Sonntag, 15. Juni 2014

Walter Trout - The Blues Came Callin'

Interpret : Walter Trout
Album : The Blues Came Callin'
Spielzeit : 57:45 Minuten
Veröffentlichung : 30.05.2014
Plattenfirma : Provogue / Mascot Label Group / Rough Trade
Homepage : www.waltertrout.com

Wertung : 8 von 10

Trackliste:
  1. Wastin' Away
  2. The World Is Goin' Crazy (And So I Am)
  3. The Bottom Of The River
  4. Take A Little Time
  5. The Whale
  6. Willie
  7. Mayall's Piano Boogie
  8. Born In The City
  9. Tight Shoes
  10. The Blues Came Callin'
  11. Hard Time
  12. Nobody Moves Me Like You Do

Was mich dieser Tage reitet, mich bei gefühlten 59 Grad im Schatten an einen stöhnenden Rechner zu setzen um eine Rezension zu schreiben, wissen wohl nur die Götter des Rock'n'Roll. Ohne Schwitzetuch und eiskalte Getränke geht da gar nix. Aber unter Umständen bringt die aktuelle Platte von Walter Trout ja ein wenig Linderung...

Und vielleicht ist es gerade dessen Leidensgeschichte, die mich zu diesem schweisstreibenden Selbstversuch leitet. Der gute Walter hat in den letzten Monaten wirklich den Blues gehabt, benötigte er doch dringend eine lebenswichtige Lebertransplantation. Der ehemals schwergewichtige Gitarrist hatte im Verlauf der Krankheit 50 Kilo Gewicht verloren und war nur noch ein Schatten seiner selbst. Als sich bereits erste Ausfallerscheinungen zeigten, war es im Grunde nur noch eine Frage der Zeit, wann die Musikwelt eine weitere Hiobsbotschaft hören müsste. Doch Walter kämpfte mit Hilfe seiner Freunde und Ehefrau Marie um die teure aber unumgängliche Lebertransplantaion, die er dann am 26. Mai endlich erhielt. Seitdem befindet er sich auf dem Weg der Besserung und hat sich sofort zum Ziel gesetzt, spätestens nach einem Jahr wieder auf der Bühne zu stehen.




Fast wäre The Blues Came Callin', dessen Titel sich auf Walters frühe Begegnung mit der Musik des Gitarristen Mike Bloomfield bezieht, also zum Vermächtnis der Blues-Legende mit mittlerweile 50 Jahren Erfahrung als Musiker und 25-jähriger Solo-Präsenz geworden. Die ersten Worte aus Wastin' Away, der Singleauskopplung, machen dies denn auch mehr als deutlich: "Looking in the mirror, but I don’t know who I see, no I don’t. So I take another look baby, but it still don’t look like me..."; mehr muss wohl nicht gesagt werden. Hoffen wir, dass Walter Trout sich schnell erholt und uns noch viele Jahre mit seiner tollen Musik beglücken kann.
So soll es denn auch die Musik sein, die hier im Mittelpunkt steht. Und da geht der gute Walter mit erwähnter Single direkt in die Vollen. Überhaupt hat sich der Blueser im Verlauf seiner Erkrankung nie hängen lassen, hat immer wieder auf der Bühne gestanden und im Studio aufgenommen. 



Der kraftvolle, pumpende Bluesrock auf der Platte hat denn auch eine Energie, die mancher unter genannten Umständen nicht erwartet hätte. Keine Schwächen, keine halbherzigen Ideen, die Trout'sche Gitarre bratzt wie gewohnt nicht nur den Opener ins Ziel. Sie geleitet sämtliche Musiker der Band stilsicher, mal hart und heftig, mal sanft und entspannt, durch die Scheibe, die ihren letzten Höhepunkt in der wundervollen Ballade Nobody Loves Me Like You Do findet. Den Song hätte Trout kaum passender schreiben können, spiegelt er doch die endlose Liebe zu seiner Gattin wider und ist mit mehr als sieben Minuten keine Sekunde zu lang geraten.

An Prominenz mangelt es The Blues Came Callin' ebenfalls nicht. Ein langjähriger Freund Walter Trouts gibt sich an den Tasten die Ehre: John Mayall. Passenderweise heisst sein instrumentaler, in einem Take aufgenommener Solo-Beitrag Mayall's Piano Boogie und lockert die ohnehin unverkrampfte Stimmung der Platte noch einen Tick auf. 

Mein persönlicher Favorit ist das mit einem wunderbaren Dobro-Intro versehene The Bottom Of The River. Der Song handelt auf den ersten Blick vom Kampf eines Ertrinkenden, an dem im Todeskampf das vergangene Leben vorbeizieht. Die Resonatorgitarre sorgt im Wechselspiel mit der elektrischen für eine interessante Stimmung und haucht dem langsamen Song eine spannende Atmosphäre ein. Auch hier steht ganz klar der Kampf Walter Trouts mit dem eigenen Schicksal hinter der eigentlichen Geschichte, die die Hauptperson mit den Worten "This ain't your Time to die..." für sich einscheidet.

Wollen wir hoffen dass Walter Trout im weiteren Genesungsverlauf ebenfalls die Kraft hat, seinen großen Kampf endgültig zu gewinnen. Mit The Blues Came Callin' hat er jedenfalls einen musikalischen Treffer gelandet, an dem es sicher nicht scheitern soll.

Ich für meinen Teil gebe mich der Hitze geschlagen und halte meine Füße jetzt erstmal in den Garteteich...



Bernd Fischer


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