Freitag, 24. November 2017

Montrose - Paper Money

Band : Montrose
Album : Paper Money
Spielzeit : 35:11 / 
Veröffentlichung : 13.10.2017
Plattenfirma : RHINO
Homepage : www.ronniemontrose.com

Wertung : 7 von 10

Trackliste :

CD1
  1. Underground
  2. Connection
  3. The Dreamer
  4. Starliner
  5. I Got The Fire
  6. Spaceage Sacrifice
  7. We're Going Home
  8. Paper Money

CD2 Bonus Tracks:
KSAN Radio Session, Record Plant, Sausalito, CA - December 26, 1974
  1. Intro
  2. I Got The Fire
  3. Rock Candy
  4. Bad Motor Scooter
  5. Spaceage Sacrifice
  6. One And A Half
  7. Roll Over Beethoven
  8. Trouble
  9. Space Station #5
Etwas spät dran sind wir mit dem zweiten Teil der Rhino-Remasters um Montrose, doch besser so als nie. Ronnie Montrose wünschte sich ja nach dem bahnbrechenden (aber kommerziell erfolglosen) '73er Debut, welches noch heute Legendenstatus innehält, eine neue Ausrichtung seiner Musik. Die Arbeiten an Paper Money gestalteten sich jedoch aus verschiedenen Gründen schwierig. Die kürzlich neu aufgelegten Doppel-CDs belegen dies, klanglich bestmöglich aufgefrischt, und geben einen guten Einblick in die frühe Phase des 2012 verstorbenen Gitarristen und seiner damaligen Band.

Wie erwähnt, es war der Wurm drin. Bassist Bill Church verließ die Band (um sich später Sammy Hagars' Soloprojekt anzuschließen) und wurde durch den Keyboarder und Bassisten Alan Fitzgerald ersetzt. Auch zwischen Hagar und Montrose schien die Chemie nicht mehr ganz zu stimmen, selbst wenn es kaum Hinweise auf Streitigkeiten oder Ähnliches gab, drifteten die beiden musikalisch auseinander. So gab Hagar Jahre später, nach Montroses' Tod, folgendes zu Protokoll: "We made one of the greatest hard rock/heavy metal albums of all time with that first Montrose album, and then he didn't want to do that anymore. "Nah, nah, we've got to have better songs, we've got to change our image, that kind of music is out".

Wie viele von Euch wissen, verließ Sammy Hagar die Band, bzw. wurde entlassen, jedoch nicht ohne die Arbeiten an Paper Money zu beenden. Produzent war erneut Ted Tempelman. Trotzdem, der phasenweise lasche Charakter der Platte war mit dem knackigen Debut kaum zu vergleichen. Mit dem Opener Underground der Soft-Rocker Chunky, Novi & Ernie und der Stones-Nummer Connection wurden zwei Cover an den Anfang der Platte platziert, doch vor allem die Umsetzung der beiden Songs fiel bei den meisten Fans gnadenlos durch, AOR wollten diese überhaupt nicht hören. Erst mit dem dritten Song, The Dreamer, kam ein wenig Härte auf, wenngleich auch diese Nummer wenig Drive hatte. Die Handbremse wurde dann doch noch gelöst, Starliner besticht durch eine wunderschöne Gitarrenarbeit und das Zusammenspiel aller Instrumente bis hin zum spacigen Keyboard. Was fehlt ist Hagars' Gesang, der instrumentale Song ist dennoch sehr gelungen.
 

Hagar
besticht umso mehr im darauffolgenden I Got The Fire und plötzlich brechen alle Dämme, Montrose feuert aus sämtlichen Rohren, der Bass pumpt einen mörderischen Groove und die Drums pushen ohne Ende. Dazu Sammy Hagar mit seiner unwiderstehlichen Stimme, die mir auch heute noch Gänsehaut beschert. Mit Spaceage Sacrifice verarbeitet Science Fiction-Fan Hagar seine Eindrücke des '73er Streifens Soylent Green
(dt."…Jahr 2022…die überleben wollen"), einer düsteren Zukunftsvision zum Thema Überbevölkerung und Umweltverschmutzung mit Chalton Heston in der Hauptrolle. Wie aktuell die schleppend-packende Nummer noch heute ist, sehen wir jeden Tag in den Nachrichten. Mit dem vorletzten Song, We're Going Home, verliert sich die Euphorie allerdings schon wieder. Die an sich lässig-entspannte Nummer besticht durch das unaufdringlich eingesetzte Mellotron und Montroses' Gesang, der im Gegensatz zu Hagar geradezu fragil und fast ein wenig ängstlich erscheint. Jedenfalls war das auch nicht gerade das, was sich die Fans erhofften. Die wurden dann mit der Schlussnummer entschädigt, mit Paper Money wurden die Pferde nochmal ein wenig von der Leine gelassen. Der Song besticht durch einen hypnotisch-monotonen Groove und Sammy Hagar zeigt erneut, wer das Mikrophon regiert, Montrose darf dafür im Mittelteil demonstrieren was er an der Gitarre kann und zaubert ein enorm verzerrtes Solo in den Song hinein.

Die zweite CD stellt den eigentlichen Mehrwert dieser Zusammenstellung, es knarzt und wummert von Anfang an und umso mehr wird klar, warum Paper Money nicht an das Debut anknüpfen konnte: Die Energie, die Montrose plötzlich live (ohne Publikum) in den Record Plant Studios entfachten, suchten die Fans auf der Platte weitestgehend vergeblich. Montrose hatte mit seinem Bedürfnis, den Sound der Band glatter zu bügeln, um ein größeres Publikum erreichen zu können, aufs falsche Pferd gesetzt. Mit gelockerter Handbremse, und bezeichnenderweise nur zwei Songs aus Paper Money zeigt die Band plötzlich enorme Spielfreude, Energie und einen bestens aufgelegten Sammy Hagar in der finalen Eruption Space Station #5. Hörenswert.

Bernd Fischer

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