Reviews, Berichte, CD Kritiken, DVD Kritiken, Interviews und Konzertberichte aus allen Sparten des Rock, Hardrock und Metal. WE ROCK HARDER! Dies ist der Blog des ehemaligen Webzines Rockingboy.de.
Wir hören mit einem Knall auf. Ja, richtig gelesen: Rockingboy.de wird es nicht mehr geben. Die letzte Rezension von NEAL MORSE ist ein würdiger Abschluß und eines der wenigen Alben mit voller Punktzahl in knapp 12 Jahren, in denen wir für euch rezensiert haben. Doch nach all den Jahren ist Zeit, einen Schlußstrich zu ziehen. Ich sage danke an meine treuen Mitstreiter: - Bernd, der mich in all den Jahren nie im Stich gelassen hat und bis zum Schluß an meiner Seite stand. - Martin, der für viele tolle Konzertbesuche, Gespräche und Rezensionen mit verantwortlich war und ebenfalls sehr lange bei uns war. - Götz, für viele starke Rezensionen - Franzi, ein Urgestein Danke an all unsere Leser, unsere Partner bei den Promo- und Plattenfirmen, die uns immer mit den neuesten, teils tollen, teils skurillen musikalischen Ergüssen bemustert haben. Ihr seid zuviel, um euch alle namentlich zu erwähnen. Wer zukünftig wieder was von mir lesen mag, darf gerne auf musikreviews.de surfen - dort werde ich ab sofort rezensieren. So long, goodbye and keep on rocking, Euer Rockingboy Markus
Band: Neal Morse Album: Life & Times Spielzeit: 51:41 min. Plattenfirma: Radiant Records Veröffentlichung: 16.02.2018 Homepage: www.nealmorse.com
WERTUNG: 10 von 10
Tracklist: 01. Livin' Lightly 02. Good Love Is On The Way 03. Joanna 04. Selfie In The Square 05. He Died At Home 06. She's Changed Her Mind 07. Wave On The Ocean 08. You And Me And Everything 09. Manchester 10. Lay Low 11. Old Alabama 12. If I Only Had A Day
"Ich habe nicht mit der Musik angefangen, weil ich den Erfolg suchte. Ich habe mit der Musik angefangen, weil ich sie liebte. Es gab für mich nichts anderes. Nichts hat mich so bewegt wie Musik, und ich habe immer gehofft, dass ich die Menschen so berühren kann wie sie mich berührt." - NEAL MORSE.
Ich weiß, es ist relativ billig, mit einem Zitat aus dem Pressetext eine Rezension zu beginnen, aber diese 4 Sätze beinhalten auf den Punkt genau die Essenz des neuen NEAL MORSE Solo Albums " Life And Times". Nein, er berührt uns diesmal nicht mit gewohnt progressiven Klängen, sondern lässt sich in bester Singer-/Songwritermanier meist sehr relaxt treiben und beweist, dass er zu den besten Songwritern der aktuellen Zeit gehört. Denn ich kann mich nicht erinnern in den letzten Jahren ein Album gehört zu haben, dass einen sonnigen Tag im Cafe so perfekt eingefangen hat, wie es NEAL mit "Manchester" gelungen ist. Ein Song, der mich mit seinem Gute-Laune-Feeling völlig infiziert hat und bei dem NEAL Manchester auch einfach mal so ans Meer verlegt. Ein herrlich erfrischender Ansatz mit einem tollen Text. Apropos Text. Singer-/Songwriter erzählen Geschichten und NEAL kann sich hier mit den besten orientalischen Geschichtenerzählern aus 1001 Nacht messen.
Wer die Geschichte des Ex-Soldaten William Busbee in "He Died At Home" mit solch treffenden Worten erzählen weiß und dazu die passende, diesmal sehr traurige, Stimmung so perfekt auf CD einfangen kann, ist in meinen Augen einfach nur genial. Sollte es Menschen geben, die bei diesem Lied keine Gänsehaut bekommen oder zumindest den Tränen nah sind, so wäre ich doch sehr überrascht. Auf dem Morsefest 2017, wo der Song seine Premiere hatte, sorgte er für ordentlich Gesprächsstoff und als Lilly Busbee, die Mutter, den Song gehört hatte, war sie so berührt, dass sie für das Video sogar Fotos von William zur Verfügung gestellt hat. Schaut euch einfach das tolle Video an, das ich euch unten angefügt habe. Charakteristischer für "Life And Times" ist allerdings das zweite Video zum Album und zum Song "Livin' Lightly". Ein ebenfalls Glückhormone versprühendes Stück.
Auf der gleichen Ebene stehen auch "Wave On The Ocean" oder das tolle "Selfie In The Square". Ebenfalls erwähnen muss ich noch das ruhige Country-mäßig angehauchte Duett "Old Alabama", bei dem Neal Julie Harrison (die auch auf den Worship Sessions mit ihm arbeitete) zu Wort kommen lässt. Einfach großartig. Wie ihr seht, kann ich nur absolut positives berichten und möchte dieses ruhige Album wirklich jedem Musikliebhaber ans Herz legen. Selten hat mich Musik so berührt wie "Life And Times" und damit hat NEAL MORSE sein Ziel, welches er in den ersten 4 Sätzen dieser Rezension formuliert hat, zu 100% erreicht.
Band: Metaprism Album: Catalyst To Awakening Spielzeit: 47:25 min. Plattenfirma: Graviton Veröffentlichung: 26.01.2018 Homepage: metaprism.co.uk
WERTUNG: 7 von 10
Tracklist: 01. The Awakening 02. Codex Regius 03. Unleash The Fire 04. Incarcerate 05. Anomalous I: Illogical Era 06. Anomalous II: Ghost of Asylum 07. Living By Proxy 08. Carve The Stone 09. Aftermath 10. Unanimous
Wer auf Metal inklusive Wechselgesang aus weiblichen Vocals und männlichen Growls steht, ist meistens entweder bei Symphonic Metal (mit viel Gefühl und halben Opernarien) oder Gothic Metal gelandet. METAPRISM gehen da trotz der gleichen Grundzutaten einen anderen Weg und ich möchte den Stil eher in Richtung Modern Metal mit teilweise viel Wumms kategorisieren. Schade, dass die Band bereits mit einigen Besetzungswechseln zu kämpfen hat. Seit dem für ein gewisses Aufhorchen sorgenden Debüt "The Human Encyrption" hat der damalige männliche Gegenpart zu Theresa Smith bereits das Handtuch geworfen und wurde durch Joey Draper ersetzt, der zwar in den cleanen oder auch rauhen Passagen durchaus Stärken hat, die Growls sind aber schon arg Durchschnitt. Mir fehlt dabei das letzte Quäntchen Power.
Doch kommen wir erstmal zu den Songs auf "Catalyst To Awakening". Nach einem kurzen Intro drückt der Opener "Codex Regius" fett produziert mit viel Double Bass aus den Boxen, die angenehm melodische Stimme von Theresa sorgt vielleicht nicht auf Anhieb für Gänsehautmomente, passt aber perfekt zum Sound der Band. Mit "Unleash The Fire" inkl. passendem Video (siehe unten) haben die Briten dann tatsächlich schon einen kleinen Hit am Start. Tolle Gratwanderung aus Melodie und Härte, mit Passagen bei denen nicht nur live ordentlich das Kopfhaar geschwungen werden darf. Allerdings haben sich auch Songs auf "Catalyst To Awakening" verirrt, zu denen ich auch nach dutzenden Hördurchläufen einfach keinen Bezug finde ("Incarcerate" oder "Living By Proxy"), es ist zwar alles fett produziert, aber so ganz kann mich das Songwriting nicht wirklich fesseln.
