Band:
Joe Jackson
DVD:
Live at Rockpalast
Spielzeit:
266 min.
Plattenfirma:
M.I.G.
Veröffentlichung:
30.03.2012
WERTUNG:
7 von 10 Punkten
Joe
Jackson, britischer Songwriter, Multi-Instrumentalist und Sänger ist
Anhängern der Pop-Rock Musik mit leichter Neigung zur Klassik und
zum Jazz wohl eher ein Begriff als Hörern härterer gitarrenlastiger
bluesorientierter Musik. Kein Wunder wenn man die Biografie des 1954
geborenen Musikers einmal betrachtet. Jackson hat in seiner Kindheit
bereits klassischen Klavier- und Geigenunterricht erhalten und
später, ermöglicht durch ein Stipendium, ein Studium der
Komposition an der Royal Academy Of Music in London absolviert.
Nichtsdestotrotz bzw. gerade deshalb darf der geneigte, für „neue“
Klänge empfängliche Hörer hier aber trotzdem gerne
weiterlesen.
Denn
Jackson hat es in seiner Karriere, die 1979 mit dem New Wave bzw.
Punk/Ska lastigen Album „Look Sharp“ richtig begann immer wieder
geschafft sich zu verändern. Bereits mit seinem Debutalbum erschuf
er Klassiker wie „Is She Really Going Out With Him“. Oder
„Friday“, welches ebenfalls 1979 auf „I'm The Man“, dem
deutlich Reggae-lastigeren Nachfolger erschien. Auch das tolle „It's
Different For Girls“ ist auf dieser Scheibe enthalten. Mit diesen
beiden Scheiben und der noch unveröffentlichten dritten Scheibe
„Beat Crazy“ im Handgepäck begab sich Jackson im Oktober 1979
auf eine fast einjährige Tournee um die halbe Welt.
Die
Wertschätzung für Joe Jackson muss bereits damals sehr groß
gewesen sein, spielten doch Acts wie die Ramones, The Knack und sogar
die Undertones in seinem Vorprogramm. So zeichnete der WDR am 14.März
1980 einen dieser Auftritte in dessen Studio in Köln auf. Dieses und
zwei weitere Konzerte sind nun auf der vorliegenden Doppel-DVD des
M.I.G. (Made In Germany) Labels zu bestaunen.
Die
Tracklist des ersten Gigs (erstes Konzert auf DVD 2) liest sich wie
folgt:
- On Your Radio
- Friday
- Mad At You
- Kinda Kute
- Out Of Style
- The Harder They Come (Jimmy Cliff Cover)
- Sunday Papers
- One More Time
- Fools In Love
- Is She Really Going Out With Him ?
- Don't Wanna Be Like That
- I'm The Man
Wir
sehen einen jungen Joe Jackson der, begleitet von seinem langjährigen
Mitstreiter, dem guten Graham Maby am Bass, Gitarrist Gary Sanford
und Drummer Dave Houghton ein tolles Set hinlegt. Geprägt von der
bereits abflauenden Punk-Welle sehen wir einen für seine Verältnisse
agressiven Joe Jackson der sich über die damalige Zeit (Politik,
Frauen und Sonntagszeitungen) aufregt. Das Publikum sitzt
unpassenderweise im komplett bestuhlten WDR Aufnahmestudio
teilnahmslos herum („Kinda Kute“ kündigt er deshalb grinsend mit
den Worten „This is a song you could dance to...“an), was dem
Ganzen leicht groteske Züge verleiht. Doch Jacksons langjährige
Erfahrung als Musiker macht sich bezahlt und wir dürfen Zeuge eines
Konzertes von einem Künstler werden der mit Auftritten wie diesem
den Grundstein seiner Karriere gelegt hat. Höhepunkt sind seine
frühen Highlights wie „Sunday Papers“ bei dem er eine BILD
Zeitung zerlegt, das darauffolgende „One More Time“ mit dem
tollen Chorus und die ruhige Übernummer „Is She Really Going Out
With Him ?“. „Shut Up“ heisst hier sein Kommando an das
mitsingende Publikum, weshalb passenderweise an dieser Stelle auch
meine Rezension dieses ersten von drei Konzerten enden soll.
Tolles
Ding.
Die
Aufzeichnungen der Konzerte aus Hamburg vom 21.Februar 1983 bzw.
Essen vom 16./17.April 1983 liegen zeitlich so dicht beieinander dass
mir eine unterschiedliche Bewertung ehrlich gesagt äusserst schwer
fällt. Sowohl die Setlist als auch die Darbietung sind nahezu
identisch, die Bandbesetzung naturgemäß absolut gleich.
