Montag, 24. September 2012

Karthago - Karthago


Karthago - Karthago
www.karthago.de   Label : M.I.G. 
35:04 Min.   VÖ : 31.08.2012

Wertung : 8 von 10

Ab in die Zeitmaschine, zurück in die Zeit von Ratz und Rübe, Schlaghosen, DalliDalli, Punk, Disco und...Krautrock. 

KRAUTROCK ? 

Da war doch was...Bands namens Can, Amon Düül II, Novalis, Birth Control etc. sind den meisten gerade noch geläufig, doch wer um alles in der Welt sind/waren Karthago ?
Die Berliner Band wurde 1971 gegründet und zählte jahrelang zu den Top Bands dieses Genres. Ihr Stil, ein Mix aus Funk, R&B, Hard- und Südstaatenrock bis hin zum Latin erfreute sich relativ schnell einer grossen Beliebtheit. Auch die grossartigen Live-Auftritte der Band trugen zum Erfolg bei. Schnell stellt sich heraus dass die Musiker ihre Instrumente beherrschen, besonders erwähnenswert wohl der Kopf der Band, Joey Albrecht. Sein Gitarrenspiel drückt dem Sound der Band einen prägnanten Stempel auf, obwohl man sich hörbar an amerikanischen Vorbildern wie Santana, Funkadelic oder Mother's Finest orientiert. 

Der Erstling der Band, schlicht Karthago genannt, war Ewigkeiten nicht zu bekommen, es sei denn man wäre bereit gewesen ein kleines Vermögen auf den Tisch zu legen. Um so erfreulicher dass das glorreiche M.I.G.-Label mal wieder einen tollen Einfall hatte und diese auf 2000 Einheiten limitierte Replik des original Vinyl-Release aus dem Jahr 1971 jetzt als CD aufzulegen. Das aufwändig gestanzte und auffaltbare Klappcover wurde dem damaligen Cover nachempfunden. Rares Material, Freunde...

Die Berliner steigen mit String Rambler, einem hart groovenden Latin-Rock-Mix in die Platte ein, gefolgt von I Don't Live Tomorrow, einer treibenden aber eingängigen Blues-Funk getränkten Nummer. Hier zeigt Keyboarder Ingo Bischof (später Kraan) erstmals sein ganzes Können, und siehe da: Karthago machen richtig Laune. Keine Spur vom typischen Krautrock dieser Zeit, kein selbstverliebtes Endlosgeraffel...straight und auf den Punkt. But I Know, der nächste Titel schraubt das Tempo deutlich zurück, und Karthago verlassen sich hier sehr auf den starken Refrain, doch für mich ist das Stück die schwächste Nummer bisher. Interessant ist allerdings dass der komplette Track von einem durchgängigen Vogelgezwitscher unterlegt wurde. Verrückte Zeiten...
Mit dem akustischen Morning Surprise demonstrieren Karthago erneut ihre vielfältigen Möglichkeiten. Gitarre, Gesang, Congas, Percussion...mehr braucht die Band nicht um wundervolle Musik zu kreieren. 



I Give You Everything You Want steigt mit einem genialen Funk-Riff ein, welches garantiert Pate gestanden hat für eine Band die die letzten zwanzig Jahre eben diesem Riff immer und immer wieder gehuldigt haben: Die Red Hot Chili Peppers, insbesondere deren Gitarrist John Frusciante. Eher klassisch Hardrockig geht es mit I Know What You Can Do My Babe weiter, hier dürften Jimi Hendrix, Deep Purple, etc. Pate gestanden haben. Ich meine sogar hie und da Johnny Winter herauszuhören. Jedenfalls zeigen Karthago bereits auf ihrem Debutalbum was sie drauf haben. Dafür zolle ich meinen Respekt und freue mich einmal mehr diese Scheibe entdeckt zu haben. 
Ihre Latin-Rock Einflüsse kommen mit dem ebenfalls hart rockenden Why Don't You Stop Buggin' Me (Wave On) zum Vorschein. Orgelspiel, Congas und Groove erinnern sehr angenehm an Santana. Allerdings kupfern Karthago nicht einfach ab, sie drücken dem Song erneut ihren Stempel auf. Dafür sorgt wieder einmal Gitarrist und Sänger Joey Albrecht, der über seine Gitarrentechnik hinaus eine sehr charakteristische Stimme hat, die jeder Blues- oder Hardrock-Kapelle gut zu Gesicht gestanden hätte.
Mit der vorletzten Nummer, Black Fire, dürften Karthago auf mancher Party für Stimmung gesorgt haben, erinnert mich die Nummer vom Gesang her doch ein wenig an A Whiter Shade Of Pale von Procul Harum. Später findet sich dieser Song, bzw. dieser Sound bei der ebenfalls deutschen Band Jane wieder, zumindest bilde ich mir gewisse Änlichkeiten ein.
Den Schluss einer überaus gelungenen Debutscheibe bildet das kurze aber intensive Instrumental "Nos Vamos", eine pure Liebeserklärung an Carlos Santana.

So endet eine Platte, die mich sehr erfreut, weil überrascht hat. Unter dem verallgemeinernden Stempel Krautrock verbergen sich doch mehr Musikstile und Richtungen als gemeinhin angenommen wird. Allein für diese Feststellung, resultierend aus dieser Wiederveröffentlichung, die übrigens klangtechnisch aufs Bestmögliche restauriert wurde, sei dem deutschen Label M.I.G. ein Denkmal gesetzt.











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