Und doch schaffen es METAPRISM immer wieder ein Lächeln auf mein Gesicht zu zaubern. Für einen Klassiker reicht die Hitdichte wie gesagt nicht - wer aber tolle Stücke wie auch "Carve The Stone" oder "Catharsis" (der unverständlicherweise ganz ans Ende des Albums gestellt wurde) sein eigen nennt, darf stolz auf sich sein. Der Auftritt auf dem Wacken Open Air 2015, als das Debüt noch nicht mal in den Läden stand, dürfte daher nicht der frühe Höhepunkt einer viel zu kurzen Karriere gewesen sein. Ich bin mir sicher, dass wir von den Modern Melodic Metallern von der Insel noch einiges hören werden.
Band: Mystic Prophecy Album: Monuments Uncovered Spielzeit: 40:41 min. Plattenfirma: Massacre Records Veröffentlichung: 12.01.2018 Homepage: www.mysticprophecy.net
WERTUNG: 7,5 von 10
Tracklist: 01. You Keep Me Hangin’ On (Kim Wilde/The Supremes Cover) 02. Hot Stuff (Donna Summer Cover) 03. Shadow On The Wall (Mike Oldfield Cover) 04. Are You Gonna Go My Way (Lenny Kravitz Cover) 05. I’m Still Standing (Elton John Cover) 06. Because The Night (Patti Smith Cover) 07. Space Lord (Monster Magnet Cover) 08. Get It On (T.Rex Cover) 09. Tokyo (Tokyo Cover) 10. Proud Mary (CCR Cover) 11. The Stroke (Billy Squier Cover) Digipak Bonustrack
Trotz vieler Besetzungswechsel sind sich MYSTIC PROPHECY immer treu geblieben und stehen seit über 15 Jahren für kräftigen klassischen Power Metal aus deutschen Landen. Nun haben sich die Allgäuer vermeintlich aus ihrer Komfortzone gewagt und stellen mit "Monuments Uncovered" ein Coveralbum mit Pop/Rock Hits von den 70ern bis in die 2000ern in die Läden. Man mag von reinen Coverversionen denken, was man will, die Bandbreite reicht von Geldmache bis kreativem Overkill, auf mancher Party sind diese genau richtig aufgehoben. Und natürlich verlassen R.D. Liapakis und Mitstreiter nicht wirklich Ihre Komfortzone, sondern verpassen den Stücken einen hartmetallischen Anstrich.
Absolut partytauglich und überraschend stark ballert "You Keep Me Hangin' On" mit Double Bass garniert aus den Boxen und sorgt für ein erstes breites Grinsen. Absolut gelungen. Die nächste Überraschung - der unsägliche DONNA SUMMERS Disco Fetzen "Hot Stuff" klingt mit E-Gitarren versehen tatsächlich geil. Leider folgt mit "Shadow On The Wall" ein kleiner Fehlgriff, der in keiner Weise mit dem kongenialen Original mithalten kann und in gewisser Weise etwas eintönig wirkt. Auch das sehr nah am Original gehaltene "Are You Gonna Go My Way" hätten sich MYSTIC PROPHECY sparen können, ebenso wie das einfach von viel zu vielen starken Musikern bereits gecoverte "Because The Night". Da wir gerade am Meckern sind, kann ich dem MONSTER MAGNET Cover "Space Lord" ohne wabernde Drogensoundkulisse nicht viel abgewinnen.
Doch dann hat es sich von meiner Seite auch schon mit den negativen Eindrücken, denn ansonsten machen MYSTIC PROPHECY einfach alles richtig - denn in Ihrer Version macht sogar ELTON JOHNs "I'm Still Standing" ordentlich Laune, "Get It On" gehört auch bedingt durch die mächtige furztrockene Produktion einfach nur auf volle Lautstärke aufgedreht und mit "Tokyo", "Proud Mary" und "The Stroke" heben sie sich auch noch die stärksten Versionen für den Abschluß eines vergnüglichen Albums auf. Die Reminiszenz an Ihre Einflüsse, so schräg diese auch sein möchten, ist damit im Grunde echt gelungen. Wenn da nicht die paar Lückenfüller/Ausrutscher wären... und trotzdem gebe ich vergnügt 7,5 Coverpunkte. Well done. Markus
Band: Magick Touch Album: Blades, Chains, Whips & Fire Spielzeit: 39:55 min. Plattenfirma: Edged Circle Veröffentlichung: 05.01.2018 Homepage: www.magicktouch.no
WERTUNG: 8 von 10
Tracklist: 01. Under The Gun 02. The Great Escape 03. Midnite Sadusa 04. Believe In Magick 05. Polonium Blues 06. Siren Song 07. Lost With All Hands 08. After The Fire 09. Electrick Sorcery 10. Blades, Chains, Whips & Fire
Im März 2016 konnte ich die grandiosen MAGICK TOUCH aus Norwegen noch als kleinen Insider-Tipp mit Ihrem Debüt "Elektrick Sorcery" vorstellen (hier die Rezension dazu). Nun kommt das Classic-Rock Trio aus dem hohen Norden bereits mit dem Nachfolger um die Ecke. Mit dem etwas irreführenden Titel "Blades, Chains, Whips & Fire" schielt man textlich eher in die True-Metal Ecke, bleibt aber glücklicherweise stilistisch dem gewohnt harten und riff-betonten Classic Rock treu. Schon beim Opener "Under The Gun" machen MAGICK TOUCH genau da weiter, wo sie beim Vorgänger mit "Loose Cannon" aufgehört haben - mit messerscharfen Riffs, einer verdammt breitbeinigen Attitüde und viel Gespür für den richtigen Song.
Mit "The Great Escape" und "Midnite Sadusa" folgen zwei weitere Kracher vor dem Herren, die nicht nur den berühmten THIN LIZZY-Spirit des Vorgänger atmen. Nein, auch ein wenig TED NUGENT oder frühere SCORPIONS meine ich da auszumachen. Mit "Believe in Magick" folgt daraufhin eine reinrassige Westcoast AOR Nummer mit ordentlich Schmackes auf der Hüfte. Warum muss ich bei dem Song immer nur an ALFONZETTI denken? Egal, eine herrliche Nummer.
Leider können MAGICK TOUCH das starke Niveau dann aber nicht ganz halten und bei "Polonium Blues" drücke ich dann doch öfter die Skip Taste als mir lieb ist. Nun folgt eine Achterbahn der Gefühle. Bei "Siren Song" schreie ich ganz verzückt und denke an frühe MÖTLEY CRÜE, als die Jungs noch Feuer im Hintern hatten. Geil!! "Lost With All Hands" und "After The Fire", mit einem balladesken Teil, laufen dann wieder etwas an mir vorbei, ehe "Electrick Sorcery" die Kohlen wieder aus dem Feuer holt. Und mit seiner gegen Ende genialen Aufzählung klassischer Hammerplatten des 80er Jahre Metals huldigen die Norweger gekonnt ihren Idolen und treten in deren Fußstapfen. Hier wird der Metal bzw. Classic Rock noch mit jeder Faser des Körpers gelebt - so stark spürt man diese Liebe.
