Montag, 28. März 2016

Blood Ceremony - Lord Of Misrule


Band : Blood Ceremony
Album : Lord Of Misrule 
Spielzeit : 44:13 Min.
Plattenfirma : Rise Above Records
Veröffentlichung : 25.03.2016
Homepage : www.facebook.com/bloodceremonyrock

Wertung : 8 von 10

Tracklist :  
  1. The Devil's Widow
  2. Loreley
  3. The Rogue's Lot
  4. Lord Of Misrule
  5. Half Moon Street
  6. The Weird Of Finistère
  7. Flower Phantoms
  8. Old Fires
  9. Things Present, Things Past

"Flötenlastiger Hexen-Rock", so oder ähnlich sollte man "Flute-tinged Witch Rock" wohl halbwegs passend ins Deutsche übersetzen. Blood Ceremony aus Toronto beschreiben ihre Musik zumindest selbst mit diesen Worten. Der Mix aus psychedelischem Doom-Rock und stetigem Bezug zu okkulten Themen ist denn auch Programm bei der Band um die betörende Frontfrau Alia O'Brian. Weitere Auffälligkeit: Ähnlich wie die Dresdner Wucan würzen die seit 2006 bestehenden Kanadier ihren Sound mit dem gelegentlichen Einsatz einer Querflöte und rufen damit natürlich mal wieder eine Band auf den Plan: Jethro Tull.

Damit hat es sich dann im Grunde aber auch schon mit den Ähnlichkeiten mit anderen Bands. Blood Ceremony gehen deutlich härter zur Sache als Tull und bedienen im Gegensatz zu Wucan nicht den Kraut- sorry, Kräuterrocker, sondern eher die Anhänger der Okkultismus- bzw. Hexenkult-Szene. Wer also auf ältere Bands wie Black Widow oder Sir Lord Baltimore steht, dürfte sich mit Blood Ceremony bestens amüsieren. Wobei nicht unterschlagen werden soll daß lockere Einflechtungen psychedelischen Pops der späten 60er die Sache hörbar auflockern. Und so ist Loreley, die zweite Nummer der Platte, ebenso interessant aber anders als der markante, weil Querflöten- und Riff-lastige Opener The Devil's Widow.

Letztlich fällt auf daß Blood Ceremony als Band ein sehr homogenes Bild abgeben. Alia O'Brian lässt ihre Mitstreiter, nicht zuletzt durch den dankenswerterweise ausgeglichenen Mix, nicht zu reinen Statisten verkommen...was auf der Bühne unter Umständen dank Ihrer optischen "Vorzüge" anders aussehen dürfte. Mir macht die Scheibe bereits nach dem zweiten, dritten Durchlauf eine Menge Spaß. Empfehlenswert das schleppende The Rogue's Lot mit tollem Refrain, insbesondere aber Lord Of Misrule. Dessen historisch angehauchte Story, die dem "Abbot of Unreason" (König Hofnarr, Narrenprinz) und dessen Geschichte um einen mittelalterlichen, heidnischen Brauch gewidmet wurde. In dessen Verlauf wurde einem Mann per Losverfahren das Recht zuteil, anderen Männern das Herumlaufen in Frauenkleidern, singen von zotigen Liedern, exzessives Trinken, Spielen um Geld, bis hin zu Würfelspielen auf dem Altar in der Kirche zur Vorweihnachtszeit, dem Feast of Fools, zu erlauben. Solche Kleinigkeiten, gut recherchierte Lyrics und Hintergründe sind es, die neben guter Musik den einen oder anderen packen und fesseln können. Und eben das ist es, was die Platte ausmacht: Die Mischung aus der Musik, die ich mag und einer, wenn auch sehr speziellen, konzeptionellen Grundlage.


Mit einem Riff, welches jeder Southern Rock-Band stehen würde, leiten Blood Ceremony einen Höhepunkt der Platte, Half Moon Street, ein. Die geradezu swingende Nummer besticht durch das unaufdringliche, feine Gitarrenspiel Sean Kennedys, aber letztlich ist es Alia O'Brian, die mit ihrem kraftvoll-spröden Gesang Akzente setzt. Den Rest besorgt die Querflöte im Wechselspiel mit der acidlastigen Gitarre. Entspannt aber düsterlich-faszinierend zieht Stück für Stück dahin, leichte Erinnerungen werden wach an Blackmore's Night, wenn Alia deutlich authentischer als o.g. das tun würden The Weird Of Finistère vorträgt. Die bedächtige Nummer stammt aus der Feder des Gitarristen Sean Kennedy, der diese schon für das 2008er Debut schrieb, jedoch bis jetzt keine passenden Lyrics dafür fand. 

Mit Old Fires holen Blood Ceremony noch mal die schnellen Hardrock-Riffs und mehr Geschwindigkeit zurück an Bord, bevor Alia mich plötzlich in der Abschlussnummer Things Present, Things Past an Christine McVie von Fleetwood Mac erinnert. Die melancholische Nummer schließt die Platte mehr als würdig ab, selbst wenn die Querflötentöne mich stellenweise an einen VHS-Blockflötenkurs erinnern. Ich mag die Scheibe und empfehle sie daher gern weiter, die ausgewogene und transparente Produktion, durch die sämtliche Instrumente zu ihrem Recht kommen, gefällt mir ebenso gut wie das Konzept der Platte und das düstere, interessante Songwriting. 

Gut gemacht, weiter so.


Bernd

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