Band : Hundred Seventy Split
Album : The Road
Spielzeit : 72:33 + 46:33 Min.
Plattenfirma : Corner House Records
Veröffentlichung : 13.02.2015
Homepage : www.hundredseventysplit.com
Wertung : 9 von 10
Trackliste :
CD1
- Where The Blues Began
- Pork Pie Hat
- Let The River Flow
- The Smoke
- Gonna Dance On Your Tombstone
- Going Home
- Fifty Thousand Miles Beneath My Brain
- Love Like A Man
- The World Won't Stop
- The Sound Of Goodbye
- The Devil To Pay
- Good Morning Little Schoolgirl
- Poison
- No Deal
- Tennessee Plates
- Do You Wish You Were At Woodstock
- I'm Going Home
- Bad Blood
- King Of The Blues
Ich stelle mir ja manchmal diese gewissen Fragen wie: Sind die ehrenwerten Pfade unserer geliebten Rockmusik nicht längst total ausgelatscht ? Ist nicht der Pioniergeist der Bands bzw. Musiker, die wir seit Generationen verehren, lange schon der nüchternen Wiederbelebung Ihrer Vermächtnisse durch plagiierende Nachfolger gewichen ?
So gesehen sicherlich richtig, aber schmeckt Mutters Erbsensuppe nicht auch mit jedem Jahr besser ?
Und genau deshalb kann eine Platte wie die der Briten Hundred Seventy Split, auf der genau dieses Aufkochen alter Songs mit Hingabe vollzogen wird, einen durchaus positiven Geschmack hinterlassen. Nämlich dann, wenn Kunst auf Spielfreude trifft und beide einen tollen Tag und fähige Tontechniker erwischen.
So geschehen auf dem aktuellen Livedokument The Road, einer Doppel-CD voller Klassiker der ehemaligen Band zweier Protagonisten von Hundred Seventy Split. Die Rede ist von Ten Years After, Bassist Leo Lyons gründete die Band 1960 zusammen mit dem 2013 verstorbenen Alvin Lee (R.I.P.) und führte diese noch bis vor Kurzem in verschiedenen Besetzungen fort. Dazu gehörte unter anderem Sänger und Gitarrist Joe Gooch, dessen wunderbares Organ und Gitarrenspiel wir auf der vorliegenden CD bewundern dürfen. Im Grunde ist also die Band Hundred Seventy Split eine weitere Inkarnation von TYA.
Um jedoch sämtlichen Missverständnissen vorzubeugen, sei erwähnt, dass die Band nebst erwähnter Klassiker ebenso hörenswerte Nummern ihrer bisher erschienenen HSS-Studioalben The World Won't Stop (2010) und Hundred Seventy Split (2014) in der Setlist hatte.
Und so bekommen wir die Ohren mit einem ganz feinen Rock mit immer wiederkehrendem Bluesfundament, quasi mit dem "Soundtrack of my Life" (Originalton Leo Lyons) einer Band gepudert, die Vergangenheit und Gegenwart zu kombinieren weiss. Typisch für Powertrios auch der Sound der Jungs. Reduziert auf's Wesentliche und sehr kraftvoll punchen und jammen sich Hundred Seventy Split durch sämtliche Songs und nehmen sich immer wieder die Zeit für Soloeinlagen. So brilliert Joe Gooch im knackigen Going Home mit einem ausufernden Gitarrensolo und liefert Drummer Damon Sawyer in Let The River Flow ein anfänglich etwas holpriges Trommelsolo ab. Ausflüge dieser Art gönnen sich die über sämtliche Zweifel erhabenen Musiker glücklicherweise immer wieder und machen dem Publikum als auch dem Hörer vor der Anlage eine Riesenfreude.
Getragen vom präzisen und abgrundtiefen Bass Leo Lyons' im Zusammenspiel mit einem punktgenauen Schlagzeug gehören die Momente wie so oft natürlich der Gitarre. Joe Gooch zelebriert sein unfassbares Können immer und immer wieder. Ich kann mich an seinen Einlagen gar nicht satt genug hören und bin einfach nur stinksauer, nicht vor der Bühne gestanden zu haben.
Glücklicherweise haben wir mit dem Doppelpack aber einen perfekt klingenden Zusammenschnitt der letztjährigen Tour vorliegen, der wie ein am Stück mitgeschnittenes Konzert rüberkommt und nichts anderes tut als Freude zu bereiten.
Ich bin ehrlich, die alten Songs haben es mir von Anfang an angetan und gehören zu meinen Highlights. Love Like A Man, I'm Going Home oder Fifty Thousand Miles Beneath My Brain entfachen noch immer eine Faszination, der ich mich nur äusserst schwer entziehen kann. Ich bin mir aber absolut sicher, dass jüngere Songs wie The Sound Of Goodbye oder Gonna Dance On Your Tombstone alsbald nachziehen werden.
In diesem Sinne.
Bernd Fischer
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