Das an BLACK SABBATH erinnernde Titelstück beschließt dann wieder ein Album, welches bei so manchem Mujsikliebhaber ganz oben auf der Einkaufsliste stehen sollte. Schade, dass auf den knapp 40 Minuten doch ein paar Füller enthalten sind, die eine höhere Wertung verhindern. Und nun will ich euch endlich mal live in Good old Germany erleben, verflucht noch mal. Markus
BOUNCING BETTY aus Stuttgart werden mit Ihrer neuen EP "Pull The Plug" sicherlich keinen Innovationspreis bei Jugend forscht oder Jugend musiziert gewinnen, doch Ihr Heavy Rock macht definitiv Spaß. Gut, live wären BOUNCING BETTY mit Ihrem Sound sicherlich mitreißender als auf Schillerscheibe/Download. Mit richtig viel Schmackes kommt der Opener "B.B.I.T.", auf lang "biggest bitch in town", aus den Boxen und stellt eine wahre Abrechnung mit einer ?Ex-Freundin? dar. Glatte zwei Minuten voll auf die Glocke und auch noch recht anständig produziert. Etwas lässiger kommt "Fallen Angel" um die Ecke, zeigt aber auch die Defizite bei BOUNCING BETTY auf. So ist das instrumentale und stimmliche Spektrum der Schwaben nicht ganz so weitgefächert wie bei den ganz großen Bands der Zunft. Spielt aber im Grunde keine große Rolle. Abgerundet wird "Pull The Plug" durch das abschließende "Why", welches durchaus mit gelungenen Melodien und Riffs glänzen kann. Alles in allem machen BOUNCING BETTY vieles richtig und legen einen guten Einstand hin. Wenn die Jungs live abräumen, gebe ich Ihnen im schnellliebigen Musikbiz durchaus eine Chance. Markus
Band: Elvenking Album: Secrets Of The Magick Grimoire Spielzeit: 61:15 min. Plattenfirma: AFM Records Veröffentlichung: 10.11.2017 Homepage: www.elvenking.net
WERTUNG: 9 von 10
Tracklist: 01. Invoking The Woodland Spirit 02. Draugen’s Maelstrom 03. The One We Shall Follow 04. The Horned Ghost And The Sorcerer 05. A Grain Of Truth 06. The Wolves Will Be Howling Your Name 07. 3 Ways To Magick 08. Straight Inside Your Winter 09. The Voynich Manuscript 10. Summon The Dawn Light 11. At The Court Of The Wild Hunt 12. A Cloak Of Dusk
Bereits seit 20 Jahren sind nun ELVENKING schon aktiv, frönen Ihrer Mischung aus Folk und Power Metal und steigern sich in meinen Ohren von Album zu Album. Während das Debüt "Heathenreel" für mich noch ziemlich unausgegoren klang, haben die Italiener spätestens seit Ihrem 2007er Konzeptalbum "The Scythe" Ihren Stil gefunden. Und der liegt in der klassischen Schnittmenge aus FALCONER, HELLOWEEN und ein wenig MITHOTYN (falls die überhaupt noch jemand kennt) - also viel klassischer mit Klischees überhäufter, mit Fantasy-Texten gespickter epischer Metal und ein wenig Folklore passend dazu gemixt. Doch das soll jetzt überhaupt nicht negativ klingen, denn ELVENKING sind eine der Bands, die es geschafft aus dem Mittelmaß, in dem sie anfangs noch versumpft sind, herauszufinden und nun schon BLIND GUARDIAN-mäßige Alben zu veröffentlichen.
Auch das neunte Album "Secrets Of A Magick Grimoire" macht da keine Ausnahme und zählt für mich zu den Highlights 2017 und dem stärksten, was ELVENKING je veröffentlicht haben. Schon der Opener "Invoking The Woodland Spirit" zeigt nach einem 50-sekündigen, etwas überflüssigen, Intro die Marschrichtung an - treibende Drums, viel orchestrales Keyboard, das aber gekonnt den Songs nicht die Härte raubt und der markante Gesang von Sänger Damna. Alles in mitreißender Art und Weise auf Schillerscheibe gebrannt. Ziemlich nahtlos fügt sich das folgende "Draugens Maelstrom" ein, allerdings ist hier der Spannungsbogen aus ruhigen Parts bis hin zu Growls und immer viel Melodie noch ausgeprägter. Dementsprechend begeistert bin ich von diesem Stück, denn es hat fast alles drin, was ich an Metal so liebe. Etwas mehr in die Folk Metal Richtung schielt das folgende "The One We Shall Follow", mit einem wirklich überragenden Refrain, aber auch ein wenig zu viel Chören. Mir kommt da einen Mischung aus RUNNING WILD und SKYCLAD in den Sinn - interessant, welche Assoziationen manche Songs bei einem selbst wecken.
Anschließend folgt das in meinen Ohren stärkste Stück des Albums, "The Horned Ghost And The Sorcerer" wird sicher jeden Mittelaltermarkt zum Beben bringen. Neben der Halbballade "The Wolves Will Be Howling Your Name" muss ich außerdem das starke "The Voynich Manuscript" hervorheben, was bei einer durchwegs hohen Qualität des Albums allerdings schwer fällt. Denn es gibt kaum Ausfälle auf "Secrets Of The Magick Grimoire" zu entdecken. Lediglich manchmal, wenn sich Sänger Damna in höhere Gefilde wagt, verliert seine Stimme etwas an Kraft und wird ein wenig dünn. Vielleicht diese Ausflüge zukünftig sein lassen. Ansonsten bin ich praktisch durchwegs begeistert und kann für das neunte Album als logische Konsequenz auch fette neun Punkte auf die Scorertafel schreiben. Weiter so!! Markus
Band : Montrose Album : Paper Money Spielzeit : 35:11 / Veröffentlichung : 13.10.2017 Plattenfirma : RHINO Homepage : www.ronniemontrose.com
Wertung : 7 von 10 Trackliste : CD1
Underground
Connection
The Dreamer
Starliner
I Got The Fire
Spaceage Sacrifice
We're Going Home
Paper Money
CD2 Bonus Tracks: KSAN Radio Session, Record Plant, Sausalito, CA - December 26, 1974
Intro
I Got The Fire
Rock Candy
Bad Motor Scooter
Spaceage Sacrifice
One And A Half
Roll Over Beethoven
Trouble
Space Station #5
Etwas spät dran sind wir mit dem zweiten Teil der Rhino-Remasters um Montrose, doch besser so als nie. Ronnie Montrose wünschte sich ja nach dem bahnbrechenden (aber kommerziell erfolglosen) '73er Debut, welches noch heute Legendenstatus innehält, eine neue Ausrichtung seiner Musik. Die Arbeiten an Paper Money gestalteten sich jedoch aus verschiedenen Gründen schwierig. Die kürzlich neu aufgelegten Doppel-CDs belegen dies, klanglich bestmöglich aufgefrischt, und geben einen guten Einblick in die frühe Phase des 2012 verstorbenen Gitarristen und seiner damaligen Band. Wie erwähnt, es war der Wurm drin. Bassist Bill Church verließ die Band (um sich später Sammy Hagars' Soloprojekt anzuschließen) und wurde durch den Keyboarder und Bassisten Alan Fitzgerald ersetzt. Auch zwischen Hagar und Montrose schien die Chemie nicht mehr ganz zu stimmen, selbst wenn es kaum Hinweise auf Streitigkeiten oder Ähnliches gab, drifteten die beiden musikalisch auseinander. So gab Hagar Jahre später, nach Montroses' Tod, folgendes zu Protokoll: "We made one of the greatest hard rock/heavy metal albums of all time with that first Montrose album, and then he didn't want to do that anymore. "Nah, nah, we've got to have better songs, we've got to change our image, that kind of music is out". Wie viele von Euch wissen, verließ Sammy Hagar die Band, bzw. wurde entlassen, jedoch nicht ohne die Arbeiten an Paper Money zu beenden. Produzent war erneut Ted Tempelman. Trotzdem, der phasenweise lasche Charakter der Platte war mit dem knackigen Debut kaum zu vergleichen. Mit dem Opener Underground der Soft-Rocker Chunky, Novi & Ernie und der Stones-NummerConnection wurden zwei Cover an den Anfang der Platte platziert, doch vor allem die Umsetzung der beiden Songs fiel bei den meisten Fans gnadenlos durch, AOR wollten diese überhaupt nicht hören. Erst mit dem dritten Song, The Dreamer, kam ein wenig Härte auf, wenngleich auch diese Nummer wenig Drive hatte. Die Handbremse wurde dann doch noch gelöst, Starliner besticht durch eine wunderschöne Gitarrenarbeit und das Zusammenspiel aller Instrumente bis hin zum spacigen Keyboard. Was fehlt ist Hagars' Gesang, der instrumentale Song ist dennoch sehr gelungen.
