Montag, 14. Oktober 2013

Horisont - Time Warriors



Band : Horisont
Album : Time Warriors
Spielzeit : 33:09 Min.
Veröffentlichung : 27.09.2013
Plattenfirma : Rise Above / Soulfood
Homepage : www.facebook.com/horisontmusic

Wertung : 8 von 10

Trackliste :

  1. Writing On The Wall
  2. Diamonds In Orbit
  3. Ain't No Turning Back
  4. Backstreet
  5. Vänd Tillbaka
  6. She Cried Wolf
  7. Brother
  8. Dödsdans
  9. Eyes Of The Father
  10. All Must Come To An End Part I & II

Wenn mich einer nach aktuellen, guten schwedischen Bands fragen würde (aber mich fragt ja keiner), wären Horisont garantiert Teil meiner Antwort. Die fünf Göteborger konnten mich ja schon 2012 mit ihrem Zweitwerk Second Assault ziemlich begeistern und nun wird der dritte Longplayer, Time Warriors, auf den Markt geworfen.

Ob sie es wollen oder nicht, Horisont sind Teil einer Welle von Bands die in den letzten Jahren die harte Rockszene geradezu überschwemmt haben. Wie auch immer man diese Flut letztlich nennen möchte, ob nun Retro-, Classic-, Stoner- oder schlicht Hardrock, ob sie nun Horisont, Orchid, Rival Sons oder Graveyard heissen, alle haben sie einen Schritt zurück in die Musik der 70er Jahre gemacht und den Fans harter Musik gegeben was sie lange Jahre vermisst haben: Bodenhaftung, natürlich klingende Musik und Produktionen weg vom nach Plastik klingenden Datenmüll, weg vom "loudness war" der letzten Jahre. Ein wachsender Teil der Hörerschaft will sich offensichtlich immer noch (oder wieder) mit dem Produkt seiner Wahl beschäftigen, will sich Zeit nehmen und echte Handarbeit statt Computersounds geniessen. Da wundert es nicht dass viele Veröffentlichungen, ganz back to the roots, in schicken und sauteuren Vinyl-Formaten verschiedenster Farben, Pressungen und Verpackungen angeboten (und gekauft) werden. "700 Black, 400 Solid Purple, 400 Trans Green, 100 Crystal Clear Die Hard (no more than one copy per customer please), 150 Solid Gold Die Hard (no more than two copies per customer please). All vinyl editions come in heavyweight single vinyl with gatefold sleeve. Die Hards come with a set of special Horisont dog tags and poster on uncoated paper", so liest sich der Vinyl-Wahnsinn im vorliegenden Fall.

Und so hetzt im Zuge der angesagten Retro-Trends, wenn es schlecht läuft, demnächst eine ganze Branche selbst hinter Bands her, die Onkel Josefs Schlaghosen ausgegraben haben und sich die Flaum-Koteletten unterm Kinn zusammenknoten können, beim Stimmen der Gitarre aber den Musiklehrer fragen müssen. 
Läuft es aber gut, entdecken wir mehr Musik des Schlages Horisont. Denn dass die Band Qualität abliefert, wissen wir schon länger...jetzt aber liefert sie auch noch den Beweis ab dass sie in der Lage ist, diese konstant zu reproduzieren. Denn wie bereits 2012 liefern uns Axel (voc.), Charles (git.), Kristofer (git.),  Magnus (bs.) und Pontus (dr.) die Portion erdig-melodiösen Hardrocks, die erwartet wurde. 

Mit 33 Minuten fällt Time Warriors zugegeben recht kurz aus, mir ist ein Album mit Höhepunkten allerdings zehn mal lieber als eine Endlosplatte die ich nur mit Zahnstochern unterm Augenlid durchhören kann. Die Produktion hätte für meinen Geschmack einen Tick luftiger ausfallen dürfen, doch...und darüber hatte ich ja Eingangs geschrieben...scheint sich hier ein "branchenüblicher" Sound zu etablieren, der eher nicht ganz glasklar herüberkommt. Ich hätte zum Vergleich noch gern die Vinyl-Ausgabe herangezogen, diese werden zur Bemusterung allerdings eher nicht versendet. 


Zurück zu Time Warriors. Zehn Songs feuern Horisont ab, zehn starke Nummern, mal dominiert von eingängigen Gitarren-Leads, dann wieder von der peitschenden Rhytmusgitarre, dazu ein treibendes Schlagzeug, ein leider etwas schwacher Bass aber vor allem: Einem über allem thronenden Falsett-Gesang. Meine Herren...im Mittelalter hätte Axel jeden ohne-Eier-Wettbewerb im Nu gewonnen, dermaßen hochfrequent tönt sein Organ. Aber, und das ist das Schöne daran, er kann auch die etwas tieferen Stimmlagen (All Must Come To An End), somit verkommt seine Stimme nicht zum nervtötenden Selbstzweck, sondern darf eher als Bereicherung angesehen werden. 
Die 33 Minuten sind also schnell vorbei, denn Eintönigkeit herrscht niemals. Ob die Songs nun Writing On The Wall, Diamonds In Orbit, Brother oder She Cried Wolf heissen, die Horisont-Rechnung geht auf, ich höre mittlerweile den fünften oder sechsten Durchlauf mit wachsender Begeisterung. Nun mag es sicher Leute geben, denen Axels Organ den Zahn zieht, ich darf aber auch hier die Empfehlung aussprechen, es mal mit Time Warriors zu versuchen, weil genannte Stärken eindeutig dominieren. 

Mich haben die Schweden erneut überzeugen können. Ach ja, den Sprachkurs für den nächsten Aufenthalt im Pippi Langstrumpf- und Kötbullar-Land könnt Ihr Euch schenken, mit Vänd Tillbaka, was soviel heisst wie "sich umdrehen" und Dödsans (Totentanz) liefert die Band noch zwei Songs in ihrer Muttersprache. 
Die Übersetzung bekommt Ihr von Eurem freundlichen Rockingboy-Magazin selbstredend gleich mitgeliefert ...


Bernd Fischer

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