dass hier nur drei Mann am Werk sind. "Trouble & Luck" benötigt dann ein paar Durchläufe mehr, da ist die Strophe an sich schon mehr Standardware als zuvor. Bridge und Refrain sind aber relativ gut gelungen. Glücklicherweise folgt mit "Joker Vs. Ace" direkt im Anschluß der stärkste Song des Albums, den wir auch als Tipp der Woche vorstellen. Lässig aus der Hüfte gerockt, mit verdammt viel Drive gespielt, vereint dieser Song wirklich das Beste, was MAGICK TOUCH anno 2016 abliefern. Knapp 4 Minuten purer Rockgenuss. "Wildfire" ist dann etwas ruhiger, kann mit einem großartigen Spannungsbogen aber wiederum überzeugen. 

Nach einem kurzen Zwischenspiel folgen mit "Dead Man In Chicago" und "Out Of Reality" zwei Stücke, die mich nicht wirklich überzeugen. Beide sind nicht wirklich schlecht, fallen mir persönlich aber zu sehr in Standardmuster ab. Mit "Swansong" und dem grandiosen "Loose Cannon" besinnen sich die Norweger wieder auf Ihre Stärken und lassen die leider ziemlich kurzen 35 Minuten zu einem guten Ende kommen. 

Live dürfte das Trio übrigens noch ein weniger heftiger als auf Konserve rüber kommen, denn 90% der Stücke schreien regelrecht danach auf einer Bühne in einem verschwitzten Club performt zu werden. Leider finde ich im Netz momentan noch nix hinsichtlich einer Tour durch unsere Gefilde. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Natürlich gibt es "Elektrick Sorcery" auch stilgerecht in einer Vinyl Version, die ich persönlich vorziehen würde.

Markus


Wer mal reinhören möchte, ist hier richtig aufgehoben:
https://open.spotify.com/track/613Ee1cfmVHdG4Ja3JVIzS 
 

Dienstag, 15. März 2016

Rick Springfield - Rocket Science

Interpret: Rick Springfield
Album: Rocket Science
Spielzeit: 48:38 min.
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 19.02.2016
Homepage: http://rickspringfield.com/



Wertung : 8 von 10 Punkten



Tracklist:

01. Light This Party Up
02. Down
03. That One
04. The Best Damn Thing
05. Miss Mayhem
06. Pay It Forward
07. Found
08. Crowded Solitude
09. Let Me In
10. All Hands on Deck
11. We Connect
12. (I Wish I Had A) Concrete Heart
13. Earth to Angel


Als die ersten Ankündigungen zum neuen Album von Rick Springfield zu lesen waren, war ich nicht gerade optimistisch gestimmt: "Rock mit Country-Twist" so die einhellige Meinung der Gesalbten, die die Scheibe bereits vorab hören durften. Erinnerungen wurden wach an eines der schlimmsten Alben meiner musikalischen  Vergangenheit namens "Lost Highway", eigentlich das übelste Album einer (ehemaligen) Rockband aller Zeiten (Bon Jovi). Sollte Rick Springfield mich ebenso vergraulen wie der einstige Haarspray-Rocker? Zum Glück kann Entwarnung gegeben werden. Ich bin zwar immer noch kein Anhänger von Country, aber das was Meister Springfield auf "Rocket Science" fabriziert hat, hat zum Glück nur äußerst dezente Country-Anklänge und ist weit weg von lauwarmer Seichtheit, zudem stimmt auch (wie fast immer bei ihm) das Songwriting. Klar ist die eine oder andere Country-Anleihe (insbesondere bei den Gitarren) zu vermerken, aber alles so stimmig eingesetzt, dass es einem nicht auf den Senkel geht.

Der rockige Opener "Light This Party Up" macht seinem Titel alle Ehre. Die langweiligste Party würde bei dem Song beginnen, lebendig zu werden, auch wenn das Stück gerade einmal knapp über zwei Minuten lang ist.
"Down" wurde bereits vor Erscheinen von Rick live gespielt und ist ebenfalls ein straighter Rocker, zwar nicht ganz so heftig wie die Songs der härter produzierten "Songs for the End Of The World"-Scheibe, aber ein Song par excellance, der einmal mehr das Talent des mittlerweile 66jährigen unterstreicht.
Die gelungene Halbballade "That One" gibt einem Zeit zum Ausruhen, ehe "The Best Damn Thing" das Tempo wieder anzieht, diesmal mit einer leichten Country-Gitarre im Refrain im Anschlag, aber dennoch typisch Rick.

Das bluesige "Miss Mayhem" reisst mich nicht allzusehr vom Hocker, hier ist die Steel-Guitar sehr prominent, der Song ist zudem recht bluesig ausgefallen, für Springfield-Verhältnisse etwas ungewohnt, der Refrain geht aber wieder klasse ins Ohr.
Bei "Pay It Forward" ist dann erstmals eine Country-Fiddle zu hören. Der Song wäre in einem härterem Kontext wohl der Überhammer geworden, so ist er eben etwas Keith-Urban-geglättet ausgefallen, nimmt ihm aber nichts von seiner Klasse.
"Found" ist wieder eine Fast-Ballade, die mich etwas an alte Hooters-Songs erinnert. Auch hier wieder formidable Melodieführungen, das Songwriting ist einfach Güteklasse 1A.

"Crowded Solitude" ist eher wieder unter die Rubrik "ganz nett" einzuordnen, eine Spur zu seicht vielleicht, aber macht gute Laune. "Let Me In" gab es bereits als einen von mehreren Bonus-Tracks auf der letzten Scheibe, dort hat mir der Song dann doch etwas besser gefallen, da stört mich der Country-Einschlag dann doch etwas. Nichtsdestotrotz ein guter Song.

