Es muss so ungefähr vor 6 Jahren gewesen sein, als ich im Internet nach neuen und unbekannteren Heavy Rock Formationen ausschau hielt und auf ein CD Cover stieß, dass irgendwie mein Interesse weckte. Nicht dass es besonders spektakulär gestaltet gewesen wäre, es war eher die schlichte Gestaltung und aus dem Stern, der in der Mitte der Frontgestaltung platziert war, schaute ein langhaariger Blondschopf mit einem Cowboyhut auf der Rübe, den interessierten Rockfan an. Ich wagte den Blindkauf und war angenehm überrascht, was da aus meiner Anlage tönte fand ich recht fein. Moderner, sleazy Heavy Rock mit einer sehr coolen Gitarrenarbeit und einigen verwaisen in Richtung Tommy Lee's Soloaktivitäten.
Ich hatte schnell recherchiert, dass es sich bei Julian Angel um einen süddeutschen Musiker handelt, und suchte mir einen Ast, nach dem Debüt "www.angel-rock.com, ab. Erst 2012 erlöste mich Julian von meiner Suchaktion und sendete mir die Scheibe, als MP3 Album zu - ich bin natürlich nicht auf die Idee gekommen, ihn direkt zu fragen!!
Die Jahre vergingen, "Choreography Sucks" drehte sich immer wieder gerne im Player, und irgendwie wuchs in mir das Verlangen nach mehr Mucke aus dem Hause des singenden Gitarristen. Also durchstöberte ich Bandcamp nach neuem Futter und stieß auf JULIAN ANGEL'S BEAUTIFUL BEAST. "Adult Oriented Candy" (2011) ist ein unverfälschtes und straightes Heavy Rock Album, dass allen Liebhabern von DOKKEN, DEF LEPPARD, MÖTLEY CRÜE und RATT zusprechen sollte. Neben Julian glänzen Frank McDouglas (Bass) und Roland 'Ro Lee' Jahoda (Schlagzeug) auf dem formidablen Debüt. Mich überzeugte das Dingen und ich ließ mich - naiv und nicht ahnend, wie ich war, denn ich konnte ja nicht vorhersehen, was der Bengel zukünftig noch alles zu bieten hat - zu einer 9er Wertung hinreißen!
Der Muliinstrumentalist und Produzent feuerte im letzten August gleich das nächste Hammerteil, in Form von "California Suntan", hinterher. Angel konnte seine Songwriterqualitäten noch einmal steigern und hat mit dem Zweitling, im Rockingboy, die Höchstwertung ergattert. Die Songs wurden noch ausgereifter arrangiert, die Melodien mit einem noch höheren Catchiness-Faktor versehen und ihm gelang es, sich einen ebenbürtigen Platz neben all den Leoparden, Giftigen und Ratten dieser Welt zu ergattern. Puren, unpeinlichen Hair Metal der Spitzenklasse bietet die Scheibe und darf in keiner Plattensammlung, des geneigten Heavy Rock Lunatic, fehlen.
Die "Schöne Bestie" scheint den Veröffentlichungsrhythmus von ungefähr 15 Monaten beibehalten zu wollen, denn am 24. Januar erscheint nun das dritte Werk "Kick Down The Barricades". Julian, Frank und Schlagzeuger Ramy Ali ist ein verdammt beeindruckender Cocktail aus dem Erstling und "California Suntan" gelungen, sprich den Hörer erwartet powervoller, US-geprägter Heavy Rock, mit sehr starkem Ohrwurm-Charakter und viel Eiern. Lasst Euch einfach überraschen und freut auf diese tolle Hair Metal Dosis.
Dreist, wie ich bin, habe ich Julian gebeten, uns etwas zu den einzelnen Stücken auf "Kick Down The Barricades" zu erzählen. Ganz Profi, wie er nun einmal ist, hatte ich schon einen Tag nach meiner Anfrage, seine Ausführungen zur Entstehung / seine eigenen Einschätzungen vorliegen.
Viel Spaß beim Lesen!!!
Bad Boys Never Dance
Der Song mit dem größten Metal Anteil auf dem Album. Er hat das klassische Gitarrenriff im Dokken- und Ratt-Stil und setzt sich genau genommen aus drei Songideen zusammen, die ich unabhängig von einander hatte, bis ich gemerkt habe, wie gut sie miteinander harmonieren. Textlich geht es über das allzu typische 'wir-passen-nicht-in-Deine-heile-Welt' Thema. Highlight ist für mich die Bridge.
