Interpret : Walter Trout
Album : Luther's Blues - A Tribute To Luther Allison
Spielzeit : 70:36 min.
Plattenfirma : Provogue / Mascot
Veröffentlichung : 11.06.2013
Homepage : www.waltertrout.com
Wertung : 9 von 10
Tracklist :
- I'm Back
- Cherry Red Wine
- Move From The Hood
- Bad Love
- Big City
- Chicago
- Just As I Am
- Low Down And Dirty
- Pain In The Streets
- All The Kings Horses
- Freedom
- Luther Speaks
- When Luther Played The Blues
22 Solo-Alben hat Walter Trout während seiner fast 50-jährigen Karriere aufgenommen. Mit dem jüngst erschienenen Luther's Blues - A Tribute To Luther Allison traut er sich jetzt erstmals an ein Cover-Album. Dies ist einem großen Mann des Blues gewidmet, dem Trout 16 Jahre nach dessen Tod Tribut zollen möchte: Die Rede ist von Luther Allison, der Walter Trout sehr beeindruckt hat, in- und nachdem er 1986 beim Montreux Jazz Festival mit ihm auf der Bühne stand.
Er erinnert sich: "Wir saßen gerade beim Mittagessen in diesem riesigen Raum mit John Mayall, Buddy Guy, Junior Wells, Robert Cray und Otis Rush, während Dr. John auf dem Piano spielte. Ich kam mit ihm ins Gespräch und es war fantastisch. Luther war einer der ganz Großen", fährt er fort, "und es war einfach unglaublich, die Energie und sein Engagement, das er auf der Bühne zeigte, zu beobachten. Wir spielten in diesem Jahr gemeinsam beim Jazz Festival und als wir zusammen die Bühne verließen, zückte plötzlich jemand eine Kamera. Wir nahmen uns in den Arm und lächelten. Dieses Foto ziert nun das Cover der CD. Als Luther schließlich 1997 starb, hatte ich zum ersten Mal die Idee zu diesem Album."
Die vorliegende CD-Ausgabe von Luther's Blues erscheint in einem fein aufgemachten Digipak und enthält nebst liebevoll gestaltetem Cover ein informatives Booklet mit umfangreichen Linernotes zu jedem Titel, zudem kommen darin langjährige Weggefährten Angehörige von Luther Allison zu Wort. Walter Trout brennt auf 13 Songs ein 70-minütiges Feuerwerk ab und interpretiert Allison's Musik auf seine ganz eigene, schroff-charmante Weise und gibt den Originalen seinen ganz eigenen Charme, ohne jedoch Allison's Vorlagen zu verleugnen. Dessen Charakter ist jederzeit zu erkennen, und das ist auch gut so, denn Allison verkörperte einen sehr speziellen, energiegeladenen Blues-Soul Mix.
Das gleichbleibend hohe Niveau des Ausnahmebluesers Trout macht es dem Hörer schwer, einzelne Songs aus der Platte hervorzuheben, jedoch empfiehlt es sich, Luther's Blues nicht nebenbei zu hören, zu groß ist die Gefahr, etwas zu verpassen. Chicago, Opener der '87er Scheibe Rich Man zeigt eindrucksvoll, was Trout drauf hat. Stammt das Original aus einer für Blues-Interpreten schwierigen Zeit, in der auch Allison auch aus produktionstechnischen Gründen einige mittelmäßige Veröffentlichungen herausbrachte, so konvertiert Trout diesen Song zu einem absoluten Highlight, verkennt dessen funkigen Wurzeln aber nicht, sondern fügt dem Ganzen eine energische-straighte Herzlichkeit hinzu. Fertig ist ein tolles Album-Highlight.
Ein weiterer Grund sich die Scheibe in Ruhe anzuhören ist ein Song, der auch schon zu Allisons absoluten Highlights zählte: Cherry Red Wine, ein Song über den selbstzerstörerischen Alkoholtrip einer Frau, die von Allison bekniet wird, damit aufzuhören bevor das Gras auf ihrem Grabe sich wie der besungene Cherry Red Wine färben würde. Trout besitzt sicher nicht den charismatischen Gesang eines Luther Allison, allein fehlt seiner Stimme der Soul, doch schafft er es auch hier, absolut authentisch herüberzukommen und ich bin mir sehr sicher: Luther Allison wäre stolz gewesen, hätte er Trouts tolle Interpretation dieses Songs hören können.
Ganz nebenbei sei erwähnt dass Trout ein fantastischer Gitarrist ist. Auch in dieser Kategorie versteht er es, sich Luther Allison, ebenfalls Meister seines Fachs, anzupassen ohne seine eigene Technik zu verleugnen.
Ein weiterer Höhepunkt auf Luther's Blues ist ein Song, der auf den ersten Blick für eine Bluesrockplatte untypisch ist: Ein sozialkritisches Zeitzeugnis, anklagend und heute ebenso aktuell wie in der Zeit seiner Entstehung. Die Rede ist von Freedom, dem Klagelied Allisons gegen Apartheid, gegen Unterdrückung und für Chancengleichheit. Allein die Tatsache das Allison farbig war und Trout weiß ist, zeugt vom großen Mut Trouts, diesen Song aufzugreifen. Trout meistert aber auch diese Herausforderung, obwohl oder gerade weil ihm der persönliche und soziale Hintergrund fehlt, sollte ihm ob des Ergebnisses ein Denkmal gesetzt werden. Chapeau, Herr Trout.
Eine kurze Ansprache des Verstorbenen leitet dann den Abschluss der Platte ein. Hier stellt sich heraus wie sensibel Luther Allison wohl gewesen ist, fordert er doch ein was ihm im Business vor allem fehlte: Wahre Freundschaften.
Abschliessend dann die einzige Nummer aus Trouts Feder: When Luther Played The Blues, die ultimative Reminiszens an sein Idol. Eine schleppende und intensive Liebeserklärung an Luther Allison, die Lust darauf macht, Luther's Blues nochmal von vorne zu hören.
Leute, Walter Trout feuert auf Luther's Blues eine wahre Qualitätsbreitseite ab. Sicher ist die Platte für an Blues gewöhnte Ohren einfacher zu hören als von Leuten die damit bis dato nicht viel anfangen konnten, doch lasst Euch gesagt sein daß hier Qualität im Spiel ist, und der ist es egal von wem sie gehört wird.
Also: Zugreifen !
Bernd Fischer
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