Samstag, 2. März 2013

Hercules Propaganda




Band: Hercules Propaganda
Album: Hercules Propaganda
Spielzeit: 39 Minuten
Plattenfirma: Fuzzmatazz Records
Veröffentlichung: 26.Januar 2013
                          http://www.fuzzmatazz.com/             

Wertung: 8,5 / 10


Trackliste:

1. Introduction
2. Power To Rock
3. Hunter & Collector
4. Electric Diva
5. Boiling Blood
6. Mammuth
7. Children Of Satan


Hercules Propaganda. Die Band aus Jena hat einen neuen Freund. Mich. Ob die jetzt wollen oder nicht.

Introduction:
An einem dieser langen,  trüben und kalten Nachmittage einer nicht endenden wollenden Winterdepression hatte ich den Debut – Diskus der mir bisher unbekannten Truppe im Briefkasten. Einige Zeit später stand meine zornige, knopfäugige Nachbarin vor meiner Tür und drohte mit einer einstweiligen Verfügung und dem Abstellen meiner Stromversorgung bei den Stadtwerken, eventuell auch mit der Entsendung der GSG 9, aber das konnte ich nicht genau verstehen, weil in meiner Anlage die “ Hercules Propaganda lief – zum nunmehr dritten Mal in Folge.  Also egal, nichts konnte mir an diesem Abend meinen unerwartet eingetroffenen Lauf einbremsen. Störungen waren da nur noch begleitendes Schmückwerk. Randglossen einer Rockerbiographie.

Musikalisch ziemlich ausgebuffte Burschen, dieses Thüringer Powertrio. Die Jungspunde  spielen einen beinharten Boogie, der in seinen starken Momenten fast  vergleichbar auf dem  aktuellen “Vanderbuyst“- Level tänzelt und den sie selbst  als “Gigantenrock“ bezeichnen. Die Band besteht aus

Fritze: Gitarre / Vocals   - Faible für rote Lackstiefel und Kapitänsmützen und Sonnenbrillen,
Acki : Bass /Backingvocals - Faible für knorzige Lederwesten und Sonnenbrillen,
Andi: Drums /Backingvocals – der Hippie als Trommelderwisch im (physikalischen) Hintergrund. Auch Sonnenbrille.

Nachnamen /Klarnamen  sind völlig unwichtig, hier heiligen allein die verwendeten Stilmittel alle und jedwede Zwecke.
“Introduction“ eröffnet den 39zigminüter, ein  Instrumentalstück, auch gleich ein Mikrokosmos der folgenden Kanonenschläge: forsche Gitarrenriffs, flinke Licks, eingeflochtene Melodieparts, treibender Groove.  
Im Kolorit eine leicht punkige Attitüde, irgendwo winken gar alte Michael Schenker und verschämte Parfitt / Rossi.  Alles auf einem hohen spielerischen Level. Gut, die Lyrics sind jetzt mal unter Augenzwinkern zu goutieren. "Power To Rock" in etwa wurde verbal aus den Baukasten der Rockmusik schabloniert, aber das bleibt eine gewollte Konstante, geht somit in Ordnung und beschert uns ein eher joviales Dauergrinsen-  “Children Of Satan“ etwa als bitterböse Abschlussprosa mit der Stimme des Hinkefüßigem im Of…oder der hier: „Electric –Diva; I want you wild and hot…. “ Grrrrrr....
Gleichwohl macht diese Platte mächtig Spaß, da das Songwriting zwar ständig um die Ecke gebogen wird aber dennoch existent ist, in den einzelnen Song verdammt viele abwechslungsreiche Variablen einegebosselt  sind und jederzeit ein unglaublich dynamisch drückender Spielfluss gehalten wird. Allerdings; die Klassikerabfolge: Strophe – Refrain – Bridge - sollte man  bei den kraftmeiernden Propagandisten nicht immer erwarten, iss nich Standart bei den Kollegen.  Fast ein bisschen verfrickelt, die ganze Kiste.
Die Gitarrenarbeit wird niemals langweilig, ist gekonnt gezockt  und facettenreich, „Elektric Diva" beginnt zum Beispiel als hendrixsches –Wah wah – Fuzz.  Die nötigen Breaks sitzen an der richtigen Stelle um 2013 für den guten alten Onkel Rock und die Tante Roll nicht langweilig zu klingen, Beispiel der Track Mammuth.  Fritzes Gesang passt perfekt dazu, obwohl man im ersten Durchgang fast etwas verprellt wird…  klar, er presst stellenweise ganz schön, aber die Stimmlage könnte eben auch nicht anders denkbar sein.

Doll.


Ich erlaube mir zur Abrundung ein Bandzitat:  

“ HERCULES PROPAGANDA sind Visionäre: Ihre Vision ist eine Orgie nackter, betrunkener und glücklicher Menschen, die einzig und allein dem Gott des Rock´n´Roll huldigen!"  

Zu derartigem Anspruch sind die Jungens bei meinerseits antennensensorisch gelagertem Auditorium passgenau an der richtigen Andockstation.Das alles atmet Spirit!
Wer hätte das gedacht: hier hagelt es doch bärenstarke 8,5 Punkte. Zudem die Produktionstechnik völlig in Ordnung geht.
Der Vertrieb der Platte erfolgt (auch als Vinyl) über die Bandhomepage oder das Label. Solltet Ihr Euch echt überlegen…

Stephan Schneider

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