Album: La Futura
Spielzeit: 39:24 min.
Plattenfirma: Republic
Veröffentlichung: 07.09.2012
Homepage: www.zztop.com
WERTUNG: 8 von 10
Tracklist:
I Gotsta Get Paid
Chartreuse
Consumption
Over You
Heartache In Blue
I Don't Wanna Lose, Lose, You
Flyin' High
It's Too Easy Mañana
Big Shiny Nine
Have A Little Mercy
"Ach herrje ... watt is dat?" waren meine ersten Gedanken, als ich die Zukunft des bärtigen Trio's das erste Mal hörte. Der Sound war mir einfach zu fremd, wobei mir "Rhythmeen" einfach wunderbar ins Ohr geht und der Klang nicht ganz so weit entfernt ist - und ich hatte echte Schwierigkeiten mir das Scheibchen anzuhören. Ich verfluchte Rubin, da er ja in der Vergangenheit so manche Produktion verschlimmbessert hatte. Spekulationen kamen auf, daß die MP3 Files, des Anbieters, zu stark komprimiert oder gar defekt seinen etc. etc. etc.. Irgendwie war "La Futura" - wohlgemerkt als Download - eine herbe Enttäuschung und ich redete mir sogar die musikalischen Fähigkeiten der Jungens schlecht. Durch einen Zufall hatte ich doch noch die physikalische Version der Scheibe erhalten, natürlich wurde sie direkt eingelegt und erwartete einen viel "besseren" Sound. War er natürlich nicht, und meine Erwartung total albern! Die Produktion ist so gewollt und macht ZZ TOP 2012 aus. Nur der Götzemann hat mal wieder 'ne Stunde länger gebraucht, um die neue Scheibe zu verstehen .... aber schlußendlich hat es auch bei mir "klick" gemacht.
Nach den enttäuschenden "XXX" und "Mescalero" Outputs hatte ich nicht erwartet, dass Gibbons, Hill und Beard noch einmal so einen Knaller wie das oben erwähnte "Rhythmeen" herausschütteln würden. Haben sie auch nicht, was aber einfach daran liegt, dass man beide Scheiben nicht miteinander vergleichen darf. "La Futura" ist einfach ein sehr groovendes, kraftvolles, back to the roots - Album geworden, welches so manche Erinnerung, an die Blues Rock Vergangenheit der Texaner, wach werden lässt. Die Herren klingen dabei weder müde oder altbacken/angestaubt, sondern rocken straight nach vorne und die 40 Jahre, in dieser Bandkonstellation (erste Tonkonserve mit diesem Line-Up war "Rio Grande Mud" von 1972), konnten kein bisschen von ihrer Frische und Power rauben.
Der Einstieg erfolgt mit dem knarzigen "I Gotsta Get Paid", welcher zwar ein bluesiger Groover ist, mir aber der Gesang einen Tacken zu heiser rüber kommt und der Sound, den Gitarrenriffs, etwas von der Schärfe nimmt. Bei ""Chartreuse" rockt das Trio ordentlich, aber es fehlt an Substanz. Irgendwie vermisse ich, bei der Nummer, das Salz in der Suppe und die Gitarrenarbeit kommt mir ungewohnt bekannt vor. Auch "Consumption" überzeugt mich nicht und wirkt lahm. Bisher also eine eher zwiespältige Angelegenheit, die, für mich persönlich, ihren Tiefpunkt in der öden Ballade "Over You" findet. Hier trifft Kitsch auf eine belanglose und kraftlose Umsetzung. Soll das etwa die neue ZZ Marschrichtung sein?! Meine schlimme Befürchtung, es hier mit einer Mischung der letzten beiden Alben zutun zu haben, bewahrheitete sich Gottseidank nicht. Ganz im Gegenteil! Die TOP's legen den Schalter um, holen tief Luft und versprühen, beim Ausatmen, den ganzen Blues Rock Spirit, welcher in den letzten Jahren in ihnen schlummerte und nicht richtig zum Vorschein kam. "Heartache In Blue" ist ein, vor einer immensen Kraft, strotzendes Blues Rock Monster, wie ich es seit Jahren nicht mehr gehört habe. "I Don't Wanna Lose, Lose, You" rockt sich ganz locker, flockig in meinen Gehörgang und bleibt da, aufgrund der Eingängigkeit und Unbeschwertheit, einfach drinn kleben. Die Albumversion von "Flyin' High" ist um einiges rockiger ausgefallen, als die 2011, auf Youtube aufgetauchte und von der NASA verwendeten Pop/Rock Variante, welche Erinnerungen an das "Eliminator" und dem Hinternbrenner - sorry musste sein, meine natürlich "Afterburner" - Material wach werden liess. Dann geht es knietief zurück in den Blues Rock Sumpf und die ZZ's hauen mit "It's Too Easy Mañana" eine schöne, schleppende Nummer heraus, die vor Intensität die Luft zum Brennen bringt. "Big Shiny Nine" hätte auf dem, von mir geliebten, "Antenna" Album stehen können. Ein trockener, cooler Rocker, wie ihn nur die drei Texaner hinbekommen. Zum Abschluß geben uns die 3 Herren noch einen groovigen Blues Rocker mit und man kann förmlich die staubige, heisse Luft auf der Zunge und den Lippen schmecken.
Den Start der Zukunft fand ich sehr holprig, aber die Jungs haben sich, im Laufe der Langrille, gefangen und enorm gesteigert. Ob "La Futura" sich in die Reihe der Klassiker einreiht, wird die Zukunft zeigen. Ich kann und möchte es nicht beurteilen. Eins steht aber definitiv fest, es ist ein sehr, sehr ordentliches Album geworden, welches die Band wieder,ein bisschen zurück zu ihren Wurzeln führt.
Fans werden es eh schon haben, oder zumindest auf dem Einkaufszettel und allen Anhängern von kraftvoller, handgemachter und grundehrlicher Rockmusik, die auch den Blues Rock zu schätzen wissen, kann ich das aktuelle Album nur wärmstens empfehlen.
Ich hatte meine Problemchen mit dem Dingen, aber inzwischen möchte ich die Scheibe, in meiner umfangreichen ZZ TOP Sammlung, nicht missen. Danke ZZ's und hoffentlich dauert es nicht wieder 9 Jahre bis zum nächsten Hörgenuß auf Plastik!
Für diese Leistung gibt es knochentrockene, stachlige, unbezähmbare und harte 8 Kakteen.
Götz
Schöner Review, einen Fehler muss ich aber korrigieren. Schon beim ersten Album spielten die Tops in der selben Besetzung. Nicht erst seit Rio Grande Mud! Rube=Frank
AntwortenLöschenHallo Frank! Asche auf mein Haupt und Du hast vollkommen recht! Das Debüt, ist neben der "Tejas" das einzige Album, welches ich nicht besitze und bin da wohl durcheinander gekommen!
AntwortenLöschenVielen, lieben Dank für das aufmerksame Lesen und die Richtigstellung!
LG und Rock On!
Götz