Sonntag, 1. Juli 2012

Joe Jackson - Live at Rockpalast












Band: Joe Jackson
DVD: Live at Rockpalast
Spielzeit: 266 min.
Plattenfirma: M.I.G.
Veröffentlichung: 30.03.2012
Homepage: www.joejackson.com

WERTUNG: 7 von 10 Punkten


Joe Jackson, britischer Songwriter, Multi-Instrumentalist und Sänger ist Anhängern der Pop-Rock Musik mit leichter Neigung zur Klassik und zum Jazz wohl eher ein Begriff als Hörern härterer gitarrenlastiger bluesorientierter Musik. Kein Wunder wenn man die Biografie des 1954 geborenen Musikers einmal betrachtet. Jackson hat in seiner Kindheit bereits klassischen Klavier- und Geigenunterricht erhalten und später, ermöglicht durch ein Stipendium, ein Studium der Komposition an der Royal Academy Of Music in London absolviert. Nichtsdestotrotz bzw. gerade deshalb darf der geneigte, für „neue“ Klänge empfängliche Hörer hier aber trotzdem gerne weiterlesen.

Denn Jackson hat es in seiner Karriere, die 1979 mit dem New Wave bzw. Punk/Ska lastigen Album „Look Sharp“ richtig begann immer wieder geschafft sich zu verändern. Bereits mit seinem Debutalbum erschuf er Klassiker wie „Is She Really Going Out With Him“. Oder „Friday“, welches ebenfalls 1979 auf „I'm The Man“, dem deutlich Reggae-lastigeren Nachfolger erschien. Auch das tolle „It's Different For Girls“ ist auf dieser Scheibe enthalten. Mit diesen beiden Scheiben und der noch unveröffentlichten dritten Scheibe „Beat Crazy“ im Handgepäck begab sich Jackson im Oktober 1979 auf eine fast einjährige Tournee um die halbe Welt.

Die Wertschätzung für Joe Jackson muss bereits damals sehr groß gewesen sein, spielten doch Acts wie die Ramones, The Knack und sogar die Undertones in seinem Vorprogramm. So zeichnete der WDR am 14.März 1980 einen dieser Auftritte in dessen Studio in Köln auf. Dieses und zwei weitere Konzerte sind nun auf der vorliegenden Doppel-DVD des M.I.G. (Made In Germany) Labels zu bestaunen.

Die Tracklist des ersten Gigs (erstes Konzert auf DVD 2) liest sich wie folgt:
  1. On Your Radio
  2. Friday
  3. Mad At You
  4. Kinda Kute
  5. Out Of Style
  6. The Harder They Come (Jimmy Cliff Cover)
  7. Sunday Papers
  8. One More Time
  9. Fools In Love
  10. Is She Really Going Out With Him ?
  11. Don't Wanna Be Like That
  12. I'm The Man
Wir sehen einen jungen Joe Jackson der, begleitet von seinem langjährigen Mitstreiter, dem guten Graham Maby am Bass, Gitarrist Gary Sanford und Drummer Dave Houghton ein tolles Set hinlegt. Geprägt von der bereits abflauenden Punk-Welle sehen wir einen für seine Verältnisse agressiven Joe Jackson der sich über die damalige Zeit (Politik, Frauen und Sonntagszeitungen) aufregt. Das Publikum sitzt unpassenderweise im komplett bestuhlten WDR Aufnahmestudio teilnahmslos herum („Kinda Kute“ kündigt er deshalb grinsend mit den Worten „This is a song you could dance to...“an), was dem Ganzen leicht groteske Züge verleiht. Doch Jacksons langjährige Erfahrung als Musiker macht sich bezahlt und wir dürfen Zeuge eines Konzertes von einem Künstler werden der mit Auftritten wie diesem den Grundstein seiner Karriere gelegt hat. Höhepunkt sind seine frühen Highlights wie „Sunday Papers“ bei dem er eine BILD Zeitung zerlegt, das darauffolgende „One More Time“ mit dem tollen Chorus und die ruhige Übernummer „Is She Really Going Out With Him ?“. „Shut Up“ heisst hier sein Kommando an das mitsingende Publikum, weshalb passenderweise an dieser Stelle auch meine Rezension dieses ersten von drei Konzerten enden soll.
Tolles Ding.

Die Aufzeichnungen der Konzerte aus Hamburg vom 21.Februar 1983 bzw. Essen vom 16./17.April 1983 liegen zeitlich so dicht beieinander dass mir eine unterschiedliche Bewertung ehrlich gesagt äusserst schwer fällt. Sowohl die Setlist als auch die Darbietung sind nahezu identisch, die Bandbesetzung naturgemäß absolut gleich.

