Freitag, 28. September 2012

Dokken - Broken Bones

Interpret: Dokken
Album: Broken Bones
Spielzeit: 45:15 min.
Plattenfirma: Frontiers

Veröffentlichung: 24.09.2012

Website: www.dokkencentral.com


WERTUNG: 6 von 10 

Tracklist:

01 – Empire
02 – Broken Bones
03 – Best of Me
04 – Blind
05 – Waterfall
06 – Victim of the Crime
07 – Burning Tears
08 – Today
09 – For the Last Time
10 – Fade Away
11 – Tonight

Der gute Don Dokken ist ein altes Stehaufmännchen im Rockzirkus. Wenn man es kritischer betrachtet hatten Dokken ihre Zeit bis zu "Back For The Attack" und seitdem versucht Donnie, den Namen "Dokken" durch mehr schlechte wie rechte Releases aufrecht zu erhalten und so eine "Ausrede" zum Touren zu haben. Denn nur im Livegeschäft wird heutzutage noch Kohle gemacht. Was man so hört (ich konnte mich bislang noch nicht davon überzeugen und werde es wohl auch nicht mehr) sind die  Live-Gigs aber auch nicht mehr so das Wahre, vor allem gesanglich. Don wurde vor nicht allzu langer Zeit an den Stimmbändern operiert und singt seitdem doch eine Lage tiefer, was man auch auf dem neuen Scheibchen "Broken Bones" begutachten kann. Covertechnisch sehr klischeehaft kommt die Scheibe daher, wobei Dokken sogar noch schlechtere Cover in der Vergangenheit hatten wie zum Beispiel "Hell To Pay" (*schauder*). Was bietet uns "Broken Bones" anno 2012? Mit "Empire" gelingt ein toller Einstieg ala "Kiss OF Death" und die Produktion ist durchaus als gelungen zu betrachten. Ein Song, der gleich tierisch in die Eier kickt, schön uptempomäßig und mit Jon Levins knackiger Gitarrenarbeit wunderbar untermalt. So kann es weitergehen. Das Titellied steht dem Opener in nicht viel nach und erinnert etwas an "Breaking The Chains" vom gleichnamigen Album. Auch Dons Stimme klingt recht gut wenn auch wie erwähnt tiefer als früher. Aber ein Tenor war er eh noch nie sondern eher im erweiterten Kreis der Nationalmannschaft wie Jogi Löw sagen würde. Sollte "Broken Bones" tatsächlich eine Überraschung werden, die man den Jungs nicht mehr zugetraut hätte? Leider nein, denn ab Song drei wird doch gewaltig abgebaut. "Best Of Me" ist eher gepflegte Langeweile und der Chorus will auch nicht so richtig zünden."Blind" ist genauso zäh und im gleichen schleppenden Tempo und macht irgendwie auch keine große Lust auf eine Wiederholung. Ein klassischer Skip-Song. Dem schließt sich "Waterfall" leider an, zwar etwas flotter gehalten wie die zwei Vorgänger, aber irgendwie kein Song der im Gehör haften bleibt und das muss er nun mal bei melodischem Rock. Mehrfache Hördurchgänge ändern  aber leider nichts dran. Grade mal die Gitarrenarbeit lässt aufhorchen, denn die ist durch die Bank formidabel. "Victim Of The Crime"  führt die (niveauvolle) Langeweile leider fort, auch ein Song, der sich zieht wie Lava und bei dem man froh ist , dass er zu Ende ist."Burning Tears" ist auch nicht gerade der Brüller, wo sind nur die flotten Songs und die einprägsamen Chorusse, für die Dokken nun einmal beühmt sind bzw. leider waren. Dass man 5 Songs der gleichen Machart  nacheinander auf die Scheibe packt und dadurch den Fluss total gehemmt wird, muss doch auch dem blindesten Produzenten auffallen. Ist es hier aber leider nicht. "Today" ist eine akustische Ballade, die aber ebenfalls nicht wirklich hängenbleibt, und man schon auf eine gehörige Portion Kaffee angewiesen ist um da nicht versehentlich wegzunicken. Als ich das erste Mal "For The Last Time" hörte und erneut einen langsamen Akustikbeginn vernahm, wollte ich das Teil schon aus meiner Anlage werfen, aber zum Glück ist endlich, endlich wieder ein Song der schnelleren und härteren Sorte dabei, der dringend nötig war um der Platte mal wieder ein bisschen Schmackes zu geben. "Fade Away" versöhnt auch etwas, zwar auch wieder etwas softer gehalten aber diesmal mit durchaus passabler Melodie ausgestattet. "Tonight" endet wie die Scheibe begann mit einem harten Uptemposong, der der Scheibe zum Glück eine noch niedrigere Wertung als meine wohlwollenden 6 Punkte erspart. Die Songs 3-8 sind aber durch die Bank zu schwach und langweilig um der Pressemitteilung zu "Broken Bones" gerecht zu werden, die besagt, dass dies die Scheibe ist, auf die die Dokken-Fans seit Jahren gewartet haben. 4-5 nette Songs und der Rest Füller - leider.

Martin

Montag, 24. September 2012

Karthago - Karthago


Karthago - Karthago
www.karthago.de   Label : M.I.G. 
35:04 Min.   VÖ : 31.08.2012

Wertung : 8 von 10

Ab in die Zeitmaschine, zurück in die Zeit von Ratz und Rübe, Schlaghosen, DalliDalli, Punk, Disco und...Krautrock. 

KRAUTROCK ? 

Da war doch was...Bands namens Can, Amon Düül II, Novalis, Birth Control etc. sind den meisten gerade noch geläufig, doch wer um alles in der Welt sind/waren Karthago ?
Die Berliner Band wurde 1971 gegründet und zählte jahrelang zu den Top Bands dieses Genres. Ihr Stil, ein Mix aus Funk, R&B, Hard- und Südstaatenrock bis hin zum Latin erfreute sich relativ schnell einer grossen Beliebtheit. Auch die grossartigen Live-Auftritte der Band trugen zum Erfolg bei. Schnell stellt sich heraus dass die Musiker ihre Instrumente beherrschen, besonders erwähnenswert wohl der Kopf der Band, Joey Albrecht. Sein Gitarrenspiel drückt dem Sound der Band einen prägnanten Stempel auf, obwohl man sich hörbar an amerikanischen Vorbildern wie Santana, Funkadelic oder Mother's Finest orientiert. 

Der Erstling der Band, schlicht Karthago genannt, war Ewigkeiten nicht zu bekommen, es sei denn man wäre bereit gewesen ein kleines Vermögen auf den Tisch zu legen. Um so erfreulicher dass das glorreiche M.I.G.-Label mal wieder einen tollen Einfall hatte und diese auf 2000 Einheiten limitierte Replik des original Vinyl-Release aus dem Jahr 1971 jetzt als CD aufzulegen. Das aufwändig gestanzte und auffaltbare Klappcover wurde dem damaligen Cover nachempfunden. Rares Material, Freunde...

Die Berliner steigen mit String Rambler, einem hart groovenden Latin-Rock-Mix in die Platte ein, gefolgt von I Don't Live Tomorrow, einer treibenden aber eingängigen Blues-Funk getränkten Nummer. Hier zeigt Keyboarder Ingo Bischof (später Kraan) erstmals sein ganzes Können, und siehe da: Karthago machen richtig Laune. Keine Spur vom typischen Krautrock dieser Zeit, kein selbstverliebtes Endlosgeraffel...straight und auf den Punkt. But I Know, der nächste Titel schraubt das Tempo deutlich zurück, und Karthago verlassen sich hier sehr auf den starken Refrain, doch für mich ist das Stück die schwächste Nummer bisher. Interessant ist allerdings dass der komplette Track von einem durchgängigen Vogelgezwitscher unterlegt wurde. Verrückte Zeiten...
Mit dem akustischen Morning Surprise demonstrieren Karthago erneut ihre vielfältigen Möglichkeiten. Gitarre, Gesang, Congas, Percussion...mehr braucht die Band nicht um wundervolle Musik zu kreieren. 



