Sonntag, 10. Februar 2013

Saxon - Sacrifice



Band: Saxon
Album: Sacrifice
Spielzeit: CD1 39:23 Min. 
Spielzeit: CD2 22:46 Min.
Veröffentlichung: 22.2.2013
Plattenfirma: UDR - The Home Of Legends
Homepage: www.saxon747.com

Wertung: 7 von 10 


Tracklist CD1:

Procession
Sacrifice
Made In Belfast
Warriors Of The Road
Guardians Of The Tomb
Stand Up And Fight
Walking The Steel
Night Of The Wolf
Wheels Of Terror
Standing In A Queue

Tracklist CD2:

Crusader (Orchestrated Version)
Just Let Me Rock (Re-Recorded Version)
Requiem (Acoustic Version)
Frozen Rainbow (Acoustic Version)
Forever Free (Re-Recorded Version)


Oh Mann, grad fällt mir ein, wo und wann ich meine erste Saxon Platte gehört habe...das muss so um 1985 gewesen sein. Crusader hiess das Teil und Kumpel Udo und ich restaurierten Dosenbier-saufenderweise einen alten geschenkten R4. Dauernd lief die Scheibe im ächzenden Kassettendeck und immer wenn Biff sein langgezogenes "Rrrrrock" (Just Let Me Rock) intonierte, fanden wir das besonders geil. Als die Karre endlich wieder fahrtauglich war, machten wir beiden die Straßen unseres Dorfes unsicher, später dann den Führerschein. Was ich damals nicht ahnte war, dass Saxon ihre allerbeste Phase zu dieser Zeit bereits hinter sich hatten und wir noch vor uns...26 Jahre später ist Biff ein alter Sack, und Udo und ich könnten inzwischen auch schon Großeltern sein.


Aber was ist aus der Band Saxon geworden ? Der Adler ist ja immer noch nicht gelandet...hat ein paar Besetzungswechsel hinter sich und legt uns grad sein inzwischen 22 Studioalbum Sacrifice ins warme Nest.
Die Scheibe erscheint, wie heutzutage üblich, in verschiedensten Versionen. "Standard Jewelcase CD", "Limited Edition Deluxe Digibook", "Vinyl LP Picture Disc", "Direct To Consumer (D2C) Fan Package" und "Download via I-Tunes plus Bonus Song" nennt sich der Produktwahnsinn. Kauft sich das irgendeiner eigentlich alles gleichzeitig ?
Naja, ich nehme es hin und konzentriere mich mal aufs Wesentliche.

Mit Procession, einem gefährlich vor sich herdümpelnden (mich an irgendeine Urwald-Filmszene erinnerndes) Intro eröffnen Saxon den Longplayer. Keine Ahnung wie ich das belanglose Geplänkel finden soll.
Dann das Sacrifice-Möderriff. Immer kommt nach einem solchen Intro ein Mörderriff. Ein ehernes Gestz der Branche. Riff...Speed...Doublebass...Riff...Biff. Erstaunlich gut bei Stimme der Kerl. Moment, wie alt war der gleich ? Schnell googeln, aha: 5.Januar 1951, also stolze 62 Sachsenjahre. Hammer. Naja, hat früher eben nur Tee getrunken, nie geraucht, also wird da schon keine Technik im Spiel sein. Man muss auch mal an was glauben...ein Jungsänger-High-Pitch-Scream noch und die Nummer ist vorbei.

Song zwo...Made in Belfast. Um klarzustellen dass wir jetzt nicht mehr im Urwald sind, sondern in Nordirland, holen die Gitarristen erstmal schnell die Mandoline heraus, danach geht es furztrocken und leider nicht sehr spannend weiter. Kurzum, Made In Belfast ist ein Langweiler. Die Jungs nehmen sich eine verdächtig frühe Auszeit, deshalb mittendrin noch mal die schöne Mandoline und dann schnell weg damit. Raus aus Belfast und rauf auf die Piste, die Straße war ja schon immer Saxon-Revier, ihr wisst was ich aus den besseren Zeit im Kopp habe, gelle ?
Warriors Of The Road steigt mit verdammt hoher Motordrehzahl ein und brettert den Highway entlang was das Zeug hält. Moment...die Platte war doch eigentlich langweilig. Irgendwas stimmt hier nicht...jetzt nach dem vierten, fünften Durchlauf hört sich das gar nicht mehr schlecht an, heiliges Sachsenblech...können die es am Ende etwa doch noch ?