Hagar besticht umso mehr im darauffolgenden I Got The Fire und plötzlich brechen alle Dämme, Montrose feuert aus sämtlichen Rohren, der Bass pumpt einen mörderischen Groove und die Drums pushen ohne Ende. Dazu Sammy Hagar mit seiner unwiderstehlichen Stimme, die mir auch heute noch Gänsehaut beschert. Mit Spaceage Sacrifice verarbeitet Science Fiction-Fan Hagar seine Eindrücke des '73er Streifens Soylent Green (dt."…Jahr 2022…die überleben wollen"), einer düsteren Zukunftsvision zum Thema Überbevölkerung und Umweltverschmutzung mit Chalton Heston in der Hauptrolle. Wie aktuell die schleppend-packende Nummer noch heute ist, sehen wir jeden Tag in den Nachrichten. Mit dem vorletzten Song, We're Going Home, verliert sich die Euphorie allerdings schon wieder. Die an sich lässig-entspannte Nummer besticht durch das unaufdringlich eingesetzte Mellotron und Montroses' Gesang, der im Gegensatz zu Hagar geradezu fragil und fast ein wenig ängstlich erscheint. Jedenfalls war das auch nicht gerade das, was sich die Fans erhofften. Die wurden dann mit der Schlussnummer entschädigt, mit Paper Money wurden die Pferde nochmal ein wenig von der Leine gelassen. Der Song besticht durch einen hypnotisch-monotonen Groove und Sammy Hagar zeigt erneut, wer das Mikrophon regiert, Montrose darf dafür im Mittelteil demonstrieren was er an der Gitarre kann und zaubert ein enorm verzerrtes Solo in den Song hinein.
Die zweite CD stellt den eigentlichen Mehrwert dieser Zusammenstellung, es knarzt und wummert von Anfang an und umso mehr wird klar, warum Paper Money nicht an das Debut anknüpfen konnte: Die Energie, die Montrose plötzlich live (ohne Publikum) in den Record Plant Studios entfachten, suchten die Fans auf der Platte weitestgehend vergeblich. Montrose hatte mit seinem Bedürfnis, den Sound der Band glatter zu bügeln, um ein größeres Publikum erreichen zu können, aufs falsche Pferd gesetzt. Mit gelockerter Handbremse, und bezeichnenderweise nur zwei Songs aus Paper Money zeigt die Band plötzlich enorme Spielfreude, Energie und einen bestens aufgelegten Sammy Hagar in der finalen Eruption Space Station #5. Hörenswert. Bernd Fischer
Band: Shakra Album: Snakes & Ladders Spielzeit: 50:16 min. Plattenfirma: AFM Records Veröffentlichung: 10.11.2017 Homepage: www.shakra.ch
WERTUNG: 8,5 von 10
Tracklist:
01. Cassandra's Curse 02. Friday Nightmare 03. Snakes & Ladders 04. Something You Don't Understand 05. The Seeds 06. Rollin' 07. Medicine Man 08. I Will Rise Again 09. Open Water 10. The Race Of My Life 11. Fire In My Veins 12. The End Of Days
Auch das zweite Album der Schweizer nach der Wiedervereinigung mit Sänger Mark Fox läuft bei mir auf Dauerrotation. War der Vorgänger "High Noon" einer meiner Anwärter auf das Album des Jahres 2016, so kann ich sagen, dass auch gut 1 1/2 Jahre später alles beim Alten im Hause SHAKRA ist. Der hohen schweizer Hardrockkunst wird auch auf "Snakes & Ladders" ungehemmt gefrönt.
Sei es beim starken Opener "Cassandra's Curse", dem klassischen Titelsong mit einem Hammerrefrain oder meinem absoluten Favoriten: der genialen Powerballade "Open Water", SHAKRA machen genau da weiter wo sie bei "High Noon" aufgehört haben. Kein Wunder, dass Gitarrist Thomas Muster der Meinung ist, dass z.B. "Something You Don't Understand" neben "Cassandra's Curse" der beste Song sein soll, den er je geschrieben hat. Klar ist man als Musiker immer auf das aktuelle Machwerk stolz, aber Thomas hat durchaus Recht. Die starke Melodie bei genanntem Stück ist tatsächlich als eine der eingängigsten in der über 20-jährigen Karriere der Schweizer einzustufen. Manchem Fan könnte es einen Tick zu poppig sein, ich jedoch bin durchaus angetan. Daher auch zuvor der Hinweis auf die Powerballade "Open Water" - selten hat mich Mark mit seinem Gesang so von der ersten Sekunde an abgeholt und spätestens nach dem dritten Durchlauf, summe und singe ich fröhlich mit. Soviel Gefühl in einem Hardrocksong findet man wirklich selten.
Ebenfalls erwähnen muss ich noch das live sicher zu einer Mitsinghymne werdende "I Will Rise Again" und das starke treibende "The Race Of My Life", welches vor positiver Energie Funken sprüht. Da auch anno 2017 kaum schwache Stücke auf "Snakes & Ladders" zu finden sind, kann man getrost attestieren, dass SHAKRA die Erfolgsleiter noch eine Stufe nach oben klettern können. Für Freunde gepflegten Hardrocks europäischer Prägung führt auch dieses Jahr kein Weg an SHAKRA vorbei. Da sich die Veränderungen zum Vorgänger wie gesagt in homöopathischen Grenzen halten, gebe ich saustarke 8,5 von 10 Punkten, noch dazu gibt es auch auf "Snakes & Ladders" nicht einen kompletten Ausfall zu verzeichnen - dafür sind SHAKRA einfach schon zu lange im Geschäft und wissen einfach was sie tun. Markus
Band: Eternal Flight Album: Retrofuture Spielzeit: 60:08 min. Plattenfirma: Massacre Records Veröffentlichung: 17.11.2017 Homepage: https://de-de.facebook.com/ETERNALFLIGHT.BAND/ WERTUNG: 5,5 von 10 Tracklist: 1. Ante-dote 2. Poison 3. The Journey 4. Retrofuture 5. Nightmare King II 6. Machine God 7. Routine Of Darkness 8. Sinner 9. Danger Calling 10. Succubus 11. Labyrinth 12. Pandora's Box 13. Angels Of Violence
Ja, ich weiß, mit ETERNAL FLIGHT kommt nach COMMUNIC innerhalb kurzer Zeit die zweite Prog Metal Band hier zu einer Rezension. Doch ich muss gestehen, es war mal wieder an der Zeit für anspruchsvolleren Prog Metal, bei dem eben die Melodie nicht zu kurz kommt. Während COMMUNIC mich wieder vollauf überzeugen konnten, tun sich die Franzosen/Schweizer von ETERNAL FLIGHT um einiges härter. "Retrofuture" ist bereits das vierte Album der Band und man hört hier definitiv heraus, dass keine jungen unbedarften Burschen am Werk sind, sondern durchwegs erfahrene und gestandene Musiker. Allerdings kommt es mir schon komisch vor, dass mit Album Nummer 4 auch die vierte Plattenfirma am Start ist, nach z.B. Cruz Del Sur und Yesterrock hat sich nun Massacre Records dem Quintett angenommen.
