Band : The Fabulous Thunderbirds
Album : Girls Go Wild
Spielzeit : 66:02 Min
Veröffentlichung : 27.09.2013 (1979)
Plattenfirma : Repertoire Records
Homepage : www.repertoirerecords.com/artists/fabulous-thunderbirds-the
Wertung : 8 von 10
Trackliste :
- Wait On Time
- Scratch My Back
- Rich Woman
- Full Time Lover
- Pocket Rocket
- She's Off
- Marked Deck
- Walkin' To My Baby
- Rock With Me
- C-Boy's Blues
- Let Me In
- Scratch My Back (Live) - Bonus
- She's Tough (Live) - Bonus
- Full Time Lover (Live) - Bonus
- Feelin' Good (Live) - Bonus
- Wait On Time (Live) - Bonus
- Pocket Rocket (Live) - Bonus
- Wait On Time (Live) - Bonus
Wie wir alle wissen hält das Leben für uns Musiksüchtige so manche Überraschung bereit, im Guten wie im Schlechten. Schlecht, wenn die ersehnte Neuerscheinung der Lieblingsband sich als grottig herausstellt oder man feststellt wie eindimensional die Band eigentlich sowieso die ganzen Jahre war. Wenn man dann aber vermeintlich unbekannte Bands oder Interpreten für sich entdeckt und man sich fragt: "Hey, wie geil ist das denn...warum hast Du die eigentlich all die ganzen Jahre übersehen ???", ja dann geht die Sonne wieder auf.
So ging mir das neulich mit den Texanern The Fabulous Thunderbirds...
Um kurz ins Thema zu kommen, die Band wurde 1977 von Gitarrist Jimmie Vaughan und Sänger bzw. Harpspieler Kim Wilson gegründet. Nachdem die T-Birds einige Jahre als Hausband eines Clubs in Austin, Texas auftraten, erschien 1979 das Debut Girls Go Wild, ein spritziger Rock'n'Roll-, Blues- und Countryrock-Bastard, der gelegentlich an Bands wie ZZ Top erinnert, seine Wurzeln aber genauso im Rock'n'Roll der Marke Bo Diddley hat. Schön daran ist, daß die Thunderbirds mehrere Stile durch den Fleischwolf drehten und ihren eigenen, unverkennbaren Sound fanden. Repertoire Records legt die ersten vier Platten nun als remasterte CD neu auf und stattet diese nebst reichlich Bonusmaterial noch mit einem informativem Booklet im schicken Digipak-Format aus.
Die Platte enthielt in der Erstauflage 11 Songs und stellt sofort mit der ersten Nummer Wait In Time klar, daß Langeweile und die Thunderbirds zwei völlig verschiedene Baustellen sind. Was wir hier hören ist allerfeinster Bluesrock mit einer ganz gehörigen Portion Rock'n'Roll, der ohne Jimmie Vaughans hochgradig infektiösen und mitreissenden Gitarrenstils gerade mal die Hälfte wert wäre. Den Gegenpol zu Vaughan's Spiel stellt auf den ersten Blick Sänger und Harpist Kim Wilson dar, dessen helle, aber markige Stimme ebenfalls ein wichtiger Stützpfeiler der Birds ist. Abgerundet wird die Sache aber durch die tighte und punktgenaue Backingband mit Keith Ferguson am Bass und Mike Buck an den Kesseln. Das Sahnehäubchen setzt allerdings Kim Wilson oben auf, dessen wohl dosiertes aber umso intensiver wirkendes Harp-Spiel wirklich Spaß macht. Hört mal in Pocket Rocket rein... so hört sich der blanke Bluesharp-Wahnsinn an. Dankenswerterweise versuchen die Birds, trotz diverser Bezüge zum Blues (Scratch My Back - Slim Harpo) oder R&B (Rich Woman - Li'l Millet & His Creoles), niemals wie schwarze Musiker zu klingen. So lag ein gewisser Cub Coda, Schreiber der beliebten Allmusic Guide, mit seiner Einschätzung "One of the few white blues albums that work" wahrlich goldrichtig.
Wie sehr der den Nagel auf den Kopf getroffen hat, hört Ihr in dieser neu remasterten Neuauflage von Girls Go Wild am besten selber nach. Ich verweise noch auf sieben Bonustitel, allesamt Liveaufnahmen, die mich ein wenig traurig erkennen lassen, welche großartige Liveband ich verpasst habe. Feelin' Good mit seiner Reminiszenz an John Lee Hooker's Boogie Chillen (...let that boy boogie woogie) markiert hier sehr deutlich die Verbindung der Jungs zum Blues bzw. ZZ Top, die den Song in ihrem Hit La Grange ebenso verwurstet haben und ebenfalls erfolgreich in ihrem Liveset unterbrachten.
Was bleibt, ist das Gefühl, eine Band entdeckt zu haben, die...warum auch immer, den ganz großen Durchbruch nicht schaffte. Ich werde versuchen der Sache auf den Grund zu gehen, denn weitere drei CDs der Fabulous Thunderbirds warten auf mich. Girls Go Wild, soviel ist sicher, hat daran keine Schuld und bekommt verdiente acht Punkte von mir.
Bernd Fischer
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