I Give You Everything You Want steigt mit einem genialen Funk-Riff ein, welches garantiert Pate gestanden hat für eine Band die die letzten zwanzig Jahre eben diesem Riff immer und immer wieder gehuldigt haben: Die Red Hot Chili Peppers, insbesondere deren Gitarrist John Frusciante. Eher klassisch Hardrockig geht es mit I Know What You Can Do My Babe weiter, hier dürften Jimi Hendrix, Deep Purple, etc. Pate gestanden haben. Ich meine sogar hie und da Johnny Winter herauszuhören. Jedenfalls zeigen Karthago bereits auf ihrem Debutalbum was sie drauf haben. Dafür zolle ich meinen Respekt und freue mich einmal mehr diese Scheibe entdeckt zu haben. 
Ihre Latin-Rock Einflüsse kommen mit dem ebenfalls hart rockenden Why Don't You Stop Buggin' Me (Wave On) zum Vorschein. Orgelspiel, Congas und Groove erinnern sehr angenehm an Santana. Allerdings kupfern Karthago nicht einfach ab, sie drücken dem Song erneut ihren Stempel auf. Dafür sorgt wieder einmal Gitarrist und Sänger Joey Albrecht, der über seine Gitarrentechnik hinaus eine sehr charakteristische Stimme hat, die jeder Blues- oder Hardrock-Kapelle gut zu Gesicht gestanden hätte.
Mit der vorletzten Nummer, Black Fire, dürften Karthago auf mancher Party für Stimmung gesorgt haben, erinnert mich die Nummer vom Gesang her doch ein wenig an A Whiter Shade Of Pale von Procul Harum. Später findet sich dieser Song, bzw. dieser Sound bei der ebenfalls deutschen Band Jane wieder, zumindest bilde ich mir gewisse Änlichkeiten ein.
Den Schluss einer überaus gelungenen Debutscheibe bildet das kurze aber intensive Instrumental "Nos Vamos", eine pure Liebeserklärung an Carlos Santana.

So endet eine Platte, die mich sehr erfreut, weil überrascht hat. Unter dem verallgemeinernden Stempel Krautrock verbergen sich doch mehr Musikstile und Richtungen als gemeinhin angenommen wird. Allein für diese Feststellung, resultierend aus dieser Wiederveröffentlichung, die übrigens klangtechnisch aufs Bestmögliche restauriert wurde, sei dem deutschen Label M.I.G. ein Denkmal gesetzt.











Sonntag, 23. September 2012

Joe Bonamassa - Live From New York - Beacon Theatre

Interpret : Joe Bonamassa
Album : Live From New York - Beacon Theatre
Spielzeit : 125:49 Min.
Veröffentlichung : 24.09.2012
Plattenfirma : Provogue Records
Homepage : jbonamassa.com    

Wertung : 8 von 10

Tracklist:

CD 1
1. 72nd St. Subway Blues
2. Slow Train
3. Cradle Rock
4. When The Fire Hits The Sea
5. Midnight Blues
6. Dust Bowl
7. The River
8. I’ll Take Care Of You (with Beth Hart)
9. Sinner’s Prayer (with Beth Hart)
10. You Better Watch Yourself
11. Steal Your Heart Away

CD 2
1. Bird On A Wire
2. Down Around My Place (with John Hiatt)
3. I Know A Place (with John Hiatt)
4. Blue And Evil
5. Walk In My Shadows (with Paul Rodgers)
6. Fire And Water (with Paul Rodgers)
7. Mountain Time
8. Young Man Blues
9. If Heartaches Were Nickels
  
Dürfte ich Joe Bonamassa interviewen, ihm aber nur eine einzige Frage stellen, würde ich wohl fragen wie er es hinbekommt eine Hammerplatte nach der anderen zu veröffentlichen. Ohne wirklichen Ausfall, ohne echten Tiefpunkt.
Bonamassa ist ein Phänomen, ein fleissiges Bienchen und ein Tausendsassa. Der Mann haut einen Hammer nach dem anderen heraus, ob als Solo-Interpret, im Duett mit Beth Hart oder als Teil der Black Country Communion, deren drittes Album auch kurz vor der Veröffentlichung steht. Durchatmen ? Pause ? No way...

Gerade erst kommt "Live From New York - Beacon Theatre" als Doppel-CD bzw. -LP auf den Markt, und wieder darf der Fan sich auf eine hochwertige Angelegenheit freuen. Dass dem einen oder anderen die Aufnahme bekannt vorkommt, mag daran liegen dass diese bereits im März als DVD veröffentlicht wurde. Das Konzert wurde im November 2011 im uralten Beacon Theatre, NY aufgezeichnet.
Die Setlist liest sich recht interessant. Bonamassa's Debutalbum "A New Day Yesterday" aus dem Jahr 2000 war ihm drei Titel wert, danach kommt lange, ausser zweier Songs von 6 weiteren Studio-Alben...nix. Der Grossteil der restlichen Songs stammt aus den Jahren 2010 bzw. 2011, also von den Alben "Black Rock" bzw. "Dust Bowl", dem damals aktuellen Album. 
Bonamassa's Symbiose mit der Fender Stratocaster beschert dem staunenden Publikum im bald 100 Jahre alten Beacon Theatre einen O(h)rgasmus nach dem anderen. Die bestens eingespielte Band präsentiert feinsten Rock bzw. Bluesrock der Extraklasse. Nicht umsonst dominiert Bonamassa schon lange die Wunschzettel qualitätsbewusster Musikfans, nicht mehr lange und der Name Bonamassa wird in einem Atemzug mit Hendrix, Clapton und Co. genannt werden. 
Schön dass der gute Joe sich nicht zu schade ist, das Rampenlicht dreimal mit Sängern einzutauschen, die ihm auf Augenhöhe begegnen. Mit der immer wieder mit Janis Joplin verglichenen Beth Hart spielte Bonamassa kurz vor diesem Konzert noch das Album "Don't Explain" ein, aus welchem die beiden die Nummern "I'll Take Care Of You" bzw. "Sinner's Prayer" zum Besten geben, John Hiatt und Paul Rodgers dürfen ebenfalls für je zwei Songs hinters Mikro, ansonsten hat Bonamassa sowohl Gesang als auch Gitarre bestens im Griff. Neben seinem hervorragenden Gitarrenspiel verfügt Bonamassa bekanntlich über eine markante Stimme mit hohem Wiedererkennungswert.
"Midnight Blues", aus der Feder von Gary Moore und mit tollem Bonamassa-Solo plus "Bird On A Wire", das gefühlvolle Leonhard Cohen-Cover auf der zweiten Disc, zählen zu meinen Favoriten...fallen zwischen den restlichen Songs aber nicht ausserordentlich auf. Was kein Wunder ist, denn Bonamassa veröffentlicht üblicherweise keine zweite Wahl. Wer den Mann einmal Live gesehen hat wird wissen wovon ich rede.


Und damit kommen wir zu einer Sache, die ein wenig Grund zur Klage bereitet: Die Soundqualität lässt sich mit leicht muffig wohl am besten beschreiben. Ich habe zuhause verschieden Personen um deren Meinung gebeten, einige zitierten die bekannte Wolldecke auf dem Lautsprecher. Dies fällt mir bei Bonamassa übrigens bereits zum wiederholten Mal auf, bei "Black Rock" und auch "Dust Bowl" hatte ich ebenfalls das Gefühl Watte in den Ohren zu haben. Das nervt und schmälert den ansonsten tollen Eindruck, den "Live From New York - Beacon Theatre" hinterlässt. Zwei Punkte Abzug von der ansonsten vollen Punktzahl.
Bernd Fischer


Samstag, 22. September 2012

Steve Vai - The Story Of Light "Real Illusions ...of a..."

Interpret: Steve Vai
Album: The Story Of Light "Real Illusions ...of a..."
Spielzeit: 58:40 min.
Plattenfirma: Favored Nations

Veröffentlichung: 10.09.2012

Homepage: www.vai.com

 WERTUNG: 9 von 10


Tracklist:

1. The Story of Light
2. Velorum
3. John the Revelator
4. Book of the Seven Seals
5. Creamsicle Sunset
6. Gravity Storm
7. Mullach a’ tSí
8. The Moon and I
9. Weeping China Doll
10. Racing The World
11. No More Amsterdam
12. Sunshine Electric Raindrops


