Mittwoch, 1. Mai 2013

Tobias Sammet's Avantasia - The Mystery Of Time

Band:Tobias Sammet's Avantasia
Album: The Mystery Of Time
Spielzeit: 71:45 min

Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 05.04.2013
Homepage: www.tobiassammet.de



WERTUNG:  10 mit * von 10

 


Tracklist:

01. Spectres 
02. The Watchmaker’s Dream
03. Black Orchid
04. Where Clock Hands Freeze
05. Sleepwalking
06. Savior In The Clockwork
07. Invoke The Machine
08. Whats Left Of Me
09. Dweller In A Dream
10. The Great Mystery
11. The Cross And You (Bonustrack)
12. Death Is Just A Feeling (Alt.Version - Bonustrack) 



Man kann über Tobi Sammet ja durchaus geteilter Meinung sein. Manche mögen seine langen Ansagen nicht - ich finde sie zum Teil sehr amüsant, amüsanter jedenfalls als die ach so böse dreinguggenden Metaller oder sich wichtignehmende Muckerpolizei, die auf der Bühne keine Mine verzieht.
Dann gibt es diejenigen, die sagen, dass Tobi die guten Songs nur für Avantasia aufhebt, während der Ausschuß für Edguy übrigbleibt. Auch dagegen lege ich mein Veto ein, trotz der durchaus vorhandenen Schnittmengen beider Truppen sind Avantasia doch bei weitem orchestraler angelegt während Edguy mehr im erdigeren Hard'n Heavy Bereich anzusiedeln sind. Nach der triumphalen letzten Tour sollte Avantasia an sich zu Grabe getragen werden, doch zum Glück hat Meister Sammet eine Kehrtwende gemacht und legt anno 2013 ein neues Scheibchen namens "The Mystery Of Time" vor, dass die Meßlatte für die Alben des Jahres 2013 gewaltig hoch legt.
Irgendwie hat man bei Sammet nie das Gefühl, dass es sich hier um "Arbeit" handelt, man spürt nahezu, dass der Gute selbst durch und durch "Fan" ist und kann sich förmlich sein Leuchten in den Augen vorstellen, wenn auf "seiner" Scheibe Größen wie Biff Byford, Joe Lynn Turner oder Eric Martin zu hören sind. Und Hand aufs Herz: Kompositorisch ist Sammet für mich wirklich ein kleines Genie, wenn es um bombastische Rockmusik geht, die sich im Fahrwasser von Queen, Meat Loaf Magnum gekreuzt mit einer guten Schippe Metal bewegt. Als Alter Queen-Fan jagt es da einem bei manchem Song durchaus einen wohligen Schauer über den Rücken und ich kann mich lange an keine Platte mehr erinnern, die mich beim ersten Hören bereits so in den Bann gezogen hat, dass sich das alte Queen-Feeling eingestellt hat beim allerersten Durchhören. 
Die Ankündigung, dass auf "The Mystery Of Time" (natürlich wieder ein Konzeptalbum, welches eine märchenartige Story zum Thema "Zeit" behandelt ) diesmal ein "echtes" Orchester spielt, klingt auf den ersten Blick wenig spektakulär, beim Hören der Scheibe wird einem aber durchaus bewusst, welche zusätzliche Tiefe "echte" Streicher im Vergleich zu synthetischen dem Ganzen geben.
Bei der Einleitungsnummer "Spectres" bereits zu hören, welches mit einem unwiderstehlich mitreißenden Chorus ausgestattet ist und bei dem sich Joe Lynn Turner als Gast die Ehre gibt. Ein wahrlich majestätischer Einstieg in die CD. Der Ex-Rainbow-Shouter ist auch auf "The Watchmakers' Dream" vertreten, einer Hymne, die aufs Gaspedal drückt und welche Arjen Lucassen mit einem  tollen Solo veredelt. Einziger leichter Kritikpunkt meinerseits an dem Song ist, dass er ziemlich plötzlich mit einem Fade-Out endet. Klingt irgendwie unvollständig, als ob man nicht gewusst hätte, wie mit dem Track weiter zu verfahren ist. Dennoch über alle Zweifel erhaben. Prominente Unterstützung auch bei "Black Orchid": Saxon's Biff Byford an den Stimmbändern, der beweist, dass er auch sehr melodisch singen kann und Ex-Kiss Bruce Kulick mit einem Gitarrensolo. Das Stück ist im Midtempo- bis langsamen Bereich angesiedelt, wirkt aber über seine volle Distanz von knapp sieben Minuten nie langweilig .
Natürlich gehört zu einer Avantasia-Scheibe auch das Kiske'sche Organ. Auch wenn man live bei ihm immer noch nicht ganz sicher ist, ob er sich im harten Musikbereich nun doch wieder wirklich wohlfühlt, ist es immer ein Ereignis, wenn er mit seiner klaren, hohen Stimme zum Einsatz kommt. So auch auf "Where Clock Hands Freeze", einer sehr schnellen Nummer, die diejenigen Lügen straft, die nach den letzten Alben gemeint haben, Tobi hat das Schreiben von Doublebass-Speed-Hymnen verlernt. Im Gegenteil, die neue CD hat etliche Tracks, die wieder mehr zu den Ursprüngen der ersten Ava-Alben gehen und das ist gut so. 
Bei "Sleepwalking" höre ich die Metalpolizei aber trotzdem wieder "Ausverkauf" rufen, handelt es sich bei diesem Stück doch um eine ruhige, fast schon "poppig" zu nennende Nummer, zu der auch ein Video am Start ist (siehe unten). Als Duettpartnerin wurde Cloudy Yang ausgewählt, die eine mehr als gute Figur macht und den Track, der sich im weiteren Verlauf von einer langsamen Ballade zu einem locker-flockig treibenden Stück entwickelt , perfekt intoniert.
Auf "The Mystery Of Time" kommen auch die Fans der epischen, langen Breitwandstücke nicht zu kurz. Das erste von zweien lautet "Saviour in The Clockwork", auf dem wieder Biff zu hören ist und auch Bruce Kulick zu seinem zweiten Einsatz kommt.  Auch Joe Lynn Turner und Michi Kiske geben sich auf diesem "Allstar - Song" wieder die Ehre. Das Orchester zu Beginn ist hierbei wieder Gänsehautgarant. Der Chorus ist erhaben und der Track bietet alles von treibenden Passagen bis zu ruhigeren Parts - irrsinnig atmosphärisch das Ganze.
Ronnie Atkins von den Pretty Maids hat dann auf "Invoke The Machine" seinen Auftritt, der Song erinnert durchaus an die Dänen und Ronnie, auch wenn er kein Tenor mehr werden wird, liefert eine tolle Performance ab und macht den Song zu seinem eigenen.
Den Titel "Ballade des Jahres" ist "What's Left Of Me" meiner bescheidenen Meinung nicht mehr streitig zu machen. Das ist Gänsehaut pur, vorgetragen zusammen mit Eric Martin, der auch auf der laufenden 2013er Tour dabei ist. Der Chorus lässt einen abheben - was für ein Stück Musik!
Das ultramelodische "Dweller In A Dream" bietet wieder ein Duett Kiske/Sammet, das seinesgleichen sucht. Die Doublebass knallen einem dabei nur so um die Ohren. 
Als Ausklang gibt es wieder Episches in Form von "The Great Mystery". Hier zieht Sammet erneut über 10 Minuten lang alle Register und macht uns den Meat Loaf. Fast hätte man ihn schon vermisst, aber endlich ist Bob Catley zu hören, den Sammet wie auf jeder Avantasia-Scheibe gekonnt in Szene setzt. Überhaupt muss man sagen, dass alle Sänger weitaus besser klingen als auf den meisten ihrer letzten eigenen Veröffentlichungen. Der Track erinnert mich gegen Ende, als er mehr Fahrt aufnimmt, irgendwie an "Bat Out Of Hell". Ein gekonnter Schlußpunkt.
Als Bonustracks gibts es mit "The Cross And You" noch einen straighten Rocker und  "Death Is Just a Feeling" von der "Angel Of Babylon"-Scheibe, diesmal aber mit Tobi am Mikro. Jon Olivas düstere und fiese Gesangsparts passen aber trotzdem  irgendwie besser zu dem Song.

