Band: Asia
Album: XXX
Spielzeit: 51:21 min.
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 29.06.2012
Homepage: www.originalasia.com
WERTUNG: 7 von 10
Tracklist:
Tomorrow The World
Bury Me In Willow
No Religion
Faithful
I Know How You Feel
Face On The Bridge
Al Gatto Nero
Judas
Ghost Of A Chance
2012 entwickelt sich langsam zum Jahr der Comebacks und bot uns schon einige Überraschungen. VAN HALEN, RUSH, THE CULT und PRONG haben mich, mit ihren aktuellen Releases entweder komplett oder teilweise (von RUSH habe ich einfach mehr erwartet) überzeugt. Besonders gespannt war ich auf die neuen Outputs von SAGA (erscheint am 6/7) und den Plüsch-Rockern ASIA.
Die neue CD letztgenannter Band liegt mir nun vor. Zum 30. Jubiläum meldet sich eine der bekanntesten Rock Formationen, mit einem neuen Album, zurück. Nach dem mauen Comeback "Phoenix" und dem durchwachsenen "Omega" haben sich die Originalmitglieder wieder im Studio eingefunden, um XXX (Triple X) einzuspielen. Progressive Rock spielen sie schon seit fast 2 Jahrzehnten nicht mehr, spätestens nach "Alpha" war diese Phase ad acta gelegt und seitdem konzentrierten sie sich darauf, intelligent arrangierten Melodic Rock auf das Publikum los zu lassen. Diese Kurskorrektur schmeckte Fans und Musikkritikern auch hervorragend. Dieser Stil wird auch auf dem neuen Rundling, Gott sei dank, wieder geboten. Die Herren besannen sich auf ihre alten Stärken und liefern ein Album in bester "Astra" - Tradition ab ... schön wäre es gewesen! Ganz so stark ist das aktuelle Material bei weitem nicht, aber die Supergroup ist wieder auf dem richtigen Weg.
Seit dem wirklich schlechten Comeback besteht die Formation wieder aus den Urmitgliedern:
- John Wetton - Gesang und Bass
- Steve Howe - Gitarre
- Georg Downes - Keyboards
- Carl Palmer - Schlagzeug
Das dreichfache X präsentiert uns eine Band, die auf eine sympathische Art und Weise, einen eher zurückhaltenden Eindruck hinterlässt. Der Sound ist bei weitem nicht so pompös in Szene gesetzt, wie man es eigentlich von ASIA erwartet. Teilweise fehlt mir dieses Trademark doch ein bisschen. Auch die Produktion ist mir ein wenig zu aalglatt ausgefallen. So fehlt dem Drumsound komplett die Tiefe und Palmer's druckvolle Spiel kommt nicht richtig zur Geltung.
Besonders im Vordergrund steht Wetton's Stimme - es ist unglaublich, aber umso älter der Kerl wird, desto besser singt er - und Howe's exzellentes, sehr abwechslungsreiches Gitarrenspiel. Keyboarder Downes liefert sich schöne Duelle mit dem Gitarristen, weiss aber genau, wann er sich wieder in den Hintergrund verabschieden muss. Die Zusammenarbeit dieser beiden Musiker klappt einfach hervorragend. Nur Palmer's Drumsound ist wirklich unglücklich abgemischt. Man hat an manchen Stellen das Gefühl, dass er auf einen Stapel Handtücher einschlägt. Ihn trifft keine Schuld, aber man sollte dem Produzenten/Mastering Team, für diese Leistung, mal ganz lieb in den Sack kneifen!
Songwriterisch hat die Band einige recht unterhaltsame, direkt in das Ohr wandernde Kompositionen auf das Plastik gebannt, die endlich wieder tolle Ideen, einschmeichelnde Melodien und starke Rhythmen beinhalten.
Der Opener "Tomorrow The World" beginnt sehr ruhig und entwickelt sich zu einem sehr schönen Midtempo Rocker mit einem wundervollen Gesang von Wetton. Die Melodie ist sehr catchy und Howe/Downes sind richtig stark. Besonders Howe's melodisches und rhythmisches Spiel gefällt mir sehr gut. Zu Wetton brauche ich nicht viel schreiben! Mir läuft ein kalter Schauer den Rücken herunter, wenn er, während des Songs, sich gesanglich immer weiter steigert und, dann im Refrain-Part, zur Höchstleistung auffährt. Einfach sehr stark. "Bury Me In Willow" bewegt sich im gleichen Segment, kann das Niveau des ersten Tracks aber nicht ganz Paroli bieten. "No Religion" ist erfrischend straight ausgefallen und ist Downes Sternstunde. Er agiert zwar nicht besonders auffällig, aber trotzdem gelingt es dem Keyboarder, dem Titel seinen Stempel aufzudrücken. Das Keyboardsolo ist einfach verdammt stark und songdienlich ausgefallen. Ihm steht Steve Howe in nichts nach. Es ist eine Freude dem Gitarristen zuzuhören, der anscheinend bei ASIA die Spielfreude wieder gefunden hat, die ihm, in den letzten Jahren, vollkommen abhanden gekommen ist. Sehr gute Nummer! Leider wird das, bis hierhin gebotene Niveau, nicht gehalten. "Faithful" ist eine total langweilige und lahme Nummer, die einfach nur schmalzig klingt und auch John's Gesang kann die Kohlen nicht mehr aus dem Feuer holen. Ungewohnt klingt das aufwendig arrangierte "I Know How You Feel". Die Nummer ist zwar nicht schlecht komponiert, passt aber irgendwie nicht so recht ins ASIA Gewand. Dies liegt unter anderem auch an dem Spiel des Keyboarders, welches mich stark an SUPERTRAMP erinnert. Das anschliessende "Face On The Bridge" wurde auch als Single ausgekoppelt und bietet solide Kost und das Gespann Sänger/Gitarrist ist ganz klar das Highlight. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass den Herren bei der Nummer die Ideen ausgegangen sind, denn der Refrain wird, für meinen Geschmack, zu oft wiederholt. "Al Gatto Nero" verbreitet gute Laune und die Band klingt verdammt frisch und voller Spielfreude. Das folgende "Judas" ist nach dem gleichen Muster gestrickt. Auch eine gute Nummer, aber ASIA waren schon einmal einfallsreicher. Die ruhige Piano Nummer "Ghost Of A Chance" bietet fast allen Musikern die Plattform, um zu zeigen, was für begnadete Musiker sie doch sind. Howe zaubert mir wieder, mit seinem gefühlvollen Spiel, eine Noppenhaut auf den Körper, Downes Tastenspiel ist einfach wunderschön in Szene gesetzt und Wetton ist eh ein Alien in Menschengestalt. Nur der arme Carl kann mit dem Stapel Handtücher nicht so recht umgehen - schade und was für Verschwendung.
ASIA Fans werden sich über die teilweise Rückbesinnung freuen und können sich ganz getrost das Album ins Regal stellen. Melodic Rock Fans sollten der Scheibe einfach mal einem Hörtest unterziehen.
"Triple X" verfügt über einige recht charmante Songs, ohrwurmartige Melodien und einer grandiosen Gesangsleistung von Wetton. Negativ dagegen fällt, der unverschämte Drumsound und einige recht einfallslose Songs, ins Gewicht.
Für mich ist der neue Silberling eher eine "nice to have" Geschichte und 7 Punkte wert.
Götz
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