Biff hat seinen Jungs "Less Tricks, More Power" mit auf den Weg gegeben, und das haben sich Paul Quinn und Doug Scarratt, die beiden Gitarristen wohl gemerkt, so schön habe ich sie lange nicht gehört. Biff selber glänzt im eingängigen Chorus mit mehrfach gedoppelter Stimme, auch so lieben wir Saxon. Aber warten wir erstmal ab, eine Schwalbe macht ja noch keinen Sommer. Mit einem kurzen Esoterik-Gebimsel-Intro geht's weiter Richtung Guardians Of The Tomb. Eine wunderbare Leadgitarre bestimmt im Wechselspiel mit einer knallharten Rythmusgitarre die schöne Uptemponummer. Was die Sache ein wenig abwertet ist die Tatsache dass sich der Refrain genauso anhört wie beim Vorganger Warriors Of The Road.
Trotz allem: Es fällt hie und da schon auf dass Biffs Stimme, und das kann ja nun echt niemanden wundern, ziemlich gealtert ist. In Ehren wohlgemerkt. Ich stelle einfach mal die freche These auf dass ohne Studiotechnik nicht mehr allzu viel gehen würde.
Aber nochmal: Wer erwartet allen Ernstes einen Biff aus Denim & Leather Zeiten ? Vielleicht er selbst ?

Weiter mit Stand Up and Fight, einer tollen Nummer...schnell und dreckig, mit einem sehr eingängigen Refrain, der direkt ins Ohr geht. Warum nicht ? Walking The Steel kann da nicht ganz mithalten, langsam und schleppend, leider auch etwas schlapp, freut man sich auf Nummer acht. Night Of The Wolf erinnert mich an irgendeinen Song aus der Vergangenheit, und zwar (da isser wieder): Just Let Me Rock, hört mal genau auf Biffs Gesang in der ersten Strophe. Aber das stört mich überhaupt nicht weil die Nummer geil ist. Nicht besonders hart aber eben Saxon, Melodie und Härte im etwa gleichen Verhältnis. Wheels Of Terror baut auf einem feinen Riff auf. Die sonst etwas hüftsteife Midtemponummer haut mich zwar nicht aus den Socken, legt aber im hinteren Teil einen ordentlichen Gang zu und kann somit doch noch leicht punkten.

Somit kommen wir schon zur letzten Nummer: Standing In A Queue. Ein sauberer Basslauf, Gitarre, Schlagzeug im 4/4 Takt und Biff, den ich grad fast mit Brian Johnson verwechselt hätte. Im Ernst, die Nummer hätte auch auf eins der letzten AC/DC Alben geraten können und keiner hätt's gemerkt. Aber: Ein sauberer Abschluss, der nochmal zeigt was die Herrschaften können.
Vom Meilenstein als auch von einer Niete weit entfernt, wird sich Sacrifice irgendwann mal im Mittelfeld des langen Saxon Kataloges einsortieren. Die Platte hat einige gute, aber auch einige schwache Momente, so reicht es immerhin für 7 gute Punkte.

Man mag zum Thema Re-Recordings, acoustic- oder orchestrated Versions stehen wie man will, der eine mag's, der andere nicht. Für mich haben diese Dinge immer den faden Beigeschmack des zum x-ten mal aufgekochten Süppchens. Diesbezüglich stellt CD2 für mich eine nette Beilage dar, mehr aber nicht. Frozen Rainbow und Requiem gewinnen durch die Reduzierung aufs akustische vielleicht sogar etwas hinzu, warum also nicht, doch Crusader und Just Let Me Rock möchte ich lieber im Original hören, ausserdem sind deren Neueinspielungen ziemlich flach und kraftlos geraten. Forever Free gewinnt durch die Neueinspielung deutlich an Tempo, verliert aber an Kraft. 


Bleibt die Freude über ein weiteres Saxon Album welches der geneigte Hardrock Fan ruhigen Gewissens kaufen darf, doch wirkliche Neuigkeiten gibt es eben nicht zu vermelden. 

Business as usual...


Bernd Fischer





 

 



 

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