Sonntag, 19. März 2017

Quinn Sullivan - Midnight Highway


Interpret : Quinn Sullivan
Album : Midnight Highway
Spielzeit : 58:51 Min.
Veröffentlichung : 24.03.2017
Plattenfirma : Provogue / Mascot Label Group / Rough Trade
Homepage : www.quinnsullivanmusic.com

Wertung : 6 von 10

Trackliste : 
  1. Something For Me 
  2. Tell Me I'm Not Dreaming 
  3. Midnight Highway 
  4. Crazy Into You 
  5. Eyes For You 
  6. Lifting Off 
  7. She Gets Me 
  8. Rocks* 
  9. Going 
  10. Graveyard Stone* 
  11. Big Sky* 
  12. While My Guitar Gently Weeps 
  13. Buffalo Nickel 
* Bonus Tracks


Irgendwie mag es mir nicht so recht über die Lippen kommen, im Zusammenhang mit meiner bevorzugten Musikrichtung vom bösen Wort "Trendreiterei" zu reden. War es nicht bei Strafe verboten, Bluesrock derart zu verbiegen dass dieser Frühstücksradio-kompatibel wird ? Mir fallen plötzlich ganz schreckliche Versuche von Interpreten ein, die dies einst verbrochen haben und zurecht keine Zukunft damit hatten. 

Bekannt ist auch allgemein, dass die Mascot Label Group ein sehr feines Gespür für Talente aus dem Bereich Rock / Bluesrock hat. Die geben jetzt dem blutjungen Nachwuchsgitarristen Quinn Sullivan mit seinem dritten Album Midnight Highway eine echte Chance. Sullivan weiß offensichtlich was er tut, immerhin antwortete er bereits im zarten Alter von fünf Jahren auf die Frage, was er denn einmal sein wolle, wenn er groß wäre: "Uhmm...Police Officer and Guitar Player"Wie sehr der kleine Fratz und Beatles-Fan schon damals einschlug, solltet Ihr euch übrigens nicht entgehen lassen...



12 Jahre und unzählige Auftritte später, beweist der inzwischen 17 jährige dass er von seinem langjährigen Freund und Mentor Buddy Guy eine Menge gelernt hat. Der talentierte Gitarrist versucht sich auch im Songwriting, darf im Sinne der Anhänger rauerer Töne aber gerne noch noch ein paar Briketts drauflegen. Drei der insgesamt 13 Nummern auf Midnight Highway stammen aus seiner Feder und sind recht seicht ausgefallen. Eyes For You ist ein simpler Ohrwurm, den Quinn gekonnt auf einer Akustikgitarre begleitet...schön aber unspektakulär. Das folgende Lifting Off startet mit einem coolen Funk-Lick, fällt allerdings total poppig aus und überzeugt mich überhaupt nicht. Der dritte Song im Bunde, das melancholische Going, bietet dermaßen viel Pathos, dass mir dazu plötzlich diese unsäglichen Song-Contests einfallen, bei denen sich die Kandidaten beim Covern irgendeiner Chartnummer zum Affen machen und die Drama-Queen geben.

Die andere Seite Quinn Sullivans zeigt einen hochtalentierten Nachwuchsmusiker. Obwohl er sein jugendliches Alter nicht verbergen kann und seine Stimme noch wenig Tiefe hat, versteht er es, dem Titelsong Midnight Higway Leben einzuhauchen und die Akzente mit seinem Instrument zu setzen. In der Beziehung hat sich das "Kid with the Guitar" von seinen Idolen und Bühnenpartnern Eric ClaptonDerek Trucks & Susan Tedeschi und Joe Bonamassa eine Menge abgeschaut. Im Studio sind denn auch ein paar coole Nummern entstanden, Tell Me I'm Not Dreaming hat eine verdammt starke Hookline, sehr wohl auch hier wieder nix für Hardliner...aber wer's ein wenig eingängig mag und auf AOR steht, muss unbedingt reinhören. She Gets Me ist nicht nur eine zarte Liebeserklärung an eine junge Dame sondern vor allem an die erste große Liebe, gefördert durch die große Plattensammlung seines Vaters, die Beatles. Un das pumpende Graveyard Stone stellt dann auch die Anhänger rauerer Töne zufrieden.



Musikalische Unterstützung findet Quinn Sullivan in Keyboarder Reese Wynans, der der Uptemponummer Rocks und erwähntem Graveyard Stone eine fette Orgel spendiert und auch sonst sehr überzeugt. In Michael Rhodes und Tom MacDonald finden sich gleich zwei Bassisten auf der Platte, das Schlagzeug steuerte Produzent Tom Hambridge bei, der darüberhinaus eine blitzsaubere Produktion hingelegt hat.
Bei alledem kann ich nicht verleugnen dass ich trotz der Annahme, in Quinn Sullivan eine Perle der bluesbasierten Rockmusik mit Entwicklungspotential "entdeckt" zu haben, befürchte, dass er in die "Aalglatter Blues mit gesichtsloser Quotenpolitur"-Falle treten könnte. Ich kann nur für mich sprechen, doch ich hoffe dass der Gute im übertragenen Sinne "mit der Gitarre über der Schulter auf den berühmten Zug springt und seinen Blues findet", aber sowas gibt es ja schon lange nicht mehr. 

Das Talent dazu hätte er ganz sicher und vielleicht lässt er sich danach ja nie wieder solche Abgewöhn-Nummern wie das sehr schlimme Crazy Into You oder das noch sehr viel schlimmere Ricky King-Gedenkverbrechen Big Sky komponieren. 

In diesem Sinne... 


Bernd Fischer 

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