Nach einem kurzen unspektakulären Intro kann mich der Opener "Poison" mit seiner gelungenen Mischung aus US Power Metal und melodischen europäischen Einflüssen absolut überzeugen, fast als würde eine Chimäre aus SAVAGE GRACE, JUDAS PRIEST und HELLOWEEN auf der Bühne stehen. Der ruhige Beginn bei "The Journey" lässt ebenfalls großartiges erhoffen und man wird nicht enttäuscht. Messerscharfe Gitarrenriffs, eine druckvolle Produktion und abermals ein Ohrwurm-Refrain und ich bin geneigt über eine richtig geile Wertung nachzudenken. Doch dann folgt das große Aber - während das fast schon trashig anmutende "Retrofuture" noch in großen Teilen überzeugen kann, geht ETERNAL FLIGHT danach kompositorisch ziemlich die Luft aus.
Beim fast neunminütigen "Nightmare King II" fange ich bei mancher Passage tatsächlich das Gähnen an. Das haben einfach progressive Metal Größen wie FATES WARNING oder die Götter von DREAM THEATER, um nur mal zwei zu nennen, alle schon tausend Mal besser hinbekommen. Gerade was die Songstruktur, den Spannungsaufbau und die überraschenden Breaks angeht. Denn der Break vorm bzw. nach dem Refrain wirkt einfach nur, als ob man zwei Songideen miteinander verknüpfen wollte, aber nicht wusste wie. Das folgende "Machine God" bietet dann wiederum nur Standardware und so richtig bleibt absolut nichts mehr bei mir hängen. Trotz vielfacher Versuche. Trauriger Tiefpunkt, das in meinen Ohren völlig inakzeptable "Danger Calling", das sich stark nach 80er Jahre Jungspund Metal, aber ohne den rauen Charme der damaligen Zeit, anhört.
Lediglich das mit einer düsteren Atmosphäre im Midtempo Bereich gehaltene "Pandora's Box" lässt mich noch kurz aufhorchen, kann die Gesamtwertung aber nicht mehr völlig retten. "Retrofuture" ist mit 3 starken und 1 gutem Song bei über einer Stunde Spielzeit nicht zu einem Highlight geworden und bleibt im Mittelfeld stecken. Denn es ist zwar nichts so wirklich schlecht (außer "Danger Calling"), aber zuviel durchschnittliches und zu oft gehörtes tut einem Progressive Metal Album halt einfach nicht gut. Vielleicht klappt es beim fünften Anlauf. Unten habe ich euch noch das Video zu "Poison" hinzugefügt, dann habt ihr schon 1/3 des guten Materials gehört.
Band : Project Mama Earth Album : Mama Earth Spielzeit : 30:11 Min. Veröffentlichung : 10.11.2017 Plattenfirma : Provogue / Mascot Label Group Homepage : www.mascotlabelgroup.com/project-mama-earth Wertung : 6 von 10 Trackliste :
Mama Earth
Interlude 1
Waterfall
Interlude 2
Spring
Interlude 3
What Would She Say ?
Interlude 4
Entanglement
Interlude 5
Breathe
Das Thema Ethno- bzw. Weltmusik ist hier im Rockingboy im Grunde nie eins gewesen und ob das Project Mama Earth mit gleichnamiger EP daran etwas ändern wird, wer weiß das schon. Die knapp 30-minütige Platte hat einen ganz speziellen Charme und wer von Euch mit der Sängerin Joss Stone etwas anfangen kann, wird ohnehin mal reinhören wollen. Immerhin verfügt die Britin, die bereits als 16-jährige mit ihren Soul Sessions für einigen Wirbel sorgte, über ein einprägsames, souliges Organ, weshalb sie von ihrem langjährigen Weggefährten und Schlagzeuger Jonathan Joseph, der das Project bereits 2013 ins Leben gerufen hat, um ihre Beteiligung gebeten wurde. “Ich war von Anfang an ein Joss Stone Fan und mit ihr zu arbeiten ist ein Segen für mich. Ich liefere die Rythmen und sie die Melodien...wie könnte ich da nein sagen, wenn sie mir ihre Zusammenarbeit anbietet ?"
Letztlich ist es aber nicht nur die Weltenbummlerin Joss Stone, die das Project Mama Earth hörenswert geprägt hat. Die Idee zur Verquickung afrikanischer Einflüsse mit westlichen Akkorden und Rythmen hatte Jonathan Joseph bereits vor Jahren. Die Umsetzung jedoch war eine riesige Aufgabe für alle, wie Bassist Étienne M'Bappé betont: "Es gab praktisch keine Vorbereitung und so war es eine echte Herausforderung, im Aufnahmestudio aufzutauchen und aus den kleinen Ideen, die Jonathan an seinem Schlagzeug hatte, etwas zu machen. Alles wurde just in diesem Moment geschaffen und das war eine Erfahrung, die unser aller Horizont erweitert hat. Es ist wie beim Kochen, Du öffnest den Kühlschrank und siehst was drin ist...daraus bereitest Du halt Deine Mahlzeit zu. Wir wollten all diese kreativen Momente einfangen, sobald einer von uns eine Idee hatte, verfolgten wir sie gemeinsam".
Die Verschmelzung der verschiedenen Welten nahm im Studio ihren zehn Tage dauernden Lauf, als Jonathan, Étienne, Jonathan Shorten (Keyboards) und Nitin Sawhney (Gitarre) anfingen, von kamerunischen Wurzeln geprägte Klänge miteinander zu verknüpfen. Diese uralten Tanzrythmen, Mangabeu und Bikutsi, sind beiderseits in die Platte eingeflossen, vermischten sich aber mit westlichen Rock-, Funk- und gar Jazzklängen und eben dem Soul von Joss Stone.
Ergebnis sind sechs Songs, die im völligen Gegensatz zu dem stehen, was hier sonst über den Tisch geht. Unterbrochen werden diese von sog. Interludien (Zwischenspielen), die ihre Grundlage ebenfalls im Afrikanischen haben. Die Musik strahlt vom Beginn an eine sehr entspannte und warme Atmosphäre aus und erinnert mich persönlich ein wenig an eine tanzbare Mischung aus Tony Childs zu ihrer Union-Zeit und Youssou N'Dour. Hörer, die häufiger in der Ethno-Musik unterwegs sind, werden vielleicht passendere Vergleiche zitieren können, dies sind meine persönlichen Eindrücke. Mich packt die Platte nicht wirklich, obwohl ich sie für eine gute Möglichkeit halte, den eigenen Horizont um neue Eindrück zu erweitern.
Wer also Zeit für eine halbstündige Reise ins ferne Afrika hat und Bock auf ein spannendes musikalisches Abenteuer, sollte sich Mama Earth besorgen. Beinharte Rock-Fans ohne Lust auf Firlefanz jeglicher Art werden hier eher müde lächeln... Bernd Fischer
Band: Miss Velvet And The Blue Wolf Album: Bad Get Some Spielzeit: 58:59 min. Plattenfirma: Heresy Records Veröffentlichung: 24.11.2017 Homepage: https://missvelvetandthebluewolf.com/
WERTUNG: 7 von 10
Tracklist: 01. Bad Get Some 02. Run 03. Like You Do 04. Love Train 05. Rain 06. Dare 07. Edge Of The Line 08. Velvet Door 09. Drowning 10. Summertime
Als das neue große Ding aus den Staaten wird uns MISS VELVET AND THE BLUE WOLF von der Promotion Firma angepriesen und mit ordentlich Live Vorschuß-Lorbeeren überhäuft. Dazu kommen Vergleiche mit unsterblichen Größen wie CHICAGO, LED ZEPPELIN, JANIS JOPLIN sowie ETTA JAMES. Normalerweise bin ich spätestens da misstrauisch und doch muss ich zugeben, dass in den Venen der Newcomer genau dieses Blut fließt. Frontfrau MISS VELVET, eigentlich eine schlanke großgewachsene Blondine klingt stellenweise genau nach den beiden weiblichen Legenden. Dazu kommt, dass der Mix aus Funk, 70s Rock und einem Schuß Soul tatsächlich verdammt geil um die Ecke kommt und es nicht all zu viele Referenzen 2017 gibt, die sich diesen Sound auf die Brust geschrieben haben.