Steve Vai legt 5 Jahre nach seinem letzten Studiostreich seine neue CD "The Story of Light Real Illusions ..of..a" vor eine Fortsetzung der als Trilogy angelegten "Real Illusions"-Reihe. Die Story, um die es dabei geht, ist ja doch etwas verwoben, es geht um einen wahrheitssuchenden Verrückten, der mit seinem Sohn entführt und festgehalten wurde und nun seine Traumata verarbeiten will. Man muss sich da schon ziemlich mit beschäftigen, das Ganze ist schon sehr esoterisch angehaucht. Aber so ist er eben unser Steve. Ich muss gestehen, mit dem lyrischen Konzept habe ich mich nun noch nicht so wirklich beschäftigt, das ist in dem (wunderschön gestalteten) Booklet der Deluxe.Edition (mit DVD) doch sehr umfangreich angelegt. Aber letztlich geht es ja auch um die Musik, die es hier zu rezensieren gilt. Steve Vai war ja nie derjenige, der solo kommerzielle Ausflüge gestartet hat, die massenkompatibel sind. So ist es auch mit "The Story Of Light". Die Scheibe muss man schon mehr als einige Male hören, um eine einigermaßen gefestigte Meinung von ihr zu haben. Der Titelsong eröffnet den Silberling und ist mit russischen gesprochenen Texten unterlegt, die von Steve Vais Tochter gesprochen werden. Der Track ist sehr bombastisch angelegt und hat typisch Vai-mäßig wieder große Feinheiten, hier  besonders im Percussion-Bereich, die man nur per Kopfhörer hört und die auch sehr schön auf der "Making Of..." DVD der Special Edition erläutert werden. Nichts für den oberflächlichen Nebenbei-Hörer jedenfalls! "Velorum" trägt ein knallhartes Hendrix-Riff bevor nackenbrecherische Soli Marke Vai den Song wieder in etwas ruhigere Gefilde driften lassen. Die Melodie des Tracks hat was. Auch hier wieder viele Gitarren akustischer und elektrischer Art übereinander - ein Hörvergnügen par excellance. "John The Revelator" sowie "Book Of The Seven Seals" sind zwei Stücke, die an sich zusammengehören und auch nahtlos ineinander übergehen. Auf ersterem ist Beverly McClellan zu hören, eine mächtige Bluesröhre, die diesen Heavy-Gospel-Song eine eigene Note verpasst. Untypisch für Vai, aber eine gelungene Überraschung. Der zweite Teil "Book..." nimmt das Thema des Songs weiter auf, wird nahezu schwindeleregend schnell und die gigantischen Gospel-Chöre lassen den Track zu einem echten Hörerlebnis werden. "Creamsicle Sunset" ist betitelt nach Steve's Lieblings-Eissorte, ist ein sehr ruhiges Stück mit einer hypnotischen Melodie.Ebenfalls sehr gelungen. "Gravity Storm" ist dann wieder etwas für diejenigen, die Haavy-Riffing mögen. Messerscharf tönt da das Grundriff aus den Boxen und fräst sich in die Gehörgänge. Auch hier wieder der Hinweis, dass man das Ganze eher per Kopfhörer geniessen sollte, entgehen einem doch sonst so einige Feinheiten der Instrumentierung. "Mullach a' tSI" erinnert etwas an das traumhafte "Whispering A Prayer" von "Alive in an Ultra World", ebenfalls sehr ruhig gehalten aber die Gitarrenmelodie verzaubert. Auf "The Moon and I" ist Steve Vai auch an den Vocals zu hören, er hat eine sehr angenehme Stimme, die er durchaus  etwas öfter einsetzen könnte. Da unterschätzt er sich vielleicht selber etwas. Der Song erinnert mich sehr an das Stück "Skyscraper" von gleichnamigem Album, der letzten Zusammenarbeit von Steve mit David Lee Roth und bis heute eines meiner absoluten Lieblingsalben. Das kommerziellste Stück der Scheibe, schön eingängig zwar aber trotzdem experimentell. "Weeping China Doll" würde ich dann eher als "Bombast-Jam" betiteln, Vai-Gegner werden da wieder sagen, dass das reines Zurschaustellen ala "Guggt mal wie ich spielen kann" ist, mir gefällt es aber und das auch auf die gesamte Länge von über 6 Minuten. "Racing The World" ist wie der Titel schon sagt wieder eine flottere Nummer, ebenfalls wieder ausgestattet mit einer tollen Gitarrenmelodie, die man sich auch gut als Soundtrack zu einem Film vorstellen könnte. Überhaupt muss man sagen, dass es Steve Vai immer wieder schafft, Instrumentalstücke einprägsam zu gestalten. Das ist mir bei manch anderen rein instrumental gehaltenen Scheiben wie z.B. von Satriani oftmals nicht so der Fall. Eine der grossen Stärken des Meisters wie ich finde. Im auch sehr ruhig gehaltenen "No More Amsterdam" kann der Hörer ein Vocal-Duett zwischen Aimee Mann und Steve geniessen, ein träumerisches Stück Musik, bei dem man richtig schön entspannen kann. "Sunshine Electric Raindrops" ist dann der letzte Track und erneut ein Instrumental- Ohrwurm erster Güte, der die Scheibe bombastisch ausklingen lässt so wie der Eröffnungstrack sie eingeleitet hat. Die DVD der Special Edition zeigt ein interessantes Making Of der Platte und ein längeres Interview mit einem entspannten Steve Vai in einem Park. Sehr zu empfehlen. Sicher nichts für Gegner von Instrumentalmucke aber für diejenigen , die sich gerne mit Gitarrenmusik befassen, ein absolutes Muss. Für Fans von Steve Vai sowieso. Der Mann hats einfach drauf und ist auch ein sehr angenehmer und nachdenklicher Zeitgenosse. Davon durfte ich mich in einem Gitarrenworkshop vor 3 Jahren schon einmal selbst davon überzeugen. Das Ganze ist mir als Fan 9 Punkte wert und ich werde mich nun  mal intensiv mit dem lyrischen Konzept befassen, denn bei jedem Song (auch den Instrumentalen) ist eine kleine Geschichte im Booklet zu lesen.


Martin

Freitag, 21. September 2012

Danko Jones - Rock And Roll Is Black And Blue

Band: Danko Jones
Album: Rock And Roll Is Black And Blue
Spielzeit: 40:73 min.
Plattenfirma: badtasterecords
Veröffentlichung: 21.09.2012
Homepage: www.dankojones.com

WERTUNG: 8 von 10


Trackliste:

1. Terrified
2. Get Up
3. Legs
4. Just A Beautiful Day
5. I Don’t Care
6. You Wear Me Down
7. Type Of Girl
8. Always Away
9. Conceited
10. Don’t Do This
11. The Masochist
12. I Believed In God
13. I Believed In God (Reprise)

Danko Jones, das kanadische Trio um Herrn Danko Jones verströmen auch auf ihrem 7.Output den Charme eines in grobem Ölpapier notdürftig eingeschlagenen Werksverkaufes. Der Dreier ist seit dem Jahr 2011 am Glockenspiel durch den Drummer Adam Willard erfrischt, was der bisher dargebotenen Rüpelhaftigkeit auch  im vorliegenden Release „Rock“N“Roll Is Black and Blue“ keinen Abbruch tut.

Nun gut, das Danko – Jones –Publikum wird keine Breitwandepen erwarten dürfen und bekommt diese dann selbstverständlich nicht geliefert, hingegen ist im hardrockig präzise geprägtem Songmaterial der bekannten Quasselstrippe eher eine erhebliche Resistenz gegenüber Gitarrensolos feststellbar.

Grad diese Auflockerung aber hätte den 12 1/2 Tracks („I Believe In God“ wird nur noch mal als Rauswerfer verwendet)  mal ab und an ganz gut getan. Die Textur badet sich stilsicher niemals in philosophischen Vertiefungsthemen, dass jedenfalls mögen wir nunmehr gerne unter Authentizität einordnen,  anstrengendes Zeuch labern iss nich.
Ein wunderbar geschmierter Auftakt gelingt mit dem Eröffner „Terrified.“, welcher ein mal mehr die rockdynamischen Essenzen enthält die eben für so was förderlich sind: Drive,Bässe, Puls, Chorus, alles stimmig.

Geht dann leider nicht ganz so fügsam hinfort und es stellt sich beim nachfolgenden Durchlauf ein wenig Anhör-Ermüdung ein. Natürlich werden in bekannter Danko – Manier die Zutaten aus dem Klassiker- Umfeld bemüht, ein wenich Scott – Gorham Akkordspiel hier:“Type Of A Girl“, dorten ein (witziges) „Thunderstruck – Intro: „Always Away“; da und da, und da  eine kleine Motörhead - Reminiszenz.  Auch Jimi Page – Riffs werden  gerne mal genommen: „You Wear Me Down“.
Somit konstatiert man also dennoch  gegen Ende dieser knapp 40 minütigen Party einen gehobenen Qualitätssprung zu einem recht nach vorne gehenden Daumenhoch am Garagentor, gleich am Pilskästchen… und dass wir gerne dort gestanden haben, dieses kurzweilige Stündchen. Wir würden somit dieser Scheibe dem geneigtem Hardrockfan zum Antesten gern ans Ohr legen. Wird vielleicht nicht Kult, aber unbedingte Empfehlung!