Als Fazit bleibt für mich, dass "The Mystery Of Time" die bislang beste Scheibe 2013 darstellt. Für Liebhaber von opulenter Rockmusik ein Freudenfest, die hochkaratigen Gäste machen ihren Namen alle Ehre. Waren auf den beiden letzten gemeinsam erschienenen Avantasia-Alben vielleicht doch ein paar Füller enthalten, so erkenne ich auf dem neuen Werk wirklich keinerlei Schwachpunkte.
Neben der Musik ist auch das Artwork klasse. Das Cover ist mir persönlich zwar etwas zu märchenhaft, aber die "Buchversion" im Lp-Format ist wirklich wunderschön, mit der gesamten Story, einer Bandbiographie, einem Sammet-Interview  sowie etlichen unveröffentlichten Fotos. Für Sammler ein wahrer Traum. Inwieweit man dann noch eine farbige Doppel-Lp (noch dazu in mehreren Ausführungen?!) braucht bleibt mal dahingestellt. Das ist für mich doch etwas zuviel Overkill und eher der Versuch, so viel Geld wie möglich aus den willigen Fans herauszupressen.

Wer das Glück hatte, Avantasia auf ihrer laufenden Tour 2013 gesehen zu haben, wird hoffentlich genauso begeistert gewesen sein wie so ziemlich alle Anwesenden. Wo bekommt man heutzutage für unter 40 Euro fast 3 1/2 Stunden hochklassige Musik geliefert? 

Zum Abschluss noch ein Wort in eigener Sache: Schade, dass manche Plattenfirmen trotz Zusage leider nicht gewillt sind, einem kleinen aufstrebenden Online-Blog-Magazin keinerlei Vorabversion zur Verfügung zu stellen obwohl dies ausdrücklich zugesagt wurde. Aber das nur nebenbei, wer kann schon etwas für seinen Arbeitgeber?!? Ich zücke natürlich  unabhängig von diesem kleinen Ärgernis die Höchstnote und bedanke mich bei Sammet und Co. für diese tolle Scheibe.

Martin




  
   

 

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