Band : Neal Black & The Healers
Album : Before Daylight
Spielzeit :45:46 Minuten
Veröffentlichung : 04.04.2014
Plattenfirma : DixieFrog
Homepage : www.nealblack.net
Wertung : 7 von 10
Trackliste:
- Jesus & Johnny Walker
- Hangman's Tree
- The Peace Of Darkness
- Mama's Baby
- The Same Color
- The Road Back Home
- Before Daylight
- Goin' Down The Road
- American Dream
- Dead By Now
Um den ersten Gedanken mal direkt loszuwerden: Neal Black's Gesang hört sich schon verdammt nach einem Hitlieferanten der 80er Jahre an. Gemeint ist Chris Rea. Am besten verwerft Ihr die Idee aber ganz schnell wieder, denn Neal Black als Verschnitt des später ebenfall in Blues-Gefilde abgewanderten Briten abzutun, wäre nicht nur sehr weit hergeholt, sondern auch falsch. Zugegeben, mir schoss beim ersten Durchhören des aktuellen Albums Before Daylight sofort "Josephine" durch den Kopf. Weit gefehlt...
Neal Black, in Frankreich lebender Sohn deutsch-indianischer Eltern, begeistert sein Publikum gerne mit einer Mischung aus erdigem Blues mit leichtem Country- / Jazz-Einschlag und wurde irgendwann mal als "The Master Of High Voltage Texas Boogie" bezeichnet. Nun hat er diesen Titel wohl bis ans Ende aller Tage weg, wobei ich finde dass auch dieser Ruf ihm nicht gerecht wird. Denn Herr Black hat deutlich mehr als rohe Energie zu bieten.
Before Daylight enthält bei einer Spielzeit von 45 Minuten auf den ersten Blick nur wenig herausragende Momente. Nach und nach kriechen diese aber empor, denn Neal Black ist nicht nur ein ganz feiner Gitarrist, der allein auf diesem Album acht verschiedene Modelle benutzt hat, er ist auch ein hervorragender Songwriter und hat seinem Publikum eine Menge mitzuteilen.Von Mama's Baby, einem Willie Dixon-Cover und Goin' Down The Road, einem Traditional einmal abgesehen, hat er nahezu sämtliche Songs im Alleingang verfasst und erzählt uns Geschichten, die, seinem Namen und dem Albumtitel ganz gerecht werdend, von düsteren Begebenheiten und Ungerechtigkeiten handeln.
So wird die Hauptperson in Hangman's Tree unschuldig des Mordes an seinem eigenen Bruder verurteilt, während seine Freundin, die Täterin, sich mit dem Richter vergnügt "A poor boy is always born guilty, they lock him up and throw away the key and the woman that he loves, she's dancing with the judge down at the hangman's tree".
Jesus & Johnny Walker, The Peace Of Darkness und The Same Colour sind nach ähnlichem Strickmuster angelegt, Songs, die auf den ersten Blick unverfänglich erscheinen und ihr wahres Gesicht erst nach einiger Zeit zeigen. Und immer werden die Geschichten getragen von der trockenen musikalischen Mogelpackung, die den Blick auf Blacks Gedanken zunächst verwehrt. Erst nach und nach passen Musik und Lyrik immer besser zusammen und so entsteht ein in der Endsumme stimmiges Album, dessen Highlight der Titelsong ist. Before Daylight ist ein sehr eingängiger Song, der einfach im Ohr kleben bleibt. So eine Nummer tut einfach jedem Album gut, hier passt alles zusammen...die entspannte Gitarre, eine sanfte Harp und Black's rauchig-entspannter Gesang laden geradezu zum Chillen ein.
Leichte Schwierigkeiten bereitet mir der Bar Room-Boogie Going Down The Road, der irgendwie nicht recht in den Kontext passen will. American Dream, ebenfalls mit Pianobegleitung angereichert, fällt bei mir ebenfalls durch. Die Taktik, zwei sehr ähnliche Songs hintereinander zu platzieren, geht irgendwie nicht auf. Der vorletzte Song fällt recht ungelenk und platt aus, die Harp stört mich eigentlich nur und auch das Piano wirkt irgendwie fehl am Platze.
Dead By Now, ein tiefschwarz-schöner Abschluss-Stomper mit zartem Harp/Gitarre Duell, reisst das Ruder dann aber zum Glück nochmal herum und so bleibt mit Before Daylight ein vielfältiges Album hängen, welches langsam entdeckt werden will und nichts für den schnellen Hörgenuss zwischendurch ist.
Von mir gibt es starke sieben Punkte für eine zeitlose Scheibe mit vielen verborgenen Stärken und wenig Schwächen.
Bernd Fischer
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