Stephan Schneider

Donnerstag, 20. September 2012

Magnum - On The 13th Day

Band: Magnum
Album: On The 13th Day

Spielzeit: 59:01 min.
Plattenfirma: Steamhammer

Veröffentlichung: 21.09.2012
Homepage: www.magnumonline.co.uk/


WERTUNG: 9 von 10


Tracklist:


1. All The Dreamers 7.09
2. Blood Red Laughter 4.40
3. Didn't Like You Anyway 4.33
4. On The 13th Day 5.35
5. So Let It Rain 4.50
6. Dance Of The Black Tattoo 5.16
7. Shadow Town 5.57
8. Putting Things In Place 4.41
9. Broken Promises 4.55
10. See How They Fall 4.56
11. From Within 4.42 


Meine Freundin schaute mich ganz verschreckt an, murmelte vor sich her, dass sie nicht begreife, wie ich auf so eine Mucke abfahren könne und verließ fluchtartig meine Wohnung. Es war/ist wieder soweit --- it's time for Melodic Rock! Nicht irgendeine Combo hat meine Freundin in die Flucht geschlagen, sondern DIE britische Melodic Rock Institution! Jawoll ... MAGNUM sind zurück und das mit Pauken, Keyboards und Gitarren! Ihr letztes Release "The Visitation" konnte schon gute bis sehr gute Reviews einfahren und verhalf der Band zu weltweiten Chartplatzierungen. Ich hatte die Platte nicht ganz so euphorisch aufgenommen, klar sie enthält einige wirklich gute Nummern, aber mir fehlte es ein bisschen an frischen Ideen. Trotzdem hatte ich mich tierisch auf das neue Output "On The 13th Day" gefreut - übrigens ein wunderschön, farbenfroh gestaltetes Artwork von Rodney Matthews - und ich muss sagen, dass sie sich mit der Scheibe genau so präsentieren, wie ich sie am liebsten habe! Ergreifender, packender Gesang, tolle Melodien, welche sich sofort im Gehörgang festsetzen und die Geschmacksnerven festkrallen, großartige Keyboard- und Gitarreneinsätze und natürlich aufwendig arrangierte, zwischen Pomp, Epic und Rock, pendelnde Songs.

Dabei unterscheidet sich das neue Material nicht allzusehr von dem des Vorgängers, sondern die Tracks wirken um einiges frischer, durchdachter arrangiert und diesmal ist die Ohrwurmrate wieder höher. Diese fehlte mir auf "The Visitation" ein wenig. "On The 13th Day" schafft es endlich wieder, dass mir beim Hören, an manchen Stellen ein wohliger Schauer über den Rücken läuft - dies gelang ihnen zuletzt mit dem tollen "Brand New Morning" Album von 2004.

Die Herren rocken inzwischen seit 40 Jahren durch die Musikgeschichte (über die Kreativpause sehe ich einfach mal hinweg) und trotzdem ist das aktuelle Album komplett frei von Alters-und Abnutzerscheinungen. Bob Catley ist stimmlich bestens aufgelegt, wie lange schon nicht mehr. Mir fehlte in den letzten Jahren der Funke in seiner Stimme und nun ist er endlich wieder - zu meiner vollen Zufriedenheit - da. Der Gesang des Mitsechzigers ist einfach packend, faszinierend und verzaubernd. Tony Clarkin's entzaubert seinem Instrument wieder tolle melodische Riffs, kann es aber auch schön erdig und krachend klingen lassen. Der Mann an der Gitarre hat seinen unverkennbaren Stil entwickelt und präsentiert sich hier von seiner Schokoladenseite! Mark Stanley's Keyboardspiel ist, neben Clarkin's Gitarre, das wichtigste und prägendste Instrument im typischen MAGNUM-sound. In der Vergangenheit gehörte der, teilweise, zu verwässerte/verweichlichte Klang des Instrumentes zum größten Kritikpunkt an der Band. Davon ist auf dem aktuellen Machwerk nichts mehr zu hören. Der Mann haut einfach souverän in die Tasten und verhilft der Band zu schön kraftvollen, verspielten und melodischen Keyboard-Tönen. Sehr auffällig ist die, über jegliche Kritik stehende, Arbeit der Rhythmus-Maschinerie Al Barrow und Harry James. Haben die Jungs sich einer Frischzellenkur unterzogen? So dynamisch und energisch klangen die beiden Musiker schon lange nicht mehr!!!

Der Opener "All The Dreamers" ist ein typischer und unverkennbarer MAGNUM Midtempo Rocker. Er startet sehr getragen und lebt von der leise-laut Dynamik des Gesangs und der Instrumente. Der Songs ist spannend arrangiert und Catley's ausdruckstarke Stimme macht diese Nummer zu einem Hochgenuss! Einen besseren Start hätten die Briten nicht hinlegen können. Das rockige "Blood Red Laughter" knüpft nahtlos an diese brillante Leistung an. Der Titel lebt von der dramaturgischen Gesangsleistung des Barden und einer erstklassigen Zusammenarbeit des Gitarren/Keyboard Gespanns. Die beiden gehen einfach herzerfrischend rockig und melodisch zu Werke. "Didn't Like You Anyway" zeigt die Band als ein präzises Uhrwerk. Catley's Stimme klingt bei dem Song etwas ungeschliffener und rauer. Kommt sehr gut rüber. Die eigentliche Melodie ist simpel gehalten, aber jeder einzelne Musiker bringt sich bei dem Track so geschickt ein, so dass am Ende eine unwahrscheinlich fesselnde und atemberaubende Nummer heraus kommt. Nach einem, etwas langatmigen Intro folgt der Titelsong, welcher sich als angenehmer, straighter Rocker entpuppt und ein weiteres mal aufzeigt, dass Catley unentbehrlich für die Truppe ist. Egal wie genial jeder der Musiker auch ist, wirklich jede Nummer wird von seiner Stimme geprägt und diese entscheidet über das Schicksal des Tracks. Bei "On The 13th Day" ist alles gut ;-). Die Singleauskopplung "So Let It Rain" ist eine klassische Radionummer, die MAGNUM zwar von ihrer melodischen und sanften Seite zeigt, mir aber zu glattgebügelt ist. Richtig fieß, hart und bedrohlich dröhnen die harten Riffs bei "Dance Of The Black Tattoo" aus den Boxen und auch der Gesang wirkt nicht gerade fröhlich. Richtig toll ist die abwechslungsreiche Gitarrenarbeit von Clarkin, das knallharte Drumming und die bedrückenden Keyboardtunes. Und wie geil sind denn bitte die Jahrmarkt-Tunes zum Schluß des Songs?! Der Track ist definitiv der härteste und, meiner Meinung nach, facettenreichste Song auf dem Album. Ist mein absoluter Favorit. Nach diesem bemerkenswerten und ungewöhnlichen Titel folgt eine absolute 80er Jahre Rocknummer, "Shadow Town", welche die epischen Merkmale der Band perfekt umsetzt. Schnittige Gitarrenriffs, ein glasklar klingendes Keyboard und der Sänger erzählt seine Geschichte. Coole Nummer und ein weiteres Highlight. Das ruhige "Putting Things In Place" ist mir zu schmalzig ausgefallen und kann bei mir nicht punkten. Mit "Broken Promises" und "See How They Fall" folgen zwei hochwertige Hardrocker, einer knackig und frisch aufspielenden Formation, bevor "From Within" das Finale einläutet. Refrain und Chorus sind einfach allererste Sahne und hinterlassen einen äusserst zufriedenen Zuhörer.

MAGNUM haben wieder Zähne gezeigt und noch einmal verdeutlicht wie wichtig sie für die Melodic Rock Szene sind. Ich bin richtig begeistert von der erbrachten Leistung.

Für mich gehört das Album zu den stärkeren Veröffentlichungen der Gruppe und wird sich, unter aller Garantie, noch sehr oft in meinem Player wiederfinden.

Wer eine Vorliebe für Melodic Rock hat, sollte sich das Album unbedingt zulegen!! Von meiner Seite gibt es eine absolute Kaufempfehlung!

MAGNUM sind so gut wie lange nicht mehr. Ganz einfache Geschichte: 9 ganz fette Punkte für ein bärenstarkes Album. Punkt!


Götz

DIO - The Very Beast Of Vol.2



DIO - The Very Beast Of Vol.2
Dauer : 78:21 Min.   Label: Niji Records
www.ronniejamesdio.com  VÖ: 05.10.2012

Wertung: 8 von 10

Niji Records, das (Wendy) Dio-eigene Label bringt nach den interessanten The Elves-Aufnahmen des letzten Jahres nun einen Sampler mit Songs aus der "zweiten" Reihe des 2010 verstorbenen Ronnie James Dio heraus. The Very Beast Of Dio enthält 17 Songs, wobei es eine zweite Reihe im Backkatalog Dios ja eigentlich nicht gibt, man sollte vielleicht besser Spätwerk (welches für mich 1994 mit Strange Highways, also nach Dehumanizer - Black Sabbath anfängt) dazu sagen. Interessant ist die Songauswahl also auf jeden Fall. Die Auswahl spiegelt den Zeitraum 1996-2010 wider, und zwar die Alben Magica, Killing The Dragon und Master Of The Moon mit jeweils vier bzw. drei Songs. Vom 1996er Album Angry Machines stammen zwei Songs, dazu kommt mit "Hunter Of The Heart" noch eine Liveaufnahme und drei Bonus-Tracks.
Diese drei Bonus-Stücke sind zwar allesamt bereits veröffentlicht (obwohl Niji das Gegenteil behauptet), in Form dieses Samplers aber jetzt zu einem attraktiven Preis zu bekommen, deshalb werde ich zunächst auf diese eingehen.