Während der Titeltrack und Opener erstmal knapp über eine Minute gemählich die Spannung aufbaut, ehe Miss Velvet zu Worte kommt, und der lässige funkige Groove mit der wirklich besonderen Stimme garniert mich von Beginn packt. Noch funkiger und mitreißender folgt mit "Run" eines der Highlights des Albums. Hier sind Bläser und Saxophon perfekt in den Song integriert und die energetische Live Atmosphäre, die das Album ausmacht, kommt perfekt zur Geltung. Der Wechsel zwischen funkigen Passagen und 70s Rock ist hier richtig gut geglückt. Ach ja, da habe ich soviele Worte um die Frontfrau gemacht, die instrumentale Abteilung also "THE BLUE WOLF" liefert ebenfalls eine amtliche Vorstellung ab.
Etwas irritiert sehe ich dann beim leicht psychedelisch angehauchten "Like You Do" aus der Wäsche. Erstens kommt mir der Refrain arg bekannt vor, zweitens geht mir der Song spätestens nach dem dritten Hören irgendwie total auf die Nerven. Glücklicherweise gibt es mit der richtig guten Cover Version von "I Can't Stand The Rain" (ANN PEEBLES, TINA TURNER) wieder ordentliches Futter, auch wenn die Version auf über 7 Minuten mit jazzigen Passagen aufgebläht dann doch nicht zu 100% überzeugen kann. Genau darin liegt mein Problem mit der gesamten Platte, manchmal verlieren MISS VELVET AND THE BLUE WOLF einfach den roten Faden und einiges wirkt spontan improvisiert - eben als würde es live eingespielt sein - und so zerren manche Passagen einfach an meinen Nerven, da diese einfach meinen persönlichen Geschmack nicht treffen.
Dass es auch ruhiger klappt, beweist das wunderbare "Dare", bei dem sich MISS VELVETS Stimme erst um dein Ohr schmeichelt, um dann im Refrain zu explodieren. Das ist geil, basta. Was kann ich mir also für die Zukunft der noch jungen Band wünschen? Ganz einfach, dass Sie live auch in Europa alles abräumen werden, denn diese Mucke gehört auf die Bühne eines verrauchten verschwitzten Clubs und dass vielleicht beim nächsten Mal der Fokus noch stärker auf die Songs gelegt werden und das Drumherum etwas abgespeckter aus den Boxen kommt. Ach ja, ich sollte noch erwähnen, dass mit GERSHWINS "Summertime" eines der meist gecoverten Stücke der Jazz- und Popgeschichte den Abschluss eines sehr ambitionierten Albums bildet, das für mich leider manchmal etwas übers Ziel hinausschießt, auf der anderen Seite aber eine verdammt talentierte und ungewöhnliche Band vorstellt, die es verdient eingehender betrachtet zu werden - und das hoffentlich über einen längeren Zeitraum.
Band : Montrose Album : Montrose Spielzeit : 32:13 / 68:51 Min. Veröffentlichung : 13.10.2017 Plattenfirma : RHINO Homepage : www.ronniemontrose.com Wertung : 9 von 10 Trackliste : CD 1
Rock The Nation
Bad Motor Scooter
Space Station #5
I Don't Want It
Good Rockin' Tonight
Rock Candy
One Thing On My Mind
Make It Last
CD 2 Bonus Tracks:
1-6 1973 Demos
7-17 KSAN Radio Session, Record Plant, Sausalito, CA - April 21, 1973
One Thing On My Mind
Shoot Us Down
Rock Candy
Good Rockin' Tonight
I Don't Want It
Make It Last
Intro
Good Rockin' Tonight
Rock Candy
Bad Motor Scooter
Shoot Us Down
One Thing On My Mind
Rock The Nation
Make It Last
You're Out Of Time
Roll Over Beethoven
I Don't Want It
Wer heute den Namen Montrose in den Mund nimmt und sich ein wenig mit der Geschichte der harten Rockmusik beschäftigt hat, wird im Hinterkopf haben, daß der Gitarrist aus San Francisco im Oktober 1973 nicht nur sein Debut veröffentlichte, sondern DAS Album, welches nicht nur den US-Metal, sondern die Szene weltweit massiv beeinflusste. Kurz vor Montrose waren die Amis noch auf der Suche, Ted Nugent dümpelte mit den Amboy Dukes im Acid-Rock herum, Kiss lernten sich grad erst kennen und andere erwähnenswerte US-Bands klebten fest im Blues- (Mountain) oder Garage-Rock (Stooges) während die Altväter Grand Funk Railroad und Blue Cheer ihr Pulver bereits verschossen hatten. Viele Einflüsse prägten den zukünftigen Sound, vor allem britische Bands wie Black Sabbath und Deep Purple, doch Montrose kreierten ihren ganz eigenen, technisch anspruchsvollen, hochenergetischen Metal-Sound. Dabei schien es sich im Fall von Ronnie Montrose erstmal ganz anders zu entwickeln, immerhin jobbte der junge Gitarrist zunächst als Studiomusiker für Van Morrison, Boz Scaggs, Herbie Hancock und Edgar Winter, die ja ganz anderen Klängen frönten. Der wachsende Wunsch nach härteren Sounds veranlasste Ronnie jedoch, eine eigene Band zu gründen. Er suchte und fand in Produzent Ted Templeman, der vorher mit den Doobie Brothers, Little Featund Van Morrison gearbeitet hatte, einen passenden Partner, der seine musikalischen Vorstellungen umsetzen konnte. Hinzu kam, daß Montrose in Sammy Hagar auf einen Sänger stieß, der über ein unglaubliches Organ und eine tolle Präsenz verfügte. Ronnie's langjähriger Kumpel und Bassist Bill Church und Drummer Denny Carmassy komplettierten die Band. Die "amerikanischen Led Zeppelin", wie Montrose später gerne genannt wurden, waren ready to go...
Aus Sicht heutiger, junger Hörer, die geprägt sind von der Vielfalt des immensen Angebotes, mag Montrose im Jahr 2017 ein wenig altbacken klingen, 1973 jedoch platzte mit der Veröffentlichung des Albums eine Bombe, der leider viel zu lange die Anerkennung verwehrt wurde. Sammy Hagar äußerte sich kurz nach Ronnie Montrose's tragischen Tod im März 2012, folgendermaßen: “There was Jimmy Page, Jeff Beck and Clapton, those were the guys, but none had Ronnie’s fire. He played at 100%, he was just on fire - he jumped around, just was a really high-energy performer. I learned all that from him, and everything I do today - no ego involved - it came from him, from seeing him perform that first time with Edgard Winter and then standing next to him within a week and rehearsing. I was always a high-energy guy, but I wasn’t that way [onstage] until I got in Montrose.”
