Freitag, 26. Oktober 2012

Beth Hart - Bang Bang Boom Boom

Interpret: Beth Hart
Album: Bang Bang Boom Boom
Spielzeit: 48:50
Plattenfirma: Mascot Records (Rough Trade)
Veröffentlichung: 05.10.2012
Website: bethhart.com


Wertung:  7 von 10

 

Tracklist:

01. Baddest Blues
02. Bang Bang Boom Boom
03. Better Man
04. Caught Out In The Rain
05. Thru The Window Of My Mind
06. With You Everyday
07. Spirit Of God
08. Swing My Thing Back Around
09. There In Your Heart
10. The Ugliest House On Our Block
11. Everything Must Change

 

 

Gleich zu Anfang eine Entschuldigung vorweg - ich kann mit Joe Bonamassa absolut nichts anfangen. Das wäre nun nicht weiter tragisch, man meidet die in vierteljährlichem Rythmus erscheinenden Scheiben dieses Beamtenrockers und gut ist. Problematisch wird das Ganze, wenn der Gute (?) seinen Einfluss auf andere Künstler ausübt, die man selber sehr gerne mag und diese sich dann - nicht unbedingt zu ihren Gunsten - verändern. So ist diese Review ein schwieriges Unterfangen. Als Beth Hart auf der letzten Tour zu dem grandiosen "My California"-Opus  ankündigte, dass sie gemeinsame Sache mit einem Top-Gitarristen machen werde, war meine Freude groß. Dachte ich dabei doch an Slash, mit dem sie auf ihrer letzten eigenen Studioscheibe den Track "Sister Heroine" zum Besten gab. Wie lang mein Gesicht wurde, als verkündet wurde, dass es sich um Joe B. handelt, kann man sich vorstellen. Ein paar zaghafte Versuche in das (Cover-)Werk "Don't Explain" der beiden reinzuhören waren nicht von Erfolg gekrönt und die Platte ist bis heute das einzige Beth Hart-Werk, dass ich nicht besitze. Naja, dann eben warten auf das nächste Studiowerk, welches nach dem doch sehr ruhigen aber dennoch famosen "My California" wieder als "rockig " angekündigt wurde. Leider wurden aufgrund ihrer Begeisterung und offenbar auch wegen des Erfolges von "Don't Explain" alle Pläne über den Haufen geworfen. "Bang Bang Boom Boom " (ein wirklich blödsinniger Titel!) ist alles andere als ein Rockkracher vor dem Herrn sondern noch viel ruhiger als "My California". Dies muss ja grundsätzlich nichts schlechtes heißen, ruhige Scheiben können auch famos sein. Bei vorliegendem Werk kann ich die Lobeshymnen, die man anderweitig hört leider nicht vollends teilen. "Beth Hart ist beim Blues angekommen" - so eine der Stimmen der Fachpresse. "Wäre sie da doch gleich wieder umgedreht und hätte einen anderen Hafen angesteuert" denke ich mir da. Klar war sie schon immer recht angebluest, aber hat dies doch mit eher rotziger Rock-Attitüde schön vermengt. Auf "BBBB" sind nunmehr viele Bluesballaden zu hören, die einzig und allein von Beths wirklich genialer Stimme und ihrem ausdrucksvollem Pianospiel getragen werden aber m.E. teilweise wirklich entweder langweilig sind oder sich zu oft wiederholen. Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass Blues die Wiege der Rockmusik ist, dennoch sind diese ganzen Neo-Blues-Bürschchen wie besagter angeblicher Wundergitarrist oder Leute wie Sayce oder Freischlader absolut nichts für mich und dazu stehe ich. Das sind im Wesentlichen aufgewärmte Sachen von früher, die langweiliger nicht sein können. Beth Hart hat es diesmal fast auch erwischt, in diese belanglose-RIchtung abzudriften, kriegt aber gottlob trotzdem noch die Kurve. "Baddest Blues" ist so bad ja nun nicht, eine wirklich gute Bluesballade, aber als Anfang eines Albums doch eher etwas deplaziert. Die Kevin Shirley-Produktion (den hat sie von Herrn B. gleich mitübernommen) ist hörbar und druckvoll wie man es von ihm kennt, für rauhe Bluestöne m.E. aber fast etwas zu geschliffen. Das swingende Titelstück schließt sich an, natürlich auch wieder genialst gesungen aber im Refrain mir irgendwie