Electra ist der erste dieser drei "neuen" Songs, wurde 2010 als Bonus-Single der "Tournado" Box beigelegt und gilt somit als letzte offizielle Singleveröffentlichung des Großmeisters. Electra war von Ronnie kurz vor seinem Ableben noch in einem Interview als Appetitanreger für die Fortsetzung der Magica Scheibe angekündigt worden und macht tatsächlich Lust auf mehr. Also wissen wir da schon mal Bescheid, Magica II bzw. III kommen eines Tages.
Der zweite Song, Metal Will Never Die, ist sicher der interessanteste des Bonus-Trios. Die langsame aber harte Nummer versprüht einen lange nicht mehr gehörten rohen Charme, zeigt ausserdem wie gut Dio auch im hohen Alter noch bei Stimme war. Der Song stammt vom 2010er Album "Bitten By The Beast" seines Cousins David Feinstein.
Last but not least The Prisoner Of Paradise, der dritte Bonustrack. Dieser ist ursprünglich auf dem Japan-Release der Master Of The Moon (2004) zu finden, also schon in Ehren ergraut. Was soll ich sagen, man merkt dem unspektakulären Song seine Entstehungsphase an...sauber produziert, doch typisch für das gesamte Album und die spätere Dio-Phase, mit einer leichten Monotonie versehen.  
-
Kommen wir zum Rest dieser Compilation. Wie erwähnt, bekommen wir Songs der späteren Dio Phase präsentiert. Was nicht nur bedeutet dass wir Qualität abgeliefert bekommen, sondern einer Vielzahl verschiedener Musiker lauschen können, denn das Personalkarussel drehte sich (siehe ganz unten) hintenraus etwas schneller als anfänglich.

Zur Orientierung hier erstmal die Tracklist:

1. Killing The Dragon
2. Push
3. The Eyes
4. Along Comes a Spider
5. Better In The Dark
6. Fever Dreams
7· Black
8. Feed My Head
9. Shivers
10· Hunter Of The Heart ( Live)
11· One More For The Road
12· Lord Of The Last Day
13· Electra ( Bonus Track)
14· As Long As It’s Not About Love
15· This Is Your Life
16· Metal Will Never Die (Bonus Track)
17· Prisoner Of Paradise ( Bonus Track)

Der Großteil dieser Compilation besteht aus Songs, wie oben bereits erwähnt, aus der Spätphase der Dio-Karriere. Dass diese im Vergleich zur ersten Phase weniger beachtet werden, hat seine Gründe. Zum einen hat das Phänomen Dio sicher unter einem gewissen Abnutzungseffekt gelitten...die harten Fans natürlich ausgenommen. Dazu kam dass die Metal-Branche ohnehin einen Umbruch erlebte, neue Stile schälten sich heraus und bodenständiger Hardrock/Metal war nicht undedingt angesagt. Zum anderen muss man aber auch klar feststellen dass die Veröffentlichungen schlicht und ergreifend qualitativ nachliessen, Songwriting und Umsetzung konnten mit den Alben der 80er nicht mehr mithalten. Dazu kamen ständige Personalwechsel, besonders an Gitarre und Bass. Aber zur Ehrenrettung sei gesagt dass sich auf jedem seiner Spät-Alben auch Perlen befinden, somit kann "The Very Beast Of" mit manchem Pfund wuchern. Ausserdem hatte Dio mit seinen ersten drei Alben die Messlatte extrem hoch gelegt.

"This Is Your Life", eine wunderschöne Ballade, ist mein ganz persönliches Highlight, weil sehr emotional vorgetragen. Aber auch "Fever Dreams", "As Long As It's Not About Love" von Magica oder "Better In The Dark" von Killing The Dragon halten eine verdammt hohe Qualität und sind verdientermaßen auf dieser Zusammenstellung gelandet. 
Mit "Black" oder dem schleppenden "Lord Of The Last Day" befinden sich auch ein, zwei Songs auf der Scheibe, die ein wenig Geduld erfordern. Diese und die restlichen Songs spiegeln wunderbar die vielzitierte Spätphase Dios wider und passen somit wunderbar in diese Zusammenstellung.

Alles in allem ist die Scheibe nicht nur wegen der drei Bonus-Songs interessant, die Songs können durch die Bank überzeugen. Fans werden die meisten Stücke zwar schon besitzen, für alle Einsteiger ist das Teil aber eine absolut lohnenswerte Angelegenheit, bekommt man doch wirklich einen Einblick in die zweite Halbzeit Dios.  
Somit kann ich den Griff zu der Scheibe auf jeden Fall empfehlen.

Kleine Service am Rande: Neben der Konstante Ronnie James Dio hört Ihr auf dieser Compilation folgende Musiker (In der Klammer der jeweilige Track) :


4 Gitarristen:
Tracy G.Grijalva (7,10,15), Craig Goldy (3,6,8,9,11,12,14), Doug Aldrich (1,2,4,5,13) und David Feinstein (16)

5 Bassisten:
Jeff Pilson (3,7,9,11,15), Larry Denison (10), Jimmy Bain (1,2,4,5,6,8,12,14), Rudy Sarzo (13) und Garry Bordonaro (16)

3 Schlagzeuger:
Vinny Appice (7,10,15), Simon Wright (1,2,3,4,5,6,8,9,11,12,13,14) und Carl Canedy (16)

und "nur" 2 Keyboarder:
Scott Warren (3,6,7,8,9,10,11,12,13,14,15), Jimmy Bain (1,2,4,5)









Mittwoch, 19. September 2012

ZZ Top - La Futura

Band: ZZ Top
Album: La Futura

Spielzeit: 39:24 min.
Plattenfirma: Republic

Veröffentlichung: 07.09.2012
Homepage: www.zztop.com


WERTUNG: 8 von 10


Tracklist:

I Gotsta Get Paid
Chartreuse
Consumption 
Over You 
Heartache In Blue
I Don't Wanna Lose, Lose, You
Flyin' High
It's Too Easy Mañana
Big Shiny Nine
Have A Little Mercy

"Ach herrje ... watt is dat?" waren meine ersten Gedanken, als ich die Zukunft des bärtigen Trio's das erste Mal hörte. Der Sound war mir einfach zu fremd, wobei mir "Rhythmeen" einfach wunderbar ins Ohr geht und der Klang nicht ganz so weit entfernt ist - und ich hatte echte Schwierigkeiten mir das Scheibchen anzuhören. Ich verfluchte Rubin, da er ja in der Vergangenheit so manche Produktion verschlimmbessert hatte. Spekulationen kamen auf, daß die MP3 Files, des Anbieters, zu stark komprimiert oder gar defekt seinen etc. etc. etc.. Irgendwie war "La Futura" - wohlgemerkt als Download - eine herbe Enttäuschung und ich redete mir sogar die musikalischen Fähigkeiten der Jungens schlecht. Durch einen Zufall hatte ich doch noch die physikalische Version der Scheibe erhalten, natürlich wurde sie direkt eingelegt und erwartete einen viel "besseren" Sound. War er natürlich nicht, und meine Erwartung total albern! Die Produktion ist so gewollt und macht ZZ TOP 2012 aus. Nur der Götzemann hat mal wieder 'ne Stunde länger gebraucht, um die neue Scheibe zu verstehen .... aber schlußendlich hat es auch bei mir "klick" gemacht.

Nach den enttäuschenden "XXX" und "Mescalero" Outputs hatte ich nicht erwartet, dass Gibbons, Hill und Beard noch einmal so einen Knaller wie das oben erwähnte "Rhythmeen" herausschütteln würden. Haben sie auch nicht, was aber einfach daran liegt, dass man beide Scheiben nicht miteinander vergleichen darf. "La Futura" ist einfach ein sehr groovendes, kraftvolles, back to the roots - Album geworden, welches so manche Erinnerung, an die Blues Rock Vergangenheit der Texaner, wach werden lässt. Die Herren klingen dabei weder müde oder altbacken/angestaubt, sondern rocken straight nach vorne und die 40 Jahre, in dieser Bandkonstellation (erste Tonkonserve mit diesem Line-Up war "Rio Grande Mud" von 1972), konnten kein bisschen von ihrer Frische und Power rauben.

