Kiss - Monster

Band: Kiss
Album: Monster
Spielzeit: 43:39 min.
Plattenfirma: Universal
Veröffentlichung: 08.10.2012
Website: www.kissonline.com


Wertung:   9 von 10



 Tracklist: 

01. Hell Or Hallelujah
02. Wall Of Sound
03. Freak
04. Back To The Stone Age
05. Shout Mercy
06. Long Way Down
07. Eat Your Heart Out
08. The Devil Is Me
09. Outta This World
10. All For The Love Of Rock & Roll
11. Take Me Down Below
12. Last Chance


"No Filler, No Ballads Just Full-Throttle Rock'N'Roll" - so stehts auf dem Sticker der neuen Kiss-CD "Monster". Kiss hatten ja schon immer eine sehr große Klappe und das ist gut so. Besser überlebensgross und selbstbewusst als schüchtern "hallo guggt mal hier ist unsere neue Scheibe" sagen. Mittlerweile kurz vor ihrem 40ten Geburtstag schieben Kiss nach dem 2009er "Sonic Boom"-Werk ihre neue CD raus. "Sonic Boom" war zwar m.E. gut aber doch etwas überschätzt, insbesondere der doch arg trockene 70's Sound trübte das Vergnügen doch ein bisschen. Ganz anders die neue Scheibe. Wieder von Paule Stanley produziert knallt das Ding an allen Ecken und Enden und hat einen megafetten Sound, der fast schon an die legendäre "Creatures Of The Night" von 1982 erinnert. Wie schon auf der Vorgängerscheibe ist auch hier wieder sehr überraschend, dass die Songs von Schlabberzunge Simmons mit die Besten sind. Das war früher (besonders in den 80ern) einmal ganz anders, da gehörten die Gene-Songs doch eher zum Füllmaterial eines Kiss-Albums. Ebenfalls auffällig, an wie vielen Songs Tommy Thayer am Songwriting beteiligt war. Der Mann scheint angekommen zu sein und ist weitaus mehr als nur der Ace-Clone. "Hell or Hallelujah" gab es schon vor geraumer Zeit als Vorabsingle, leider nur digital. Vergleicht man die Soundqualität mit der der Itunes-Version wird einem wieder einmal klar, warum man weiter phyische CDs kaufen sollte. Der Sound ist bei weitem fetter als die Festplatten-Version. Warum also für ein minderwertiges Produkt etwas zahlen, wenn man etwas Vollwertigeres haben kann, zudem mit (sehr gelungen gestaltetem) Booklet sowie wahlweise einem 3D-Cover (was aber kernig Aufpreis zur Normalversion kostet). "Wall Of Sound" ist nicht von ungefähr her so betitelt, ein richtig fieser Simmons-Stampfer in 1a-Manier. "Freak" ist dann wieder eine Stanley-Komposition. Die auch eher Midtempo gehaltene Nummer überzeugt und hat einen sehr melodischen Chorus und lädt ebenfalls zum Mitgröhlen ein. Kiss sind sicher keine Rush oder Dream Theater aber das waren sie nie, der Spass steht hier im Mittelpunkt und den hat man bei der CD zur Genüge. Das Intro zu "Back To The Stone Age" hat einen irren Bass, überhaupt ist dieser ziemlich weit upfront gemixt, was ich sehr gelungen finde, auf manchen Scheiben kann man den Bass ja wirklich nur erahnen. Hier kommt er schön fett und laut aus den Boxen. Das Steinzeitlied ist eine flotte Simmonsnummer mit einem erneut locker ins Ohr schmeichelndem hymnischen Chorus. Sehr stark.  "Shout Mercy" mit seinen "Woo-Hoo"-Chören erinnert etwas an "Sympathy For The Devil" von den alten Steinen, sehr 70's gehalten aber in modernem Soundgewand. Der Chorus kann hier zwar nicht ganz überzeugen, der Track ist aber auch nicht als Füller zu bezeichnen. "Long Way Down" erinnert am Anfang (und nicht nur da) an Gary Moore's "Shapes Of Things", ist aber eher eine der weniger starken Nummern und kommt nicht ganz so in Fahrt wie die Songs zuvor. "Eat Your Heart Out" ist da schon wieder von anderem Kaliber. Der originelle A-Capella-Beginn ist nur die Ruhe vor dem Sturm. Es schliesst sich ein knochentrockenes Kiss-typisches Riff an und der Chorus ist wieder vom Feinsten Kiss pur. Ebenfalls hervorzuheben auf der gesamten Scheibe sind die messerscharfen Soli von Thayer, der sich wirklich aus dem Schatten von Frehley spielt und diesem meiner Meinung nach haushoch überlegen ist. Bei  "The Devil Is Me" ist der Chorus der Schwachpunkt, bis dahin aber auch ein stampfender Simmons-Gröhler vor dem Herrn. Zum Schluss nimmt die Scheibe nochmal gehörig Fahrt auf: "Outta This World", gesungen von Tommy Thayer ist ein etwas an "Shock me" erinnernder staubtrockener Rockdisco-Fetzer, den man hoffentlich auf der 2013er Tour live hören wird. Am 70er-lastigsten ist das lässig von Eric Singer vorgetragene "All For The Love Of Rock & Roll", der Track könnte auch auf "Love Gun" oder "Rock'n Roll Over" stehen. Retro-Kiss at its best! Das Highlight steht jedoch noch bevor und heisst" Take Me Down Below" -  DER Übersong auf "Monster". Der Track macht wirklich keine Gefangenen und ist so ziemlich das Beste, was die 4 seit Jahrzehnten verfasst haben. Sehr geil hier auch die abwechselnden Vocals von Gene & Paul und der Refrain bringt einen zum Abheben. 11 von 10 Punkten alleine für diesen Song. Das erneut von einem fetten Bass-Solo eingeläutete "Last Chance" ist ein gelungener flotter Rausschmeisser-Song von Stanley, der eine Scheibe beendet, die "Sonic Boom" zum Frühstück verspeist und wirklich sehr überzeugend ist. Wo andere ankündigen, dass ihre neue Scheibe rockt und dann den Beweis schuldig bleiben, liefern Kiss genau das was der lechzende Fan will: Knackige Songs, eine Top-Produktion und keine Schmuseballaden. Von daher ist der oben genannte Spruch nicht ganz unangebracht. Bei einer derartigen Scheibe darf man ruhig selbstbewusst ans Werk gehen, aber das sind Kiss ja sowieso immer gewesen(auch wenn mal eine schwache Scheibe dabei war). Auf Itunes gibt es noch den Bonus-Song "Right Here Right Now", der seiner Funktion als Bonustrack gerecht wird und nicht besonders aus dem Rahmen fällt. Wie immer unverständlich, dass es den Song nur als "Album-only" gibt, das heisst, man muss sich die ganze Scheibe nochmal auf itunes kaufen, um in Genuß dieses Stücks zu kommen. Dass hier der Cd-Käufer bestraft wird und illegale Downloads eher angeregt als verhindert werden ist meine persönliche Meinung dazu. Wie auch immer: "Monster" ist ein klasse CD, die Spass macht und im Kisskatalog sehr hoch anzusiedeln ist. Die Tour 2013 kann somit kommen. Danke Jungs!

Martin