"All Hands On Deck" könnte auch wieder als Hooters-Song durchgehen, flott gespielt und live sicher ein Abräumer mit Hymnencharakter.
"We Connect" ist wieder old-school-Rick , wie man ihn kennt und liebt, ein poppig-treiber Song mit Ohrwurmrefrain.
"(I Wish I Had A) Concrete Heart"  ist für mich der einzige Song der Kategorie "Füller",  da gefällt mir der I-tunes-Bonustrack "Beautiful Inside" um einiges besser. Aber Geschmackssache. 

Mit "Earth To Angel" ist nochmal ein gelunger Melodic-Rausschmeisser dabei, der eine gutklassige Scheibe abschließt, die beweist, dass leichte Country-Einflüsse nicht automatisch musikalische Belanglosigkeit bedeuten.

"Rocket Science" macht Laune, auch wenn mir die härter rockenden Vorgängerscheiben um einige besser gefallen haben. So ists eben etwas seichter aber der Mann ist trotzdem eine Klasse für sich und sollte wieder einmal den Weg in die deutschen Konzerthallen finden.


Martin




Dienstag, 8. März 2016

Monolith - Mountain


Band : Monolith
Album : Mountain
Spielzeit : 39:03 Min.
Plattenfirma : Final Gate Records
Veröffentlichung : 16.03.2016
Homepage : www.facebook.com/Monolith.doomrock

Wertung : 8 von 10

Tracklist :
  1. Mountain
  2. Vultures
  3. Standing Tall
  4. High Horse
  5. Moonshine Medication
  6. Lies And Deceit
  7. Tide
  8. Blackbird

Eins ist sicher: Wenn Ozzy das Raumschiff Erde eines Tages verlassen muss, kann er dies in dem sicheren Wissen tun, unzählige Frontleute mit seinem einzigartigen Gesangsstil inspiriert zu haben. Ob auch Ralf Brummerloh, Sänger der Bremer Doom-/Stoner Spezialisten Monolith, dem Briten bewusst nacheifert weiß ich nicht, aber es ist quasi unmöglich nicht an Black Sabbath zu denken, wenn er das Mikro bedient.

Dabei dürfte der Band, die neben Herrn Brummerloh (nebenbei Gitarrist) aus Ron Osenbrück (Gitarre), Jann Worthmann (Bass und Gesang) und André Dittmann (Schlagzeug und Gesang) besteht, das vermutlich und zurecht völlig egal sein, denn wenn überhaupt wären Freedom Hawk oder Count Raven die Bands, an die Monolith erinnern.


Mountain ist nach Dystopia (2014) der zweite Longplayer der Band, erscheint Mitte März und ist nur auf den ersten Blick ein zähes Doom-Brett geworden. Eine ultrafette Bassline jagt die nächste und der doppelte Gitarrensound (durch die Hinzunahme von Basser Jann stieg Sänger Ralf vom Bass auf Gitarre um), macht mächtig Eindruck. Die Band hat die Aufnahmen im örtlichen Harbor Inn Studio allein gesteuert und mit Hilfe des Allrounders Enno Legien, der für Mix und Mastering zuständig war, eine Perle dieses Uralt-Metal-Genres abgeliefert. Man darf gratulieren. Ich finde es schon bemerkenswert, wenn Bands, denen ich ein schmales Budget jetzt einfach mal unterstelle, mit einer großen Portion Können, Ausdauer und dem nötigen Fachwissen in der Hinterhand eine so tolle Produktion hinbekommen. Wenn ich da an manche Soundkatastrophe gewisser Topseller denke...

Zeugnis dieser Arbeit liefern natürlich in erster Linie die Songs. Der Opener und Titelsong Mountain schleppt sich mächtig fett durch die dunkle Doom-Einöde, macht zwischendurch mal Halt und lässt ein Break drauf die Zügel los, was sämtlichen Saint Vitus-, Cathedral- und natürlich Sabbath-Fans richtig Spaß machen dürfte. Wer übrigens denkt, nach dem Gitarrensolo eine Orgel zu hören, schaue in die kurze Studio-Doku klick hinein und lasse sich eines Besseren belehren.

Besonderes Augenmerk sollte aber unbedingt auf die Gitarrenarbeit gelegt werden, denn die ist absolut hörenswert. Die Songs erhalten damit eine zusätzliche Dimension, die den Klangteppich eben um eine Lage fetter und greifbarer macht. Trotz aller schleppenden Heavyness durch die doppelten Riffattacken beweisen Stücke wie Lies and Deceit daß hörenswerter Doom sehr wohl mehr sein kann als man gemeinhin erwartet. Ein leicht psychedelischer Einschlag, der mich ein wenig an die späteren Soundgarden bzw. King's X erinnert, verpasst dem Monolith-Sound eine besondere Note und lässt mich daran zweifeln daß man dem traditionellen Doom auf Ewig frönen möchte. Ich bin der festen Überzeugung daß die Entwicklung der Band mit Mountain nicht abgeschlossen ist.


 
Meine Empfehlung lautet, den zweiten Song der Platte, Vultures, anzutesten. Die Nummer gibt ein hervorragendes Spiegelbild der Platte ab und stellt zusammen mit dem erwähnten Lies And Deceit meine beiden Favoriten.
Ich für meinen Teil werde mich dieser Tage um die Vinylausgabe eines selbst im MP3-Format schon fett klingenden Albums bemühen und empfehle Euch, mehrere Ohren zu riskieren. Es lohnt sich.

Bernd