Der Einstieg erfolgt mit dem knarzigen "I Gotsta Get Paid", welcher zwar ein bluesiger Groover ist, mir aber der Gesang einen Tacken zu heiser rüber kommt und der Sound, den Gitarrenriffs, etwas von der Schärfe nimmt. Bei ""Chartreuse" rockt das Trio ordentlich, aber es fehlt an Substanz. Irgendwie vermisse ich, bei der Nummer, das Salz in der Suppe und die Gitarrenarbeit kommt mir ungewohnt bekannt vor. Auch "Consumption" überzeugt mich nicht und wirkt lahm. Bisher also eine eher zwiespältige Angelegenheit, die, für mich persönlich, ihren Tiefpunkt in der öden Ballade "Over You" findet. Hier trifft Kitsch auf eine belanglose und kraftlose Umsetzung. Soll das etwa die neue ZZ Marschrichtung sein?! Meine schlimme Befürchtung, es hier mit einer Mischung der letzten beiden Alben zutun zu haben, bewahrheitete sich Gottseidank nicht. Ganz im Gegenteil! Die TOP's legen den Schalter um, holen tief Luft und versprühen, beim Ausatmen, den ganzen Blues Rock Spirit, welcher in den letzten Jahren in ihnen schlummerte und nicht richtig zum Vorschein kam. "Heartache In Blue" ist ein, vor einer immensen Kraft, strotzendes Blues Rock Monster, wie ich es seit Jahren nicht mehr gehört habe. "I Don't Wanna Lose, Lose, You" rockt sich ganz locker, flockig in meinen Gehörgang und bleibt da, aufgrund der Eingängigkeit und Unbeschwertheit, einfach drinn kleben. Die Albumversion von "Flyin' High" ist um einiges rockiger ausgefallen, als die 2011, auf Youtube aufgetauchte und von der NASA verwendeten Pop/Rock Variante, welche Erinnerungen an das "Eliminator" und dem Hinternbrenner - sorry musste sein, meine natürlich "Afterburner" - Material wach werden liess. Dann geht es knietief zurück in den Blues Rock Sumpf und die ZZ's hauen mit "It's Too Easy Mañana" eine schöne, schleppende Nummer heraus, die vor Intensität die Luft zum Brennen bringt. "Big Shiny Nine" hätte auf dem, von mir geliebten, "Antenna" Album stehen können. Ein trockener, cooler Rocker, wie ihn nur die drei Texaner hinbekommen. Zum Abschluß geben uns die 3 Herren noch einen groovigen Blues Rocker mit und man kann förmlich die staubige, heisse Luft auf der Zunge und den Lippen schmecken.

Den Start der Zukunft fand ich sehr holprig, aber die Jungs haben sich, im Laufe der Langrille, gefangen und enorm gesteigert. Ob "La Futura" sich in die Reihe der Klassiker einreiht, wird die Zukunft zeigen. Ich kann und möchte es nicht beurteilen. Eins steht aber definitiv fest, es ist ein sehr, sehr ordentliches Album geworden, welches die Band wieder,ein bisschen zurück zu ihren Wurzeln führt.

Fans werden es eh schon haben, oder zumindest auf dem Einkaufszettel und allen Anhängern von kraftvoller, handgemachter und grundehrlicher Rockmusik, die auch den Blues Rock zu schätzen wissen, kann ich das aktuelle Album nur wärmstens empfehlen.

Ich hatte meine Problemchen mit dem Dingen, aber inzwischen möchte ich die Scheibe, in meiner umfangreichen ZZ TOP Sammlung, nicht missen. Danke ZZ's und hoffentlich dauert es nicht wieder 9 Jahre bis zum nächsten Hörgenuß auf Plastik!

Für diese Leistung gibt es knochentrockene, stachlige, unbezähmbare und harte 8 Kakteen.

Götz

Loch Vostok - V: The Doctrine Decoded

Band: Loch Vostok
Album: V: The Doctrine Decoded
Spielzeit: 56:13 min.
Plattenfirma: Vicisolum Productions
Veröffentlichung: 04.10.2012
Homepage: www.lochvostok.com


WERTUNG: 8 von 10


Trackliste:

1.  Seeker
2.  A Tale Of Two Kings
3.  Syndrome Of Self
4.  Citizen Cain
5.  Twilight Of The Dogs
6.  Inflict Chaos
7.  Regicide
8.  Claim The Throne
9.  Ravenous
10. Common Ground
11. Beyond The Obvious


LOCH VOSTOK stehen bei mir schon seit ihrem dritten Album "Reveal No Secrets" auf meinem Beobachtungsradar, wenn es um hochwertigen progressiven Metal mit Anleihen bei VOIVOD geht. Nachdem Album Nummer 4 namens "Dystopium" anno 2011 abermals völlig aus den Latschen gehauen hat (siehe hier: http://www.rockingboy.de/html/loch_vostok.html), war ich natürlich gespannt wie ein Flitzebogen auf den fünften Streich.

Dieser liegt mir nun mit "V: The Doctrine Decoded" vor und an den Zutaten selbst hat sich nicht viel verändert. Es dominiert verspielter progressiver Metal mit Black- und Death Metal Anleihen, der vom Wechselspiel zwischen Growls und der tollen klaren Stimme von Frontmann Teddy Möller lebt. Dazu kommen viele geschickt gespielte Breaks, geniale Gitarrenriffs, Härte, Melodie, usw. Ja, von ruhigen Passagen bis hin zu Blast Speed Double Bass Attacken ist alles vorhanden. Und das macht "V: The Doctrine Decoded" diesmal zum schwierigsten Album der Bandgeschichte, da sich gerade zu Beginn, das Ohr nicht entscheiden kann, was es hört und das Gehirn manchmal leicht überfordert ist. 


Anders ausgedrückt - zu Anfang packen LOCH VOSTOK einfach zu viel in ihre Songs - zuviel Keyboard, zu viele Breaks, zu viele Blast Speed Attacken. "Seeker" und "Syndrome Of Self" sind solche Beispiele. Dass es auch besser geht zeigt dann "Citizen Cain". Hier ist die Balance zwischen Härte und Melodie, progressiven Elementen und Eingängigkeit wieder gefunden. Einfach ein Hammersong und LOCH VOSTOK machen genau da weiter, wo sie bei "Dystopium" aufgehört haben - nämlich mich restlos zu begeistern. Allerdings folgt dann mit "Twilight Of The Dogs" ein Song, dem diese überschäumende Kreativität ein wenig fehlt - und doch...spätestens beim zwanzigsten Durchlauf hat er mich gefangen. Jawohl, manchmal ist weniger tatsächlich mehr. 

Und die gesamte zweite Hälfte des Albums ist ein Beispiel dafür, wie gut progressiver Metal klingen kann. Allerdings sollte man sich auch intensiv damit beschäftigen. "Inflict Chaos" hat einen Ohrwurm Refrain, der sich aus meinen Gehörgängen nicht mehr operativ entfernen lässt. Aber auch das harte und schnelle "Ravenous" und das melodischere "Common Ground" gehören zum besten, was ich dieses Jahr hören durfte. 

Klar bleibt aber, LOCH VOSTOK werden nie eine Band für die große Masse werden. Das ist in unserer heutigen Schneller-Höher-Weiter Gesellschaft wahrscheinlich nicht möglich, doch wenn sich jemand die Zeit nimmt, sich intensiv mit "V: The Doctrine Decoded" zu beschäftigen, dann wird dieser seine Zeit nicht verschwendet haben. LOCH VOSTOK haben sich auch 2012 ihren Platz bei den besten progressiven Metalbands der Welt meiner Meinung nach verdient. Geil!

Markus

Montag, 17. September 2012

Beardfish - The Void



Beardfish - The Void
Dauer : 76:18 Min. Label : Inside Out Music
www.beardfishband.com    VÖ : 27.08.2012

Bewertung : 7 von 10

Ihr bereits siebtes Album präsentieren uns die schwedischen Prog-Rocker bzw. Metaller von Beardfish. Beardfish, 2001 von David Zackrisson (Gitarre, Gesang) und Songwriter Rikard Sjöblom gegründet, legen in aller Regelmäßigkeit Alben im klassischen Progressive-Rock Stil vor, der am ehesten als Mischung aus extremem Technikgefrickel auf der einen und absoluter Beherrschung der Materie auf der anderen Seite bezeichnet werden kann. 

So bauen Beardfisch nach einem gesprochenen Intro mit dem fulminanten Opener "Voluntary Slavery" gleich eine sehr druckvolle, Metal-lastige Stimmung auf. Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus, dermaßen präzise und gewaltig überrollt die Band meine Gehörgänge. Man merkt den Jungs förmlich an dass bereits einige Jahre Erfahrung und eine solide musikalische Ausbildung in ihnen steckt. Perfekt.

Im folgenden jedoch fällt The Void bereits mit dem zweiten Song "Turn To Gravel" ab. Ein Stück vertonter Langeweile, technisch brilliant aber antriebslos. Toller Chorus, doch der Rest schläfert mich ein. Und das macht mich noch sprachloser als es der erste Song des Albums im Positiven getan hat...um es kurz zu machen: Das komplette restliche Album wird zu einer Gratwanderung zwischen Staunen und Enttäuschung. 