Vom ersten Moment an drücken Montrose das Gaspedal bis zum Anschlag durch, ob im treibenden Opener und all-Time Klassiker Rock The Nation, der an MC5's Kick Out The Jams erinnert oder dem durch Montroses Honda350-Imitation geprägten Bad Motor Scooter, die Platte brettert nur so durch die ersten beiden Songs. Das riffgewaltige und von Hagars Science-Fiction-Fantasien geprägte Space Station #5 lässt sich vom hart swingenden I Don't Want It ablösen, immer voran die Gitarre von Ronnie Montrose und das unglaublich straffe Schlagzeug/Bass-Fundament, welches sämtliche Songs wie ein Uhrwerk zum Ziel treibt. Dem Ganzen setzt Sammy Hagar die Krone auf, dessen Gesangsleistung sich, man achte erneut auf den Zeitpunkt seiner Entstehung, kaum in Worte fassen lässt. Diese Art zu singen, mit all ihrer Kraft und Vehemenz und doch mehrere Oktaven umfassend, hatte es bis dahin in Kombination mit dieser Bandleistung nicht gegeben. Kein Wunder daß eine Band wie Van Halen direkt daran anknüpften, diesen Sound, insbesondere Montrose's Saitenkünste, kopierten, verfeinerten und tierisch damit abräumten. Und genau der Erfolg war es denn auch, der Montrose anfänglich fehlte...der Markt war noch nicht bereit für solch ein Feuerwerk. So verkaufte sich die Scheibe zunächst schleppend, mutierte über die Jahrzehnte jedoch verdientermaßen zum Millionenseller.
Was bleibt sind späte Ehrungen wie diese remasterte und um diverse Bonustracks aufgewertete 2CD RHINO-Neuauflage und eben die Songmonster, wie das überragende Rock Candy. Der fünfminütige Song ist ein Monument von Song, eben weil alles irgendwie neu war. Ob das von Bass und Schlagzeug geprägte Kurz-Intro, die mäandernde, schleppende Gitarrenarbeit von Ronnie Montrose oder Sammy Hagars lässiger Gesang, die Nummer entfaltet einen mitreissenden Charme, dem man sich schlecht entziehen kann. Wie gesagt, wer gedanklich ein paar Jahre zurück spulen kann, bekommt eher einen Zugang. Es fällt schwer, besondere Highlights oder Schwachpunkte zu finden, Montrose ist eine Platte, die auch ich jahrelang übersehen habe, dafür aber umso mehr schätzen gelernt habe, weil sie musikalisch als auch historisch betrachtet ein Meilenstein ist.
Montrose präsentierten sich der Öffentlichkeit erstmals am 21. April 1973 in Form einer 45 minütigen Radioshow auf der KSAN FM’s Tom Donahue Show. Die Show beinhaltete das komplette Album (außer Space Station #5) und wurde im Record Plant Studio, Sausalito, mitgeschnitten. Hinzu kamen Roll Me Nice, You’re Out Of Time, und Roll Over Beethoven. Die Aufnahme war jahrelang nur als Bootleg erhältlich und ist jetzt als Bonus auf der zweiten CD dieser Veröffentlichung erhältlich. Hinzu kommen erstaunlich gut produzierte Demo-Tracks, die ein sehr gelungenes Re-Release abrunden und den Kauf der Doppel-CD absolut rechtfertigen.
Rhino zeigt an dieser Stelle, wie mit der Geschichte unserer Musik umgegangen werden sollte, ich für meinen Teil freue mich schon auf das zweite Montrose-Album, Paper Money.
Band: Communic Album: Where Echoes Gather Spielzeit: 53:10 min. Plattenfirma: AFM Records Veröffentlichung: 27.10.2017 Homepage: www.communic.org
Wertung: 8 von 10
Tracklist:
01. The Pulse of the Earth (Part 1 - The Magnetic Center) 02. The Pulse of the Earth (Part 2 - Impact Of The Wave) 03. Where Echoes Gather (Part 1 - Beneath The Giant) 04. Where Echoes Gather (Part 2 - The Underground Swine) 05. Moondance 06. Where History Lives 07. Black Flag Of Hate 08. The Claws Of The Sea (Part 1 - Journey Into The Source) 09. The Claws Of The Sea (Part 2 - The First Moment)
Es ist schon geschlagene 12 Jahre her, dass sich die Wege der norwegischen Progressive Metaller COMMUNIC mit den meinen kreuzten, denn damals bekam ich deren offizielles Debüt "Conspiracy In Mind" zum intensiven Hörgenuß dargereicht. Und was soll ich sagen, auch wenn nicht alles Gold war, was glänzte, so blieben mir die Jungs doch in angenehmer Erinnerung. Und doch verlor ich die Band nach dem 2006er Output "Waves Of Visual Decay" aus den Augen und die beiden folgenden Alben "Payment Of Existence" und "The Bottom Deep" sind mir noch immer unbekannt. Nach einer langen Pause, bedingt durch "Elternzeit" und sonstigen Herausforderungen, denen sich die Skandinavier stellen mussten, erscheint nun über AFM Records das Comeback "Where Echoes Gather".
Rein musikalisch hat sich im Grunde nicht viel verändert, es regiert weiterhin progressiver Metal, der zwischen trashigen Passagen und hochmelodischen, fast schon poppig anmutenden Momenten geschickt und mit viel Gefühl wechselt. Leicht machen es COMMUNIC dem Hörer nicht immer den teilweise recht verschachtelten Stücken zu folgen und doch verlieren Sie nie den berühmten roten Faden. So startet "The Pulse Of The Earth (Part 1 - The Magnetic Center)" sogleich mit harten Riffs, ungewöhnlichen Breaks und einer leichten 70er Jahre Attitüde (die ich mir aber so gar nicht logisch erklären kann) und hinterlässt mich nach dem ersten Hören etwas ratlos zurück. Denn der Opener benötigt mehr als 5-6 Durchläufe, um dann endlich zu zünden. Das könnte das Trio um Sänger/Gitarrist Oddleif Stensland, Bassist Erik Mortensen und Schlagzeuger Tor-Atle Andersen naturbedingt sich etwas einfacher machen.
Doch spätestens beim zweigeteilten Titeltrack haben mich COMMUNIC wieder in ihren ganz eigenen Bann gezogen. Doch das persönliche Highlight dieses Albums ist meiner Meinung nach das fast 9-minütige "Moondance", welches mit seiner anfänglichen ruhigen Atmosphäre bei mir ganz fett punkten kann. Da kommen Erinnerungen an SANCTUARY bzw. NEVERMORE bei mir auf, die ich seit Jahren vergöttere. Schade, dass COMMUNIC dieses Niveau leider nicht über die volle Spielzeit des Albums halten können. Während mir der Refrain bei "Where History Lives" etwas zu banal um die Ecke kommt, läuft "Black Flag Of Hate" gar völlig an mir vorbei. Ist mir ein bisschen zu klassischer Progressive Metal ohne das gewisse Etwas.
Glücklicherweise bleibt es bei dieser kleinen Schwächephase und die letzten beiden Tracks "The Claws Of The Sea (Part 1 - Journey Into The Source)" und "The Claws Of The Sea (Part 2 - The First Moment)" können mich dafür entschädigen. Hier zeigen COMMUNIC abermals Ihr ganzes Können und ich staune abermals, wie man als Trio nur solch einen guten Sound hinbekommt. Respekt. So kann ich starke 8 von 10 Punkten zücken und freue mich, dass es COMMUNIC wieder auf die Metal Veröffentlichungslandkarte geschafft haben. Lasst euch aber bis zum nächsten Album aber bitte nicht mehr ganz so viel Zeit.
