Band: Julian Angel's Beautiful Beast
Album: Adult Oriented Candy
Spielzeit: 46:33 min.
Plattenfirma: G.T.O. Entertainment
Veröffentlichung: 05.04.2011
Homepage: http://www.beautifulbeastrock.com
WERTUNG: 9 von 10
Tracklist:
Showdown
Do You Want It
Ride With The Wild One
Tokyo Nights
Juvenile Affair
Oh Valerie
Save My Heart
Rock All Arenas (Born To Rock)
Wild Tonight
Still I Dream Of You
Singer And Guitarist In A Hair Band
Dat gibbet doch net! Da erschien letztes Jahr, m.M.n, eines der besten Hair Metal/Melodic Rock/Party Rock Scheibchen und wurde von uns nicht besprochen! Und das schlimme ist, ich hatte es eigentlich auf dem Radar und wollte es mir unbedingt kaufen. Erst Monate später hatte ich dann zugegriffen, aber in meinem Alter vergisst man so manches ... und die Rezi ist nie erfolgt :-/. Es wäre viel zu schade, dass das Debüt von BEAUTIFUL BEAST, unerwähnt bliebe, auch wenn schon sehr bald (6. August), das zweite Album "California Suntan" erscheint.
"Adult Oriented Candy" steckt knietief in den spät '80er Jahre und bietet 11 mal typischen US Glam/Hardrock, wie ihn DOKKEN, POISON, DEF LEPPARD, MÖTLEY CRÜE, AUTOGRAPH etc., auf dem Speiseplan stehen hatten. Die Herren gehen mit so einer gehörigen Portion Feuer und Spielfreude ans Werk, als ob sie noch nie eine andere Art von Musik gespielt hätten und wissen richtig zu begeistern.
BEAUTIFUL BEAST sind keine Grünschnäbel mehr und tummeln sich schon seit einigen Jahren in der nationalen Musikerszene herum. Der Kopf, hinter der Band (Project), ist ein gewisser Julian Lieb (Künstlername JULIAN ANGEL, Gesang und Gitarre), der die Poser/Sleaze/Glam Szene schon seit seinem Debüt "WWW.ANGEL-ROCK.COM" (2001) unsicher macht. Mir ist der Erstling vollkommen unbekannt. Erst durch den Nachfolger "Choreography Sucks" (2007) bin ich auf den Musiker aufmerksam geworden. Den Silberling kann man in die Kategorie Modern Glam/Sleaze Rock packen, welcher auch leichte Ausflüge in Richtung MARILYN MANSON macht. Diese Konstellation wurde aber nicht immer wohlwollend, von der Musikpresse, aufgenommen. Besonders kritisiert wurde das Programming und das Kokettieren mit besagtem MM Sound/Look. Anyway, mir gefiel die dargebotene Mischung und "CS" dreht sich auch heute noch in meinem Player ("Sucker Punch", "Somethin' Huge", "Teaser/Pleaser" und "This Is On You" sind einfach coole, modern arrangierte Sleazer mit grandiosen Refrains und einer guten Gitarrenarbeit). Mit JULIAN ANGEL'S BEAUTIFUL BEAST präsentiert er sich, neben seinen Mitmusikern, viel bodenständiger und fokussiert sich auf den heißgeliebten Hair Metal. Komplettiert wird die Band durch Frank Mc Douglas (Bass und Keyboard), mit dem der blonde Fronter schon seit etlichen Jahren musiziert, und Ro Lee a.k.a. Roland Jahoda, der schon für PARADOX die Felle verdrischte.
Wie schon auf "Choreography Sucks" war Rolf Munkes für das Mixing verantwortlich und hat einen wirklich guten Job abgeliefert.
Die drei Musiker sind super aufeinander eingespielt und feuern eine '80er Jahre Rockrakete nach der anderen ab. Fronter Angel's Gesang ist angenehm und er liefert eine solide Leistung ab. An der Gitarre hinterlässt er einen sehr starken Eindruck. Er haut melodische, pfeilschnelle Soli aus seinem Instrument und man ist versucht, mit seiner Air-Gitarre, auf dem Rücken liegend, über das heimische Laminat zu rutschen. Frank's Bass agiert präzise und ist mit seinem druckvollen Sound sehr präsent. Für die Keyboards bekommt er von mir aber die '80ties Gedächtnismedaille. Einfach sehr geil und authentisch. Ro Lee will nur spielen und das macht der Kerl echt gut. Er liefert punktgenaue, kraftvolle Beats und treibt seine Mitmusiker vor sich her. Der agiert auf der Bühne bestimmt wie das Tier aus der Muppet Show.
