Donnerstag, 30. August 2012

Bedemon - Symphony Of Shadows


Band : Bedemon        Album : Symphony Of Shadows
VÖ : 25.08.2012       58:52 min.
Label : Svart Records     Homepage : www.bedemon.com

Wertung : 6 von 10

Freunde des Doom Metal werden wohl ihre helle Freude haben, kehrt doch mit Bedemon eine Untergrundlegende des dunkelsten Metal-Genres auf den Markt zurück. "Symphony Of Shadows" heisst das Album und wird dieser Tage auf Svart Records erscheinen. Aber was heisst "zurück", irgendwie waren die Amis ja nie richtig da. Deshalb schlage ich eine kurze Aufklärung vor und fange mal ganz weit vorne an:
Doom Metal wird allgemein als finstere, langsame und riffbetonte Spielart des Metal bezeichnet. Die bekannteste Band, Black Sabbath und vor allem deren erste, gleichnamige Platte werden immer wieder als Meilenstein und Mutter aller Doom-Alben herangezogen. Spätere Gruppen, insbesondere Trouble, Pentagram und Saint Vitus (USA), die britischen Witchfinder General oder die Schweden Candlemass haben den Doom fest in der Szene etabliert und eine treue Fanschar anwachsen lassen. Weitere bemerkenswerte Bands wie Cathedral, Electric Wizard, Count Raven etc. etc. haben im Laufe der Jahre diverse Spielarten kreiert auf die ich aber aus Zeit- und Platzgründen hier nicht eingehen kann. Letztenendes muss man den Doom-Metal trotz steigender Beliebtheit aber noch immer als Spartenmusik bezeichnen...

Zurück zum Wesentlichen...welche Rolle haben Bedemon gespielt und warum haben sie Legendenstatus erlangt ? Nun, der launische Einzelgänger Randy Palmer, Horrorfilm-Junkie, Autor, Heftjournalist und Liebhaber düsterer Soundtracks stösst Anfang der 70er Jahre auf die Eingangs erwähnte erste Platte von Black Sabbath und ist von der düsteren, angsterfüllenden Atmosphäre sofort fasziniert. "When I first heard those crushing doom chords of the first song, 'Black Sabbath', I sat in stunned silence," so Randy. "Here was exactly what I always wanted, although I didn't know I wanted it, because until it existed I just couldn't have imagined it! It was like horror movie music being played with heavy guitars & tons of volume!" . Ein paar Jahre später, 1973, entscheidet Hobbygitarrist Palmer, Teile seiner eigenen düsteren Aufzeichnungen und Texte musikalisch umzusetzen. Nach Sabbath-Vorbild, versteht sich. Allerdings hat er kein Interesse daran eine eigene Band zu gründen.
So kommt es 1974 zu einer ersten Begegnung zwischen Randy Palmer, dem Sänger Bobby Liebling und dem Drummer Geof O'Keefe. Liebling und O'Keefe hatten drei Jahre zuvor einen Chaoshaufen namens Pentagram gegründet, welcher aber nicht ins Rollen kam, so blieb neben Toilettenputz-Jobs Zeit für ein Nebenprojekt. Zusammen mit dem Bassisten Mike Matthews macht man sich also an die Arbeit. Das Bedemon-Projekt und die Band Pentagram verschmelzen über dies hinaus zeitweise zu ein und demselben Ding (Palmer spielt zeitweise Gitarre und O'Keefe trommelt für Pentagram), so kommt es dass die Arbeiten immer wieder für lange Zeiträume unterbrochen werden. Und es bleibt, die Drogensucht und technische Unzulänglichkeiten haben ihr Übriges getan, bei höchst unprofessionellen Proberaumaufnahmen aus dem Pentagram-Keller, die erst im Jahr 2005 unter dem Arbeitstitel "Bedemon - Child Of Darkness" den offiziellen Weg in die Plattenläden finden. So miserabel diese Aufnahmen tontechnisch auch sind, der musikalische Inhalt ist erhaben. Aus diesem Grunde kursierten lange Jahre vor Veröffentlichung bereits Bootlegs (Palmer hatte einem Pentagram Fan in einem unüberlegten Moment ein Tape geschenkt), welche sich im Handumdrehen verbreiteten und ihre Wirkung nicht verfehlten. Palmer selbst sah Zeit seines Lebens übrigens keinen Cent für seine Arbeit. Hier endet der erste Teil der Geschichte einer Band, die keine war...



Wie soeben angedeutet lebt Randy Palmer nicht mehr. Er starb am 8.8.2002 an den Folgen eines unverschuldeten Autounfalls. Sein musikalischer Nachlass besteht neben den C.O.D, Sessions aus weiteren, unvollendeten Aufnahmen. Ab Mitte 2001 hatte er angefangen an einem Bedemon-Revival zu arbeiten, inklusive aller damaligen Mitstreiter. Da Sänger Bobby Liebling aber zwischenzeitlich aufgrund seiner jahrelangen Drogensucht körperlich angeschlagen und auch wegen seiner Hauptband Pentagram unabkömmlich war, blieb das Ergebnis dieser Arbeit vorerst ohne Gesang, deshalb sollte nach Abschluss der Basis-Tracks ein neuer Sänger ausgewählt werden. Erfreut über das Ergebnis dieser Arbeit hatte Palmer bereits beschlossen, Bedemon zu einer festen Band werden zu lassen. Auch sollten die C.O.D. Tracks neu überarbeitet werden, doch dann schlug das Schicksal wie erwähnt erbarmungslos zu.