Band: Europe Album: Walk The Earth Spielzeit: 41:01 min. Plattenfirma: Hell and Back Recordings Veröffentlichung: 20.10.2017 Homepage: www.europetheband.com
WERTUNG: 8,5 von 10
Tracklist:
1. Walk The Earth 2. The Siege 3. Kingdom United 4. Pictures 5. Election Day 6. Wolves 7. GTO 8. Haze 9. Whenever You’re Ready 10. Turn To Dust Europe können einem leid tun. Die einen (vornehmlich die böse dreinguggende Metalfraktion) schieben sie ins käsige One-Hit-Wonder-Regal und hassen sie für den "Final Countdown" (und tanzen dann Silvester freudselig dazu ins neue Jahr). Die andere trauern gerade diesen seligen 80er Zeiten hinterher und wünschen sich Songs a'la "Carrie" und "Rock The Night" Version 2.017. Europe ist dies alles egal und das ist gut so. Wie sämtliche Vorgängerwerke seit ihrem Comeback in 2003 scheren sich die Jungs um Joey Tempest einen feuchten Dreck darum, was angesagt oder gewünscht wird sondern ziehen ihr Ding durch. Und das heisst auf "Walk The Earth" klassischer Hardrock mit vielen Einflüssen von Deep Purple. Der vorab bereitgestellte Titelsong gibt die Marschrichtung für die nächsten gut 40 Minuten vor. Classic Rock wie er im Buche steht, die Schweineorgel dröhnt wie in den 70ern und Joey Tempest ist wie immer gesanglich eine Bank. Lediglich bei John Norum hat man manchmal das Gefühl er zieht sich etwas zurück aber dennoch brilliert er mit seinen Soli, die zwar nicht spektakulär aber effektiv sind. Und seinen eigenen spezifischen Sound hat er sowieso. Für diejenigen, denen "War Of Kings" etwas zu langsam vom Tempo war (zu denen zähle ich mich auch), werden auf der neuen Scheibe gut bedient, denn es sind einige schnelle Rocker am Start. Dazu zählt u.a. "The Siege" und der härteste Song der Scheibe "GTO", der auch teilweise an Thin Lizzy zu "Thunder And Lightning"-Zeiten erinnert. Beides sehr geile Nummern. Über mangelnde Abwechslung kann man sich weissgott nicht beschweren. "Pictures" ist die einzige Ballade der Scheibe, jedoch nicht im Stil von "Carrie" & Co. sondern der Geist von David Bowie's "Space Oddity" ist nicht zu übersehen bzw. hören (fast schon etwas zu prominent). "Wolves" verlangt dann schon etwas Offenheit des Hörers, denn der Song ist so ziemlich der Düsterste in der gesamten Europe-Discographie. Psychedelisch angehaucht mit einem monotonen Vers, der sich aber zumindest im Chorus zu einer kleinen Hymne steigert. Gewöhnungsbedürftig aber mutig.
Meine Lieblingsnummer ist derzeit "Election Day", eine Nummer, welche noch am ehesten an vergangene 80er Zeiten erinnert und eine majestätische Hymne vor dem Herrn darstellt.
Diejenigen, die ständig behaupten, dass Europe zu stark von ihrem Signiture-Sound abweichen, sollten sich die Mühe machen und "Kingdom United" einmal mit Stücken der allerersten Europe-Scheiben vergleichen. Sie werden dann feststellen, dass die Unterschiede dann doch nicht so groß wie befürchtet sind, starteten die Schweden einst ebenfalls mit klassischem Hardrock durch, ehe die melodisch-süßliche Note mehr betont wurde. Mit "Haze" hat sich "War Of Kings Part 2" eingeschlichen, dass Riff ähnelt dem des Titelsongs doch frappierend wie auch der gesamte Songaufbau. Alles in allem ist "Walk The Earth" erneut eine runde Sache und dürfte jeden neuzeitlichen Europe-Anhänger mehr als zufrieden stellen. Richtige Ausfälle kann ich nicht ausmachen und man darf gespannt sein wie die neuen Songs live klingen. Auf der kommenden Tour im November/Dezember sollte man sich davon sein eigenes Bild machen. Ich freue mich jedenfalls darauf.
Band : 10 Years Album : (how to live) As Ghosts Spielzeit : 40:29 Minuten Veröffentlichung : 27.10.2017 Plattenfirma : Mascot Records Homepage : www.10yearsmusic.com Wertung : 7 von 10
Trackliste :
The Messenger
Novacaine
Burnout
Catacombs
Ghosts
Blood Red Sky
Phantoms
Vampires
Halos
Lucky You
Insomnia
Zugegeben, wenn Jesse Hasek über seine Schlaflosigkeit, sorry -Insomnia- singt, hat das schon einen ganz besonderen Charme. Fast hätten 10 Years aus Knoxville, Tennessee meine Aufmerksamkeit gar nicht bekommen, doch ein hartnäckiger Promoter sah das nicht ein. Und da die CD jetzt schon mal in meiner Anlage liegt und sich in mein Gehör rotiert, will ich auch mal nicht so sein. Immerhin legen die Jungs mit (how to live) As Ghostsihr inzwischen achtes Album vor - da muss ja irgendwas dahinter stecken. Dabei haben sich 10 Years der Sorte Metal verschrieben, die mir ehrlich gesagt schon immer irgendwie abging. Ich assoziiere, vermutlich altersbedingt, mit all diesen Nu-, Emo- und was-auch-immer Metal-Bands, bunte Tagebücher, deren Inhalte in Songs verarbeitet werden und deren Besitzer sich selbst mit Ü30 noch immer nicht von ihren bösen und ungerechten Eltern abgenabelt haben. Dabei gibt es ja durchaus die Befürchtung zu vermuten, daß ich von Alledem, also von den Problemchen der heutigen Jugend, überhaupt keinen Plan mehr habe. Wer weiß das schon...
Jedenfalls haben Drummer Brian Vodinh und Gitarrist Matt Wantland nach einer selbstauferlegten Pause zur Band zurückgefunden und beschlossen, gemeinsam mit den alten Freunden einen echten Hammer rauszuhausen. "In the past, I've written a lot of songs that were pretty ambiguous. But on this record, I'm more comfortable being direct and talking about things that are important to me. I'm older and find myself reflecting on the world more especially after having traveled the world and talk to people and really see what's going on" so Hasek. Zur Seite stand ihnen dabei Produzent Nick Raskulincz (Alice In Chains, Ghost, Deftones, Mastodon) und was soll ich sagen, es hat sich durchaus gelohnt. Selbst wenn mir XXXXL-Harmonien und die maximale Anhäufung von Hooklines ein wenig den Zahn ziehen, so richtig kitschig oder gar peinlich wird das nie. Und ja, auch als Metal-Album geht (how to live) As Ghosts durch, zwar in seiner poppigsten Form, aber 10 Years verlieren sich nicht komplett in ihrer Wohlfühlzone, sondern lassen es auch mal krachen. Der Mix aus poppigem Djent und Prog-Metal der Marke Tool meets Steven Wilson wird seine Hörer finden, da bin ich mir sicher. Dafür sind Songs wie Ghosts zu stark, die Nummer spiegelt mit ihrem melodiös-harten Drive und dem hellen aber kraftvollen Gesang von Jesse Hasek, der ein wenig an Brian Molko (Placebo) erinnert, im Grunde das Album wieder. Ein weiterer starker Songs, Burnout, packt noch eine Schaufel Energie drauf und hat meinen Segen als Album-Highlight, gemeinsam mit der Schlussnummer Insomnia, die ich bereits erwähnte.
Ob mir das persönlich aber ausreicht, ob ich (how to live) As Ghosts zukünftig auflegen werde, bleibt abzuwarten denn irgendwie ist das Konzept von 10 Years, diese Musikrichtung, nach wie vor nicht meins. Die Generation 30 Seconds To Mars wird das sicher ganz anders sehen...darf sie auch und meinen Segen hat sie. Es gibt sieben Punkte für eine sehr geile Produktion, eingängige Songs, solides Handwerk. Ein bißchen mehr Bratz und Rotz und ich hätte dem Ganzen die Absolution erteilt... Bernd Fischer