Jackson
hatte im Abstand von diesen drei Jahren allerdings einiges verändert,
angefangen bei der Band, die nun nicht mehr unter dem Namen „Joe
Jackson Band“ firmierte sondern ihn als reinen Solokünstler „Joe
Jackson“ auswies. Inzwischen waren die Alben „Jumpin' Jive“ und
„Night And Day“ erschienen auf denen er eine musikalische
Neuorientierung vollzog. „Jumpin' Jive“ ist voller swingender
Nummern, beeinflusst vom Jump-Blueser Louis Jordan, für dessen
Schaffen Jackson sich während einer Phase körperlicher Erschöpfung
begeisterte. Wer sich heute Platten von Brian Setzer anhört weiß
wohin dessen Dankesreden gegangen sein müssten. Besonders das
einmalige „Tuxedo Junktion“ blieb von dieser leider nur in
Großbritannien erfolgreichen Platte hängen.
Mit
dem Nachfolger „Night And Day“ hatte es Jackson schon leichter.
Frisch von seiner Frau geschieden und nach New York umgezogen
krempelte er seinen Sound erneut um, packte eine Prise Salsa hinein
und liess sich erneut inspirieren, diesmal von den beiden
Musical-Komponisten und Songschreibern George Gershwin und Cole
Porter. Das Ergebnis „Night And Day“ rangiert unter JJ Fans heute
ganz weit oben und brachte unsterbliche Klassiker hervor: „Stepping
Out“, „Breaking Us In Two“ und „A Slow Song“ verbindet man
gerne mit Joe Jackson.
Die
beiden auf diesen DVDs enthaltenen Konzerte sind wie erwähnt nahezu
identisch wobei ich das auf DVD1 enthalten aus Essen bevorzugen
möchte. Bezogen auf die hier wiedergegebenen Bilder muss man wohl
sagen: Jackson hat hier einfach den besseren Tag erwischt. Vergleicht
man seinen Gesichtsausdruck, sieht man welche Freude er an diesem Tag
gehabt haben muss. Dies überträgt sich auf seine gesamte Mannschaft
und macht aus dieser Aufnahme etwas ganz besonderes. Mit „I've
never seen so much drunken Germans in my life..“ wird die Audience
denn auch dementsprechend humorvoll begrüßt. Höhepunkt dieser
Konzerte sind aus meiner Sicht „On Your Radio“ „Steppin' Out“
und das durch ein A-Capella Intro eingeleitete „Is She Really Going
Out With Him ?“
Die
Aufnahme aus Hamburg hingegen besticht durch die kürzere Distanz zum
Publikum, was die Atmosphäre ungleich enger und familiärer
erscheinen lässt. Naja, Ihr dürft Euch glücklicherweise ein
eigenes Bild von diesen beiden Konzerten verschaffen.
Die
Tracklist des Konzertes aus Essen:
- On Your Radio
- Another World
- Sunday Papers
- Look Sharp !
- Breaking Us In Two
- Is She Really Going Out With Him ?
- Target
- TV Age
- Tuxedo Junction
- Steppin' Out
- Beat Crazy
- One More Time
- A Slow Song
- Motown Medley : Uptight
- Motwon Medley: The Tears Of A Clown
- Motown Medley: I'm Gonna Make You Love Me
- Motown Medley: How Sweet Is It To Be Loved By You
- Motown Medley: Heatwave
- Motown Medley: Uptight
- I'm The Man
Das
Konzert aus Hamburg enthält folgende, auf der Essener DVD nicht
enthaltene Tracks:
- Cancer
- Real Man
- Cosmopolitan
Jedoch
werden auf der Essener Aufnahme die Tracks des Motown-Medley einzeln
ausgewiesen, weshalb der Eindruck entsteht hier sei mit 20 Titel mehr
Inhalt als auf der anderen Aufnahme mit 18 Titeln enthalten.
Was
bleibt ist die Tatsache dass wir hier fast fünf Stunden Livemusik
geboten bekommen, die einen Joe Jackson Fan in Verzückung versetzen
dürften. Sicher, die eine oder andere Länge ergibt sich beim
Betrachten aller drei Konzerte, die zusätzlich noch mit einer
Foto-Slideshow ergänzt werden, doch immerhin kann man hier angesicht
dieser Fülle von Material (50 Titel in 266 Minuten) wirklich von Value for Money sprechen.
Leicht
ärgerlich finde ich die dunkle und leicht schwammige Bildqualität
bei allen drei Konzerten. Trotz hochgedrehtem Helligkeitsregler fällt
es mir stellenweise schwer alles zu erkennen. Auch hier sticht die
Essener Aufnahme noch als beste hervor. Ob dies technisch nicht
besser hinzubekommen war kann ich allerdings nicht beurteilen.
Vielleicht liegt es einfach am Alter der Aufnahmen.
Da
die Bildqualität jedoch ein wesentlicher Faktor für das
Sehvergnügen ist musste ich hierfür einen Punktabzug vornehmen.
Schade.
Hier ein kleiner Vorgeschmack:
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