O'Keefe und Matthews hatten nun zu entscheiden was geschehen soll. Sie wählten den Sänger dessen Demo-Tape Palmer sich noch angehört und für gut befunden hatte: Craig Junghandel. Mit diesem Mann am Mikro sind nun folgende neun Tracks zu bestaunen:

1. Saviour
2. Lord of Desolation
3. Son of Darkness
4. The Plague
5. D.E.D.
6. Kill You Now
7. Godless
8. Hopeless
9. Eternally Unhuman


Das mir vorliegende "neue" Material lässt sich leider aufgrund der Tatsache dass es sich um digitale Downloads handelt nur schwer einordnen. Es ist mir somit leider nicht möglich zu beurteilen ob der muffige Sound den ich höre, auf der Kauf-CD oder Vinyl Version ebenso klingt, oder ob es nur an der MP3 Qualität liegt. Schade dass diese Frage nicht geklärt werden kann.
Inhaltlich gibt es an Symphony Of Shadows nichts auszusetzen...wie eingangs erwähnt werden Doom-Jünger voll auf ihre Kosten kommen. Craig Junghandel kann getrost als Entdeckung gefeiert werden, seine Vocals passen zur Platte wie der berühmte Arsch auf den Eimer.


Der Aufbau der Songs folgt einem Schema dass nicht unbedingt als revolutionär bezeichnet werden muss. Langsame, tiefergelegte Gitarrenriffs...ein präzises, trockenes Schlagzeug und ein hörbarer aber unspektakulärer Bass bilden das Fundament. Junghandels Gesang, chorale Backingvocals und gelegentliche Ausflüge in Form eines Gitarrensolos machen aus den Stücken eine amtliche Angelegenheit. So entsteht eine tief in den Anfängen unserer heissgeliebten heutigen Doom-Musik verwurzelte Atmosphäre, die keinerlei Anspruch auf Perfektion erhebt...sehr wohl aber eines möchte: Den Hörer abhohlen auf eine einstündige Reise in die Welt des traditionellen Doom Metal. Cool, fett, hart und vor allem düster. Und genau das gelingt den Jungs. Die Platte folgt diesem roten Faden von Anfang an, wodurch sich die Scheibe gut an einem Stück durchhören lässt.
Wer allerdings perfekt produzierten Metal erwartet, sollte sich die Platte vorher einmal anhören. Wie erwähnt kann ich den Sound schlecht beurteilen, bin selber allerding auch kein High-End Fanatiker, dafür gibt es auf dem Metal Sektor einfach zu viele Low-Budget Produktionen.
Symphony Of Shadows startet mit Saviour sofort ohne langes Schnickschnack durch. Die düstere Atmosphäre verbreitet sich trotz Uptempo sofort. Geil finde ich dass trotz erwähnter Defizite alle Instrumente zu hören sind, und die Gitarrenriffs zusammen mit Junghandel's Vocals die Stimmung machen. Das geht mit dem wesentlich getrageneren Lord Of Desolation weiter, das mit einem finsteren Sprechgesang und einem gelungenenen Gitarrensolo punkten kann. Der Übergang zur nächsten Nummer Son Of Darkness wurde bei Black Sabbath geklaut, ich weiss nur grad nicht bei welcher...passt aber. Son Of Darkness wird von einem tonnenschweren Riff dominiert, und weiss durch den Wechsel zwischen anfänglich angezogener Handbremse und Temposteigerung zum Ende zu überzeugen. The Plague ist die Ruhe vor dem Sturm, denn mit D.E.D. kommen wir zum ersten Highlight. In der 7-minütigen Nummer lassen die Bedemons die Zügel schleifen und verlieren sich in einem geil und fett groovenden Mittelteil der zum Kopfnicken (sagt man heute noch Headbangen, wo das doch gesundheitsschädlich ist?) einlädt. So soll es sein und kann gern so weitergehen. Track Nummer sechs, Kill You Now schlägt aber in eine andere Kerbe, hier dominiert ein geiler Drumbeat inklusive passender Handclaps, im langsameren Mittelteil bekommen wir ein Bass- und Gitarrensolo geboten, so geht die kurzweilige Nummer zügig vorbei. Godless enttäuscht mich ein wenig, rauscht etwas uninspiriert an mir vorbei, das Gitarrenriff will nicht enden und auch sonst passiert hier nicht viel sensationelles. Ein kurzes Break und das war's. Was aber nicht an Craig Junghandel liegt, der reisst die 9-Minuten-Nummer noch ein wenig heraus...
Mit Hopeless, ebenfalls ein 9-Minüter, legen Bedemon nochmal 'ne Schippe drauf. Das Songwriting hat es in sich, von Eintönigkeit keine Spur, Tempiwechsel und ein passender Keyboardteppich zwischendurch lassen auf ein ansprechendes Ende einer bisher passablen Platte hoffen...zeitweise driftet man hier sogar in Monster Magnet'sche Klangteppichgefilde ab. Was an Godless zu lang war hätte die Band hier gerne dranhängen dürfen...Bravo. Eternally Unhuman hat jedoch, ähnlich wie Godless, ausser einem Akustikteil im Mittelteil nicht wirklich viel zu bieten und wirkt sehr gepresst und leider...einfallslos. So schliesst die Platte mit einer etwas schwächeren Nummer ab. Schade, mit etwas mehr Pfiff hätte man das vermeiden können.

Was bleibt ist ein Album, welches sicher von seiner Vorgeschichte lebt, dem Ganzen Drumherum um den Mythos Bedemon und Pentagram. Alles in Allem eine hörenswerte Platte, aber kein Meilenstein.

















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