etwas zu kindisch und dümmlich. "Better Man" ist einer der leider wenigen Songs die durchaus etwas Rock-Flair in den Laden bringen, schön rauh gesungen und performed. Ein Titel, den man 110% auch auf der nächsten Tour hören wird, die Beth Ende November auch wieder nach Deutschland führen wird. "Caught Out In The Rain" ist im selben Stil wie "Baddest Blues", genau genommen unterscheidet die beiden Songs, wenn man es mal ohne Fanbrille betrachtet, nicht wirklich viel voneinander. "Swing My Thing Back Around" ist - wie der Titel schon sagt - ein reines Swing-Stück mit Bläsern und allem möglichen Trara, welches zu dem neuen Image (mehr dazu später) ziemlich passt. Muss aber nicht jedem gefallen, geht in etwa in die Robbie-Williams-Swing-Ecke, nur eben mit geilem Gesang. Nicht wirklich meine Welt. "With You Everyday" ist bereits die nächste Blues-Piano-Ballade. Also entweder ist die Musikrichtung noch beschränkter in ihren Stilmöglichkeiten als ich dachte oder es liegt wirklich an mir, dass ich den Song für das bereits dritte "Baddest Blues" auf der Scheibe halte. Erneut famos gesungen aber leider eine weitere Wiederholung von bereits Gehörtem. Endlich werden die Blueselemente auf die Seite geschoben und mit "Thru The WIndow Of My Mind" wird der mit Abstand beste Song der CD abgeliefert. Atmosphärisch, poppig aber mit Tiefgang und kein Bonamassa weit und breit. Klasse Song, der verlorenen Boden gutmacht. "Spirit Of God" ist dann zwar wieder bluesig-swingend aber mit Kick und Bläsern, sicher auch ein geiler Live-Song. "There In Your Heart" - man ahnt es bereits - ist eine erneute Bluesballade, diese aber diesmal doch etwas anders als die drei vorherigen. Hier ist auch JB an der Gitarre zu bewundern (?). Netter Song aber trotzdem. Das zweite Highlight der CD ist "The Ugliest House On The Block", den man bereits von der letzten Tour kennt. Das ist die "alte" Beth Hart wie man sie liebt mit witzigem Text dazu. Ein schöner Fun-Song, der Laune macht. Mit "Everything Must Change" klingt die CD dann balladesk aus wie sie begonnen hat. Ich habe mir die Scheibe nun sehr oft angehört und gewartet, bis es "klick" macht, aber leider warte ich da jetzt noch drauf. Mir ist das ganze etwas zu ruhig und eintönig, man kann auch sagen etwas zu langweilig. Auf der Habenseite stehen die etwas rockigeren Tracks und die wie immer über alle Zweifel erhabene Wunderstimme von Beth Hart. Was mich dann doch etwas stört, weil es m.E. absolut nicht zu ihr passt, ist der ziemliche Imagewandel der Guten. Sie macht ja nun auf 40er Jahre-Pin-Up Girl (laut eigenen Aussagen!). Nicht, dass ich falsch verstanden wäre, sie ist sicherlich sexy und schön anzusehen, doch "meine" Beth Hart war diejenige, die mit zerfetzten Jeans auf der Bühne kniet und sich ungeschminkt und nicht minder hübsch die Seele aus dem Leib schreit. Diese Zeiten scheinen offenbar vorbei zu sein, laut ihren Ankündigungen wird das Image wohl auch auf der Bühne so fortgeführt wie im Booklet zu sehen. Passt m.E. irgendwie nicht, schon gar nicht auf kleinere Club-Bühnen. Wirkt auf mich aufgesetzt und etwas nach dem Motto "Sex Sells".  So ist es wie es ist - ich bin der Meinung, Joe B. hat ihr alles andere als gutgetan, vielleicht lädt sie ja auf der nächsten CD dann doch Slash ein, der sie dann wieder auf den richtigen Weg führt. Leider die bislang für mich schwächste Beth-Hart-Scheibe. Live werde ich sie mir aber trotzdem wieder ansehen. Unten noch das Video zum Titeltrack - wer sie nicht erkennt: JA SIE IST ES WIRKLICH! Mit Fanbrille so ach und Krach noch 7 Punkte wert. Kein Vergleich zu "My California" der gar "37 Days" und doch eine mittelschwere Enttäuschung.

Martin


 

  

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