Jackson hatte im Abstand von diesen drei Jahren allerdings einiges verändert, angefangen bei der Band, die nun nicht mehr unter dem Namen „Joe Jackson Band“ firmierte sondern ihn als reinen Solokünstler „Joe Jackson“ auswies. Inzwischen waren die Alben „Jumpin' Jive“ und „Night And Day“ erschienen auf denen er eine musikalische Neuorientierung vollzog. „Jumpin' Jive“ ist voller swingender Nummern, beeinflusst vom Jump-Blueser Louis Jordan, für dessen Schaffen Jackson sich während einer Phase körperlicher Erschöpfung begeisterte. Wer sich heute Platten von Brian Setzer anhört weiß wohin dessen Dankesreden gegangen sein müssten. Besonders das einmalige „Tuxedo Junktion“ blieb von dieser leider nur in Großbritannien erfolgreichen Platte hängen.

Mit dem Nachfolger „Night And Day“ hatte es Jackson schon leichter. Frisch von seiner Frau geschieden und nach New York umgezogen krempelte er seinen Sound erneut um, packte eine Prise Salsa hinein und liess sich erneut inspirieren, diesmal von den beiden Musical-Komponisten und Songschreibern George Gershwin und Cole Porter. Das Ergebnis „Night And Day“ rangiert unter JJ Fans heute ganz weit oben und brachte unsterbliche Klassiker hervor: „Stepping Out“, „Breaking Us In Two“ und „A Slow Song“ verbindet man gerne mit Joe Jackson.

Die beiden auf diesen DVDs enthaltenen Konzerte sind wie erwähnt nahezu identisch wobei ich das auf DVD1 enthalten aus Essen bevorzugen möchte. Bezogen auf die hier wiedergegebenen Bilder muss man wohl sagen: Jackson hat hier einfach den besseren Tag erwischt. Vergleicht man seinen Gesichtsausdruck, sieht man welche Freude er an diesem Tag gehabt haben muss. Dies überträgt sich auf seine gesamte Mannschaft und macht aus dieser Aufnahme etwas ganz besonderes. Mit „I've never seen so much drunken Germans in my life..“ wird die Audience denn auch dementsprechend humorvoll begrüßt. Höhepunkt dieser Konzerte sind aus meiner Sicht „On Your Radio“ „Steppin' Out“ und das durch ein A-Capella Intro eingeleitete „Is She Really Going Out With Him ?“

Die Aufnahme aus Hamburg hingegen besticht durch die kürzere Distanz zum Publikum, was die Atmosphäre ungleich enger und familiärer erscheinen lässt. Naja, Ihr dürft Euch glücklicherweise ein eigenes Bild von diesen beiden Konzerten verschaffen.

Die Tracklist des Konzertes aus Essen:
  1. On Your Radio
  2. Another World
  3. Sunday Papers
  4. Look Sharp !
  5. Breaking Us In Two
  6. Is She Really Going Out With Him ?
  7. Target
  8. TV Age
  9. Tuxedo Junction
  10. Steppin' Out
  11. Beat Crazy
  12. One More Time
  13. A Slow Song
  14. Motown Medley : Uptight
  15. Motwon Medley: The Tears Of A Clown
  16. Motown Medley: I'm Gonna Make You Love Me
  17. Motown Medley: How Sweet Is It To Be Loved By You
  18. Motown Medley: Heatwave
  19. Motown Medley: Uptight
  20. I'm The Man 
Das Konzert aus Hamburg enthält folgende, auf der Essener DVD nicht enthaltene Tracks:
  • Cancer
  • Real Man
  • Cosmopolitan
Jedoch werden auf der Essener Aufnahme die Tracks des Motown-Medley einzeln ausgewiesen, weshalb der Eindruck entsteht hier sei mit 20 Titel mehr Inhalt als auf der anderen Aufnahme mit 18 Titeln enthalten.

Was bleibt ist die Tatsache dass wir hier fast fünf Stunden Livemusik geboten bekommen, die einen Joe Jackson Fan in Verzückung versetzen dürften. Sicher, die eine oder andere Länge ergibt sich beim Betrachten aller drei Konzerte, die zusätzlich noch mit einer Foto-Slideshow ergänzt werden, doch immerhin kann man hier angesicht dieser Fülle von Material (50 Titel in 266 Minuten) wirklich von Value for Money sprechen.

Leicht ärgerlich finde ich die dunkle und leicht schwammige Bildqualität bei allen drei Konzerten. Trotz hochgedrehtem Helligkeitsregler fällt es mir stellenweise schwer alles zu erkennen. Auch hier sticht die Essener Aufnahme noch als beste hervor. Ob dies technisch nicht besser hinzubekommen war kann ich allerdings nicht beurteilen. Vielleicht liegt es einfach am Alter der Aufnahmen.

Da die Bildqualität jedoch ein wesentlicher Faktor für das Sehvergnügen ist musste ich hierfür einen Punktabzug vornehmen. Schade.
Hier ein kleiner Vorgeschmack:






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Danke für deinen Kommentar.
Dein Rockingboy-Team

P.S.: Beleidigende Kommentare werden sofort gelöscht. Bitte achtet auf eure Formulierungen - auch hier gilt: Höflich und sachlich bleiben.