Band : Status Quo
Album : Status Quo - Aquostic Live @ The Roundhouse
Spielzeit : 86 Min (2CD) + 100 Min. (DVD)
Plattenfirma : earMUSIC
Veröffentlichung : 10.04.2015
Homepage : www.statusquo.co.uk
Wertung : 6 von 10
Trackliste CD1 :
- And It's Better Now
- Break The Rules
- Again And Again
- Paper Plane
- Mystery Song
- Little Lady
- Rock'n'Roll
- Caroline
- What You're Proposing
- Softer Ride
- Down Down
- Pictures Of Matchstick Men
Trackliste CD2 :
- Down The Dustpipe
- All The Reasons
- Reasons For Living
- Rollin' Home
- Don't Drive My Car
- Claudie
- Rain
- Marguerita Time
- Na Na Na
- Whatever You Want
- Rockin' All Over The World
- Rock 'til You Drop
- Burning Bridges (On And Of And On Again)
Es ist durchaus möglich daß ich etwas gehemmt oder voreingenommen bin. Erstens bin ich kein Hardcore-Fan der Band, die mir und meinen Kumpels wunderbare Momente verschaffte...vor weitaus mehr als einem Vierteljahrhundert wohlgemerkt geschahen absonderlichste Dinge auf unserem schönen westfälischen Fleckchen Heimaterde. Es war die Zeit der Jugendfeten am Vorabend des alljährlichen Schützenfestes. Da durfte die Dorfjugend ohne elterliche Kontrolle saufen, rauchen und neben allerlei Schlager- und Popschmonsens zu vorgerückter Stunde richtig "harte" Musik wie Ram Jam, Golden Earring und eben Status Quo zelebrieren. Die lässig in den Mundwinkel geklemmte Fluppe (selbstgedrehte DRUM oder SAMSON natürlich), ein 0,2l Rolinck Pilsener in der Hand, Spagat bis die Plinte runter bis zu den Adidas Allround platzte und die Pete Townshend für arme Leute-Gedenkwindmühle waren Audruck dafür dass die Musik gut war. Und Status Quo gingen immer. Keine Fete ohne Quo, und welche Songs da liefen dürfte hinlänglich bekannt sein. Die Songs haben sich halt in die Gehörgänge meiner Generation gefressen.
Soviel zu den Umständen meiner Status Quo-technischen Vorbelastung. Die Band hat natürlich etwas mehr zu bieten als 08/15 Partyrock, doch, und so geht es bestimmt nicht nur mir, ich persönlich verbinde die Musik halt mit Schweiss, Zigarettenqualm und Stimmung in der Bude. Und so geht die ergraute Eminenz des Boogie Rock mit einem leichten Handicap ins Rennen dieser Rezension.
Ach ja, zweitens fehlt ja noch. Zweitens haben einige Vorgänger die Acoustic-, Unplugged- oder was weiss ich für stromlose Live Alben-Messlatte verdammt hoch gelegt, so zum Beispiel Nirvana, Eric Clapton oder Neil Young, die in diesem speziellen Format wahre schon Seelenstripteases hinlegten.
Status Quo haben ihren Auftritt jedenfalls gut vorbereitet. Die Location, das altehrwürdige Londoner Roundhouse, diente nicht ohne Grund vielen bekannten Bands als geeignete Location für ihre Plattenaufnahmen. "Live at the Roundhouse" gilt in Rockfan-Kreisen als ernstzunehmendes Qualitätsmerkmal für eine hervorragende Akustik. Led Zeppelin, Pink Floyd, die Rolling Stones, Kraftwerk, Opeth usw. traten dort auf und schnitten die Gigs oft mit um sie später zu veröffentlichen. So auch Status Quo.
Im Oktober 2014 gab es eine BBC-Sondersendung zur Promotion des 31ten Studio-Albums der Band, die mit mehr als 1,3 Millionen Views im Internet innerhalb von fünf Tagen zum Riesenerfolg mutierte. Und dass eine Band, die mehr als 50 Jahre Erfahrung und mehr als 60 Top40 Single-Platzierungen in GB hatte, an einem solchen Abend ein selbstbewusstes Programm aufstellt, dürfte sich von selbst verstehen.
Ergo nahmen Freddie Edwards, Rick Parfitt, Francis Rossi, Andrew Bown, John "Rhino" Edwards und Drummer Leon Cave nebst einer Vielzahl weiterer Musiker gemütlich auf ihren Stühlen Platz, um vor vollem Haus die Träume ihrer treuesten Anhängerschar wahr werden zu lassen.
Acoustic Live ist an diesem Abend aber vor allem die bühnentaugliche Umsetzung des Albums, welches im Laufe der Zeit zum verdienten Verkaufsschlager mutierte: Aquostic:Stripped Bare. Und dort zeigt sich leider auch, dass fünf auf dem Stuhl klebende Herren im Laufe eines Abends an ihre Grenzen kommen können. Was dem Roundhouse-Besucher evtl. wegen der Stimmung in der Halle verborgen blieb, ist auf der Mattscheibe leider allzu schnell klar...bereits nach wenigen Minuten kann ich mir ein Gähnen kaum noch verkneifen und spätestens mit dem verschunkelten Again And Again wird mir klar, dass dieses Konzept für mich nicht aufgehen wird.
Ich denke unweigerlich an vergangene Zeiten zurück und vermisse den Dreck und meine gröhlenden Kumpels. Natürlich bin in all den Jahren nicht nur ich, sondern auch Rossi, Parfitt und Co. älter geworden, aber in meiner Erinnerung lege ich gerade On The Level oder Never Too Late auf den Plattenteller. Die Bude qualmt zwar, als Rossi in Paper Plane die große Runde fragt, ob jemand in seinem "deutsche car..." mitfahren möchte, doch mir persönlich mangelt es bei aller Unterstützung durch Akkordeon, Percussion oder Backgroundgesang an dem musikalischen Ausgleich der mangelnden Bewegungsmöglichkeiten der Band.
Wie schön wäre es gewesen, hätte Francis Rossi nur einen einzigen Song solo gebracht, oder hätte es für einen Gastsänger bzw. -sängerin gereicht. Ein Schlagzeug-, Gitarren-, oder Basssolo...ein Instrumental ? Leider nein, die Möglichkeiten sind vielfältig, doch trotz aller Qualität kehrt Langeweile ein. Ständig die gleiche Tonlage, die selbe Leier. Da helfen dann auch die schönen Harp-Einlagen von Andy Bown, die Streichersektion und Rossi's lockere Ansagen in schönstem britischem Akzent nix mehr.
Nun denn, 86 (CD) bzw. 100 (DVD) Minuten werden echte Fans zufriedenstellen, da bin ich mir sicher. Das Roundhouse-Publikum scheint jedenfalls voll auf seine Kosten gekommen zu sein. Ich greife im Zweifellsfall auf meine Plattensammlungs-Quo zurück, mache mir ein Bier auf und lege die Füße auf den Tisch. Bin zwischenzeitlich alledrings auf Dortmunder Union Export umgesattelt...
Prösterchen !
Bernd Fischer
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