Mich enttäuscht es zutiefst wenn Bands, die über dermaßen viel Potential verfügen, an den letzten 2%, quasi knapp vor dem Ziel scheitern, diese Winzigkeit aber eben die Seele des Albums ausmachen. In jedem Song finden sich hervorragende Ansätze und Momente, die Erstaunen erzeugen. "They Whisper" bringt uns zunächst wieder auf die Sonnenseite des Musikhörer-Lebens, schöner mehrstimmiger Gesang, immer wieder durchbrochen von durchdachten Keyboardarrangements und interessanten Vokal-Darbietungen. Doch irgendwann nach vier Minuten wird klar dass der Song mehr Saft, mehr Zug, mehr Eier benötigt. Hier droht die Langeweile nicht nur...sie kommt schon um die Ecke geschlichen, als die Band das Ruder im letzten Moment in Form einer hervorragenden Orgel-Einlage rettet. 
So geht dieser musikalische Coitus Interruptus weiter, ohne dass es Beardfish gelänge, aus diesem Schema auszubrechen. Sie halten dem Hörer die Wurst lange genug hin dass er gierig zuschnappt, ziehen sie aber im letzten Moment immer wieder weg. Wie gesagt, handwerklich immer absolut über dem Niveau. 
Relativ gemein sowas.

Als dann jedoch "Seventeen Again", der sechste Titel läuft, wird mir klar woran es liegt. Die Band muss an sich arbeiten, irgendjemand muss ganz schnell aufräumen und den Jungs vielleicht klarmachen das weniger mehr sein kann. "Seventeen Again" ist eine instrumentale Nummer mit welcher die Band mich wieder vom Hocker haut. Der Song galoppiert unaufhörlich in Richtung Jazz-Rock dass es eine wahre Freude ist. Das feine Zusammenspiel der Musiker passt auf einmal wieder wie die Faust aufs Auge. Dann "Ludvig & Sverker", wieder sprudeln die Ideen nur so aus der Band heraus, und wieder fehlt das gewisse Etwas. Wieder ärgere ich mich ob der Chancen die man hier liegen lässt. Mit einem kleinen bisschen mehr Lockerheit hätte dieser Song, ach was...das ganze Album das Highlight des Monats werden können. Ob es am Produzenten liegt oder ob die Band ein Songwriting-Problem hat, ich kann es nicht beurteilen. Jedenfalls höre ich an dieser Stelle auf mich zu ärgern weil auch die nächsten drei Songs nicht aus dem Strudel aus unbegrenztem Können und gescheitertem Arrangement ausbrechen können. Schade und überflüssig.

Die Tracks:


01. Introduction
02. Voluntary Slavery
03. Turn To Gravel
04. They Whisper
05. This Matter Of Mine
06. Seventeen Again
07. Ludvig & Sverker
08. He Already Lives In You
09.  Note
10. Where There Lights Are Low

Kurzum. The Void ist für mich eine Enttäuschung. Da ist mir die talentfreie Hinterhofband mit wenig Hirn aber großem Herz tausendmal lieber als das hier. Mich ärgert sowas. Gute Nacht.




The Scams - Bombs Away

Band: The Scams
Album: Bombs Away

Spielzeit: 38:31 min.
Plattenfirma: Lightning Records
Veröffentlic
hung: 14.09.2012
Homepage: www.scams.se


WERTUNG: 5,5 von 10

Tracklist:
01. THRILL IS ON
02. I'M NOT ALONE (GOT ROCK N ROLL)
03. HEAVY LOAD
04. GET UP AND MOVE ALONG
05. POUR ME ONE MORE
06. BACK IN HELL
07. BOMBS AWAY
08. BEATEN BACK TO LIFE
09. END OF THE LINE
10. TEN TONS OF STEEL

Nicht jede Band, welche aus Skandinavien kommt und sich rotzigen, rifflastigen Hardrock, mit Metal - und Punkeinschüben, auf die Fahne geschrieben hat, kann sich in die Riege der Erfolgbands einreihen. Sie müssen sich halt damit abfinden, irgendwo im Mittelfeld zu agieren. Mit diesem Schicksal sollten sich THE SCAMS schon einmal anfreunden, denn ihr drittes Album kann mit dem WHO IS WHO (BULLET) nicht konkurrieren. Ihr Hardrock kommt zwar energisch und frisch aus den Boxen, so das bei einem oberflächlichen Hören der Eindruck entstehen könnte, dass es sich um ein gutes Album handelt. Sobald man sich ein bisschen mehr mit "Bombs Away" beschäftigt, wird einem schnell bewusst, dass das Album, wie auch schon der Vorgänger "Rock And Roll Krematorium", deutliche Schwächen offenbart.

Das schwedische Quartett besteht aus:
Daniel Kvist - Gesang und Gitarre
Neuzugang Linus Olsson - Gitarre
Kriss Biggs - Bass und Gesang
Tobias Ander - Drums

Produziert wurde "Bombs Away" von Rikard Löfgren (u. a. DEATHSTARS) und knallt recht ordentlich. Auch die handwerklichen Fähigkeiten der Band gehen absolut in Ordnung und sind nicht dafür verantwortlich, dass der Silberling total bieder und belanglos ausgefallen ist. Dies ist ganz dem songwriterischen "Geschick" der Band zuzuschreiben. THE SCAMS haben zwar, teilweise, gute Ideen, aber diese reichen meistens nur bis zur Hälfte jedes einzelnen Tracks. Danach werden die Songs, durch ständiges, stumpfes wiederholen der Refrains und Melodieführung, schon fast ruiniert. Dies geht einem, spätestens nach dem dritten Hörgang, mächtig auf dem Senkel. Des weiteren schafft es die Band einfach nicht, sich von der Konkurrenz, positiv abzusetzen. Es fehlen halt die Ohrwürmer und die wirklich catchy Tunes. Auch die musikalische Nähe zu AC/DC und BULLET erweist sich nicht als Vorteil für den Vierer, da sie ihre Songs einfach nicht mit einer individuellen Note ausgestattet haben und eine Vielzahl der Nummern dadurch austauschbar klingen. Es klingt nett und ist bestens für die Bühne eines Dorfschützenfestes geeignet, mehr Potential enthält aber kein einziger Track. Auch das Einbringen von Metalpassagen (absolutes Negativbeispiel: "End Of The Line") kann da nichts mehr retten, da die Umsetzung meistens strunzlangweilig ausgefallen ist und schon tausendmal, in gleicher oder besserer Qualität, von anderen Bands dargeboten wurde.

Richtige Highlights gibt es auf dem Album einfach nicht! Fast alle Songansätze sind gut, rutschen, aber spätestens zur Hälfte hin, in die Belanglosigkeit ab. Am unterhaltsamsten sind die AC/DC like Rocker "Get Up And Move Along", "Back In Hell" und der Titeltrack.

Null Eigenständigkeit/Profil und songwriterische Mängel zeichnen "Bombs Away" aus und mehr als Mittelmäßigkeit wird nicht geboten.

Wer wirklich jedes belangloses Riff Rock Album im Regal stehen haben muss, der sollte hier auf jeden Fall zugreifen!

Ich stehe auf die Originale und / oder auf Bands, die sich an diese, kompetent, orientieren.

Von mir gibt es öde und fade 5,5 Punkte für ein durch und durch austauschbares und total durchschnittliches Album.


Götz

Sonntag, 16. September 2012

Obsession - Order Of Chaos

Band: Obsession
Album: Order Of Chaos 
Spielzeit: 44:05 Min. 
Plattenfirma: Inner Wound Recordings 
Veröffentlichung: 03.10.2012 
Homepage: www.theobsession.net 

WERTUNG: 9,5 von 10  


Trackliste: 
01. Order of chaos 
02. Twist of the knife 
03. Forbidden desire 
04. When the smoke clears 
05. License to kill 
06. Wages of sin 
07. Cold day in hell 
08. Act of god 
09. Mercy killing 
10. Dark shadows

Gegründet 1982 verschwand die Band “Obsession“ nach der Auflösung im Jahre 1989 und dreier starker Alben leider wieder von der Bildfläche.
Einzig alleine Frontmann und Sänger “Michael Vescera“ war auch in den folgenden Jahren unermüdlich aktiv. Er strapazierte seine Stimmbänder u.a. für Loudness, Malmsteen, Dr. Sin, Killing Machine, Roland Grapow u.v.a.

Im Jahre 2004 reformierte er “Obsession“ und im Jahre 2006 legte die Band den Silberling “Carnival Of Lies“ in die Regale der Plattenläden. Die, bis auf Vescera und den Drummer, Jay Mezias, neu formierte Truppe konnte mit diesem Album absolut überzeugen. Im Jahre 2008 folgte eine weitere Scheibe mit dem Titel “Obsession“ , welche aber nur auf dem japanischen Markt erschienen ist. Leider kann ich zu diesem Album hier auch keine weiteren Angaben machen.

Nun liegt mir das neuste Werk der Amerikaner “Order Of Chaos“ vor.

Um es vorweg zu nehmen – ein Album das Spaß macht und vom 1. bis zum 10. Track absolut überzeugen kann. Klassischer amerikanischer Heavy Metal mit kleinen, dezenten Ausflügen in den Power-Metal-Bereich.

Die Drumsticks nimmt auf diesem Album BJ Zampa (vormals Dokken, House Of Lords, Malmsteen) in die Hand. Ansonsten ist die Besetzung aus dem Reunion-Album “Carnival of Lies“ mit den beiden Gitarristen, Scott Boland (MVP) und John Bruno (XfactorX) sowie dem Bassisten, Chris McCarvill (House Of Lords, Dokken, Jeff Scott Soto), am Start.