Anders als bei vielen Kollegen konzentriert sich das Trio auf die klassischen Einflüsse und klingt dabei eigenständig und originell, da das Songmaterial sehr abwechslungsreich und stark ausgefallen ist. Wie o.g. Bands bekommen die Jungs es hin, Mitgröhlnummern, den obligatorischen Balladen und fetzigen Rockern den '80er Touch zu verleihen. Wie ihre Vorbilder setzt die Formation auf eingängige Melodien, powervolle Arrangements, großartige Chöre und ihre Songs sind, von der Qualität, absolut ebenbürtig. Das ganze geht sogar soweit, dass man denkt, dass der eine oder andere Song bestimmt schon im heimischen Regal steht. Das soll kein Plagiatvorwurf sein, sondern einfach nur aufzeigen, wie sehr sich die Band am Sound der '80er anlehnt.
Gleich der Opener "Showdown" lässt das Herz jedes Hair Metal Anhängers höher schlagen. Eine jaulende Gitarre startet und ein blitzschnelles Riff jagt das nächste. Das ist US Hardrock in Reinkultur, inklusive Polizeisirene-Sample. Der Song erinnert mich an eine Mischung aus HAWAII - kennt die noch jemand? - und DOKKEN. Was für ein Kracher! Der gute Eindruck wird durch den Mitgröhler "Do You Want It" fortgesetzt. Zwar erinnert der Track stark an die tauben Leoparden, weiss aber, aufgrund der tollen Gitarrenarbeit und der wirklich schönen Melodie, absolut zu überzeugen. Ich erwische mich, wie ich immer wieder den Refrain mitträllere und bekomme noch mehr Bock auf Material von solch einem Kaliber. Das eingängige und schnelle "Ride With The Wild One" bietet anschließend wieder etwas härteren Stuff, der aber über viel Melodie, ein tolles Solo verfügt und einen ohrwurmverdächtigen Refrain verfügt. Mit "Tokyo Nights" geht der Dreier in Richtung AOR und beweist, dass sie auch hier absolut konkurrenzfähig sind. Der Track ist zwar nicht ganz so stark wie die drei vorherigen Songs, aber passt zum restlichen Material und kann beileibe nicht als Ausfall gewertet werden. "Juvenile Affair" und "Oh Valerie" sind zwei bockstarke Rocker, die jeder '80er Jahre Hair Metal Party sehr gut zu Gesicht stehen würde, wobei letztgenannter Song, ganz klar in Richtung Albumhighlight tendiert. Eine geile Gitarrenarbeit und ein arschcooler Gesang/Chor lassen mich immer wieder die Repeat - Taste betätigen. "Save My Heart" liefert die genretypische Ballade, welche mit viel Power vorgetragen wird. Erinnert mich ein wenig an POISON. "Rock All Arenas" setzt den positiven Eindruck weiter fort. Die Band geht wieder ein bisschen härter ans Werk und ist, aufgrund der Gesangs- und Gitarrenleistung, mehr dem US Metal zuzuordnen als dem Hair Metal. Sehr gelungene Abwechslung, die auch noch sehr stark ausgefallen ist. Das ruhig, fast schon balladesk beginnende "Wild Tonight" ist ein netter Party Rocker. Gut gemacht, aber mir ist die Nummer zu vorhersehbar. Zum Mitgröhlen animiert der Refrain von "Still I Dream Of You" und könnte auch aus der Feder von POISON stammen. Eher ein Power Pop Song, aber zum Zwischendurchhören eignet sich der Titel recht gut. Ein weiteres Highlight rundet den starken Rundling ab. "Singer And Guitarist In A Hair Band" ist ein Glam/Sleaze Knaller, auf dem die Band komplett aufdreht und alles in Grund und Boden rockt.
Wer auf '80er Jahre Hardrock amerikanischer Prägung steht und mit Bands wie DOKKEN, POISON, DEF LEPPARD etc. groß geworden ist, sollte hier unbedingt ein Ohr riskieren. Die nationale Glam/Sleaze/Hair Metal Szene hat dieses Jahr schon einige gute Scheiben hervorgebracht, z.B. "Excess All Areas" von den HOLLYWOOD BURNOUTS, aber "Adult Oriented Candy" ist mal eine ganz andere Liga und gehört, für mich, in die Champions League und kann sich durchaus mit internationalen Acts messen.
Es bleibt noch zu erwähnen, dass die Verpackung natürlich auch im '80ties Layout/Coverartwork - Style gestaltet ist und man einfach mit einem Augenzwinkern betrachten sollte.
Ich freue mich auf das neue Album von JULIAN ANGEL'S BEAUTIFUL BEAST und vergebe für das einfach nur geniale Debüt, haarige, 9 Punkte.
Götz
P.S. Besucht doch einfach mal die BEAUTIFUL BEAST HP, denn dort könnt ihr den Erstling, handsigniert, plus Julian's 2001er Album (als CD + MP3 - Bundle), zu einem sehr lukrativen Preis erwerben.
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