Big Stuff
In mittlerweile typischer Beautiful Beast Manier folgt an zweiter Stelle der Groove Song. 'Big Stuff' ist der erste Song, den ich für das neue Album geschrieben und aufgenommen habe. Inspiration kam tatsächlich durch den Film 'Rock Of Ages' mit Tom Cruise. Ich hatte durch die Planung meiner MusicBiz Madness Konferenz gut vier Monate lang keine Songs geschrieben, geschweige denn aufgenommen. Der Film und der Song kamen genau rechtzeitig für mich.
Can't Stand The Fiction
Es gibt diese magischen Songwritingmomente, da setzt Du Dich hin, klimperst ein wenig und zehn Minuten später hast Du einen genialen Song fertig. 'Can't Stand The Fiction' ist einer meiner Favoriten. Sehr melodisch und trotzdem heavy genug. So muss Hair Metal für mich sein.
Shock 'Em Dead
Für mich die Sleaze Nummer schlechthin, ganz im Stil von Cats In Boots, L.A. Guns und Ratt. Es steckt viel Wut in dem Song, da ein paar Menschen den Tod meines Vaters genutzt haben, um meinem Bruder und mir ziemlich dreckig mitzuspielen. Aber wie immer hat mir der Rock and Roll erfolgreich zur Seite gestanden.
The Night Cries For You
Ich bin ein Balladenschreiber. Ich könnte wohl ein ganzes Album voller Balladen aufnehmen. Bei 'The Night Cries For You' gefallen mir besonders der fette Chor im Refrain und die, zugegeben, ziemlich geschmackvolle Akustikgitarre in der Strophe. Für mich ist im Hair Metal nämlich besonders wichtig, nicht nur einfach Akkorde zu schrammeln, sondern Riffs, Fills und Einzeltöne zu spielen.
Unsexy
Ein grooviger Song über ein paar junge Damen im Fitnessstudio, die hinter ihrer aufgestylten Fassade in Wirklichkeit fürchterlich prüde sind. Vielleicht auch ein Rückblick auf die 90er Jahre, als ich vergebens nach einer auftoupierten Frau mit High Heels und Ledermini gesucht habe. Cooler Groove, wie ich finde, und eine Breakdown Sektion mit Fingerpicking, auf die ich mächtig stolz bin.
Kick Down The Barricades
Schnelle Rocksongs laufen leicht Gefahr, belanglos zu klingen und dass am Ende außer des Tempos nichts wesentliches mehr übrig bleibt. Ich glaube, die Sache mit den Riffs im Kix Stil und ein paar Autograph inspirierten Melodien ganz gut in den Griff bekommen zu haben. Dieser Song hat wohl am längsten zu schreiben gedauert. Zuerst hatte ich den Chorus, dann eine Strophe, die schließlich als Bridge Verwendung gefunden hat, ehe mir viele Wochen später die endgültige Strophe dazu eingefallen ist. Gut Ding will Weile haben
Shake Me Back Home
Ich stehe auf diese Art Hair Metal Songs, in denen die Akustikgitarre sehr präsent ist. 'Coming Home' von Cinderella oder Mötley Crüe's 'Don't Go Away Mad' zum Beispiel. 'Shake Me Back Home' ist mein Akustiksong, der neben poppigen Melodien auch Westernflair und natürlich eine Portion Sleaze Rock enthält. Es hat viel Spaß gemacht, den Song im Studio zu arrangieren.
High On Love
Wohl das Lieblingsstückchen für die AOR-Fraktion. 'High On Love' war der zweite fertige Song des Albums und kommt insgesamt etwas sanfter herüber als der Rest des Albums. Ursprünglich war ein Klavier für das Intro angedacht gewesen, doch nachdem auf dem gesamten Album keine Keyboards zu hören sind, habe ich den Intropart kurzerhand mit der Gitarre gespielt.
Six In The Red
Wer die zwei anderen Beautiful Beast Scheiben und mein Soloalbum kennt, weiß um meine Vorliebe für Texte über Hollywood Schlampen Solch ein Thema durfte natürlich auch auf 'Kick Down The Barricades' nicht fehlen. 'Six In The Red' hat nicht nur wegen der Blödeleien in Intro und Outro viel Spaß gemacht.
Falls Ihr JULIAN ANGEL'S BEAUTIFUL BEAST noch nicht kanntet und jetzt neugierig geworden seid, freut Euch auf den 24. Januar 2014 und holt Euch diesen Hammer. Auch Rockfans, die mit dem Material der Formation vertraut sind, sollten hier unbedingt zugreifen, denn mit der Scheibe dürfte ein Genre - Highlight 2014 auf uns zukommen.
Ein riesiges DANKESCHÖN möchte ich gerne an Julian richten, der so spontan und schnell reagiert hat!!! U Rock!
Götz
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Toller artikel. Man darf gespannt sein.
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