Bereits der Opener und Titelsong “Order Of Chaos“ lässt mich aus meinem bequemen Bürostuhl nach vorne beugen. Beiläufig bemerke ich dabei meinen wippenden rechten Fuß. Naja – denke ich, da hat man mal wieder den stärksten Song an den Anfang des Albums gestellt. Weit gefehlt – es geht schwungvoll, kraftvoll und hart weiter. Hier auf jeden weiteren Song näher einzugehen erübrigt sich, da mein Fuß auch bei den weiteren 9 Songs das Wippen einfach nicht einstellen will. Selbst bei Songs wie “When the smoke clears“ und “Mercy killing“, die auch mal etwas ruhigere Passagen enthalten, wippt er munter weiter. - Um es kurz zu machen, das Album hat mich gepackt.

Es fällt mir schwer hier Anspieltipps zu geben. Von den 10 starken Tracks heben sich vielleicht “License to kill“ und “Act of god“ noch etwas von den anderen Songs ab. Das ist jedoch wie immer reine Geschmackssache.

Das einzige Manko von “Order Of Chaos“ ist die vielleicht etwas kurze Spieldauer von 44,05 Minuten. Obwohl man auch hier resümieren kann, dass es besser ist, nur 10 starke Songs zu präsentieren und auf sogenannte “Füller“ zu verzichten.

Trotzdem, die Spieldauer verhindert leider die absolute TOP-Wertung, und – ein bisschen Luft nach oben sollte ja auch noch bleiben.

Nichtsdestotrotz - “Order Of Chaos“ ist eine absolute Kaufempfehlung. Wie sagt man so schön - “A Real Deal“ !!!


Oldwoodstock

Donnerstag, 13. September 2012

Richie Sambora - Aftermath Of The Lowdown



Künstler: Richie Sambora
Album: Aftermath Of The Lowdown

Spielzeit:  58:11 min.
Plattenfirma: Rykodisc (Warner)

Veröffentlichung: 21.09.2012
Homepage: www.richiesambora.com


WERTUNG:   6,5/10
Tracklist:
1 Burn That Candle Down
2 Every Road Leads Home To You
3 Taking A Chance On The Wind
4 Nowadays
5 Weathering The Storm
6 Sugar Daddy
7 I'll Always Walk Beside You
8 Seven Years Gone
9 Learnin' How To Fly With A Broken Wing
10 You Can Only Get So High
11 World 
Bonus Tracks (Japan):
Backseat Driver
Forgiveness Street
Über Richie Sambora kann man in letzter Zeit nicht mehr wirklich viel Gutes verlauten lassen. Sei es nun persönliche Dinge wie Alkohol und Drogenentzug, Alk-Fahrt mit Tochter im Auto oder die unsäglichen Werke seiner Hauptband von 2000 an aufwärts. Gar nichts lässt einen auf ein gutes Soloalbum hoffen. Auch sein Gitarrenspiel ist irgendwie eindimensional geworden, manchmal denke ich mir, er spielt auf so manchem Bon Jovi Album gar nicht mehr selber. Jedenfalls ist er nicht mehr der, der er zu Zeiten von "These Days"oder Hammer-Gitarrenarbeit wie "Dry County" war. Lang lang  ists her. Doch gehen wir unvoreingenommen an die Scheibe heran: Als "Burn That Candle Down" ertönt will man ja kaum glauben, dass es sich um Richie handelt. Ein Schrammelsong mit verfremdeten Vocals und sehr seltsamen Songaufbau. Hört sich eher nach einer Garagen-Hobbyband an. Erster Song erster Totalausfall. Leider ziehen sich die Vocal-Effekte und überhaupt das Überproduzieren der Scheibe wie ein roter Faden durch das Album. Produziert hat Luke Ebbin, der auch schon das Bon Jovi Album "Bounce" verschlimmbessert hat. Die Singleauskopplung "Every Road Leads Home To You" ist da schon wieder typischer für den Gitarrero, eine tolle Melodie, die einen mitreißt, aber wo sind die Gitarren? Der Song wäre ein Hammer, wenn das ganze nicht so zugekleistert wäre mit Keyboards und orchstralen Effekten. Und alles an Gitarre ist ein recht schlaffes Alibi-Solo und das wars. Dennoch guter Song trotz allem. Ein bisschen auf Coldplay und "hip" gemacht aber gute Qualität,
"Takin' A Chance On The Wind" ist dann der bluesige Sambora, wie ihn  viele lieben und diese Art Mucke steht ihm irgendwie am Besten. Leider einer der wenigen Songs in dieser Richtung. "Nowadays" ist der erste flotte Rocker mit höherem Tempo, die Melodie ist leicht Beatles-mäßig und auch hier wieder diese schrecklich verfremdeten Vocals. Warum das nur???  Richie hat so eine gute und klare Stimme (zumindest im Studio) als dass man da Experimente machen muss. Nervt, vor allem wenn es so häufig wie auf der ganzen CD gemacht wird. Netter Song, zerstört von der Produktion. "Weathering The Storm" ist die erste reinrassige Ballade, die auch auf einer CD seines Brötchengebers stehen könnte, hier aber ohne den nasalen Pressgesang eines JBJ sondern Richie Sambora at his best. Klasse Song und ein Highlight des Rundlings.Aber auch wieder nur so ein Standard Bon Jovi-Solo . Irgendwie hat er es da nicht mehr arg drauf, etwas formidables zustande zu  bringen. 
Kaum freut über den doch gelungenen letzten Song kommt schon der nächste Ausfall: "Sugar Daddy" ist wieder total überproduziert, hat einen nervigen Refrain und einen sehr dümmlichen Text. Sambora-unwürdig sag ich mal. "I'll Always Walk beside You" erinnert an Bon Jovi zu ihren etwas besseren Zeiten - der Track steigert sich vom akustischen Intro zu einem eher bombastisch angehauchten Track und erinnert stellenweise etwas an die Iren von U2, ohne aber deren Klasse zu erreichen. "Seven Years Gone" handelt textlich von den letzten sieben Jahren seit dem Tod von Richies Vater und stellt den absoluten Höhepunkt der Scheibe dar. Was balladesk beginnt steigert sich zu einem äußerst rockigen Finale und auch die Gitarre brummt schön dabei. Sehr geiler Song. Und hier merkt man erst wie Richie "pur" ohne Vocal-Effekte klingt und das ist sehr gut! "Learning How To Fly...." ist eher ein durchschnittlicher Rocker, weder Fisch noch Fleisch. Hätte von der modernen Ausrichtung auch auf "Have A Nice Day " stehen können. Annehmbar und zumindest schön rockig. "You Can Only Get so High" scheint von Samboras Drogeneskapaden zu handeln. Der Song ist eine Ballade mit leicht bluesigen Untertönen, den man durchaus auf die Habenseite buchen kann, wenngleich es schon fast zu viele Balladen auf dem Album sind. Was fehlt ist ein schöner straighter Rocker ohne Firlefanz und Überproduktion. Leider findet man den auf "Aftermath of The Lowdown" eher nicht, zumindest nicht in der Standard-Edition. Mit "World" endet die Scheibe in einem 2:25 Min langen eher als "Outro" zu bezeichnendem Song, der eher an ein Schlaflied erinnert. Als Plattenausklang ganz nett aber nicht mehr.
Wie auch bei Bon Jovi früher manchmal der Fall, so sind auch auf Richies Album die Perlen in den Bonustracks verbraten, hier noch dazu nur auf der Japanischen Edition. "Forgiveness Street" ist zwar auch balladesk, aber die Atmosphäre des Songs erinnert an sein "Stranger In This Town" Meisterwerk von 1991, ein klasse Song. Man kann nur verwundert den Kopf schütteln, warum es der Track nicht auf die "normale" CD geschafft hat. Auch "Backseat Driver" ist besser wie so manches auf der "Normal-Edition", handelt es sich hier gerade um den vermissten schönen straighten Rocker ohne Produktionsballast. Solche Songs hätte ich mir häufiger gewünscht. 
Fazit: Leider krankt die Platte an der Produktion. Wären manche Songs nicht so mit Effekten überladen, wäre die ganze Scheibe um einiges besser ausgefallen. So bleiben letztlich ein bis zwei klasse Songs, ein paar gute und auch mehrere Ausfälle bis hin zu Nerv-Songs. Leider die schlechteste Solo-Scheibe von Richie Sambora. Nichtsdestotrotz meilenweit besser als das, was uns seine Hauptband seit Jahren zumutet und demnächst wohl wieder zumuten wird. Es wäre Richie zu wünschen, dass er einmal eine Platte ohne jeglichen Erfolgsdruck produziert und ihn so roh wie möglich zeigt. So bleiben leider nur wohlwollende 6,5 Points übrig.